
31.01.2009 Ungewohnt giftig erzählt Wilhelm Genazino für die FAZ in seinem neuen Roman "Das Glück in glücksfernen Zeiten" vom Scheitern einer zarten Seele. Auf viel dunkle Materie stößt sie in Matthias Glatzas philosophischem Psychothriller "Der Schatten der Tiere". Die FR preist Andreas Meiers bösen und rätselhaften Roman "Sanssouci". Und für die SZ zeigt sich Thomas Bernhard in der Bilanz seiner Literaturpreise als missgünstig und spießig.

30.01.2009 Die FAZ ist ganz hingerissen von Christa Bürgers Idee, "Goethes Eros" nachzustellen. In Kurt Drawerts "Ich hielt meinen Schatten für einen anderen und grüßte" findet die SZ die DDR noch einmal in ihrer ganzen Schrecklichkeit. Als gute Tat preist sie die Neuauflage von Leo Malets Pariser Krimis mit Nestor Burma. Und die FR schwärmt von Jan Costin Wagners neuestem Finnland-Krimi "Im Winter der Löwen".

29.01.2009 Berührend und todtraurig findet die FAZ Ursula Krechels Roman "Shanghai fern von wo", der vom chinesischen Exil europäischer Juden erzählt. Als kalte Literatur empfiehlt sie auch Gao Xingjians Erzählungen "Die Angel meines Großvaters". Die SZ liest fasziniert Farhad Showghis Gedichte "Die große Entfernung" und preist Carlos Fuentes' Erzählungen "Alle glücklichen Familien". Die Zeit ist auch von Philip Roth' inzwischen 23. Roman "Empörung" sehr eingenommen.

28.01.2009 Die SZ präsentiert den Balzac des Comics: Alan Moore und sein voluminösen Band über die Morde von Whitechapel "From Hell". Auch Irene Disches "Veränderungen über einen Deutschen" hat sie schon gelesen. Die NZZ lässt sich von Alfred Brendel wieder Friedrich Hebbel schmackhaft machen. Die FAZ liest Aufsätze von Karlheinz Stierle zu Ovid, Dante und Proust.

27.01.2009 Die NZZ ist sehr berührt von Michael Köhlmeiers tragischer wie leichter Novelle "Idylle mit ertrinkendem Hund". Sehr gut gefallen hat der SZ Julie Kavanaghs Nurejew-Biografie. Die FR geht mit Matthias Zschokke "Auf Reisen" nach Weimar, Budapest und Amman. Und die FAZ stellt einen instruktiven Band über geraubte Kunst vor.

26.01.2009 Die FAZ beneidet Österreich um seinen Feuilletonisten Franz Schuh. Bewundernswert findet sie Arbogast Schmitts altphilologische Gelehrsamkeit und seine kommentierte Ausgabe von Aristoteles' "Poetik". Seufzend liest die SZ den Briefwechsel zwischen Marlene Dietrich und Friedrich Torberg "Schreib. Nein, schreibt nicht". Generell fordert sie, Literatur-Stipendiaten nicht mehr nach New York zu schicken, sondern nach Islamabad.

24.01.2009 Die FAZ ergibt sich der "Liebe am Nachmittag" und ihrem Autor Ernö Szep, der neben Sandor Marai und Antal Szerb zu den Großen Eleganten der ungarischen Literatur zählt. Sehr gelobt wird auch ein Band mit Fotografien Bernd Heydens aus dem Prenzlauer Berg der Siebziger. Die FR folgt gebannt einem Hausmeister der Revolution, der in Michael Sollorz' Roman "Die Eignung" nach der Wende den Kommunismus wiederherstellen will. Die NZZ lobt den formidabel übersetzten dritten Roman von Tomas Gonzalez über einen mit seinen Brüdern zerstrittenen kolumbianischen Gärtner. Die taz würdigt das heroische Ergebnis von "Schmidt liest Proust".

23.01.2009 Sehr empfehlen kann die SZ Maria Barbals Roman "Inneres Land", der von einer Jugend in Katalonien unter Franco erzählt. Als eines der schönsten Bücher der jüngeren tschechischen Literatur preist die FAZ Ota Pavels Erzählung "Der Tod der schönen Rehböcke". Ideologiekritische Einblicke in den Kunstmarkt verdankt die FR Isabelle Graws "Der große Preis".

