
30.09.2020 Die FAZ liest Paul Rabinows Essay "Als Ethnologe in Marokko" von 1977 als Türöffner zu einer Anthropologie der Zeitgenossenschaft. Die FR findet verschüttete Gefühle in den Erzählungen von Peter Stamm. Die NZZ lässt sich von Thomas W. Gaehtgens in die Geschichte Notre-Dames einweisen. Die SZ verbringt eine Nacht mit Picasso und Kamel Daoud. Dlf Kultur liest Essays von Ian McEwan über Wissenschaft, Literatur und Religion.

29.09.2020 Der DlfKultur bewundert, wie lakonisch Pilar Quintana in "Hündin" von einer Außenseiterin an Kolumbiens Pazifikküste erzählt. Mit Georg Trakls Gedichten stimmt er sich auf den Herbst ein. Die FAZ lernt von Roberto Calasso, wie der Mensch vom Raubtier das Töten lernte. Erhellend findet sie trotz aller Düsternis auch Jürgen Trabants "Sprachdämmerung". Die SZ lässt sich von der respektlosen Energie elektrisieren, mit der Clémentine Deliss die ethnologischen Museen aufmischt. Der Dlf driftet mit Nell Zinks durchs New York der neunziger Jahre.

28.09.2020 Die SZ lernt von Peter Pomerantsev, dass die Zersetzungstechniken heutiger Trollfabriken in den Bürokratien der sowjetischen Geheimdienste ersonnen erdacht wurden. Die taz registriert ungläubig, wie Hedwig Richters den männlichen Körper aus der "Demokratie"-Geschichte hinausschreibt. Der DlfKultur epmfiehlt mit Thierry Paquot fürs Homeoffice ein kleines Nickerchen zwischendurch. Berückend findet die FAZ, wie Hans Traxler sie an Eisbären am Ammersee gewöhnt.

26.09.2020 Die SZ blickt mit Anna Wieners Erfahrungsbericht aus dem Silicon Valley ins dunkle Herz unserer Existenz. Auch die taz schaut mit den Dystopien von Yoko Ogawa und Zoe Beck keiner freudvollen Zukunft entgegen. Die FAZ reist mit Gerhard R. Kaiser in den „Musenhain für Weimars zweite Reihe“ - nach Tiefurt. Die FR begrüßt, wie hart Howard Eiland und Michael Jennings in ihrer Biografie mit Walter Benjamin ins Gericht gehen. Die Welt vergnügt sich mit Manfred Geier auf Foucaults SM-Orgien. Nur von Heidegger lässt sie dank Oliver Precht lieber die Finger.

25.09.2020 Die SZ stürmt mit Cesar Aira durch das Leben eines Wunderheilers. Außerdem bespricht sie heute Kinder- und Jugendbücher und empfiehlt besonders Will Hills Thriller über ein Sekten-Massaker. Die FAZ lernt in den musikphilophischen Schriften von Vladimir Jankelevitch, was Virtuosität bedeutet. Die FR freut sich über neue Ausgaben der frühen Werke von Erich-Maria Remarque. Und Dlf-Kultur verliert durch Edward Posnetts Reportage über die "Kunst der Ernte" den Glauben an eine grüne Okönomie.

24.09.2020 Die FAZ liest Nadia Terranovas Roman "Der Morgen, an dem mein Vater aufstand und verschwand" als Geschichte einer Depression. Der FR imponiert, wie leichthändig Sara Sligar die Psychothrillerelemente ihres Romans "Alles, was zu ihr gehört" behandelt. So gern die SZ Sonja Hildebrands Buch über den Architekten Gottfried Semper gelesen hat, so froh ist sie, nie mit dem alten Griesgram zu tun gehabt zu haben. Dlf Kultur liest mit Eva von Redeckers "Revolution für das Leben" Kapitalismuskritik auf höchstem philosophischen Niveau.

