30.06.2011 In der Zeit liest Hanns-Josef Ortheil ergriffen die Urfassung von Hemingways Erinnerung an seine Pariser Jahre. Aber Alexander Kluge sollte auch mal das harte Brett eines richtigen Essays bohren, findet sie. Die FAZ reist mit Hedi Kaddours Roman "Savoir-vivre" zur British Fascist League im London der dreißiger Jahre. Der NZZ begegnet in Reinhard Kaiser-Mühleckers Roman "Wiedersehen in Fiumicino" einer Generation von Ratlosen.
29.06.2011 Die NZZ empfiehlt wärmstens Martin Kubaczek Erzählung "Die Knie meiner Mutter und mein Vater im Krieg". Die FAZ staunt über den Mut der Hannah Höch und den Konservatismus ihrer Künstlerkollegen. Schön kühl wird der FR bei Alissa Walsers Erzählung "Immer ich".
28.06.2011 Die
NZZ entflammt für
Ivan Nagels "Schriften zum Drama" und erschauert vor den Gefahren der
Atomkraft, die
Robert Spaemann schildert. Die
SZ liest drei Bücher über
das Böse - aber weder der Literaturwissenschaftler
Terry Eagleton (
Leseprobe) noch der Journalist
Eugen Sorg oder forensische Psychiater
Robert J.
Simon bekommen es wirklich zu fassen. Die
FAZ macht es sich mit
Martin Suters "Allmen und der rosa Diamant" auf dem Sofa gemütlich.
27.06.2011 Sehr informativ findet die SZ zwei Bücher zum Demjanjuk-Prozess. Die FAZ liest ein frisches Porträt des Grünen-Politikers Winfried Kretschmann. Die FR taucht in den Gedankenstrom von Xaver Bayers Erzählung "Wenn die Kinder Steine ins Wasser werfen" und erkennt auf eine wirklichkeitsnahe, "menschenabstoßende Form der Selbstgenügsamkeit".
25.06.2011 Ist Juan Gabriel Vasquez womöglich die wichtigste Stimme der lateinamerikanischen Literatur der jüngeren Generation? Die NZZ meint eindeutig ja nach Lektüre seine Abenteurromans über den Bau des Panama-Kanals. Die taz empfiehlt einen ersten Reader zum arabischen Frühling. Die FR hat bei Milos Crnjanski viel über das Ende Österreich-Ungarns erfahren. Die SZ verschmäht mit Jörg Zipprick die Molekularküche.
24.06.2011 Sehr beeindruckt ist die FAZ von Elisabeth Filhols lakonischem Roman "Der Reaktor", der von Atomnomaden erzählt, die für wenig Geld und unter hoher Gefahr Reaktoren reinigen müssen. Die SZ liest Franz Overbecks "Erinnerungen an Friedrich Nietzsche" und mit Vergnügen auch Andrea Camilleris Minikrimi "Der geraubte Himmel".
23.06.2011 Angesichts landesweiter Fronleichnamsfeierlichkeiten gibt heute nur eine einzige Kritik. Die NZZ stellt John Cheevers durch und durch dämonischen Roman "Die Lichter von Bullet Park" vor.
22.06.2011 Großes Leseglück beschert der Brite Simon Armitage der SZ mit seinen lässig-rockenden Gedichten "Zoom!". Die Zeit freut sich über Les Murrays kräftig gewürzte Gedichte "Größer im Liegen". Als Philosophie der Gelassenheit kann sie das "Elterncoaching" des dänischen Pädagogen und Seefahrers Jesper Juul sehr empfehlen. Die FAZ liest mit Freude, aber ohne rechten Glauben Rene Girards Überlegungen zu "Shakespeare".