22.01.2009 Existenzielles Vibrieren verspürte die begeisterte Zeit in
Gerbrand Bakkers Bauernroman "Oben ist es still" (hier eine
Leseprobe). In
Felix Mendelssohn Bartholdy entdeckt sie einen der
bedeutendsten Briefschreiber der europäischen Kultur. Die SZ preist
Edmundo Desnoes' Roman über die
Revolution auf Kuba "Erinnerungen an die Unterentwicklung". Die NZZ amüsiert sich mit
Qian Zhongshus berühmtem Roman "Die umzingelte Festung". Und die FAZ betrachtet fasziniert
Anders Petersens Fotoband "Frenchkiss", der auf sie wirkt, als habe jemand seine
Albträume sortiert.

21.01.2009 Mit großem Vergnügen liest die SZ Dag Solstads Roman aus Fußnoten "Armand V". Durchaus ernst nimmt sie Henry Glass' Betrachtungen "Weltquell des gelebten Wahnsinns", etwa zum Alkoholismus von Brauerei-Eseln. Auch in die Animal Studies lässt sie sich vom Band "Ich, das Tier" einführen. Beglückt hält die FAZ die von Max Goldt und Martin Z. Schröder geschmiedeten Miniaturen "Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen" in den Händen.

20.01.2009 Als skeptische Gegenlektüre zu Barack Obamas Inauguration liest die FAZ Edward P. Jones' Erzählungen "Hagars Kinder". In höchsten Tönen lobt die SZ eine neue Ausgabe der Poetik von Aristoteles. Die NZZ begrüßt freudig Nazim Hikmets Gedicht-Anthologie "Die Namen der Sehnsucht". Als ideale Einstiegsdroge empfiehlt die FR Thomas Klings Gedichtband "schädelmagie".

19.01.2009 FAZ und SZ preisen heute Edgar Allan Poes von "Verzweiflung und Verwirrung durchspülte" Geschichte des Arthur Gordon Pym aus Nantucket, die Hans Schmid neu übersetzt hat. Als "extremste Coming-of-Age-Geschichte" liest die taz Dave Eggers Roman "Weit gegangen", der die Lebensgeschichte des Sudanesen Valentino Achak Deng erzählt.

17.01.2009 Freudig begrüßt die FR Hans Schmids Neuübersetzung von Edgar Allan Poes Roman "Die Geschichte des Arthur Gordon Pym aus Nantucket". Eine hübsche Ansammlung literarischer Nerds sieht die taz in Dave Eggers' "The Best of McSweeney's". Die NZZ ist sehr beeindruckt von Oswald Eggers Traktat über Poesie und Mathematik "Diskrete Stetigkeit". Die FAZ empfiehlt Neil Gaimans Jugendbuch "Graveyard" als erstaunlichste Adoptionsgeschichte seit dem Dschungelbuch. Außerdem treten heute mit NZZ und FAZ die Bewunderer von Daniel Kehlmanns Roman "Ruhm" auf den Plan.

16.01.2009 Sehr appetitanregend findet die FAZ Charlotte Birnbaums Buch "Die innere Reise": Jetzt kocht sie gern wieder Herz, Leber und Nierchen. Die SZ ist überwältigt von der Wildheit in Sylvia Plaths neuübersetztem "Ariel". Großes Lob vergibt Jutta Limbach höchstpersönlich in der FR an Christian Bommarius' Biografie des Grundgesetzes. Enttäuscht zeigen sich FR, SZ und taz von Daniel Kehlmanns "Ruhm".

15.01.2009 Die Zeit hat Daniel Kehlmanns neuen Roman "Ruhm" gelesen und zeigt sich nur verhalten begeistert: Ein hübsch gemusteter Teppich sei das, aber fliegen kann er nicht. In höchsten Tönen lobt sie Thomas Friedmans Agenda für die Energiewende "Was zu tun ist". Die SZ schwelgt in einem üppigen Bildband zum amerikanischen Zirkus und empfiehlt auch sehr Nadine Gordimers Erzählungen "Beethoven war ein Sechzehntel schwarz". Die NZZ verschlingt James Sallis' Thriller "Deine Augen hat der Tod".

14.01.2009 Als betörend, verstörend und reinste metaphysische Wohltat preisen FAZ und NZZ die Gedichte "Dank sei den Dingen" des Niederländers Rutger Kopland. Loben kann die NZZ auch Lyrikbände von Richard Dove und Steffen Popp. Die FAZ empfiehlt zudem Analysen zur Lage in Afghanistan. Die SZ liest Warlam Schalamows "Erzählungen aus Kolyma" und erschauert vor seinem gnadenlosen Blick.

13.01.2009 Die FAZ stellt Joe Dunthorne als neuen Stern am britischen Creative-Writing-Himmel vor. Die NZZ empfiehlt freudig das von Brigitte Kronauer zusammengestellte Ror-Wolf-Lesebuch "Verschiedene Möglichkeiten, die Ruhe zu verlieren. Die FR liest lachend und weinend Gerhard Henschels "Springer-Bibel".