23.09.2020 Die FAZ staunt über Sjons hochmusikalisches Genforschungs-Institut CoDex 1962. Die taz macht es sich lieber in Dorothee Elmigers "Zuckerfabrik" gemütlich. Die SZ gerät indes mit Benjamin Labatuts "Irrfahrten der Wissenschaft" an die Grenzen des Denkens und meditiert mit Judith Zanders über ein Leben in der DDR. Die FR feiert Hans Ostwalds frühe Berlin-Reportagen. Und Dlf-Kultur begegnet mit Halli Rubenhold den Frauen, die von Jack the Ripper ermordet wurden.

22.09.2020 Ganz prächtig findet der DlfKultur den Bildband des Fotografen Harald Hauswald, der so liebevoll die Punks, Hooligans oder Armen der DDR auf seinen Bildern festhielt. Ziemlich vergnügt liest er auch Candice Carty-Williams' London-Roman "Queenie". Die FAZ lässt sich von Sabine Peters widerstandslos ins rheinisch-katholische Milieu der Sechziger und Siebziger mitnehmen. Und die SZ findet: Marcel Beyers "Dämonenräumdienst" groovt.

21.09.2020 Als fantastische Geschichte afroamerikanischen Kultur lobt der DlfKultur Nancy Cunards erstmals auf Deutsch erschienenen Klassiker "Negro" von 1934. Auch Ottmar Ettes Biografie des Philosophen Anton Wilhelm Amo kann er sehr empfehlen. Der Dlf geht mit Orlando Figes zu den Ursprüngen des europäischen Selbstverständnis zurück. Die NZZ erfährt von Urs Hafner, wie die Schweizer Universitäten statt aufklärender Pressearbeit Imagepflege betreiben. Und die FAZ findet, dass Lutz Seiler beim Lesen seines Romans "Stern 111" ganz ausgezeichnet stottert und zögert.

19.09.2020 Die taz ist zutiefst berührt davon, wie Ludwig Laher in "Schauplatzwunden" zwölf Leben miteinander verknüpft. Die SZ staunt über die Variationen, die Dorothee Elmiger aus dem Motiv des Zuckers zu schlagen weiß. Die Welt begibt sich nun auch in das trübe, aber dennoch höchst faszinierende "Streulicht" der Deniz Ohde. Der Dlf Brit Bennetts Roman "Die verschwindende Hälfte" als eines der aktuellsten Bücher zum Thema Rassismus.

18.09.2020 FR und Dlf Kultur feiern die monumentale Susan Sontag-Biografie von Benjamin Moser. Warum Sontag Frauen mit Handtaschen verachtete, lernt die FR allerdings erst bei Sigrid Nunez. Die SZ läutet mit Alard von Kittlitz das Ende der Postmoderne ein. Die FAZ amüsiert sich mit Joris-Karl Huysmans über Pilger. Und die NZZ bewundert Milde und Witz von Botho Strauss.

17.09.2020 Die FAZ blickt mit Julia Deck in die Abgründe des "Privateigentums" im Vorort. Die FR liest zwei Bücher über Hannah Arendt: von Judith Shklar und Richard J. Bernstein. Die SZ misstraut dem Rechts-Links-Schema in den Essays von Botho Strauß. Die Zeit prallt mit Heinz Bude, Bettina Munk und Karin Wieland im Berlin der achtziger Jahre auf. Dlf Kultur freut sich über ein Mehr an Verwirrung in Dorothee Elmigers Band "Aus der Zuckerfabrik".

16.09.2020 Für die FAZ ist Christine Wunnickes Roman "Die Dame mit der bemalten Hand" wie ein Festschmaus aus 1001 Nacht. Von Christian Chesnot und Charles Malbrunot lässt sie sich erklären, wie Katar gezielt die Muslimbrüderschaft und die Ausbreitung eines fundamentalistischen Islams in Europa fördert. Die FR findet mit Joachim Meyerhoffs "Hamster im hinteren Stromgebiet" die Liebe. Die NZZ schärft ihr Zeitbewusstsein mit der Geowissenschaftlerin Marcia Bjornerud. Die SZ lernt von Thomas Hettches "Herzfaden" die Grazie des Marionettentheaters schätzen.

