
30.05.2009 Die FAZ vertieft sich in die Hörbuchfassung von Wolfgang Koeppens Bonner Trilogie; "Tod in Rom" ist für sie sogar ein echtes Erlebnis. Die NZZ liest mit Sympathie die Memoiren des gelehrten Wieland Schmied "Lust am Widerspruch". Erschüttert ist sie von Philip Gourevitchs und Errol Morris' "Geschichte von Abu Ghraib".

29.05.2009 Die FAZ folgt Veronique Olmi freudig nach Nizza in die Welt russischer Emigranten. Die SZ kann Herbert Vorgrimlers "Geschichte des Paradieses und des Himmels" auch allen Ungläubigen ans Herz legen. Und die FR empfiehlt Leif Perssons Kommissar Bäckström als den vielleicht unsympathischsten der Weltliteratur.

28.05.2009 Bewegt und ergriffen ist die FR von Hector Abads "Brief an einen Schatten", der von der Liebe eines Sohns zu seinem Vater erzählt - und zugleich von der Zerstörung der kolumbianischen Gesellschaft. Die FAZ freut sich, Göran Sonnevis Gedichte "Das brennende Haus" endlich auf Deutsch lesen zu können. Die Zeit stürzt sich in den Erzählstrom von Peter Ackroyds Kulturgeschichte der Themse. Mit Freude liest sie auch zwei neue Bücher Thomas Kapielskis.

27.05.2009 Die
NZZ preist noch einmal die
unauffällige Schönheit des Romans "Fliegenpalast" von Büchnerpreis-Träger
Walter Kappacher. Freudetrunken begrüßt sie
Anne Michaels' langerwarteten neuen Roman "Wintergewölbe". Die FAZ liest
Wilhelm von Sternburgs Biografie des vor siebzig Jahren gestorbenen
Joseph Roth (hier eine
Leseprobe).

26.05.2009 Die FAZ versinkt im Abschlussband "Principia" von Neal Stephensons Barock-Trilogie. Wie immer ist die Handlung irrwitzig komplex, es geht um Huren und Piraten, Anne von England, Ludwig XIV., Isaac Newton... Die NZZ liest Friederike Mayröckers Hölderlin-Gedichte "Scardanelli". Und die SZ kommt mit Irene Disches höchst amüsantem Roman "Clarissas empfindsame Reise" auf ihre Kosten.

25.05.2009 Die FAZ liest Steven Blooms Roman "Stellt mir eine Frage" gleich mehrmals - und zwar mit wachsender Begeisterung. Bilderreich, genialisch und aufregend findet die FR Aleksandar Hemons Anti-Integrationsroman "Lazarus". Und die SZ stellt Svealena Kutschkes Debütroman "Etwas Kleines gut versiegeln" vor.

23.05.2009 Die NZZ liest einen faszinierenden Roman über eine alte Frau, die sich in ihrem scheußlichen Altersheim nach Auschwitz zurücksehnt: Zyta Rudzkas "Doktor Josefs Schönste". Sehr gelobt wird auch die kongeniale neue Übersetzung von Herman Melvilles Erzählungen. Die taz liest sich vergnügt durch Henning Ahrens' "Provinzlexikon". Die SZ lernt mit dem Band "Als Studiosus in Pleiß-Athen" alles über das Leben eines Studenten im Leipzig des 18. Jahrhunderts. Die FAZ stolpert über ein fünftes Schaf.

22.05.2009 Magere Ausbeute heute: gerade mal zwei Bücher werden besprochen. In Daniel Stashowers Arthur-Conan-Doyle-Biografie erfährt man alles über den Krimiautor, Science-Fiction-Autor, Kriegsberichterstatter und Autorennfahrer Doyle. John von Düffels Band "Wovon ich schreibe" kommt nicht so gut weg: Zu verschwitzt, findet der Rezensent.