12.01.2009 Als Handlungsanleitung für eine grüne Weltrevolution liest die SZ Thomas Friedmans Agenda "Was zu tun ist". Aber auch die Tagebücher des viruosen Reaktionärs Leon Bloys kann sie zur Wiederlektüre empfehlen. Mit angehaltenem Atem liest die FR James Meeks Roman über den Krieg in Afghanistan "Fremdland". Die taz sieht in der Schärfe gegen die areligiöse Gesellschaft unbedingt eine Stärke von Andreas Maiers Roman "Sanssouci". Die FAZ begleitet Frank Westerman auf seiner Pilgerreise zum "Ararat".

10.01.2009 Die FAZ empfiehlt einen Gedichtband des 1978 geborenen Steffen Popp, eine der "wichtigsten und markantesten Stimmen" unter den deutschsprachigen Lyrikern seiner Generation. Köstliches Lesevergnügen bereitete FR und taz ein Band mit Texten Thomas Bernhards über seine Preise. Die NZZ freut sich über die Neuübersetzung eines Klassikers der lateinamerikanischen Literatur, Juan Rulfos "Pedro Paramo". Die taz findet einen Schatz in der Anthologie "Der goldene Apfel", die Erzählungen des klassischen Altertums versammelt.

09.01.2009 FAZ und taz vermissen Heiner Müller, dessen monumentale Gespräche nun auf insgesamt 3000 Seiten nachzulesen sind. Die taz lernt außerdem von Mirko Hecktors Bildband "Mjunik Disco", wie tief die Hemden an der Isar noch immer aufgeknöpft werden. Die SZ übt sich mit Joseph de Maistre in Scharfsinn und Reaktion. Und die FR liest Joseph Breitbachs Erzählungen "Rot gegen Rot".

08.01.2009 Die Zeit liest beglückt Wallace Stegners Roman "Zeit der Geborgenheit", in dem sich die Freundschaft gegen die Sinnlosigkeit der Zeit behauptet. Die SZ liest mit großer Freude Richard Starks Krimi "Fragen Sie den Papagei" über den durch und durch amoralischen, aber sehr sympathischen Bankräuber Parker. Die FAZ lässt sich packen von Peter Careys Geschichte um Fälschung und Täuschung "Liebe".

07.01.2009 Die FAZ genießt Pessimismus, Misanthropie und reaktionäre Verbitterung in Fernando Vallejos Medellin-Roman "Blaue Tage". Die taz erfreut sich an Nicolas Mahlers und Heinz Wolfs Comic-Krimi "Molch", in dem sich ein Serienkiller an vornehmlich schönen Frauen vergeht. Die SZ liest Paul Austers "Mann im Dunkel". Die FR schwelgt in einem Bildband zu Luchino Visconti.

06.01.2009 Alles über die jüdischen Wurzeln des Punk lernt die taz in Steven Lee Beebers "Die Heebie-Jeebies im CBGB's". Die NZZ freut sich über die türkische Lyrik-Antholgie "Kultgedichte". Die FR empfiehlt den Abschlussband "Winterdämmerung" von Erasmus Schöfers vierbändigem 68er-Epos "Die Kinder des Sisyfos". Und die FAZ mag an Reiner Schürmanns Erzählung "Ursprünge" sogar die Schuldobsession.

05.01.2009 Das helle Licht der Intelligenz hat Georg Klein in Stanislaw Lems Briefen "Der Widerstand der Materie" geschaut. Sehr loben kann die SZ auch Ian Kershaws Studien zum Zweiten Weltkrieg "Wendepunkte". Als Hauptwerk der neueren dänischen Literatur empfiehlt die FAZ Peer Hultbergs Roman in hundert Texten "Die Stadt und die Welt".

03.01.2009 Fasziniert hat NZZ eine große Bildmonografie über Robert Walser gelesen. Die FAZ lernt eine Menge aus einem Band mit Äußerungen von Freunden und Feinden Karl Kraus'. Die SZ liest ein schwarzes Buch der Farben. Die taz lacht mit Stasiuk über Dojczland.

02.01.2009 Die FAZ hat sich mit Inge Merkels Ideenroman "Das große Spektakel" auf hohem Niveau unterhalten. Geradezu brillant findet sie Roland Kanys Buch über "Augustins Trinitätsdenken". Die SZ hält mit Christoph Türckes "Philosophie des Traums" einen Meilenstein der Freud-Forschung in Händen.