15.09.2020 Als eine glänzende Chronik des Landlebens empfiehlt die FAZ Uta Ruges "Bauern, Land". Ganz verzaubert ist sie von Jean-Paul Dubois' Roman "Jeder von uns bewohnt die Welt auf seine Weise". Borniertheit und Genie entdeckt die FR in Heiner Müllers Band "Der amerikanische Leviathan". Als angenehm und anhaltend verwirrend empfiehlt der DlfKultur Roman Ehrlichs Malediven-Roman "Malé".

14.09.2020 Der DlfKultur stöbert mit Isabelle Mayault in einem Koffer voller Fotos von Robert Capa, Gerda Taro und David Seymor aus dem Spanischen Bürgerkrieg. Fasziniert liest er auch Arthur Koestlers Reportage von der Gründung Israels "Mit dem Rücken zur Wand" und Ibram X. Kendis Kompendium "How to be an Antiracist". Die SZ erinnert sich gern mit Bernd Greiners Kissinger-Biografie an die "Idiotien amerikanischer Außenpolitik". Der Dlf trainiert sein Hirn mit Giorgio Agambens "Gebrauch der Körper".

12.09.2020 Die SZ freut sich über die Wiederauflage von Gabriele Tergits klugen und witzigen Gerichtsreportagen. Die Welt ergründet mit Pierre Rosanvallon die Hau-Ab-Mentalität der populistischen Bewegungen. Die FR kaut mit Vergnügen an Iris Wolffs Roman "Die Unschärfe der Welt". Die taz bewundert dagegen die wirklich konsequente Trostlosigkeit in Stephan Roiss' Roman "Triceratops". Ein wenig unheimlich wird dem Dlf die eigene Faszination für Clemens Meyers Novi-Sad-Roman "Die Nacht im Bioskop".

11.09.2020 Die NZZ bewundert, wie knapp und elegant Han Kang das Geheimnis von Geburt und Sterben lüftet. Die taz reist mit Nell Zink durch die USA der Achtziger bis in die Gegenwart. Dlf Kultur schaut mit Thomas Hettche hinter die Kulissen der Augsburger Puppenkiste. SZ und Welt werden sich nicht einig über Jan Böhmermanns Tweets in Buchform. Sicher ist sich die SZ allerdings bei ihrer Empfehlung von Carole Saturnos filigraner Reise durch die griechische Kultur.

10.09.2020 Die SZ bewundert Iris Wolffs Familienroman aus dem Banat als Zauberkunststück der Imagination. Die FAZ freut sich über Thomas Hettches Händchen fürs Fantastische. Auf stille Weise begeistert ist die Zeit von Ronya Othmanns "Die Sommer". Dickes Lob auch für Johny Pitts' Reportage über das heutige Afropa. Der Dlf liest begeistert, wie sich die 72-jährige Cloris nach einem Flugzeugabsturz durch den Dschungel schlägt und hofft auf eine Verfilmung durch die Coen-Brüder.

09.09.2020 Dlf Kultur erkennt die Kluft zwischen digitaler Utopie und Wirklichkeit in Anna Wieners Insiderbericht aus Silicon Valley, "Code kaputt". Die FR verabschiedet wehmütig den Sommer mit Jürgen Hosemanns "Das Meer am 31. August". Die SZ vertieft sich in Julian Nida-Rümelins "Theorie praktischer Vernunft". Die FAZ hat einige Einwände gegen Jan Assmanns Versuch in "Kult und Kunst", Beethovens Missa Solemnis als Gottesdienst zu begreifen.

08.09.2020 Als traurig-schönen Abgesang auf das alte Japan liest die FAZ Hirokazu Koreedas Roman "So weit wir auch gehen". Auf ein geteiltes Echo bei FAZ und Dlf stößt Max Czollek mit seinem Traktat "Gegenwartsbewältigung". Die SZ bewundert, wie Kurt Drawert in seinem "Dresden"-Buch Körper, Sprache und Geschichte ins Verhältnis setzt. Der DlfKultur jauchzt vor Freude über den knalldummen Präsidenten in Oywind Torseters Comic "Ein Mann für alle Fälle". Sehr unterhaltsam findet er auch Kristof Magnussons Betriebssatire "Ein Mann der Kunst".

