
30.04.2011 "Cevdet und seine Söhne" ist der konventionellste Roman Orhan Pamuks, eine Art türkische Buddenbrooks, meint Necla Kelek in der FAZ. Das ist ja auch was. Der FR graust es bei "Isabelle", Jean Fortons Missbrauchsroman aus den Fünfzigern. Die NZZ liest Renata Serelytes litauisches Familiendrama "Blaubarts Kinder" und kickt dem Prediger Tolstoi die Seifenkiste unter den Sandalen weg. Die SZ beugt sich prüfend über die "Philosophische Wollust".

29.04.2011 In der FAZ freut sich Jochen Schimmang über die Wiederentdeckung eines Klassikers: Robert Louis Stevensons frisch übersetzten Roman "S. Ives". Lob geht auch an Esther Kinskys Gedichte "Die ungerührte Schrift des Jahrs". Vielversprechend findet die SZ Stefanie Sourliers Debüterzählungen "Das weiße Meer".

28.04.2011 Die Zeit preist Anita Albus' Essay "Im Licht der Finsternis", der Proust mittels Kathedralenbau, Botanik und der Sexualität von Medusenqualle und Orchidee erklärt. Die NZZ liest bewegt Cesarina Vighys Buch einer Sterbenden "Mein letzter Sommer". Die FR freut sich über Franz Overbecks neu edierte "Erinnerungen an Friedrich Nietzsche". Die FAZ lernt von Marie Luise Knott, mit Hannah Arendt zu denken und zu lachen.

27.04.2011 Die FAZ ist gebannt von der eisiger Schönheit in Ketil Björnstads Roman "Die Frau im Tal". Die NZZ ist gerührt von Peter Stephan Jungks Roman "Das elektrische Herz". Die FR ergründet mit Elisabeth Blum die Atmosphäre der Architektur. Und die SZ liest Ulrich Peltzers Poetikvorlesungen "Angefangen wird mittendrin".

26.04.2011 Die SZ liest begeistert und vergnügt Andrea Camilleris böse Groteske über den italienischen Faschismus "Streng Vertraulich". Von William Newton erfährt sie alles über die üblen Zustände "Hinter den Fassaden von Versailles". Die FAZ lernt von Barbara Strauch, wozu ein Gehirn über vierzig noch in der Lage ist: "Da geht noch was". Und die NZZ kann Hans Magnus Enzensbergers Polemik gegen die EU-Bürokratie "Sanftes Monster Brüssel" nur beipflichten.

23.04.2011 Gar nicht aus dem Schwärmen heraus kommt Michael Maar in der FAZ bei der Lektüre einer neuen "Ali Baba"-Ausgabe in der alten Übersetzung von Johann Heinrich Voß. In der SZ preist Martin Mosebach das Genie des "Maskenspiels der Genien" von Fritz von Herzmanovsky-Orlando. Die NZZ empfiehlt Maria Teresa Andruettos "Wer war Eva Mondino?" als einen der besten Romane über die argentinische Militärdiktatur. Die taz nimmt wehmütig Abschied von John Updike.

21.04.2011 Die FAZ liest Franz Overbecks "Erinnerungen an Friedrich Nietzsche", den, das versteht sie jetzt, die rücksichtslose Selbstanalyse in den Wahnsinn trieb. Schlucken muss sie bei Roxana Saberis Bericht über ihre iranische Gefangenschaft "Hundert Tage". Die NZZ reist mit Gerhard Roth zu den Toten, in Psychiatrie und Literatencafes. Die FR feiert Naoki Urasawas Version von Osamu Tezukas Urmanga "Der größte Roboter auf Erden".

20.04.2011 Nachdrücklich legt uns die FAZ die Streitschrift "Die Datenfresser" ans Herz, mit der Constanze Kurz und Frank Rieger vor den Machenschaften der Online-Profiler warnen. Mit großem Gewinn liest die SZ Hannelore Schlaffers vielleicht etwas ernüchternde Bilanz "Die intellektuelle Ehe". Die Zeit bewundert den großen Außenseiter Albert Vigoleis Thelen, dessen Briefe sich als grandiose Schatzkammer erweisen, und empfiehlt gegen jede Verzichtsdisziplin Bücher über das Rauchen und das Trinken. Die NZZ reist mit Pfalzgraf Ottoheinrich nach Spanien.

