
30.04.2016 Als russischen Eco empfiehlt die NZZ Evgenij Vodolazkin, der in seinem Roman "Laurus" mit postmodernen Mitteln eine mittelalterliche Heiligenbiografie erzählt. In Annette Hugs Roman "Wilhelm Tell in Manila" lernt die FR, wie man mit Hilfe der Klassiker eine Revolution anzettelt. Die FAZ findet Katerina Poladjans Roman "Vielleicht Marseille" in seiner Skurrilität geradezu finnisch. Und auch die taz feiert jetzt das raue und ungestüme Erzählen der Lucia Berlin und den Band "Was ich sonst noch verpasst habe".

29.04.2016 In "Europa ja - aber welches?" plädiert der ehemalige Bundesverfassungsrichter Dieter Grimm für eine echte Europäisierung des Europäischen Parlaments, freut sich die FAZ. Mit Genuss und Gewinn liest sie auch Holger Sonnabends Nero-Biografie. Dominique Manotti entführt die FR in die Welt des Ölhandels. Und die SZ betrachtet Maximilian Stejskals Fotos von finnischen Volkswettspielen.

28.04.2016 Klassiker und fast schon Klassiker der Reaktion dominieren heute die Bücherschau: Die FAZ lässt sich von Pierre Drieu la Rochelle auf die Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs führen, wo sie noch was über die sozialen Spannungen im französischen Heer lernt. Die Zeit vertieft sich in den Briefwechsel zweier recht bizarrer alter Knacker, Gottfried Benn und Friedrich Wilhelm Oelze, und lernt noch was über Krieg als Herrenreiterei. Selbst Thilo Sarrazin macht trotz allen Unsinns, den er auch verzapft, ein paar Punkte, meint sie. Die SZ lässt sich lieber von Else Sohn-Rethel an ein weltoffenes deutsches Großbürgertum erinnern.

27.04.2016 Die FAZ liest zwei Romane aus den Anfangsjahren der Sowjetunion. Die NZZ würde statt im Postkapitalismus, den Paul Mason prophezeit, erst mal gern im Postetatismus leben. Die FR blättert durch einen nachbarschaftsfördernden Band über Deutsch-Polnische Erinnerungsorte. Die SZ liest zwischen den Zeilen von Clarice Lispectors Sozialdrama "Der große Augenblick".

26.04.2016 Die FAZ feiert Hans-Christian Oesers Übersetzung von Patrick Pearse' Gedichtband "Der Rebell"; allerdings erlebt sie darin auch, wie nah bei der irischen Dichterikone Ästhetitizismus und Fanatismus lagen. Als reinstes Lesevergnügen preist sie Niall Williams' Roman "Die Geschichte des Regens". Die NZZ lernt von György Konrad die Kunst, das eigene Ich zu verschatten. Lebensklug findet die SZ Stewart O'Nans Roman über Scott Fitzgeralds letzte Jahre in Hollywood "Westlich des Sunset".

25.04.2016 Leslie Mitchells "Szenen aus Schottland" - ein ungeschöntes, von keinerlei Nationalismen geprägtes Bild einer kargen, erbarmungslosen Landschaft - sind eine Riesenentdeckung für die SZ. Die FR sieht Thilo Sarrazin als Besessenen, der für Gleichgesinnte auf der Suche nach Bestätigung schreibt. Die SZ nutzt sein Buch, um ihr Urteil zu schärfen. Die FAZ bespricht Kinder- und Jugendbücher.

23.04.2016 Die FR verlebt mit Clarice Lispector einen "großen Augenblick". Die FAZ begibt sich mit Raimund Schulz in die Antike der Globalisierung. Die NZZ blickt mit Neel Mukherjee "in andere Herzen". Die taz lässt sich von Reinhard Schulze die "Geschichte der islamischen Welt" erzählen. Die Welt lernt durch Elsemarie Maletzke die furiose Revolutionärin Maud Gonne kennen.

22.04.2016 Mit "Deutschland ist bedroht" bringt Düzen Tekkal einen unerschrocken streitbaren Beitrag zur verdruckst und politisch korrekt geführten Integrationsdebatte, freut sich die FAZ. Bald genial, bald unstrukturiert wirkt Ronja von Rönnes Debütroman "Wir kommen" auf die NZZ. Viel heiße Luft und Zucker, aber wenig Gehalt hält Don Winslows neuer Krimi "Germany" für die SZ bereit.

21.04.2016 Als bleibendes Standardwerk und meisterhafte historische Erzählung feiert die FAZ Nikolaus Wachsmanns Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Außerdem zieht sich mit Andrzej Stasiuk durch den Osten und mit Paul Veyne durch Palmyra. Die Zeit verliebt sich ums Haar angestiftet von Thomas Jonigk in das Böse. Die NZZ empfiehlt die Gedichte von Olga Berggolz, einst Hoffnung der jungen Sowjetliteratur.