20.05.2009 Klug gebaut und erschütternd findet die
Zeit "Zweimal Juni",
Martin Kohans Roman über die Militärdiktatur in
Argentinien. Mit Begeisterung lauscht sie
Arno Schmidts getrüffelten "Kühen in Halbtrauer". Die
SZ gräbt sich durch
poststrukturelle Mülltheorien in
Nicolas Dickners Roman "Nikolski" (
Leseprobe). Die
FR empfiehlt
Eckart Conzes Geschichte der
Bundesrepublik.

19.05.2009 Die NZZ verschlingt zwei Krimis von Leo Malet und hat danach größte Lust, mit dem Stadtplan in der Hand das heutige Paris mit dem von Malets Detektiv Nestor Burma zu vergleichen. Die SZ lässt sich von Wilfried Wittes Geschichte der Spanischen Grippe fesseln. Die FAZ liest mit großer Sympathie Lorenz Langeneggers Roman über einen scheuen Schweizer Steuerbeamten.

18.05.2009 Die FAZ lässt sich von Jürgen Roth durch das "Mafialand Deutschland" führen. Sie folgt Patrick McCabe in die Abgründe eines irischen "Winterwalds" und Sofja Andrejewna Tolstaja in das nicht minder abgründige Leben an der Seite Leo Tolstojs. Die SZ erlebt in den "Texten der deutschen Tischgesellschaft", verfasst von erlauchten Mitgliedern wie Schleiermacher, Brentano, Kleist oder Arnim, die Urszene des modernen Antisemitismus. Außerdem liest sie informative Bücher über das Grundgesetz.

16.05.2009 Die Neu- und Wiederentdeckungen aus der ungarischen Literatur nehmen kein Ende. Die NZZ empfiehlt heute dringend den Internatsroman "Die Schule an der Grenze" von Geza Ottlik. Außerdem liest sie mit Gewinn den jiddischen Autor Yechiel Shraibman. Die taz entfesselt den Dichter in Stephen Fry. Die FAZ liest amerikanische Romane, darunter James Agees "Ein Todesfall in der Familie"

15.05.2009 Die FR lässt sich von Fred Vargas' Kommissar Adamsberg an einen "Verbotenen Ort" führen. Die SZ gewinnt mit Damon Galguts Roman "Der Betrüger" einen neuen Blick auf Südafrika. Die FAZ beobachtet den von Irene Nemirovsky geschilderten moralischen Zerfall der feinen Pariser Gesellschaft während des Ersten Weltkriegs.

14.05.2009 Die
FAZ lernt in
Tanguy Viels Roman "Das absolut perfekte Verbrechen" (
Leseprobe), wie man die
Beute aus einem Casino in Sicherheit bringt.
Claus Leggewie unterschätzt den
politischen Islam, glaubt
Necla Kelek, die in der
FR das Buch "Moscheen in Deutschland" bespricht. "Wer will ein billiges
Nashorn?", fragt
Shel Silverstein. Die
Zeit brüllt: ich! Außerdem verliebt sie sich in einen
Hühnerdieb. Die
SZ verfällt
Olga Tokarczuks "Unrast" (
Leseprobe) und ihrem Hang zu beschädigten Figuren.

13.05.2009 Die NZZ spielt mit den Schrumpfköpfen in Carsten Jensens Roman "Wir Ertrunkenen". Danach versenkt sie sich in gelehrte Werke über Hölderlins Rhythmus und Poetik. Die SZ fühlt sich beim Durchblättern von Seyfrieds Comics so alt wie der Künstler. Gilles Kepels Band über die "Spirale des Terrors" findet die FAZ instruktiv. Verhaltene Zustimmung erntet auch Irmtrud Wojaks Fritz-Bauer-Biografie.

12.05.2009 Gar nicht keusch findet die SZ Edvard Koinbergs Fotoband über das "Liebesleben der Pflanzen". Den Hut zieht sie vor Gisela Krafts Nachdichtung der Gedichte Nazim Hikmets. Die NZZ folgt mit Anteilnahme einem Schizophrenen, den John Wray als "Retter der Welt" in die New Yorker Subway schickt. Frech und detailreich geschildert findet die FAZ pakistanische Verhältnisse in Mohammed Hanifs Roman "Eine Kiste explodierender Mangos".

