
31.07.2012 Die
NZZ liest sehr beeindruckt
Jabbour Douaihys sehr aktuellen Roman "Morgen des Zorns" über
Libanonkrise von 1958 (
hier unser
Vorgeblättert). Sehr charmant findet die
taz Chandrahas Choudhurys Debüt "Der kleine König von Bombay". Die FAZ lobt
Sandra Hoffmanns "Was ihm fehlen wird, wenn er tot ist" (noch ein
Vorgeblättert hier). Die
FR begrüßt sehr
Hyman Minskys Aufsätze "Instabilität und Kapitalismus". Und die
SZ feiert noch einmal
David van Reybroucks grandiose Geschichte des
Kongo.

30.07.2012 Die FAZ lässt sich vom großen John Searle erklären, wie Sprechakte die soziale Wirklichkeit konstituieren. Empfehlen kann sie auch den Roman "Vor der Stille der Sturm" des Hippie-Autors und Umweltaktivisten Wallace Stegner. Der SZ geht bei Wolfgang Behringers "Kulturgeschichte des Sports" die Luft aus, die FR liest Henning Mankells Roman "Erinnerung an einen schmutzigen Engel".

28.07.2012 FAZ und SZ feiern Karl Heinz Bohrers "Granatsplitter" als "Meisterwerk der Erinnerung". Die FAZ besucht außerdem Richard Ford in "Kanada". Die FR freut sich über zwei Grimmelshausen-Neuerscheinungen. Die taz gibt sich Chimamanda Ngozi Adichies "Heimsuchungen" mit Freuden hin und stellt die Geschlechterfrage neu.

27.07.2012 Nur drei Bücher heute, aber gute: Zeichnerisch und erzählerisch beeindruckend findet die SZ Reinhard Kleists Graphic Novel über Hertzko Haft, einen jüdischen Boxer, der im KZ zu mörderischen Kämpfen gezwungen wurde. Ebenso begeistert ist die FAZ von Baha Tahers Roman "Die Oase" aus dem kolonialen Ägypten. Den Debütautor Zachary Mason stellt sie für seine erfindungsreichen Variationen über die "Odyssee" gar in eine Reihe mit Borges und Calvino.

26.07.2012 Die FAZ hat Réjean Ducharmes Roman "Von Verschlungenen verschlungen" verschlungen. Überwiegend beeindruckt ist sie von Uwem Akpans Erzählungen über das Leid afrikanischer Kinder. Der Schweizer Lyriker Frédéric Wandelère leistet der NZZ "Hilfe fürs Unkraut". Die SZ ist fasziniert von Felice Beatos handkolorierten Fotografien aus dem Japan des 19. Jahrhunderts. Außerdem liest sie filmtheoretische Texte des besessenen Unruhestifters Antonin Artaud. Die FR begibt sich mit Marie Pohl auf "Geisterreise".

25.07.2012 Glaubt dem Hype, ermutigt die taz: Tea Obrehts "Tigerfrau" hält den Erwartungen stand. Die NZZ liest verdienstvolle Neubewertungen von Machiavelli und Richard Wagner. In Steffen Martus Analyse der Freisinger Kinder-Hexenprozesse offenbart sich der SZ das Soziogramm einer Gesellschaft am Rand der Aufklärung. Ernst Jünger logierte gern auf Kosten anderer in teuren Hotels, erfährt die FAZ aus den Reisetagebüchern des Schriftstellers. Und entdeckt in Yi In-Seong einen koreanischen Kafka.

24.07.2012 Als brillant und etwas sehr Besonderes feiert die
FR Julie Otsukas Roman über junge
Japanerinnen in Kalifornien "Wovon wir träumten" (hier unser
Vorgeblättert). Sehr imponiert hat ihr auch
Marc-Antoine Mathieus kluger Comic "Drei Sekunden". Die
NZZ liest gebannt
Christof Hamanns Geschichte einer Freundschaft "Nur ein Schritt bis zu den Vögeln". Die
SZ opponiert gegen
Paul Austers "Sunset Park" als einem literarischen
patriot act.

23.07.2012 Die FAZ lernt in Christina von Brauns "Der Preis des Geldes", dass sowohl der moderne Intellektuelle als auch der Feminismus Produkte des Geldes sind. Erhellend findet sie auch Nicole Kramers Studie zu Frauen im Nationalsozialismus "Volksgenossinnen an der Heimatfront". Außerdem liest sie Amnestys Bericht zur Lage der Menschenrechte 2012. Der SZ wird beim Lesen von Miroslav Penkovs "Wenn Giraffen fliegen" ganz behaglich zumute.