20.04.2016 Die SZ entdeckt die fantastischen Bücher des Reporters Lafcadio Hearn (1850-1904). Der Untergang ist abgesagt, lernt die FAZ von Thomas Straubhaar. Die FR erlebt mit Jörg Aufenanger ein Techtelmechel auf dem Schwielowsee. In der taz kritisiert der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk einen Band zur Aufarbeitung der DDR-Geschichte.

19.04.2016 Josef H. Reichholf ist unser Alexander von Humboldt, erklärt die SZ nach Lektüre von "Mein Leben für die Natur". Die Welt entdeckt in Christian Roux' Krimi "Der Mann mit der Bombe" ein ziemlich kaputtes Frankreich. Die taz begeistert sich für Rodolphe Töpffers Comics aus dem 19. Jahrhundert in "Die Liebesabenteuer des Monsieur Vieux Bois und andere Geschichten". Die FAZ verdrückt eine Träne mit Andrea Maria Schenkels Krimi um eine jüdische Familie in "Als die Liebe endlich war".

18.04.2016 Die FR verlässt die geordneten Diskursschienen und taucht in die sprachlichen Sinnabgründe der Gedichte Ann Cottens. Die SZ wuchtet das Wirkliche mit Handke. Die taz leidet mit den bengalischen Buddenbrooks Neel Mukherjees.

16.04.2016 Als Jahrzehnte-Ereignis und sprachliches Meisterwerk vom Range Tolstois und Thomas Manns preist die NZZ Dzevad Karahasans Roman "Der Trost des Nachthimmels". Die taz lernt von Ulrike Guérot, wie Europa noch zu retten ist, und von Paul Mason, wie es nach dem Kapitalismus weitergeht. Die Welt liest Romane von Stewart O'Nan und Emily Walton über F. Scott Fitzgerald. Und Georgi Gospodinov eröffnet der FAZ melancholisch-absurde Einblicke in die Geschichte Bulgariens.

15.04.2016 Mit seiner Graphic Novel "Eindringlinge" demonstriert Adrian Tomine der beeindruckten SZ, was in Comics heute möglich ist. Die FR preist Jürgen Kockas Studie "Arbeiterleben und Arbeiterkultur" als eine blitzsaubere wissenschaftliche Untersuchung, die mit manchem Vorurteil aufräumt. Gar nicht einverstanden ist die FAZ mit dem geringen Raum, den Werner Schäfke in seiner Kulturgeschichte des Kunsthauses Lempertz der NS-Vergangenheit widmet.

14.04.2016 Die FAZ liest beim gereiften Charles Lewinsky nach, wie Europa außer Rand und Band gerät. In Lafcadios Hearns "Youma" folgt sie fasziniert dem Leben einer Sklavin auf Martinique. Die NZZ möchte aus dem grünenden Buchraum in Anette Freytags Dieter-Kienast-Hommage am liebsten gar nicht mehr auftauchen. Die taz erlebt bei Juan Gabriel Vasquez schillernden Realismus. Und die Zeit lernt mit Niall Ferguson Kissinger als Idealisten kennen und schätzen.

13.04.2016 Die FR schaut bei Stewart O'Nan fasziniert dem Abstieg Francis Scott Fitzgeralds zu. Die NZZ überkommt in Johannes Frieds "Dies Irae" geradezu eine Sehnsucht nach der Apokalypse. Nur die Fotografie überlebt den Tod, lernt die FAZ bei Katharina Sykora. Von Neel Mukherjee lässt sie sich atemlos in die finsteren Abgründe einer Familie aus Kalkutta hinabziehen. Und die Welt verliebt sich in Sally McGranes Spionageroman "Moskau um Mitternacht" in Russland.

12.04.2016 Absolut umwerfend findet die SZ, wie zart und martialisch zugleich Loic Merle in seinem Roman "Allein, unbesiegt" die Freundschaft besingt. Ganz verzaubert ist die NZZ Günter Herburgers poetischem Roman "Wildnis, singend". Auch James Agees Schriften liest sie mit Begeisterung. Die FR lässt sich von Etgar Keret im Luftschutzbunker trösten. Die FAZ lernt von John Higgs alles über das 20. Jahrhundert.

