
31.07.2017 Blühen kann in der Türkei auch die Satire nicht mehr, stellt die taz seufzend fest, findet aber im Band "Schluss mit lustig" genug Einfallsreichtum, um die Hoffnung nicht zu verlieren. Die SZ liest wohlwollend Christoph Boltanskis Roman "Das Versteck" über seine berühmte Familie. Und die FR lässt sich von Antonin Varenne durch das Massif Central jagen.

29.07.2017 Die taz reist mit der finnischen Krimiautorin Kati Hiekkapelto in die Wojwodina. Die FAZ legt sich mit Michael Köhlmeiers heiligem Antonius von Padua aufs Pflaster und lernt mit Anna Baars Roman "Als ob sie träumend gingen" die Wahrheit als Zumutung kennen. NZZ und taz empfehlen Jana Hensels Debütroman
"Keinland" - eine Liebesgeschichte zwischen einer
jungen Frau aus der Ex-DDR und einem aus Deutschland nach Israel
emigrierten Juden.

28.07.2017 Die FAZ erfährt bei der Islamwissenschaftlerin Anke von Kügelgen, dass die nahöstliche Philosophie die Emanzipation der Frau fordert. Von Frank Trentmann lässt sie sich zum Konsum verleiten. Die FR lernt bei Naomi Klein die Grenzen des Produkts Trump kennen. Die NZZ liest eine neue Übersetzung von Tanizaki Junichiros Eheroman "Der Schlüssel" und kostet mit Meja Mwangi kenianisches Bier. Und die SZ entdeckt Neues im Nachlass von J.R.R. Tolkien.

27.07.2017 Die FAZ empfiehlt dringend Artjom Wesjolys Roman über die Oktoberrevolution, "Blut und Feuer". Anuk Arudpragasams Debütroman "Die Geschichte einer kurzen Ehe" auf Sri Lanka möchte sie gleich ein zweites Mal lesen. Die Geschichte der Jugoslawen ist die Geschichte Europas, lernt ein euphorischer Sasa Stanic in der Zeit aus Miljenko Jergovics Roman "Die unerhörte Geschichte meiner Familie". Und Musils "Mann ohne Eigenschaften" ist das Buch der Stunde, ruft die FR: Da sieht man die eigene Gegenwart gleich schärfer.

26.07.2017 Die SZ liest hingerissen John Julius Norwichs Geschichte Siziliens. Die FAZ findet mit Yasmina Reza eine Leiche im Keller. Die Welt lernt in Tilman Spreckelsens Krimi "Nordseeschwur" den Che Guevara Nordfrislands kennen. Die NZZ verbringt mit Paulus Hochgatterers Erzählung "Der Tag, an dem mein Großvater ein Held war" einige Tage im März 1945 unter Flüchtlingen und Wehrmachtssoldaten in der österreichischen Provinz.

25.07.2017 Keine Seefahrer-Romantik, sondern den packenden Alltag auf See erlebt die taz mit dem schwedischen Arbeiterschriftsteller Harry Martinson in "Reisen ohne Ziel". Der SZ graut es vor dem sozialen Bewertungswahn, den Steffen Mau in "Das metrische Wir" ausmalt. Fasziniert blättert sie durch David Gibsons Band "Street Photography". Und die FR lernt bei Philipp Ruch alles über "Ehre und Rache".

24.07.2017 Die SZ begreift mit Philip Manow die Schizophrenie der Öffentlichkeit, die in der Politik nur Mittelmaß, aber bitte keine Langeweile will. Von dem Berliner SPD-Politiker Raed Saleh lernt sie, wie eine Leitkultur der Toleranz aussehen kann. Die FAZ liest neue Kinderbücher, besonders gut gefallen ihr die blauen Wunder, die "Der halbste Held der ganzen Welt" bei Andrea Schomburg erleben darf.

22.07.2017 Die FAZ folgt Martin Pye durch die Geschichte der Nordsee und lernt, Stürmen, Wikingern, Friesen und der Pest zu trotzen. Furios findet die Welt Mairtin O'Cadhains Roman "Grabgeflüster". Die SZ jubelt über den zynischen Witz und zarte Schönheit in Stefanie Sargnagels "Statusmeldungen". Und die NZZ liest Gedichte und Selbstversuche von Felix Philipp Ingold.