19.04.2011 Auftritt der irakischen Autoren: Die NZZ liest beeindruckt Najem Walis Roman "Engel des Südens", der sie tief in die Geschichte des gebeutelten Landes führte. Die SZ empfiehlt sehr Abbas Khiders poetisch-nüchternen Roman "Die Orangen des Präsidenten". Die FAZ preist außerdem Magda Szabos neu übersetzten Roman "Die Elemente". Und die FR erfährt aus Parag Khannas Schrift "Wie man die Welt regiert", dass die Zeit der Altherren-Diplomatie vorbei ist.

18.04.2011 Die SZ empfiehlt wärmstens Tahar Ben Jellouns "Arabischer Frühling" als Analyse und Lobgesang auf die Revolte. Als gelungene Verbindung von isländischer Lebensweise und amerikanischem Erzählstil feiert die FR Indridi G. Thorsteinssons Roman "Taxi 79 ab Station". Mit gemischten Gefühlen liest die FAZ Terry Eagletons Buch über "Das Böse".

16.04.2011 Die FR staunt: Chemie kann total interessant sein, wenn man wie Sam Kean darüber schreibt. Die SZ singt eine Hymne auf Peter Kurzecks Roman "Vorabend" und fordert: Büchnerpreis! Die taz liest mit Vergnügen Najat El Hachmis Emanzipationsroman "Der letzte Patriarch" und lässt sich nachts von Hartmut Lange ins Deutsche Historische Museum schicken.

15.04.2011 Die FAZ begibt sich mit Nora Iugas Roman "Die Sechzigjährige und der junge Mann" noch einmal in das Rumänien Ceausescus. Die FR liest Adam Ross' abgründigen Roman "Mister Peanut" und kann auch Peter Temples Krimi "Wahrheit" sehr empfehlen.

14.04.2011 Die
Zeit liest schaudernd die Protokolle
abgehörter Wehrmachtssoldaten, die sich darin ziemlich ungeschminkt und
mitleidlos ihrer Mordtaten brüsten. Hingerissen ist sie dann von
Zsuzsa Banks weltverlorenem Roman "Die hellen Tage" (hier unser
Vorgeblättert). Geziemend andächtig hält die
SZ einen neuen Prachtband aus dem Hause Taschen in den Händen: diesmal
Giambattista Bodonis "Handbuch der Typografie".

13.04.2011 Die NZZ reist mit Birgit Schönau durch Italien und lernt: Berlusconi ist nicht das einziges Problem des Landes. Empfehlen kann sie auch die Erzählungen "Der verlorene Vater" der Haitianerin Edwidge Danticat. Die FAZ liest mit Vergnügen Gaetan Soucys albtraumhaften Roman "Die unbefleckte Empfängnis" und lernt von Reinhard Winter, an Jungen nicht zu verzweifeln.

12.04.2011 Die FR feiert Sascha Hommers höchst kunstvolle Comic-Adaption "Dri Chinisin" von Erzählungen Brigitte Kronauers. Die NZZ bewundert Peter Handkes Erzählung "Der große Fall" trotz allem bleiernen Kulturpessimismus. Die FAZ folgt freudig den zahlreichen Pirouetten in Ricardo Piglias "Ins Weiße zielen".

11.04.2011 Explosiv findet die SZ Bettina Stangneths Studie "Eichmann vor Jerusalem", die zeigt, wie der Menschheitsverbrecher stetig an der Inszenierung seiner selbst arbeitete. Brillanz, Kraft, Leidenschaft und Witz findet sie in John Cheevers Roman "Die Lichter von Bullet Park", der vom suburbanen Wahnsinn der 60er Jahre erzählt. Auf den "viktorianischen Urgrund" stößt die FAZ im Briefwechsel zwischen Sigmund Freud und seiner späteren Frau Martha Bernays.