11.04.2016 Die SZ versinkt im auratischen Briefwechsel zwischen Gottfried Benn und seinem Medium Friedrich Wilhelm Oelze. Interessiert liest sie Hans Wollers Mussolini-Biografie. Die FAZ lauscht Hörbüchern: Frank Goosens Roman "Förster, mein Förster" kann man noch besser hören als lesen, findet sie. In Irmgard Keuns "Kind aller Länder" schaut sie kindlich radikal auf Nazi-Deutschland. Und die FR wandert mit Christoph Hein Wilhelm-Meister-mäßig durch die DDR.

09.04.2016 Die NZZ feiert Norbert Hummelts Übersetzung von T.S. Eliots "Vier Quartetten", die nicht nur den Sinn, sondern auch den Klang exakt treffe. Auch Richard Yates' Roman "Cold Spring Harbor" gefällt ihr gut. Die FAZ taucht mit Rainer Warning in die Tiefen der Proust-Lektüre. Die SZ goutiert Stephen Kings Erzählungen "Basar der bösen Träume". Und die taz ist einfach hingerissen von den Science-Fiction-Erzählungen "Liebe ist der Plan", die Alice Sheldon als James Tiptree veröffentlichte und die sie lehrten, als Rieseninsekt zu fühlen.

08.04.2016 Schwer beeindruckt verfolgt die NZZ kalabresische Kriminellenkarrieren in Gioacchino Criacos Roman "Schwarze Seelen". Nicholson Bakers "Regenmobil" versetzt die FR in Verzückung. Martin Bossenbroek setzt der FAZ die Geschichte des Burenkriegs auseinander. In "Der Gerechte" stellt John Grisham seinen ersten Serienhelden vor, meldet die SZ und freut sich schon auf die Fortsetzung.

07.04.2016 Die FAZ liest zwei Romane britischer Autoren, die sich mit Shakespeare auseinandersetzen: Howard Jacobsons "Shylock" und Jeanette Wintersons "Wintermärchen"-Neubearbeitung "Der weite Raum". Die FR lernt bei Volker Leppin, dass der Deutungskampf um die Reformation bis heute geführt wird. Die Zeit empfiehlt Jan De Leeuws Jugendroman "Eisvogelsommer".

06.04.2016 Die NZZ liest Simon Halls großartig erzählte Geschichte des revolutionären Jahres 1956. Die FAZ reflektiert mit Daniel Martin Feige die Kunsterfahrung Computerspiel. Und sie amüsiert sich mit den Berliner Feuilletons von Ferdinand Hardekopf aus den Jahren 1899-1902. Auch mit ihrem neuen Krimi "V5N6" erweist sich die Historikerin Louise Welsh als großartige Dystopiemalerin, lobt die Welt.

05.04.2016 In der taz vermisst Jochen Schimmang schon jetzt Lars Gustafssons unzeitgemäß unthematisches Erzählen: Seinen letzten Roman "Doktor Wassers Rezept" findet er dabei noch substanzieller als Thomas Manns "Felix Krull". Ähnlich sieht das die SZ. Schrecklich schön findet die NZZ Lucia Berlins Erzählungen "Was ich sonst noch verpasst habe". Die FAZ lernt von Hartmut Rosa, dass Resonanz die Grundbedingung für ein gutes Leben ist.

04.04.2016 Mit angehaltenem Atem liest die FAZ Eugene McCabes Roman "Die Welt ist immer noch schön" von 1976, der von einer Geiselnahme durch die IRA und der Logik des Terrors erzählt . Die SZ erkennt in Alina Bronskys und Denise Wilks Streitschrift gegen "Die Abschaffung der Mutter" hyperegoistischen Antifeminismus. Die taz reist ein bisschen missmutig mit Jörg Magenau und der Gruppe 47 nach "Princeton 66"

02.04.2016 Die Welt empfiehlt Christian Adams "Der Traum vom Jahre Null" über die Verlage in der frühen Bundesrepublik. Die SZ amüsiert sich mit Gabriele Tergits Berlinroman von 1931 "Käsebier erobert den Kurfürstendamm". Und mit dem Ethnologen Marc Auge radelt sie durch Europa, Philosophie und Literatur. Die NZZ entdeckt mit Rodolphe Töpffer den ersten wahren Comickünstler. Die FAZ wandert mit John Irving auf der "Straße der Wunder". Die taz begeistert sich für die oszillierende Lyrik Granaz Moussavis.

01.04.2016 Im Roman "Tony Soprano stirbt nicht" lässt sich der Erkenntisprozess der Autorin Antonia Baum verfolgen, stellt die SZ fasziniert fest. Sehr empfehlen kann sie auch Léon Werths Fluchtbericht "33 Tage" sowie die Jugendromane "Durchs Feuer" von Jenny Valentine und "Anna und der Schwalbenmann" von Gavriel Savit. Die FAZ begleitet derweil Roger Caillois auf Streifzüge nach Amazonien, Patagonien und Sibirien.