21.07.2017 Die FAZ reist mit Stefan Höhne durch mehr als hundert Jahre New Yorker Subway und liest amüsiert Beschwerdebriefe. Die FR lässt sich von Abir Mukherjee in die opiumgetränkte Unterwelt Kalkuttas im Jahre 1919 mitnehmen. Die NZZ lernt bei Steffen Mau das Fürchten vor dem allgegenwärtigen Quantifizierungswahn. Die SZ kämpft mit Jean-Luc Nancy gegen Kapitalismus und Fundamentalismus. Außerdem liest sie Kinderbücher und verliebt sich dank Anthony Penrose in Mirós magische Tierchen.

20.07.2017 Die SZ lässt sich mit Mark Siemons von China produktiv verunsichern. Die taz ist gefesselt von Rachel Kushners präcastristischem Kuba fesseln verliebt in "Die Sweeten" von Gepa Hinrichsen. Die Zeit amüsiert sich prächtig mit Yasmina Reza und lotet mit Pieter M. Judson die Tiefen der Habsburgischen Geschichte aus.

19.07.2017 Die SZ wird glücklich mit Nico Bleutges Gedichtband "nachts leuchten die schiffe". Die NZZ freut sich über ein vielschichtiges Berlin-Porträt in Chloe Aridjis' Roman "Buch der Wolken". Die FAZ entdeckt mit Wilhelm Lehmann einen deutschen Meister des nature writing.

18.07.2017 Einen geradezu fantastischen Blick auf die Welt erlebt die NZZ mit zwei Romanen aus Australien: Gerald Murnanes "Die Ebenen" zielt direkt ins magische Herzland des Kontinents, Murray Bails "Die Reise" dagegen ins großbürgerliche Wien. Die FR liest neue Comics und bewundert vor allem Guy Delisle, der in seiner Geschichte "Geisel" die Vorstellungskraft über absoluten Stillstand triumphieren lässt.

17.07.2017 Die FAZ lauscht vergnügt, wenn sich Arno Schmidt und Hans Wollschläger als große "Literasten" über Frauen, das Autorendasein und die eigene Überlegenheit austauschen. Sehr empfehlen kann sie auch die Hörspiele zu Novellen von Thomas Mann und Arthur Schnitzler. Sehr wirkungsvoll findet die SZ, wie der Autor und Filmemacher Florian Huber das Familiendrama der Nachkriegszeit erzählt.

15.07.2017 Anschaulich und klug - so schreibt man Geschichte, lernt die FR aus Eric Hobsbawms Trilogie über "Das lange 19. Jahrhundert". Die NZZ feiert Szilárd Borbélys Romanfragment "Kafkas Sohn". Die FAZ empfiehlt Michael Feltens Abrechnung mit der "Inklusionsfalle". Die taz vergießt mit Hari Kunzru "White Tears".

14.07.2017 So stressig ist das Stadtleben gar nicht, lernt die FAZ von dem Psychiater Mazda Adli. Die FR entdeckt mit Bruno Latours "Kampf um Gaia" ein Grundlagenbuch des Anthropozän. Die NZZ lernt Leichtigkeit von S. Corinna Billes unglücklich verliebten Frauenfiguren. Mit Ian Burumas Großeltern reist sie ins gelobte England.

13.07.2017 Die Zeit hört amüsiert den Briefwechsel von Thomas Mann mit Agnes E. Meyer. Die taz lernt von Jakob Nolte, wie man aus Platitüden einen originellen und amüsanten Roman bastelt. Die FAZ saust mit Andrej Kurkows Matrosen Charitonow durch die Nachkriegs-Sowjetunion und endet mit Fouad Larouis Ingenieur Adam Sijilmassi in totaler Melancholie in einer marokkanischen Sandhöhle. Die NZZ liest zwei Bücher über den Vorteil der Kleinstaaterei.

12.07.2017 Wunderbar eigenständig findet die NZZ Ralf Konersmanns "Wörterbuch der Unruhe". Europäische Gegenwart findet die SZ im Briefwechsel von 14 Autoren in der Zeitschrift die Horen. Die Welt lässt sich von Thrillerautor Dennis Lehane in die Dunkelheit führen. FAZ und SZ vertiefen sich begeistert in die Naturbeschreibungen und Tagebücher Henry David Thoreaus.

11.07.2017 Die FAZ folgt David van Reybrouck fasziniert, wenn er in "Zink" so bündig wie poetisch vom europäischen Zwergstaat Neutral-Moresnet erzählt. Mit Kopfschütteln quittiert die NZZ John Brennans Versuche, mit seiner Streitschrift "Gegen Demokratie" eine zweite Stimme für die besonders Schlauen herauszuschlagen. Die FR lernt den Koran in Angelika Neuwirths Auslegung als poetische Lektüre biblischer Texte kennnen.

