
30.06.2015 Als Sensation, als wahren Geniestreich feiert die SZ Charles Haldemans wiederentdeckten Roman "Der Sonnenwächter", der von einem schwulen Roma in Nachkriegsdeutschland erzählt. Die NZZ rühmt Ippolito Nievos Dorfgeschichten "Am Ufer des Varmo". Mit Interesse liest sie auch Tomas Bannerheds Roman "Die Raben". Die FAZ widmet sich Descartes und den Passionen der Seele.

29.06.2015 Die SZ lernt mit Ismail Kadares "Schleierkarawane" Albanien als das Mutterland der Revolte kennen. Die FAZ versinkt mit Samuel Beckett in sechzig Jahren Hörspielgeschichte. Immer noch groß, auch als Hörspiel, findet sie zudem Harper Lees Südstaatenroman "Wer die Nachtigall stört".

27.06.2015 Die staunende Welt lässt sich von Robert Macfarlane in die Wildnis der Britischen Inseln führen. In Adelle Waldmans Roman "Das Liebesleben des Nathaniel P." findet sie ein bemerkenswertes Porträt des zeitgenössischen Mannes. Die NZZ erliegt dem "Narrenleben" Hans Joachim Schädlichs. Die taz blickt in die Abgründe Alfred Rosenbergs. Die FR empfiehlt Essays von Eva Illouz zu Israel. Die FAZ taucht ein in eine Anthologie sowjetischer Lyrik.

26.06.2015 Einen tiefen Einblick in die Machtverhältnisse nach dem Tod Heinrichs VIII. beschert Inger-Maria Mahlkes historischer Roman "Wie Ihr wollt" der gebannten FR. Die FAZ lernt mit dem Band "Diagnose: Krim" des Kunsttheoretikers Wladimir Velminski die Mythen und Traumata des neuen kalten Krieges besser zu verstehen. Und die NZZ zieht nach zehn Bänden von Naoki Urasawas Manga-Reihe "Billy Bat" eine begeisterte Zwischenbilanz.

25.06.2015 Als eindrucksvolle Zumutung empfindet die FAZ Jan Himmelfarbs Debütroman "Sterndeutung". Außerdem attestiert sie Marina Keegan dramaturgisches Geschick und überraschende Lebensklugheit. Die NZZ liest mit Interesse Rainer Hoffmanns Ausführungen zu Albrecht Dürers Meisterstich "Melencolia I". Und die SZ freut sich, dass Stephan Oswald Goethes "Venezianische Epigramme" als Vorläufer der Großstadtlyrik rehabilitiert.

24.06.2015 Mit "Die Ordnung der Welt" ist Ulrich Menzel ein Meilenstein der Weltgeschichtsschreibung gelungen, jubelt die FAZ. Große Freude löst bei ihr auch der postpubertär-präpotente Sound von Tex Rubinowitz aus. Die SZ zieht es nach der Lektüre von Hendrik Bohles und Jan Dimogs Architekturgeschichte und Charles Kings "Mitternacht im Pera Palace" nach Istanbul. Und die FR stimmt in die Hymne auf Ralf Rothmanns Roman "Im Frühling sterben" ein.

23.06.2015 Die FAZ liest Neues über Salinger. Und über Franco. Die FR schaut mit Anthony Doerr "Alles Licht, das wir nicht sehen". Die SZ begibt sich zuerst mit Evelyn Waugh ins Säurebad der Ironie und dann mit Deutschland in den Tiefschlaf.

22.06.2015 Die FAZ bespricht heute vor allem Krimis, darunter Paula Hawkins' "Girl on the Train", eine Variation von Hitchcocks "Fenster zum Hof", mit einer interessanten alkoholsüchtigen Heldin. Gut informiert fühlt sich diese Zeitung außerdem mit Ralf Langes Architekturgeschichte über "Das Hamburger Kontorhaus". Die SZ lernt von Klaus Theweleits Essay "Das Lachen der Täter": der Massenmörder ist vor allem Körper.

20.06.2015 Die FAZ empfindet mit Detlef Siegfrieds Biografie die "modernen Lüste" des Ernest Bornemann nach. Ralf Rothmanns Roman "Im Frühling sterben" begeistert auch die SZ. Die Welt lässt mit Manfred Flügge "Das Jahrhundert der Manns" Revue passieren. Die taz empfiehlt den chilenischen Autor Alejandro Zambra.

