
30.04.2010 Als rabenschwarz leuchtend preist die FAZ Andreas Maiers gesammelte Kolumnen "Onkel J". Die SZ genießt Denis Johnsons abgebrühte Pulp Fiction "Keine Bewegung!" Die NZZ lobt eine neue Biografie Alban Bergs von Herwig Knaus und Wilhelm Sinkovic. Die taz liest Benjamin Steins Roman "Die Leinwand" vorwärts und rückwarts. FAZ, FR und taz verabschieden außerdem Kommissar Wallander.

29.04.2010 Sehr poetisch und
verteufelt raffiniert findet die Zeit
Daniyal Mueenuddins pakistanischen Roman "Andere Räume, andere Träume" (hier unsere
Leseprobe). Sehr gern hat die SZ
Hans-Ulrich Treichels Berlin-Roman "Grunewaldsee" gelesen. Die FAZ empfiehlt eine Geschichte der
jiddischen Sprache, der sie zum Beispiel entnimmt, dass man statt
imejl auch
blizpoßt sagen kann.

28.04.2010 Als existenzieller Schrei klingt Stig Dagermans Roman "Schwedische Hochzeitsnacht" von 1949 der NZZ in den Ohren. Die FAZ stellt Josep Maria de Sagarras erotischen Gesellschaftsroman von 1932 "Privatsachen" vor. Die SZ erreicht ebenfalls eine Flaschenpost: Charlotte Grasnicks Gedichtband Gedichtband "So nackt an die gewendet". Vergnügt liest sie außerdem Marina Lewyckas neuen Roman "Das Leben kleben". Die taz liest mit Hochspannung Gianluigi Nuzzis Dokumentation über die Machenschaften der "Vatikan AG".

27.04.2010 Die NZZ liest beglückt die Gedichte des wiederentdeckten russichen Lyrikers
Innokenti Annenski in der Übersetzung von
Marina Jakobson. Als bisher stärkstes Buch preist die FAZ
Yoram Kaniuks neuen autobiografischen Roman "Zwischen Leben und Tod". Große bewegende Literatur erblickt die FR in
Juan Gabriel Vasquez' Roman "Die Informanten".
Puren Sarkasmus genießt die SZ in
Richard Yates' Roman "Ruhestörung" (hier unsere
Leseprobe).

26.04.2010 Als sanften Schlag auf den Hinterkopf genießt die SZ Lena Hennigsens Studie über die Bedeutung von Werktreue, Imitation und Kopie in der chinesischen Literatur. Die FAZ lernt von Nicholas A. Christakis und James H. Fowler, wie wichtig soziale Netzwerke sind. Von der Botschaftergattin Jutta Falke erhält sie Einblicke ins diplomatische Corps.

24.04.2010 Überwältigt ist die FR von Wulf Kirstens Anthologie teilweise unbekannter deutscher Gedichte aus der ersten Jahrhunderthälfte - "hat das Zeug zum Standardwerk". Außerdem empfiehlt die FR einen Krimi von Pete Dexter. Für die FAZ liest Stefan Weidner drei neue Koran-Übersetzungen - keine stellt ihn völlig zufrieden. Die NZZ stellt die chinesischen Autoren Li Er und Yang Lian vor.

23.04.2010 Die NZZ preist den Dichterphilosophen und Wissenschaftspoeten Edouard Glissant, mit dessen neuestem Buch "Das magnetische Land" sie die Osterinsel Rapa Nui und das offene, nomadische Sein kennenlernt. Die FAZ empfiehlt die Erzählung "Die Bibel" als Einstiegsdroge in ein Leben mit Peter Nadas. Sehr empfehlen kann die FR Simon Winders hemmunsglos subjektives Geschichtsbuch "Germany, oh Germany".

22.04.2010 Die FAZ feiert Hanna Lemkes Erzählungen "Gesichertes" und die Geburt einer neuen Autorengeneration. Außerdem ackert sie sich durch die Bandi der Inquisition. Die SZ preist Tom Drurys Provinzroman "Das Ende des Vandalismus". Die NZZ begegnet in Christoph Poschenrieders Roman "Die Welt ist im Kopf" einem echt smarten Schopenhauer. Die Zeit jubelt über Josh Bazells furiosen Krimi-Kracher "Schneller als der Tod" und lobt auch sehr Robert Asbackas "Das zerbrechliche Leben"

21.04.2010 Heute gibt es Mark Twain: Aus der Flut der Neuerscheinungen zu seinem hundertsten Todestag ragt für die FAZ der Roman "Knallkopf Wilson" heraus. Auch den Briefwechsel mit seiner Frau liest sie sehr eingenommen. Die SZ schätzt eher Twains Reportagen "Post aus Hawaii". Die NZZ stellt Neil Smith' Geschichten "Bang Crunch" vor, die unter anderem aus der Perspektive eines Handschuhpaares oder eines abgerissenen Fußes erzählt sind.