10.07.2017 Die SZ glaubt gern, was der frühere Priester Krzysztof Charamsa in Rom über Heuchelei gelernt hat: Nie war der Vatikan so schwul und schwulenfeindlich zugleich wie unter Benedikt XVI. Sehr loben kann die SZ auch Friedhelm Kemps literaturwissenschaftliche Essays "Gesellige Einsamkeit" und Miriam Gebhardts Geschichte der Weißen Rose.

08.07.2017 Die FAZ liest bewegt Peter Esterhazys "Bauchspeicheldrüsentagebuch". Die SZ benimmt sich mit Lesley M. M. Blume gern im Paris Hemingways daneben. Die FR lernt in Johannes Willms Mirabeau-Biografie einen schillernden Aufklärer kennen. Die taz liest Bücher zum Klimawandel und lässt sich mit Lutz Klevemann in Lemberg mit Peitschenhieben begrüßen. Und die Welt fliegt mit Jürgen Beckers Graugänsen durch ein funkelndes Jahrhundert.

07.07.2017 Die FAZ erlebt mit Lutz Kleveman postsozialistisches Flair in Lemberg. Von Renate Vergeiner lässt sie sich durch den heiligen Wald von "Bomarzo" leiten. Die SZ lauscht dem "Piano Oriental" in Zeina Abiracheds Graphic Novel und taucht ins kosmopolitische Beirut der 50er und 60er. So unerbittlich wie Kleist und so klaustrophob wie Kafka findet die NZZ Philipp Schönthalers Erzählungen "Vor Anbruch der Morgenröte".

06.07.2017 Die NZZ taucht mit zwei Romanen - von S. Dilan und dem Psychiater Jan Ilhan Kizilhan - in die kurdisch-jesidische Kultur ein. Die FAZ wird mit Pedro Rosa Mendes' "Pilgerfahrt des Enmanuel Jhesus" in den heute Krieg um Osttimor gezogen. Mit dem Literaturkritiker Friedhelm Kemp entdeckt sie kaum bekannte französische Autoren wie Joseph Joubert, Jean Paulhan oder Francis Ponge. Die SZ folgt amüsiert Sebastian Barrys Abenteuern eines irischen "Gentleman auf Zeit". Die Zeit liest über "Beißreflexe" in der queeren Szene.

05.07.2017 Die SZ macht im kriegszerstörten Aleppo mit Niroz Malek Spaziergänge "am Rande des Wahns". Die NZZ amüsiert sich mit einem Kinderbuch über die Brieffreundschaft zwischen Giraffe und Pinguin. Die FAZ taucht mit Robert Stockhammer ein ins Jahr 1967.

04.07.2017 Eine leuchtend blaue Welt der Ideen eröffnet sich der FAZ mit Octave Mirbeaus wiederentdecktem Künstlerroman "Diese verdammte Hand". Schwere Kritik übt sie allerdings am neuen Bericht von Amnesty International zur Lage der Menschenrechte. Die NZZ folgt dem Wünschelrutengänger Marcel Beyer durch "Das blindgeweinte Jahrhundert". Die SZ verliert sich in Dacia Marainis Traumwelten. Und die taz tröstet sich mit Ralf König über den "Herbst in der Hose".

03.07.2017 Die SZ liest wohlig-vergnügt J.L. Carrs nostalgischen England-Roman "Wie die Steeple Sinderby Wanderers den Pokal holten". Ihr gefällt auch Andreas Weigands Schrift "Data for the people": Amazons früherer Cheftechnologe fordert darin unter anderem ein "Recht auf Datenergänzung". Die FAZ bespricht neue Krimis, darunter Monika Geiers Bettina-Boll-Roman "Alles so hell da vorn" und Heine Bakkeids nordnorwegischen Thriller "... und morgen werde ich dich vermissen".

01.07.2017 Die FAZ entdeckt in Julien Gracq einen Fantasy-Autor, der den Untergang des "Abendreichs" ausmalt. Die FR fiert kleinere und größere Prosa Cees Nootebooms gleichermaßen und freut sich über das virtuose "Grabgeflüster" des irischen Autors Mairtin O'Cadhain. Die SZ lobt den raffinierten Scheidungsroman "Transit" von Rachel Cusk. Die Welt liest zwei Bücher aus dem Jiddischen.