21.07.2012 Die NZZ freut sich über neue Ausgaben der Werke des Ehepaars Paul und Jane Bowles und eine Anthologie mit junger lateinamerikanischer Lyrik. Die taz bewundert den todesmutigen Jonathan Littell und hofft auf weitere Horrorromane aus der Feder von Ror Wolf. Die FAZ zieht den Schriftsteller und Leser Günter Grass dem Leserbriefschreiber vor und ärgert sich über Jürgen Roths tendenziöse O-Ton-Sammlung über Franz Josef Strauß. SS eher ja, Stasi eher nein, lernt die FR aus Annette Leos Strittmatter-Biografie. Die SZ gurkt mit Tex Rubinowitz um die Welt.

20.07.2012 Ist "Niemandsland" von Blexbolex noch ein Comic oder schon ein Bilderbuch für Erwachsene, fragt sich die NZZ und antwortet: egal, es ist genial! Die FR reist mit René Caillié nach Timbuktu und bekommt von Stefan aus dem Siepen eine Lektion im Loslassen erteilt. Die FAZ lässt sich von Tina Bremer-Olszewski und Ann-Marlene Henning aufklären und stürzt sich mit Tor Ulven in Depressionen.

19.07.2012 In der Zeit ist Martin Walser begeistert von Cornelia Hallers historischem Hexenjagd-Roman, der in seinem Heimatort Wasserburg spielt. Die SZ freut sich über Band 8 von Armistead Maupins Stadtgeschichten aus San Francisco. Claude Levi-Strauss' Vorlesungen über "Anthropologie in der modernen Welt" spenden der FAZ Zuversicht, dass es für die Probleme der Gegenwart Lösungen gibt. Die NZZ lernt bei Alan Pauls argentinische Zeitgeschichte als Frisurengeschichte kennen. Die FR liest Paul Austers neuen Roman über anständige junge Menschen in Brooklyn.

18.07.2012 Die SZ fährt mit Kevin Vennemann den Sunset Boulevard entlang und wird wütend auf den Fotografen Julius Shulman: seinetwegen ist moderne Architektur unerschwinglich. Angesichts von Ingram Hartingers prometheischem Zorn hält die NZZ ergriffen inne wie nach einem Gewitter im Gebirge. Gunther Teubner spendet der FAZ Hoffnung auf einen Ausweg aus der Krise. Und von Krisztina Toth lernt sie, was es mit der magischen Anziehungskraft von Strichcodes auf sich hat.

17.07.2012 Die FAZ folgt mit Entsetzen dem nigerianischen Autor Helon Habila auf seiner düsteren Reise durch das ölverseuchte Nigerdelta. Großes Leseglück beschert Mathias Glatzeder der FR mit seinem Roman "Der Augentäuscher". Die NZZ feiert noch einmal Janet Frames bewegendes Familienporträt "Wenn Eulen schrein". Und die SZ legt die Trotzki-Biografie von Robert Service beiseite: Nein, so erlegt man keine Leiche.

16.07.2012 Die FAZ feiert Antonio Skarmetas Hommage an Pablo Neruda und lernt: "Die Dichtung gehört nicht dem, der sie schreibt, sondern dem, der sie benutzt." Mit Interesse liest sie auch die Bekenntnisse des Radsportlers David Millar "Vollblutrennfahrer". Die SZ begibt sich mit Francesco Piccolo in das Heimatland des Furbo.

14.07.2012 Die FAZ liest mit Vergnügen die kapriolenschlagenden Verse Olga Martynovas. Und lässt sich von Chris Adrian durch die Abgründe eines Sommernachtstraums in San Francisco führen. Die NZZ versinkt in Taeko Tomiokas "Wogen", der traumhaften Affäre einer Ökofeministin mit einem reizlosen Mann. Die SZ vertieft sich in die atemberaubende Geschichte der Bronnens. Die taz lernt alles Wissenswerte über Woody Guthrie in Barbara Mürters Biografie des Folksängers.

13.07.2012 Die FAZ liest begeistert Gedichte des karibischen Literaturnobelpreisträgers Derek Walcott, im Original und in Werner von Koppenfels' kongenialer Übersetzung. Die SZ ist äußerst angetan von Tristram Hunts ausgewogener Engels-Biografie und den melancholisch-selbstironischen Aufsätzen von Angelika Overath. Gert Heidenreich hätte hingegen besser daran getan, den Täter in "Mein ist der Tod" nicht so früh zu verraten.

12.07.2012 Die FAZ findet in Ivo Andri?s Dissertation aus dem Jahr 1924 den Schlüssel für das spätere Werk des Autors. Die SZ findet in der Autobiografie des Politologen Ekkehart Krippendorff einen klassischen Bildungsroman. Keinen Josephsroman, einen Dreijosephsroman hat Patrick Roth geschrieben, staunt die NZZ. Die taz liest den Obduktionsbericht über Wittenberge. Die Zeit lernt von Dirk Schmidt und Sebastian Heilmann viel über China und von Robert Service wenig über Trotzki.