20.04.2010 Von der Erziehung und ihren Grenzen lernt die FAZ im Buch der französischen Philosophin Elisabeth Badinter "Der Infant von Parma". Die NZZ schwärmt von Jachym Topols Groteske "Die Teufelswerkstatt". Die FR bewundert Thomas Gsellas Technik des hintergründigen Knockouts. Und auch die SZ lernt jetzt dank Jean-Henri Fabre und seines Übersetzers Friedrich Koch, die Charakterfestigkeit von Insekten zu bewundern.

19.04.2010 Die SZ lernt von Niklas Luhmanns "Politischer Soziologie", dass Politik die alternativlose Organisation kollektiver Lernprozesse ist. Ayaan Hirsi Alis neues Buch "Ich bin eine Nomadin" kommt bei ihr erwartungsgemäß ebenso schlecht weg wie Necla Keleks "Himmelsreise". Als verlegerische Großtat rühmt die FAZ die deutsche Ausgabe von Jean-Henri Fabres "Erinnerungen eines Insektenforschers".

17.04.2010 Die FR liest mit großem Interesse ein Buch der Psychoanalytikerin und Feministin Susie Orbach über den heutigen Schönheitswahn. Wer im existenzialistischen Nichts versinken möchte, dem legt sie Stig Dagermans Roman "Schwedische Hochzeitsnacht" ans Herz. Die NZZ wärmt ihr Herz lieber mit Mira Magens Roman "Die Zeit wird es zeigen" - hier hat das Alltagsunglück noch einen Sinn. Die taz ist mit vier Frauen "Durch den Wind". Die FAZ stellt neue Gedichtbände von Marion Poschmann und Nadja Küchenmeister vor.

16.04.2010 Die FR freut sich sehr über einen schmalen Merve Band mit Texten des unermüdlichen und begnadeten Harald Fricke. Seufzend liest die SZ Maike Albaths Beschwörung des intellektuellen Italiens und des "Geists von Turin". Mit verhaltener Begeisterung wird Airens Roman "I am Airen Man" aufgenommen: Die SZ entdeckt in ihm einige scharf geschliffene Beobachtungssplitter, die FAZ verschmäht ihn als verdiente Strafe für den Hegemann-Hype.

15.04.2010 Auf ein geteiltes Echo stoßen Brigitta Eisenreichs Erinnerungen "Celans Kreidestern" an ihren langjährigen Geliebten Paul Celan: Die Zeit attestiert ihnen noble Sachlichkeit, die SZ reagiert etwas verhaltener. Passend dazu annonciert die Zeit eine weitere "kleine Sensation": die "Kriegstagebücher" der jungen Ingeborg Bachmann. Die FR lässt sich von Maike Albaths "Geist von Turin" gern an das nachdenkliche, intellektuelle Italien erinnern. Die FAZ lobt Klaus Bringmanns Cicero-Biografie.

14.04.2010 Die FAZ lernt in Matthias Bickenbachs und Harun Mayes Studie "Metapher Internet", dass das Lesen im Netz eine lustvolle und intelligente Kulturtechnik ist. Die NZZ lernt mit Reif Larsens "Karte meiner Träume", dass auch das Buch ein explodierender Hypertext sein kann. Die FR stellt Gregor Mayers und Bernhard Odehnals Buch über den Rechtsextremismus in Osteuropa "Aufmarsch" vor.

13.04.2010 Als Entdeckung preist die FAZ Josh Weil und seine Novelle "Herdentiere", die vom zähen Zweikampf zwischen Mensch und Tier in der amerikanischen Prärie erzählt. Von Michael de Ridder lässt sie sich erklären, wie Pharmalobby und Medizintechnik eine humane Sterbekultur verhindern. Positiv nimmt die SZ Shlomo Sands international bereits heftig debattiertes Buch "Die Erfindung des jüdischen Volkes" auf. Die NZZ liest Essays von Orhan Pamuk und betrachtet fasziniert Ara Gülers Fotos von Istanbul.

