Magazinrundschau
Bevor die Träume vergessen sind
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
13.10.2020. Die Bulgaren sind längst im 21. Jahrhundert angekommen, nur ihre Mobster-Eliten noch nicht, erzählt Eurozine. In Africa is a Country schildert der Filmemacher Bentley Brown die Identitätskonflikte der sudanesischen Diaspora. Die New York Review of Books wirft einen gründlichen Blick auf die Ungleichheit in Jordanien. Himal erzählt die Geschichte der Missionierung Assams. La vie des idees erinnert an das Massaker der SS in Oradour. In Deadline erklärt Alan Moore, warum er keine Comics mehr schreiben will: Das Genre ist ihm zu bürgerlich geworden.
Eurozine (Österreich), 13.10.2020

Scharfe Kritik üben die Geschichtsprofessoren Cornell Fleischer, Cemal Kafadar und Sanjay Subrahmanyam an ihrem Kollegen Alan Mikhail, der mit einem Artikel in der Washington Post (die die Erwiderung der drei Historiker nicht abdrucken wollte) dem ottomanischen Sultan Selim ein kleines Thrönchen baute. Erst mal sei diese "Große Männer machen Geschichte"-Geschichtsschreibung ja wohl ziemlich altmodisch, schreiben die drei, und zum anderen sei sie fake history und zählen die Fehler auf: Selim hatte keineswegs die Handelsrouten zwischen dem Mittelmeer, China und Indien monopolisiert. Er war als religiöse Autorität in der muslimischen Welt nicht unangefochten. Er machte das Kaffeetrinken in der muslimischen Welt nicht populär (das war es längst). Und er trug keineswegs zur Verbreitung des Protestantismus bei, auch nicht indirekt: "Sein Hauptvermächtnis in konfessionellen Fragen hat nichts mit dem Protestantismus zu tun, sondern mit bitteren Erinnerungen an seine blutige Unterdrückung der 'Ketzerei' in seiner eigenen muslimischen Bevölkerung, eine bedauerliche Tatsache, die in dieser Art von 'Superman-Geschichte' völlig vernachlässigt wird, an die man sich aber zu einem Zeitpunkt erinnern sollte, an dem, dank BLM, staatliche Gewalt überall kritisiert wird."
Außerdem: Mischa Gabowitsch empfiehlt, sich erst einmal die verschiedenen Spielarten des Antifaschismus vor Augen zu führen, bevor man ihn als Kampfbegriff gegen die Rechten in den Debattenring wirft.
Elet es Irodalom (Ungarn), 09.10.2020

Africa is a Country (USA), 09.10.2020

Außerdem: Patrick Gathara fordert eine Reform des Strafsystems oder gleich eine Abschaffung der Gefängnisse in Kenia.
New York Review of Books (USA), 22.10.2020

Himal (Nepal), 09.10.2020

La vie des idees (Frankreich), 09.10.2020

Paris Review (USA), 08.10.2020

Lidove noviny (Tschechien), 07.10.2020

Deadline (USA), 09.10.2020

American Purpose (USA), 05.10.2020

Prospect (UK), 04.10.2020

Wired (USA), 10.10.2020

168 ora (Ungarn), 08.10.2020

New Yorker (USA), 19.10.2020

Außerdem: Masha Gessen porträtiert den Anwalt für Transgender-Rechter Chase Strangio. Adam Kirsch stellt ein Buch vor, das sich mit dem Wiener Kreis und seinen Ideen befasst. Nick Paumgarten wägt Verdienste und Fehler des Gouverneurs von New York im Umgang mit der Pandemie gegeneinander ab. Peter Schjeldahl denkt über die vorläufige Absage der Philip-Guston-Ausstellung nach. Amanda Petrusich stellt die Folk-Rock-Songwriterin Adrianne Lenker vor. Anthony Lane liest die Briefe des Dichters John Berryman. Und Lauren Michele Jackson liest Sarah Smarshs Dolly-Parton-Biografie "She Come by It Natural".
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