Efeu - Die Kulturrundschau

Die Schönheit der eigenen Gefühle

Die besten Kritiken vom Tage. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
20.02.2020. Heute abend eröffnet die Berlinale! Die Filmkritiker scharren sich aufgeregt um die neuen Berlinale-Chefs Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek. In der SZ erklärt Burhan Qurbani, warum Franz Bieber in seinem Film "Berlin Alexanderplatz" (läuft im Wettbewerb) ein Flüchtling ist.  Der Tages-Anzeiger bewundert den Entwurf für eine Autobahnkapelle von Herzog & de Meuron. Monopol trägt Streetwear mit van-Gogh-Motiven. Zeit und Guardian hören das neue Album von Grimes. Die Presse steht gerührt vor Kunstwerken der feministischen Avantgarde Österreichs.
9punkt - Die Debattenrundschau vom 20.02.2020 finden Sie hier

Film

Heute beginnt die Berlinale - und alle haben sich um eine Audienz bei Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek, die neue Doppelspitze des Festivals, beworben. Warum das Festival in diesem Jahr im Umfang etwas schmaler ausfällt, erklärt Chatrian in der taz so: "Wenn wir einen Film aussuchen, dann verschreiben wir uns dem auch und engagieren uns für ihn. Wir müssen dann bereit sein, ihn zu unterstützen. Das hat diesmal dazu geführt, dass wir ein bisschen weniger Filme zeigen." Große Stars werden in diesem Jahr weniger im Wettbewerb erwartet, sondern vor allem im Berlinale Special, erklärt Chatrian im Standard-Gespräch, in dem er auch seinen neuen Zweitwettbewerb Encounters konturiert: "Filmemacher produzieren heute oft an bewährten Strukturen vorbei. Die digitalen Mittel erlauben größere Freiheiten. Die Filme sind interessant, zugleich stehen sie produktionstechnisch oft nicht auf so soliden Beinen. Außerdem richten sie sich auf eine andere Weise ans Publikum. Ich will damit aber nicht sagen, dass wir im Hauptwettbewerb nur traditionelle Filme zeigen. Was Encounters anbelangt, geht es um etwas anderes: Die Form und die Sprache des Films kommen vor allem anderen." Für die NZZ spricht Lory Roebuck mit Chatrian. Susan Vahabzadeh wärmt in der SZ die Berlinale-Stimmung an. Trotz erster Krisen - auslaufende Sponsorenverträge, wegfallende Spielstätten, dann der Skandal um den ersten Berlinaledirektor Alfred Bauer - hat sich die neue Doppelspitze zumindest im Vorfeld ihres ersten Jahrgangs wacker geschlagen, kommentiert Andreas Busche im Tagesspiegel.

Außerdem hat sich Juliane Liebert für die SZ mit dem rheinländischen Regisseur Burhan Qurbani getroffen, der im Wettbewerb seine Adaption von "Berlin Alexanderplatz" zeigen wird, den Döblin-Stoff aber in die Gegenwart der Drogenszene rund um den Berliner Hasenheide-Park verlagert hat. Wenn da "die Mittelschicht mit ihren Kindern spazieren geht, und die kriegen ein ganz bestimmtes Bild von der Community in diesem Park: Schwarzer Mann = Dealer", erklärt Qurbani, der daher einen Film darüber drehen wollte. "Aber ich dachte: Egal, was du in Deutschland über die Community machst, es wird nicht wahrgenommen werden. Es wird versickern und dann hat es keiner gesehen.' Irgendwann kam ihm der Gedanke: Doch was, wenn es 'Berlin Alexanderplatz' ist? 'Was, wenn diese Jungs und Mädels, die an den Rand der Gesellschaft gespült sind, wo wir unser Tunlichstes tun, um sie zu ignorieren, sie nicht in unseren Alltag reinzulassen, was ist, wenn wir sie mit dieser Figur besetzen? Dann kannst du es nicht ignorieren, nicht wegschauen. Du musst hinschauen." Der Trailer des Films ist in Neon gebadet:



Fabian Tietke (taz) und Christian Schröder (Tagesspiegel) führen ausführlich durch das Programm der King Vidor gewidmeten Retrospektive. Ulrich Gutmair empfiehlt in der taz Dušan Makavejevs "W. R. - Die Mysterien des Organismus" aus dem Jahr 1971, den das Forum als Teil seines Jubiläumsprogramms zeigt - "eine ernste, traurige, radikale, humorvolle und lebensbejahende Hommage an Wilhelm Reich." Michael Meyns wirft für die taz einen Blick ins Programm der "Woche der Kritik", unter Kosslicks Berlinale-Zeiten als cinephile Gegenveranstaltung von Filmkritikern gegründet, auf die die jetzige Berlinaleleitung allerdings wohl deutlich wohlwollender blicken dürfte, wie Meyns spekuliert. Elmar Krekeler von der Welt hätte sich für die Texte im Programmheft ein besseres Lektorat gewünscht. Andreas Busche porträtiert im Tagesspiegel den Jurypräsidenten Jeremy Irons. Im taz-Staralbum schreibt Carolin Weidner über den Schauspieler Luca Marinelli, der in diesem Jahr in der Wettbewerbsjury sitzt.  Filmemacher Michael Verhoeven erinnert sich im Radiogespräch auf Dlf Kultur daran, wie sein Film "O.K." 1970 die Berlinale sprengte - im Jubiläumsprogramm des Forums wird er nun erneut gezeigt. Für Cargo hat Simon Rothöhler ein ausführliches Videogespräch mit der früheren taz-Filmredakteurin Cristina Nord geführt, die in diesem Jahr zum ersten Mal das Forum der Berlinale leitet.

Abseits der Berlinale: Andreas Scheiner freut sich in der NZZ über das künstlerische Comeback von Shia LaBeouf. Willi Winkler (SZ) und Bert Rebhandl (FAZ) schreiben einen Nachruf auf die Heimatfilm-Schauspielerin Sonja Ziemann. Besprochen wird Chris Sanders' "Der Ruf der Wildnis" mit Harrison Ford (Presse).
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Bühne

Im Interview mit dem Tages-Anzeiger erklärt Johan Simons, derzeit Intendant des Schauspielhauses Bochum, seine Vorstellung von einem "grenzenlosen" Theater: "Ein Beispiel: Letzten Sommer inszenierte ich 'Hamlet' mit Sandra Hüller, Jahrgang 1978, in der Titelrolle. Hamlets Mutter wiederum wurde von der 1987 in Nairobi geborenen, schwarzen Schauspielerin Mercy Dorcas Otieno gegeben. Und diese Kombination wurde problemlos akzeptiert. Okay, unser weißer Blick mag da immer noch kurz stocken. Aber durch Häuser wie das Gorki-Theater in Berlin, Milo Raus NT Gent oder eben Bochum wird Diversität mit der Zeit so selbstverständlich wie wir sie im Alltag erleben. Dass sich der Rassismus dabei nicht von Jetzt auf Gleich wegzaubern lässt, das konnte man jüngst auch im deutschen und portugiesischen Fussball wieder sehen. Aber eben auch, dass die Debatte darüber läuft und das Bewusstsein sich entwickelt. Theater kann hier etwas beitragen."

Weiteres: Die nachtkritiker Sophie Diesselhorst, Janis El-Bira und Georg Kasch nehmen das Autorenprogramm des Berliner Ensembles unter die Lupe, das an einem unklaren Konzept zu scheitern scheint.

Besprochen werden die Uraufführung von Christian Josts Oper "Egmont" in Wien (eine Hommage an Beethoven, die SZ-Kritiker Reinhard J. Brembeck kalt lässt: "In Wien brennt niemand für die Niederlande und schon gar nicht für die Freiheit." nmz-Kritiker Joachim Lange fand die Oper "herausfordernd", und auch Standard-Kritiker Ljubiša Tošic hat's gefallen), Puccinis Oper "Manon Lescaut" am Staatstheater Mainz (nmz), mythologische Tanzperformances von Nikolaus Adler, Jakob Lena Knebl und Markus Pires Mata in Wien (Standard), Ben Beckers Soloabend "Affe" im Admiralspalast in Berlin ("theatral gesehen eine rechte Enttäuschung", bedauert FAZ-Kritiker Simon Strauss, "natürlich harte Kost, sehr moralisch, und so trägt Becker sie auch vor, null ironisch, dafür mit deutlich erhobenem Zeigefinger", stöhnt Anna Fastabend in der SZ, Berliner Zeitung) und Beethovens "Fidelio" in der JVA Tegel (taz).
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Kunst