12.04.2010 Fasziniert folgt die SZ Pavel Kohout, der in seinem Roman "Die Schlinge" die Frühzeit des Prager Kommunismus erkundet. Sehr empfehlen kann sie auch Marion Recknagels Studie über die Liebe in der Oper "Truggeweihtes Glück". Die FAZ liest Roland Barthes' "Tagebuch der Trauer" und lernt mit Christopher McDougall und von den Tarahumara richtig zu laufen. Die FR verehrt Alain Badiou.

10.04.2010 Die FR würde gern öfter solche witzige und klare Essays wie die in Tony Judts "Das vergessene 20. Jahrhundert" lesen. Als polnischen Wenderoman und Tuntenchronologie in einem preist die taz Michal Witkowskis "Queen Barbara". Schauer über den Rücken jagte ihr Miljenko Jergovics Roadnovel "Freelander". Die FAZ quittiert mit Genugtuung die späte Gerechtigkeit für Sofja Tolstaja und ihren Roman "Lied ohne Worte". Die NZZ entdeckt Miguel Asturias und seinen Diktatorenroman "Der Herr Präsident" wieder.

09.04.2010 Sehr beeindruckt liest die FAZ Michaela Murgias Roman "Accabadora", der von Sardiniens archaischem Erbe erzählt. Bestens amüsiert hat sie sich auch mit Hallgrimur Helgasons hübsch schrägem Roman "Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen". Die SZ preist Anne Enrights Erzählungen von bezwingender Lakonie "Alles, was du wünschst". Außerdem verehrt sie Kurt Flasch für seine neue Schrift "Meister Eckhart".

08.04.2010 Als eines der
großartigsten Werke, die je geschrieben wurde, bejubelt
Sibylle Lewitscharoff in der Zeit
Jean-Henri Fabres "Erinnerungen eines Insektenforschers", die nun endlich auf Deutsch erschienen sind. Sehr empfehlen kann die Zeit auch
Olivier Roys "Heilige Einfalt" (hier eine
Leseprobe) sowie - apropos gute Erziehung -
T.C. Boyles Novelle "Das wilde Kind" und
Elisabeth Badinters "Der Infant von Parma". Die SZ spaziert mit
Alain Mabanckou durch die
Goutte d'Or von Paris (hier eine
Leseprobe aus seinem "Black Bazar"). Und die FAZ lernt in
Tobias Niemanns "Kamasutra kopfüber": Wenn man
Borstenwürmern das Gehirn wegschneidet, werden aus Weibchen Männchen!

07.04.2010 Die FR empfiehlt
Gerd Koenens neues Buch "Was war der Kommunismus" als
Werk eines Renegaten: Koenen kennt sich aus und er hat Abstand. Die FAZ rühmt
Siegfried Kracauers skeptisch-nüchternen Blick auf die "Geschichte - vor den letzten Dingen". Die NZZ folgt mit Interesse
Francois Walters Kulturgeschichte der "Katastrophen" (hier unsere
Leseprobe). Und die SZ schwärmt von
Rafael Yglesias' geradezu unmöglichem Roman über eine "Glückliche Ehe".

06.04.2010 Die NZZ begrüßt den dritten Tagebuchband von Max Frisch sehr, stellt aber fest, dass ihm die Tessiner Bergluft deutlich besser bekommen ist als New York. Mit Begeisterung liest sie auch John Glasscos Erinnerungen an das Paris der Roaring Twenties "Die verrückten Jahre". Die FR schwärmt von Andreas Maier und seiner Kolumnensammlung "Onkel J". Angst vor den eigenen Leuten bekommt die SZ, wenn Tom Schimmecks in "Am besten nichts Neues" mit dem Journalismus abrechnet.

03.04.2010 Die FR liest beeindruckt, wie der Ethnologen Daniel Everett auszog, die Bibel in die Sprache der Pirahas zu übersetzen und als Chomskys Sprachtheorie widerlegender Atheist zurückkehrte. Die NZZ empfiehlt den türkischen Märchenband "Im Reich der Schlangenkönigin". Und dickes Lob geht an die Übersetzer der Gedichte Gerard Manley Hopkins (NZZ), von Mark Twains Klassiker "Tom Sawyer & Huckleberry Finn" (taz) und Dantes "Göttliche Komödie" (SZ).

01.04.2010 Die SZ preist
Kati Martons Geschichten "Die Flucht der Genies", die von ungarischen Juden wie
Arthur Koestler,
Robert Capa,
Michael Curtiz oder
Edward Teller erzählen, die im Exil zu Weltruhm kamen. Die NZZ attestiert
Melanie Mühls Reportagen über "Menschen am Berg" echten Forschergeist. Die FAZ empfiehlt dringend
Necla Keleks "Himmelsreise" (hier eine
Leseprobe).