
30.01.2016 Die FR lernt mit Michael Köhlmeiers neuem Roman "Das Mädchen mit dem Fingerhut", wie das Elend aus früheren Jahrhunderten nach Europa zurückkehrt. Die NZZ wagt sich mit Juan S. Guse in die Gated Community Nordelta. Die taz betrachtet Manet mit den Augen Bourdieus. Die Welt liest frühe Erzählungen von Kenzaburo Oe.

29.01.2016 Wenn alle Alterswerke so lässig, leicht und stringent daherkämen wie Tito Topins Krimi "Exodus aus Libyen", würde die SZ nichts anderes mehr lesen wollen. Beim Betrachten des Bildbands "Polaroids 1958-1987" staunt sie außerdem, wie ungezwungen und ironiefrei Stars einst vor Andy Warhols Sofortbildkamera traten. Die FAZ begrüßt die kritische "Mein Kampf"-Edition als umfangreichen Beipackzettel und wirksames Gegengift zum Originaltext.

28.01.2016 Die FAZ reist mit vier Dandys im Tourenwagen Marke Sunbeam durch das Europa zwischen den Weltkriegen. Die NZZ erlebt Russische Revolution und Ersten Weltkrieg aus der Perspektive der exzentrischen Dichterin und religiösen Schwärmerin Sinaida Hippius. Die Zeit staunt über den Diskursrausch, der bei Theoretikern einsetzt, sobald über einem abstrakten Bild der Titel "Birkenau" steht. Die SZ lässt sich von Daniele Giglioli den modernen Opferdiskurs erklären.

27.01.2016 Die SZ erliegt der Sprachgewalt Cormac McCarthys selbst in seinem Debüt. Die FAZ genießt die Identitätsspiele in der Ursprungsfassung von Alfred Döblins Roman "Hamlet oder Die lange Nacht nimmt ein Ende". Als spannend, witzig, manchmal bitter empfiehlt die NZZ Laszlo Garaczis Roman "Metaxa" über das postkommunistische Budapest. Und von Nicholas Stargardt lernt sie, warum die Deutschen bis zum bitteren Ende im Mai 1945 kämpften.

26.01.2016 Immens spannend findet die NZZ, wie Javier Sebastián in "Thallium" postkoloniale Geschichte erzählt. Sehr zu schätzen weiß sie auch die feinen Beobachtungen in Peter Kurzecks Romanfragment "Bis er kommt". Fröstelnd liest die FAZ Boris Sawinkows bereits vielgelobten Terroristen-Roman "Das fahle Pferd". Leonardo Paduras großen Kuba-Roman "Die Palme und der Stern" liest sie dagegen mit gemischten Gefühlen.

25.01.2016 Als Protokoll einer menschlichen Degradierung liest die FAZ Sam Hawkens Roman "Kojoten" über den Schmuggel an der texanisch-mexikanischen Grenze. Atemlos verfolgt sie auch Tito Topins abenteuerliche Fluchtgeschichte "Exodus aus Libyen". Die SZ erkundet mit Esther Kinsky und Martin Chalmers die Krim.

23.01.2016 Als amüsantes und scharfsinniges Stück Hornbrillen-Literatur preist die SZ Ben Lerners Roman "22:04". Sehr beeindruckt ist sie auch von Alexander Ilitschewskis geologisch-philosophisch-historisch tiefgründigen Roman "Der Perser". Die taz liest mit großem Vergnügen Western-Comics von Antonio H. Palacios und Tiburce Oger. Und die FAZ empfiehlt Nicholson Bakers kluges, herrlich komisches und grandios übersetztes Buch "Das Regenmobil".

22.01.2016 Der Zeitungsstrip lebt!, jubelt die NZZ angesichts der Comic-Sammelbände "Schöne Töchter" von Flix und "The Singles Collection" von Mawil. Die FAZ taucht mit Misha Glenny in den brasilianischen Drogensumpf und besucht mit Rudolf Stumberger "Das kommunistische Amerika". Die FR ist indes schwer beeindruckt von Jim Thompsons Familiensaga "Fürchte den Donner".