07.09.2020 Die SZ verfolgt beglückt, wie Geert Maks Europageschichte "Große Erwartungen" eine Schneise durch den Dschungel der Unwahrheiten schlägt. Von Andrew Smiler nimmt sie mit, wie gut Männern der Abschied von der alten Virilität tut. Wie gern würde sie mit Toni Morrison über ihren Essayband "Selbstachtung" diskutieren, seufzt die NZZ. Die FRlässt sich von Monika Melchert an Anna Seghers Erfahrung im mexikanischen Exil erinnern. Der DlfKultur entsagt mit Jonas Frick der Geschwindigkeitseuphorie. Die FAZ liest K-Crime.

05.09.2020 Die NZZ empfiehlt den australischen Erzähler Gerald Murnane, der in Deutschland noch entdeckt werden muss. Die FAZ vertieft sich mit Hedwig Richter in die Geschichte der deutschen Demokratie. Die FR leidet mit zwei Geschwistern, die in der kanadischen Wildnis des 19. Jahrhunderts plötzlich auf sich allein gestellt sind. Die Welt durchlebt mit Uta Ruges "Bauern, Land" den Wandel der Landwirtschaft am Beispiel eines Dorfs im Landkreis Cuxhaven.

04.09.2020 Dlf-Kultur lernt in Ben Lehners "Topeka-Schule", dass die Spaltung der amerikanischen Gesellschaft vermutlich endgültig ist. Mit Hans Ostwald stürzt er sich ins zwielichtige Berliner Großstadtleben zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die NZZ träumt mit Antonio Fian von Wildschweinen und toten Hochhäusern. Die FAZ ermittelt mit dem Historiker Peter Englund im Schweden der Sechziger. Und der Dlf flieht in Stephan Roiss' Roman "Triceratops" mit einem kleinen Jungen vor den Eltern in die Welt der Monster.

03.09.2020 Die Zeit berauscht sich an der kosmischen Sexualität in den Erzählungen Jonas Eikas. Die FAZ begleitet Kurt Drawert nach Dresden und Vivan Gornick auf ihren Streifzügen durch New York. Die FR amüsiert sich mit dem Wunderplunder in den Kindergedichten Arne Rautenbergs. Der Dlf empfiehlt Barbaros Altugs Roman "Sticht in meine Seele", in dem eine lesbische Frau mit Migrationshintergrund das schwere Gepäck des türkischen Genozids an den Armeniern schultert.

02.09.2020 Die SZ bewundert Lydia Davis' Miniaturen von Stadt- und Landneurotikern im Kürzestgeschichtenband "Es ist, wie's ist". Die FAZ applaudiert Wolfgang Büschers Eloge auf den deutschen Wald in "Heimkehr". Dlf Kultur empfiehlt "Der undankbare Flüchtling", Dina Nayeris Erfahrungsbericht einer iranischen Emigrantin in den USA und stürzt sich in das Gefühlschaos von Melanie Garanin, die in ihrer Graphic Novel "NILS" vom Tod ihres Kindes erzählt.

01.09.2020 Auch die taz jubelt jetzt über den Band "Mode und Revolution", dessen Texte sowjetische Avantgardekunst und Modewelt subtiler verbinden, als "alles, was Baudrillard je geschrieben hat". Die FR lernt in Olaf Veltes lyrischem Bauernland Honigschleudern und Wolleschneiden. Die SZ feiert Elena Ferrantes neuen Roman. Der DlfKultur verfolgt mit Giulia Caminitos "Ein Tag wird kommen" die Geschichte zweier ungleicher Bauern-Brüder Die FAZ erkennt mit Remo Bodel die Bedeutung der Dinge für das Leben. Erhellend findet sie auch Hagen Fleischers Griechenland-Aufsätze zu "Krieg und Nachkrieg".