09.04.2011 In der SZ liest Jean Bollack gebannt, wie der junge Freud und seine Braut Martha Bernays im Briefwechsel ihr künftiges Verhältnis austarierten. Die NZZ verneigt sich vor dem poetischen Talent Alexander Nitzbergs, der Daniil Charms nachübersetzt hat. Die FAZ taucht tief ein in die Welt der isländischen Sagas. Und die taz fühlt sich gut informiert mit Douglas Couplands Marshall-McLuhan-Biografie.

08.04.2011 Großes Leseglück bescheren der FR Bruno Schulz' märchenhafte Erzählungen "Das Sanatorium zur Sanduhr". Sehr gelungen findet die SZ Richard Kämmerlings' Literatur-Debattenbuch "Das kurze Glück der Gegenwart". Zum hundertsten Geburststag Emile Ciorans lesen FAZ und FR schaudernd seine emphatischen Essays über das nationalsozialistische Deutschland. Gruseln macht die FAZ auch Jose Sanchez de Murillos Biografie der Friedensheroine Luise Rinser mit einem Faible für Führerfiguren.

07.04.2011 FAZ und taz feiern unisono die Autobiografie des liebenswürdigen, narzisstischen, noblen und witzigen Werner Schroeter. Die NZZ präsentiert den neuen Stern am französischen Comic-Himmel: Nine Antico, die in "Coney Island Baby" Betty Page und Linda Lovelace ein Denkmal setzt. Und die Zeit verehrt wieder Peter Handke, der in "Der Große Fall" so schön, so schlicht erzählt wie in seinen Anfangszeiten.

06.04.2011 Grabeskalt weht es die SZ an aus Thomas Harlans Buch "Veit" über seinen Vater, den NS-Propagandaregisseur Veit Harlan. Mit Vergnügen liest sie Rüdiger Schapers essayistische Erzählung "Die Odyssee des Fälschers" über den griechischen Meisterfälscher Konstantin Simonides. Die FAZ hält ehrfürchtig einen Reprint des ersten Fotobuchs der Geschichte in den Händen: William Henry Fox Talbots "The Pencil of Nature".

05.04.2011 Lehrreich und vergnüglich findet die FR Philipp Bloms emphatische Porträts der "Bösen Philosophen", der radikalen Aufklärer im Pariser Salon Holbach. Fasziniert liest die NZZ Giorgio Vastas Roman "Die Glasfresser" als ein Lehrstück über die moralische Verwahrlosung Italiens in den 70er Jahren. Humor und Eleganz attestiert die FAZ Colson Whiteheads Roman "Der letzte Sommer auf Long Island".

04.04.2011 Die FR ist hin und weg von Peter Kurzecks 1000-seitigem Roman "Vorabend": Macht süchtig und glücklich. Sehr beeindruckt liest die SZ Peter Heathers epischen Bericht über die wandernden Menschheit des ersten Jahrtausends "Invasion der Barbaren". Gebannt verfolgt die FAZ Pavel Kohouts Erinnerungen an ein Leben voller Widersprüche: "Mein tolles Leben mit Hitler, Stalin und Havel".

02.04.2011 Die NZZ empfiehlt, unbedingt Ryunosuke Akutagawas Prosatexte aus den 20er Jahren zu lesen: Schwarze Romantik! Klassiker! Die FAZ fliegt mit Juri und Dackel Laika zum Mond und will nicht wieder zurück. Die FR lernt von Henning Andresen einiges über die Tücken der Entwicklungshilfe. Die taz folgt dem Polizisten Pierre Dragon und dem Zeichner Frederik Peeters bei einem verdeckten Einsatz in Paris-Belleville.

01.04.2011 Schön unabgeschlossen erscheint der
taz die
Post-Punk-Ära in
Martina Lenzins Comic "rpm". Sehr gern gelesen hat sie auch den Hacker-Roman "Underground" von
Suelette Dreyfus und
Julian Assange. Die
SZ kann
Sascha Hommers dichten Comic "Dri Chinisin" nach Erzählungen von
Brigitte Kronauer sehr empfehlen. Die
FR liest Bücher über
das Böse (hier unser
Vorgeblättert zu
Terry Eagleton).