11.05.2009 Die FAZ bespricht ein Buch eines SZ-Kollegen, die FR das Buch eines FAZ-Kollegen, die SZ das Buch eines FAZ-Korrespondenten. Und alle sind klasse! Wichtig außerdem: Die Memoiren der UNO-Anklägerin Carla del Ponte in der SZ. Und die FAZ schätzt Erichs Loests Leipzig-Bewältigung "Löwenstadt".

09.05.2009 Vitalität, Überschwang, Schwärmerei - kann man alles wiederentdecken in der Neuübersetzung von Thomas Wolfes "Schau heimwärts, Engel", verspricht die FAZ. Die NZZ wühlt sich freudestrahlend durch die Schätze des Bergman-Archivs und allen, die genug von deutscher Abstraktion und Trivialität haben, empfiehlt sie den lebenssatten Roman "Die italienische Begeisterung" von Gerd-Peter Eigner. Die SZ hebt ab mit John Updikes "Die Witwen von Eastwick". Die taz verneigt sich vor Veronique Olmis Babuschka.

08.05.2009 Als geistvoll-graziös empfiehlt die FR Irene Disches Roman über einen kurdischen Spitzenkiller "Ein Job". Die FAZ liest Friederike Mayröckers Gedichtband "Scardanelli". Die SZ staunt über den Furor, mit dem Karl Heinz Bohrer gegen moralische Deutungen der großen Tragiker wütet. Außerdem stellt sie neue Kinderbücher vor.

07.05.2009 Moralisch, engagiert und trotzdem hinreißend finde die FAZ Adriaan van Dis' Roman über die Papierlosen von Paris "Ein feiner Herr und ein armer Hund". Ganz entspannt liest sie Tom Hodgkinsons "Leitfaden für faule Eltern". Ergreifend disparat findet Andreas Maier in der Zeit Arnold Stadlers Buch über Pasolini und Gott "Salvatore". Witz und Blasphemie entdeckt sie in Jürgen Wertheimers Burleske "Als Maria Gott erfand". Und die NZZ empfiehlt Hans Georg Behr als einen frühen Poeten des Pop.

06.05.2009 Sehr klug und sehr plastisch findet die NZZ, wie Lothar Gall in seinem Porträt Walther Rathenau als Symbolfigur einer Epoche im Umbruch beschreibt. Schrille und stille Katastrophen erlebt die FAZ mit Glyn Maxwells "Mädchen, das sterben sollte". Die SZ stellt Ottmar Ettes intellektuelle Biografie Alexander von Humboldts vor.

05.05.2009 Verblüffende Einsichten in die Datenbankkultur vor Google verdankt die NZZ David Gugerlis Buch "Suchmaschinen". Die FAZ lässt sich Michal Hvoreckys Roman "Eskorta" als frivoles Märchen aus besseren kapitalistischen Zeiten gefallen. Die taz erfährt von Anna Sam alles über "Die Leiden einer jungen Kassiererin".

04.05.2009 Die
SZ ist hingerissen von
Esther Kinsky, die in ihrem Debütroman "Sommerfrische"
sehr sinnlich und zugleich präzise schreibt (hier eine
Leseprobe). Unbedingt empfehlen kann sie auch
Marcus Chowns ganz unesoterische
Kosmologie "Das Universum und das ewige Leben". Freudentränen vergießt die
FAZ über
August Strindbergs wiederentdeckte Reportage "Unter französischen Bauern".

02.05.2009 Für die taz steht fest: Judith Hermann ist eine verdammt gute Schriftstellerin. Die FR ist weniger beeindruckt von ihren "Stillleben schöner Bedeutungslosigkeit". Großes Vergnügen bereitet dagegen der FR - wie auch der NZZ - Marcel Henaffs Abhandlung über Geld und Philosophie "Der Preis der Wahrheit". Die NZZ kann auch Winfried Hassemers Schrift "Warum Strafe sein muss" sehr loben. Die FAZ ist hingerissen von David Wagners Miniaturen zum Kindsein und Erwachsenwerden "Spricht das Kind".