19.06.2015 Indem er analytische Distanz durch empathische Nähe ersetzt, gelingt Marcus Hernig in "Chinas Bauch" eine erfrischende Annäherung an das Reich der Mitte, freut sich die FAZ. Die FR liest mit großem Gewinn Steffen Kopetzkys historischen Roman "Risiko". Die SZ stürzt sich mit Don Winslows Krimi "Das Kartell" in die gnadenlose Gewaltspirale des mexikanischen Drogenhandels und betrachtet ergriffen Guillermo Srodek-Harts Fotografien vom Stadtrand von Buenos Aires.

18.06.2015 FAZ und Zeit sind ergriffen und erschüttert von der Drastik des Infernos, die Ralf Rothmann in seinem Roman "Im Frühling sterben" über die letzten Kriegstage in Norddeutschland heraufbeschwört. Die drei bei Matthes & Seitz erschienenen Novellen von César Aira beglücken die SZ durch ihre simple und zugleich elegante Sprache. Und die NZZ gibt sich den klangvollen Wörterarrangements des guatemaltekischen Dichters Humberto Ak'abal hin.

17.06.2015 Gut lesbar und überaus aufschlussreich findet die FAZ die Studie "Alfred Andersch desertiert" über Fahnenflucht und Literatur. Die NZZ liest Biografien des Sowjetführers Nikolai Bucharin und der Mumins-Schöpferin Tove Jansson. Die taz lässt sich von Kenneth Bonerts Roman "Der Löwensucher" ins Johannesburg der Dreißigerjahre versetzen. Und die SZ betrachtet mit Genuss Edward Quinns Fotos von "Celebrity Pets on the French Riviera in the 50s and 60s".

16.06.2015 Die NZZ segelt mit Daniel Defoe in die Piratenrepublik "Libertalia" und lernt die Vorzüge einer herrschaftsfreien Räuberdemokratie zu schätzen. Kraftvoll und mitreißend findet die FR Julia Wolfs Roman über eine durchs Leben strauchelnde Heldin "Alles ist jetzt". Die SZ arbeitet sich wacker durch die Manchester-Hefte der Marx-Engels-Gesamtausgabe, vierte Abteilung, fünfter Band. Die FAZ empfiehlt Eva Illouz' Israel-Essays.

15.06.2015 Kann gut sein, meint die SZ, dass Frank Witzels Roman "Die Erfindung der Rote Armee Fraktion durch einen manisch depressiven Teenager im Sommer 1969" der große Epochen- und Bewusstseinsroman ist, auf den wir gewartet haben. Ganz sicher erzielt Marc-Antoine Mathieus Comic "Richtung" ihrer Meinung nach mit minimalen Mitteln maximale Wirkung.

13.06.2015 Keine Reue, keine Wut: Der Welt gefällt sehr gut, wie Angelica Huston auf ihr Leben zurückblickt. Von Lorrie Moore hätte sie sich mehr Sarkasmus und weniger Witzigkeit gewünscht. Die taz freut sich, dass in Katrin Seddigs Roman "Eine Nacht und alles", Frauen lässig durch ihr Leben ziehen, anstatt neurotisch der Karriere hinterherzujagen. Die FAZ erinnert sich an den Komponisten Niels W. Gade und seinen nordischen Ton.

12.06.2015 Tief beeindruckt verfolgt die SZ Jón Gnarrs Weg vom anarchistischen Störenfried zum Bürgermeister von Reykjavik. Die FR handelt Carol O'Connells Krimi "Kreidemädchen" als grandiosen Geheimtipp. Die FAZ folgt fasziniert den Erzählungen von Picassos Muse Françoise Gilot und begibt sich auf lehrreiche Zeitreisen: mit Elke Stein-Hölkeskamp ins archaische Griechenland und mit Wolfgang Blösel in die römische Republik.

11.06.2015 So lehrreich wie kurzweilig findet die taz Stefan Koldehoffs Geschichten über van Goghs Bilder und ihre Sammler. Die FAZ freut sich über drei glänzend neuübersetzte Romane von Evelyn Waugh. FAZ, NZZ und SZ gratulieren Christoph Meckel zum morgigen Achtzigsten und seinen im Band "Tarnkappe" gesammelten Gedichten. Und die Zeit lässt sich von Klaus-Jürgen Bremm, Günter Müchler und Munro Price rekonstruieren, was vor 200 Jahren in Waterloo geschah.