11.07.2012 Die FR will nicht bis Ende August auf die Printausgabe warten und liest Jonathan Littells große Syrien-Reportage gebannt und desillusioniert im vorab erschienenen E-Book. Tomás Sedlácek lässt die NZZ ein wenig ratlos zurück. Die FAZ lernt von Paulus Hochgatterer einiges über Sexualmetaphorik in der Kinderliteratur. Und die SZ kann nicht genug bekommen vom zynischen Maulhelden im Romandebüt von Kultregisseur Paolo Sorrentino.

10.07.2012 Zutiefst in den Bann gezogen ist die NZZ von Gaute Heivolls Roman "Bevor ich verbrenne", der von einem Schriftsteller erzählt, der nur mit viel Glück kein Brandstifter geworden ist. Außerdem liest sie mit Freude Tonino Guerras Geschichten "Scheuer Vogel Traum". Die FAZ lernt in dem spannenden Sammelband "Kriegsmaschinen", dass Roboter einen Krieg natürlich nicht humaner machen.

09.07.2012 Die FAZ liest mit Freude bei Sybille Steinbacher nach, wie in den Fünfzigerjahren der Kampf gegen Schmutz und Schund verloren wurde. Für die SZ ist Nedim Gürsels Roman "Allahs Töchter" Teil der religiös-imperialen Renaissance in der Türkei. Und die taz unterhält sich prächtig mit Caitlin Morlans "How to be woman".

07.07.2012 Wer künftig über das nachrevolutionäre China mitreden will, muss dieses Buch gelesen haben, meint die taz über Yang Jishengs monumentales Werk "Grabstein", das von Maos Sprung nach vorn, der großen Hungerkastastrophe und dem Kannibalismus erzählt. Sehr empfehen kann sie auch Ivan Klimas tschechoslowakischen Roman "Stunde der Stille" von 1963. Die FAZ lobt Angelika Overaths Geschichten "Fließendes Land" und Manfred Kochs Brevier über die "Faulheit".

06.07.2012 Weil "Shades of Grey" von E.L. James alle Verkaufsrekorde bricht, kommt auch das Feuilleton nicht drum herum. Die FAZ findet es sprachlich und ideologisch allerdings wenig stimulierend. Ganz anders William Faulkners Roman "Als ich im Sterben lag", der pünktlich zum heutigen 50. Todestag des Autors von Maria Carlsson neu übersetzt wurde, und zwar nicht angemessen, sondern brillant! Die SZ kann da nur beipflichten.

05.07.2012 Die NZZ freut sich, dass William Faulkners 50. Todestag mit gleich zwei deutschen Ausgaben seiner danse macabre "Als ich im Sterben lag" gefeiert wird. Weniger begeistert ist die Zeit von der Biografie, die Mitch Winehouse zum ersten Todestag seiner Tochter Amy vorlegt. Die SZ feiert die Fertigstellung der dreibändigen kritischen Ausgabe von Georg Wilhelm Friedrich Hegels "Grundlinien der Philosophie des Rechts". Die FR ist verzaubert von Günter Herburgers kleinen wilden Romanen. Und die FAZ führt sich einen Softporno über schöne Bücher zu Gemüte.

04.07.2012 In Susanne Müllers Medienkulturgeschichte des Baedeker erfährt die FAZ, warum es am Rhein so schön ist. Die NZZ staunt über Iva Procházkovás "Orangentage": ein Pferdebuch ganz ohne Sentimentalität! Die SZ hat Respekt vor dem österreichischen Richter Alfons Dür, der in Vorruhestand ging, um die tragische Liebes- und Fluchtgeschichte eines "Ariers" und einer "Volljüdin" zu rekonstruieren.

03.07.2012 Die FAZ lernt mit Esther Freud, wie es möglich ist, als Schauspielerin zu leben. Sehr loben kann sie auch Philipp Theisohns Essay zum "Literarischen Eigentum". Die FR ist hingerissen von Etel Adnans Gedichten "Arabische Apokalypse". Die NZZ feiert Nedim Gürsels Roman "Allahs Töchter" ebenso wie Hermann Ungars epochales Werk "Die Klasse".

02.07.2012 Die FAZ empfiehlt Roberto Savianos Schrift "Der Kampf geht weiter" als Gegengift zu Korruption, Bürokratismus und mangelnden Bürgersinn. Sehr lesenswert findet sie auch Julia Angsters Geschichte der Royal Navy "Erdbeeren und Piraten". Die SZ spaziert mit Dieter Hoffmann-Axthelm durch Berlin und grübelt über Wilfried Huismanns "Schwarzbuch WWF".