21.01.2016 Die SZ freut sich über eine Prachtausgabe des altchinesischen Buchs der Lieder in neuer Übersetzung von Rainald Simon. Die FAZ liegt dem Literaturkritiker Handke zu Füßen. Die Zeit saust mit Reisebüchern von Katharina von Arx, Alastair Bonnett und Rainer Wieland durch Länder und Zeiten. Die Welt mischt sich mit Navid Kermani unter Flüchtlinge und Fluchthelfer auf der Balkanroute.

20.01.2016 Edwidge Danticats Roman "Kein anderes Meer" erzählt gerade darum so interessant von Haiti, weil er überall spielen könnte, meint die NZZ. Außerdem empfiehlt die NZZ Max Bronskis leicht überdrehten Krimi "Mad Dog Boogie". Die FAZ erhofft sich mit Shaikh Abdullah Bin Mohammed Al Salmi mehr "Religiöse Toleranz" im Islam. Und sie insitiert, dass James McBride mit dem "Verrückten Tagebuch des Henry Shackleford" nicht nur unterhalten will.

19.01.2016 Die NZZ geht mit Armin Sensers Gedichten "Liebesleben" der Schönheit des Denkens auf den Grund. Als herrlich poetisches Abenteuer feiert die FAZ Andreas Unterwegers "Gelbe Buch". Die SZ amüsiert sich mit Mai Jias chinesischem Spionagethriller "Das verhängnisvolle Talent des Herrn Rong". NZZ und SZ bewundern zudem Julian Barnes für seine luziden Essays und Autorenporträts "Am Fenster".

18.01.2016 Mit Begeisterung liest die SZ Daniela Seels Gedichtband "was weißt du schon von prärie", der ihr wie ein Mobile voller Schwingungen, Wucht und Lücken vorkommt. Interessiert folgt sie auch den Erinnerungen des deutschen Jungrevolutionärs und amerikanischen Innenministers Carl Schurz. Die FR stürzt sich freudig in die Erzählwelten Radek Knapps, die Osteuropas Mythenräume mit dem Wien Thomas Bernhards verbinden.

16.01.2016 Die taz begibt sich mit Hilfe dreier Kriminalromane tief ins schmerzende Herz Südafrikas. Außerdem empfiehlt sie dringend Donatella Di Cesares Studie über Heidegger und die Juden, die zeige, dass der Antisemitismu tief in seine Philosophie verwoben sei. In der SZ feiert Michael Maar den Elfenbein Verlag, der Anthony Powells Gesellschaftspanorama "Ein Tanz zur Musik der Zeit" herausbringt. Die Welt empfiehlt Willy Vlautins Roman "Die Freien".

15.01.2016 Als Feuilletonisten vom Range Alfred Kerrs entdeckt die begeisterte SZ Ferdinand Hardekopf in seinen "Berliner Briefen" aus den Jahren 1899 bis 1902. Die FAZ begibt sich mit Anthony Grafton und Daniel Rosenberg auf eine faszinierende Bilderreise durch die Geschichte grafischer Chronologien. Weniger überzeugt ist sie von Elvis Costellos Autobiografie "Unfaithful Music" und Peter Schusters Studie "Verbrecher, Opfer, Heilige".

14.01.2016 Die FAZ erliegt dem morbiden Charme eines melancholischen polnischen Heizungsablesers in Wien. Die FR lernt mit Andreas Rödders kurzer Geschichte der Gegenwart die Welt zu verstehen. Die SZ genießt das Leuchten nachts in Vals.

13.01.2016 Ach, Venedig, seufzt die FAZ nach Lektüre von Salvatore Settis' Streitschrift gegen die zerstörerische Kommerzialisierung der Serenissima. Die SZ liest mit Craig Thompson Weltraumkrümel auf. Die NZZ empfiehlt wärmstens Olivier Rollins literarische Biografie des Meteorologen und Gulag-Häftlings Alexei Wangenheim. Die taz amüsiert sich mit Elvis Costellos Autobiografie.

12.01.2016 Die NZZ begegnet Peter Handke in seinen Schriften "Tage und Werke" als einem bemerkenswert unfairen Kritiker. Die FAZ lernt in Max Brods Heinrich-Heine-Biografie viel über jüdische Identität, Assimilation - und Max Brod. Außerdem begrüßt sie eine neue Edition von Thomas Hobbes "Behemoth". Die SZ feiert William Trevor als Meister der Aussparung und empfiehlt nachdrücklich seine Erzählungen "Ein Traum von Schmetterlingen".