Margot Pilz "Das letzte Abendmahl", 1979.
© Pilz/Verbund


Jedes Jahr beginnt die  Wiener Ausstellung "Feministische Avantgarde" des Energiekonzerns Verbund mit einem "schrägen Ritual", beobachtet Almuth Spiegler in der Presse: nämlich mit der "Frage an das jeweils anwesende Vorstandsmitglied: 'Wie viele Frauen sitzen im Vorstand des Energiekonzerns?' Leider keine, antwortete diesmal Michael Strugl. Frauen hängen hier traditionell eher an Wänden, als auf Vorstandssesseln zu sitzen - was durchaus den Charakter einer subversiven Intervention hat. ... Mehr als die Hälfte der 16 ausgewählten Künstlerinnen hatten sich zur Eröffnung am Dienstag versammelt. Ein schöner, durchaus sentimentaler Moment - mussten doch viele dieser Generation nach ihrem mutigen, durchaus beachteten Aufbruch in den Anfangsjahren des Feminismus in Österreich lange Durststrecken erleben. Gabriele Schor, erzählen sie, war (abgesehen von den durchgehend rührigen Vertretern der Kunstsektion der Stadt Wien) die Einzige, die sie besuchte, sich nach ihren Werken auf den Dachböden erkundigte. Eine gewisse Genugtuung, zumindest ein wenig späte Aufmerksamkeit zu erreichen, ist spürbar. 'Triumphe' sehen aber wohl anders aus."

Angelika Kauffmann | Selbstbildnis mit Zeichengriffel, um 1768
Nur selten würdigt eine große Ausstellung die Malerin Angelika Kauffmann, obwohl sie die erste Frau war, die sich als professionelle Künstlerin durchsetzen konnte. Das Düsseldorfer Museum Kunstpalast widmet ihr jetzt eine umfangreichte Ausstellung, die Hanno Rauterberg in der Zeit überlegen lässt, wie die Porträts Kauffmanns - die im 18. Jahrhundert von allen Geistesgrößen verehrt worden sei - heute rezipiert werden. Seltsam findet er, dass Kauffmann in der Ausstellung zur "großen Influencerin, Netzwerkerin und Powerfrau" stilisiert wird, während die Besonderheit ihrer Kunst aus seiner Sicht viel mehr darin bestet, wohltemperiert aufs Ebenmaß zu setzen: "Es wurde damals viel geweint vor Gemälden, es galt, sich empfindsam zu zeigen. Doch anders als die Affektkultur der Gegenwart, in der Emotionen oft zum Kampfmittel werden und das authentische Fühlen mehr gilt als das gute Argument, öffnete sich in den ästhetischen Empfindungen des 18. Jahrhunderts ein ungeahnter Freiraum. Auch Kauffmanns Bilder wollen nichts erzwingen, denn erst so, indem sie stillhalten, laden sie ein zur Kontemplation - und überlassen es allen, die da schauen, die Schönheit der eigenen Gefühle selbst zu entdecken." (In der FAZ ist auch Patrick Bahners kein Fan der feministischen Eingemeindung Kauffmanns.)

Peter Saul, Ronald Reagan in Grenada, 1984
Weitere Artikel: Nadja Sayej unterhält sich für den Guardian mit dem Pop-Art-Künstler Peter Saul, dem das New Museum in New York gerade eine große Ausstellung ausgerichtet hat (eine Besprechung dazu findet sich im New Yorker). Sarah Alberti (monopol) unterhält sich mit dem Künstlerduo Famed über Kunstförderung und Stipendiums-Bewerbung. Elke Buhr berichtet auf monopol über einen Streit um ein "Einheitsmerkmal" in Düsseldorf, das die Stadtverwaltung gern aufstellen würde, obwohl ihre eigene Kunstkommission dagegen ist.