10.06.2015 Glänzend recherchiert und spannend wie einen Krimi findet die NZZ Thomas Urbans Studie "Katyn 1940". Die FAZ folgt Annika Reich in die Zwickmühle zwischen Emanzipation, Selbstverwirklichung und Einsamkeit. Von Mark Lilla lässt sie sich außerdem erläutern, wie große Denker zu Philotyrannen werden. Und die FR lernt Alexandre Kojève im "Tagebuch eines Philosophen" als gewöhnlichen jungen Mann kennen, der schlechte Gedichte schreibt.

09.06.2015 Am spannendsten von allen neuen Napoleon-Titel findet die SZ den des britischen Historikers Munro Price, der ihr sehr deutlich macht, dass Napoleons Ende lange vor Waterloo besiegelt wurde. Hunter S. Thompson verlangt mit seiner "Odyssee eines Outlaw-Journalisten" der FAZ echte Treue ab. Die FR bewundert Siri Hustvedt. Die NZZ feiert Leta Semadinis rätoromanischen Roman "Tamangur".

08.06.2015 Die FAZ liest mit großer Begeisterung Stefanie Höflers Kinderbuch "Mein Sommer mit Mucks", das beherzt und genau von Liebe und Gewalt erzählt. Mit Rob Biddulph folgt es dem Pinguin auf seiner Reise in den Dschungel. Die SZ lässt sich von Christian Bommarius ein weiteres Kapitel in der unrühmlichen Geschichte des deutschen Kolonialismus erzählen. Die FR empfiehlt Heribert Prantls Plädoyer für eine andere Flüchtlingspolitik "Im Namen der Menschlichkeit".

06.06.2015 Die FAZ staunt über Albert Camus' journalistische Ethik. Die NZZ liest mit Wang Gangs "Der Englischlehrer" ein schwules uigurisches "Frühlings Erwachen". Die SZ lässt sich von der Autobiografie des Neuropathologen Oliver Sacks rühren. Die Welt lernt mit Evan Osnos die "Großen Ambitionen" Chinas kennen.

05.06.2015 Bauchmuskelkater vor Lachen bereitet Henrik Tikkanens satirischer Roman "Brändovägen 8 Brändö. Tel. 35" aus dem Jahr 1975 der FR. Bei Wilfried Buchta, Christoph Günther und Guido Steinberg informiert sie sich außerdem über den Aufstieg des IS. Und für die FAZ steht nach der Lektüre des Essaybands "Körper des Königs" fest: Pierre Michon wird einmal einer der bedeutendsten französischen Autoren der Gegenwart gewesen sein.

04.06.2015 Vergnügen und Erkenntnis, Zeitkolorit und einen postmodernen doppelten Boden beschert Steffen Kopetzky der NZZ mit seinem historischen Roman "Risiko" über die deutsche Afghanistan-Expedition von 1915. Die taz begibt sich mit Sebastian Jung im Jenaer Stadtteil Winzerla, aus dem auch das NSU-Trio kommt, auf künstlerische Spurensuche.

03.06.2015 Als luzider Denker und subversiver Nestbeschmutzer erweist sich Lukas Bärfuss in seinen Essays, freut sich die FAZ. Die SZ staunt über Leben und Werk der Magnum-Fotografin Eve Arnold. Große Verbreitung und eine baldige Übertragung ins Türkische wünscht die NZZ Rolf Hosfelds Völkermord-Studie "Tod in der Wüste". Und die Zeit vergnügt sich mit dem philosophischen Slapstick von Oliver Jeffers Kinderbuch "Steckt".

02.06.2015 Die
FAZ lernt in
Ernst Kausens monumentaler Enzyklopädie alles über "Die Sprachfamilien der Welt" - außer
Rongorongo. Die
NZZ gelangt mit
Laszlo Krasznahorkai an den Nullpunkt des Verstehens. Die
SZ lernt in
Valerie Fritschs "Winters Garten" die
Schönheit des Weltuntergangs zu genießen (Hier unser
Vorgeblättert). In Karin Leukefelds Reportagenband "Flächenbrand" erfährt sie, was Frankreich in Syrien treibt.

01.06.2015 Nicht unbedingt höchste Literatur, aber ganz große Klasse findet die SZ Tom Clancys Krim-Roman "Command Authority". Und nein: Sie hat keinen an der Militariawaffel! Außerdem bespricht sie Uwe Wittstocks Biografie seines einstigen Chefs Marcel Reich-Ranicki.