11.01.2016 Die taz liest "Mein Kampf" und stellt fest, dass Hitler kaum zu eigenen Gedanken fähig war. Modern und informativ findet die SZ dagegen Wolfgang Wills Doppelporträt von "Herodot und Thukydides". Außerdem rühmt sie noch einmal Bora Cosics Jahrhundertroman "Die Tutoren". Die FR liest Frans Sillanpääs Klassiker "Hiltu und Ragnar" als Geschichte einer verzweifelten Selbstbehauptung. Die FAZ lernt mit Li Hongs Kinderbuch "Opas Hochzeit" alles über das chinesische Liebeswerben.

09.01.2016 Die FAZ bewundert die bescheidene Entschiedenheit, mit der sich Kader Abdolah in seiner Novelle "Die Krähe" Gehör verschafft. Als einen der besten Coming-of-Age-Romane überhaupt feiert die SZ Bov Bjergs "Auerhaus". Außerdem lässt sie mit Richard Swartz das "Wiener Flohmarktleben" an sich vorbeiziehen. Die taz empfiehlt Victor Sebestiens Nachkriegsstudie "1946". Die NZZ liest sehr beeindruckt Alexander Honolds Studie "Einsatz der Dichtung" über Literatur und Krieg. Bei Welt und NZZ kommt Martin Walsers neuer Roman "Ein sterbender Mann" überhaupt nicht gut an.

08.01.2016 Die von Józef Zelkowicz verfasste Chronik des Kinder- und Altenmordes im Getto Lodz/Litzmannstadt im September 1942 ist unerträglich und herzzerreißend und nicht zuletzt ein literarisches Wunder, staunt die FAZ. FR und SZ amüsieren sich prächtig mit Martin Walsers neuem Roman "Ein sterbender Mann". Twitter-Literatur avant la lettre entdeckt die SZ mit den nach dreißig Jahren endlich ins Deutsche übertragenen Kurzgeschichten von Amy Hempel. Und die FR meditiert mit Michael O'Neills Prachtband "Über Yoga".

07.01.2016 Ein neuer Walser! "Ein sterbender Mann" überlebt all die jüngeren Frauen, in die er sich verliebt. Die Zeit findet diese Unverfrorenheit sympathisch und amüsiert sich. Die FAZ bewundert das literarisch Spiel des Autors, doch lässt es sie kalt. Die NZZ legt angesichts der Abgründe in James Hanleys "Ozean" den Roman schockiert immer wieder aus der Hand. Von Richard Swartz lässt sie sich wiederum gern über die Wiener Flohmärkte führen.

06.01.2016 Die FAZ ist hin und weg von Bora Cosics polyphoner Familiensaga aus den Siebzigern, "Die Tutoren". Die NZZ empfiehlt wärmstens das Luther-Buch von Reinhard Schwarz, das ihr Luthers Theologieverständnis erschloss. Die FR liest mit Michail Sygars "Endspiel" eine Art russisches House of Cards.

05.01.2016 Nicht ganz überzeugt, aber doch beeindruckt folgt die FAZ dem argentischen Schriftsteller Martin Caparros, der in Niger, Indien und Chicago dem "größten Skandal unserer Zeit" nachspürt. Die SZ lernt vom spanischen Theoretiker César Rendueles, dass auch die "Soziophobie" der Cyberfetischisten solidarisches Leben unmöglich macht. Die NZZ feiert Yiyun Li als Star der chinesischen Exilliteratur. Gut gefällt ihr auch der Exilroman der indonesischen Autorin Leila Chudori "Pulang".

04.01.2016 Die FAZ lässt sich von Holger Balodis und Dagmar Hühne zeigen, wie Lebensversicherungen ihre Geschäfte machen, findet aber bedauerlich, wie aufgebracht die Verbraucherjournalisten sind. Als deutlich nüchterner empfiehlt sie einen Grundkurs Wachstumsökonomie.

02.01.2016 Wer wissen will, welche Früchte Neugier auf technologische und gesellschaftliche Veränderungen trägt, lese Henry James, empfiehlt die SZ. Die FAZ leidet mit Peter Kurzeck, dessen nachgelassenes Romanfragment "Bis er kommt" jetzt erschienen ist. Die Welt bestaunt Plakatwerbung für den Wintersport.