Besprochen werden außerdem die Ausstellung "Vida Americana: Mexikanische Muralisten erneuern die amerikanische Kunst 1925 - 1945" im Whitney Museum in New York (Tsp), die Ausstellungen "Advanced Pair Bonding" - "Fortgeschrittene Paarbindung" und "Link" der Künstler Danica Barboza und Mohamed Bourouissa im Schinkel Pavillon in Berlin (("man kann es zeittypisch finden, dass hier kein Ausstellungsduett stattfindet. Die Künstler bleiben solo", informiert Jens Hinrichsen im Tagesspiegel), eine Ausstellung des amerikanischen Konzeptkünstlers Christopher Williams im C/O Berlin (SZ), eine Ausstellung von Fotocollagen Katharina Sieverdings in der DZ Bank Kunstsammlung in Frankfurt (monopol)
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Literatur

Besprochen werden unter anderem Ottessa Moshfeghs "Heimweh nach einer anderen Welt" (taz), Cihan Acars "Hawaii" (SZ), Michael Kumpfmüllers "Ach, Virginia" (Standard) und Sasha Filipenkos "Rote Kreuze" (FAZ).

Mehr in unserem literarischen Meta-Blog Lit21 und ab 14 Uhr in unserer aktuellen Bücherschau. Alle besprochenen Bücher und viele mehr zum Bestellen finden Sie natürlich in unserem neuen Online-Buchladen Eichendorff21.
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Stichwörter: Moshfegh, Ottessa

Architektur

Autobahn-Kapelle von Herzog & de Meuron


Herzog & de Meuron haben eine Kapelle entworfen, die an der Autobahn A13 bei der Bündner Gemeinde Andeer errichtet werden soll, berichtet ein hingerissener Christoph Heim im Tages-Anzeiger: "Das ist gestische Architektur, die so reduziert ist wie möglich", schwärmt er. "Was aus der Distanz wie eine weiße Kirche mit Turm aussieht, erweist sich bei näherer Betrachtung als eine Art Kartenhaus, das aus nichts weiter besteht als aus vier rechteckigen Betonplatten, die so aneinandergelehnt sind, das jede die andere stützt und jede von der anderen gestützt wird. Den Innenraum dieser zum Himmel hin offenen Einfriedung, den man durch die schrägen Spalten zwischen den aneinandergelehnten Platten betritt, ist das Foyer, von dem man über eine Wendeltreppe die Kapelle erreicht, die ins Erdreich gebaut ist. Eine der rechteckigen weissen Platten steht hochkant, sodass ihr die Rolle des Turms zukommt - ein weit sichtbares Zeichen dafür, dass es hier um eine kirchliche Einrichtung geht."
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Design

Outfit aus der Vincent-Kollektion, die das Label Daily Paper in Kooperation mit dem Van-Gogh-Museum in Amsterdam entwarf. Foto: Nick van Tiem
So bringt man van Gogh unter die Leute: In Monopol stellt Fenja Graf kurz die neue Streetwear-Kollektion des Labels "Daily Paper" vor, die mit van-Gogh-Motiven geschmückt ist. "Die Mission des Van Gogh Museums war in erster Linie, das Vermächtnis des Niederländers auch für ein jüngeres Publikum interessant und zugänglich zu machen - so kam es zu der Kollaboration mit 'Daily Paper'. Das 2012 gegründete Label wiederum sieht in der Authentizität des Künstlers und dem unbeirrten Beschreiten seines eigenen Weges Parallelen zur eigenen kreativen Arbeit - die Köpfe hinter dem Label, Abderrahmane, Hussein und Jefferson, wollen mit ihrer Mode auf die fehlende Präsenz von afrikanischen Jugendkulturen und der Diaspora im westlichen Diskurs aufmerksam machen, ungeachtet der Hindernisse, die ihnen dabei begegnen. Im Falle der Capsule Collection soll allerdings auch ihre niederländische Identität aufgegriffen werden, bewusst verwenden sie dazu vor allem weniger bekannte Arbeiten des Künstlers, darunter viele bunte Blumen-Stillleben und Landschaften."
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Musik