21.06.2011 Die FR flaniert freudig mit dem großen Comiczeichner Will Eisner , dem zeichnenden Charlie Chaplin, durch "New York". Prächtig unterhalten fühlt sie sich von Adaobi Tricia Nwaubanis Roman "Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy", der in der aberwitzigen Welt nigerianischer Finanzbetrüger spielt. Die SZ rühmt Joanna Bators polnischen Provinz- und Familienroman "Sandberg". Die NZZ goutiert Armin Sensers "Shakespeare"-Roman in Versen.
20.06.2011 Iroke ist auf dem Rückzug, seufzt die SZ nach Lektüre von Tanizaki Jun'ichiros schönem Essay über "Liebe und Sinnlichkeit". Die FR sucht Rat bei Dominik Perlers Studie "Transformationen der Gefühle". Und die FAZ lernt von Sven Kuntze, sich auch im Alter Sportsgeist zu bewahren.
18.06.2011 Warum bleibt Baru hierzulande nur ein ewiger Geheimtipp? Der Mann ist in Frankreich hochberühmt, weiß die taz und feiert seinen genialen Comic "Hau die Bässe rein, Bruno!". Kälteschauer überkommen die SZ beim Lesen von John Burnsides "Lügen über meinen Vater". Die NZZ studiert die "Notizhefte" des Großfeuilletonisten Henning Ritter. Die FAZ liest berührt Maryse Condes Erinnerungen an ihre karibische Großmutter "Victoire" und auch Christian Brückners Lesung von David Vanns "Im Schatten des Vaters" findet sie sehr hörenswert.
17.06.2011 Die FAZ preist Joanna Bators Roman über die Wohnsiedlung "Sandberg", in der alle Fäden der polnischen Geschichte zusammenlaufen.Die FR rühmt das erzählerische Können Marie N'Diayes und ihr neues Buch "Selbstporträt in Grün". Die SZ ringt sich doch noch zu einem großen Lob des Typografiebuchs ""Letterfontäne" durch und stellt den ersten "Architekturführer Pjöngjang" vor.
16.06.2011 Die FAZ besichtigt mit Hans Christoph Buchs Romanessay "Apokalypse Afrika" auch die Kollateralschäden der Zivilisation. Die SZ erlebt mit den Skripten der "Radiofamilie" eine von allen Schreibhemmungen befreite Ingeborg Bachmann. Die NZZ liest beklommen Ghislaine Dunants Roman "Ein Zusammmenbruch". Und die Zeit empfiehlt Eduard von Keyserling zu lesen: Besser als Fontane sei er, sein Roman "Wellen" ein kapitaler Wurf.
15.06.2011 FAZ und
taz stellten den Roman "Venushaar" des russischen Autors
Michail Schischkin vor, der gerade mit dem
Internationalen Literaturpreis des Hauses der Kulturen der Welt ausgezeichnet wurde. Allerdings sind sie von diesem sehr
erschöpfenden Roman nicht ganz überzeugt (hier unser
Vorgeblättert). Die
NZZ liest den Roman "Zwietracht" des simbabwischen Autors
Shimmer Chinodya vor. Und großes Lob spendet die
SZ Judith Zander für ihren Lyrikband "Oder Tau".
14.06.2011 Als Plädoyer für unerschrockenes Denken liest die FAZ Klas Östergrens "Porträt eines Dandys". Beglückt folgt die NZZ Pierre Michon in schwindelerregende Höhen und zur "Grande Beune". Die SZ arbeitet sich durch die Tagebücher des oberhessischen Justizinspektors Friedrich Kellner "Vernebelt, verdunkelt sind alle Hirne". Die taz resümiert mit Anja Baum und Andre Meier zehn Jahre Landleben in Vorpommern.
11.06.2011 Die
SZ reist mit
Robert Gernhardt durch "Toskana mia". die
FAZ folgt
Cees Nooteboom von Chile bis nach Spitzbergen (
Leseprobe). Die
taz liest Bücher zur
Energiepolitik. Die
NZZ freut sich über eine lebendige Biografie des Dichters
Matthias Claudius.