"Das Schweigen des Klassikbusiness ist, wenn es um Nachhaltigkeit geht, ohrenbetäubend", sagt Jacob Bilabel, der Gründer der Green Music Initiative, im Gespräch für das VAN Magazin angesichts dessen, dass im Betrieb ständig Orchester durch die ganze Welt fliegen und es aber niemanden groß zu stören scheint. "Gleichzeitig denke ich: Wenn wir jetzt anfangen, nicht systemisch auf die Sachen zu schauen, sondern die einzelnen Akteur*innen in die Verantwortung nehmen, wenn wir Flugemissionen als dringlichsten Hebel identifizieren, lässt das diese Akteur*innen in einem Schuldkomplex zurück, der, so sagt zumindest die Verhaltensökonomie, eher Initiativen bremst. Man beschreibt das mit dem Begriff der Solution Aversion: In dem Moment, in dem dir nur Lösungen angeboten werden, die deinen - angenommenen - Status quo so infrage stellen, dass du glaubst, dass es deine Art und Weise zu leben bedroht, dann lehnst du sowohl die Lösungen als auch die Ursachen des Problems ab."

In der Zeit ist Jens Balzer absolut unbeeindruckt vom neuen Album "Miss Anthropocene" der Musikerin Claire Boucher alias Grimes wie überhaupt von ihrer ganzen Entwicklung in den letzten Jahren: "Aus der souveränen Technofeministin und Ingenieurin einer absolut eigenen Zukunftswelt war ein fremdgesteuertes Püppchen in einer Kulisse geworden, die vor vier Jahrzehnten einmal für die Zukunft gestanden haben mochte, aber längst nur noch als Klischee-Ambiente für erneuerungsferne Computerspielerfinder und ihr denkfaules Publikum dient. Vor der Bühne saß ihr aktueller Lebensgefährte, der Raumfahrt- und Elektroauto-Entrepreneur Elon Musk, und applaudierte begeistert." Was für Balzer dann auch gleich die Erklärung liefert: Die Sängerin hat sich selbst zur "Männerfantasie von raumfahrtbegeisterten Technik-Nerds" degradiert.

So eine macht dann natürlich auch nur noch doofe Musik. Im Guardian zeichnet Laura Snapes ein sehr viel differenzierteres Porträt einer jungen Frau, die sich in den eigenen Ansprüchen, den gesellschaftlichen Anforderungen an eine weibliche Künstlerin, den Medien und sozialen Netzwerken geradezu grandios verstrickt hat: "Viele Künstler haben das Potenzial in der Figur der 'schwierigen Frau' gesehen. Aber Boucher geht noch einen Schritt weiter: Ausgehend von einem Jahrzehnt des Konflikts um die eigene Sichtbarkeit nutzt sie geschickt die kulturelle Macht der verunglimpften Frau - das Schicksal fast jeder weiblichen Pop-Ikone - und das Ich-kann-nicht-wegschauen-Spektakel der Verunglimpfung: 'Ich werde jetzt nur noch die Böse sein, und das ist cool', sagte sie. 'Ich werde einen Weg finden, das für die Gesellschaft nützlich zu machen.'"

Und eine Hörprobe aus "Miss Anthropocene" von Grimes:



Außerdem: Die musica aperta in Winterthur fokussiert in diesem Jahr auf den Komponisten Jürg Wyttenbach, schreibt Thomas Schacher in der NZZ. Florian Bissig erinnert in der NZZ an den früheren AC/DC-Sänger Bon Scott, der vor 40 Jahren gestorben ist. Gerald Felber spricht in der FAZ mit dem Pianisten und Dirigenten Christoph Eschenbach, der heute 80 Jahre alt wird. Besprochen werden das neue Album von Ozzy Osbourne (SZ), ein Auftritt von Liam Gallagher in Wien (Presse) und das Londoner Tributkonzert zu Ehren des im vergangenen Oktober verstorbenen Schlagzeugers Ginger Baker mit Eric Clapton, Steve Winwood und vielen mehr (FAZ).
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