10.06.2011 Ganz berauscht ist die
FR von
Ulrike Draesners formidablen Paargeschichten um emotional und sexuell
desorientierte Mittelklässler "Richtig liegen". Die
SZ versinkt in
Barbel Bohleys aus dem Nachlass veröffentlichtes "Englisches Tagebuch". Die
FAZ lässt sich die
misanthropische Koketterie in
Martha Gellhorns Reisegeschichten gern gefallen (
Leseprobe).
09.06.2011 Die FAZ versenkt sich mit Begeisterung in Antonie Volodines fantastischen, tiefgründigen und bitterbösen Roman "Mevlidos Träume". Die NZZ folgt Gregor Sander mit seinen Erzählungen "Winterfisch" in sehr nödliche und sehr kalte Gefilde. Abgestoßen und fasziniert zugleich liest Clemens Setz in der Zeit die Kriegsgeschichten "Blutschweiß" des Preußenhassers Leon Bloy.
08.06.2011 Die
SZ arbeitet sich mit Freuden durch
Gerhard Roths hochkomplexes Riesenwerk "Orkus", das so genau wie exzessiv
Wahnsinn und Kunst in Österreich auslotet. Die
FR kommt zumindest in literarischer Hinsicht mit dem Kriegstagebuch des
Misanthropen Paul Leautaud auf ihre Kosten (hier unser
Vorgeblättert). Die
NZZ liest Erzählungen von
Jürg Amann.
07.06.2011 Als großen Gesellschaftsroman feiert die NZZ Joanna Bators Roman "Sandberg", der vom Leben in einer polnischen Plattenbausiedlung der 70er Jahre erzählt. Die FAZ ist gleich mehrfach begeistert von Hanif Kureishis Erinnerungen an seinen Vater "Mehr Ohr an Deinem Herzen". Die FR liest interessiert Mohamed El Baradeis Buch "Wächter der Apokalypse", in dem er von seiner Zeit als Chef der Atomenergiebehörde berichtet.
06.06.2011 Als avancierten Cyberpunkroman über die um sich greifende Ausrüstungsgeilheit empfiehlt die taz William Gibsons furiosen "Systemneustart". Die FR liest beeindruckt Kathrin Schmidts Erzählungen "Finito. Schwamm drüber". Die SZ lernt von Markus Frenzels "Leichen im Keller", warum internationale Kriegsverbrecher in Deutschland nicht von der Justiz behelligt werden.
04.06.2011 Die FAZ ruft auf, Pierre Michon und dessen Roman "Die Grande Beune" zu entdecken: großer Schriftsteller. Mit viel Sympathie liest sie auch Yanick Lahens' Haiti-Journal "Und plötzlich tut sich der Boden auf". Die NZZ preist Yuri Herreras Narco-Roman "Abgesang des Königs". Hoch intelligent und dabei noch unterhaltsam findet die FR Annette Vowinckels Kulturgeschichte der "Flugzeugentführungen". Als großartig und notwendig feiert die taz Najem Walis Erinnerungen an den einst kosmopolitischen Irak, "Engel des Südens".
03.06.2011 Wild und poetisch findet die FAZ Bernadette Conrads bereits mehrfach gelobte Biografie der großen Paula Fox. Die SZ lernt von Olaf Asbach alles über die Geschichte der europäischen Idee. Außerdem liest sie das Romandebüt der kroatischen Dichterin Olja Savicevic "Lebt wohl, Cowboys".
01.06.2011 Großes Glück beschert der Zeit Fredrik Sjöberg mit seiner Porträtsammlung "Der Rosinenkönig", die solch exzentrische Universalgenies wie den Regenwurmforscher Gustav Eisen in Erinnerung ruft. Sehr empfehlen kann sie auch Pierre Michons Roman "Die Grande Beune". Die FR erlebt mit Alice Munro "Zuviel Glück". Und die FAZ lernt von Julya Rabinowitschs "Herznovelle": Die Liebe ist der Wahnsinn.