
31.07.2008 Als "Apotheose des Klatsches" bejubelt die Zeit Truman Capotes New Yorker Schlüsselroman "Erhörte Gebete". Sehr respektvoll bespricht sie auch Jochen Köhlers Biografie über Helmuth James von Moltke. Die FAZ ist entzückt von Gisela von Arnims jugendlichem Märchenroman "Das Leben der Hochgräfin Gritta von Rattenzuhausbeiuns". Und die SZ hält andächtig einen Band mit Arthur Zellers Viehfotografien aus dem Simmertal in den Händen.

30.07.2008 Die NZZ stellt ein Multitalent aus Kanada vor: Rudy Wiebe, aus dessen Roman "Von dieser Erde" sie viel über die Eigenheiten der Mennoniten, den borealen Urwald und den Reichtum des Plautdietschen lernt. Großes Lob vergibt sie auch an Volkmar Siguschs "Geschichte der Sexualwissenschaft". Die FR empfiehlt allen Computerspezialistenhassern Dieter Paul Rudolphs Roman "Menschenfreunde". Und die taz arbeitet sich durch die Studie zum "Flick-Konzern im Dritten Reich".

29.07.2008 Die taz liest mit großem Interesse Michail Ryklins Essays über "Kommunismus als Religion", die fragen, warum die westlichen Intellektuellen die atheistischen Bolschewiki derart gläubig verehrten. Viele Leser wünscht die FR der Geschichte der Sklaverei "Schwarzes Amerika". Einen klaren Blick auf die zeitgenössische Kunst verdankt die NZZ Jean-Christoph Ammann "Bei näherer Betrachtung". Die SZ begibt sich mit Majgull Axelssons Roman "Die ich nie war" in die dunklen Kammern des schwedischen Volksheims.

28.07.2008 Die SZ liest bewundernd Mariusz Szczygiels Reportagen aus dem tschechischen "Gottland" über die Kunst der Anpassung. Nicht Blues, sondern reinen Punk hört die FR aus Jack Blacks Erzählung "Der große Ausbruch aus Folsom Prison" heraus. Als Surrealisten aus dem Kesselhaus begegnet ihr noch einmal Wolfgang Helbig in seinen Gedichten. Echt und radikal findet die FAZ Georg Glasers Erzählung "Schluckebier".

26.07.2008 Bitter, lustig und verdammt wahr findet die taz den Roman "Apples" des sehr jungen Autors Richard Milward. Außerdem empfiehlt die taz Victoria Wolffs Exilroman "Die Welt ist blau". Die SZ befasst sich mit dem britischen Empire und den Folgen. Die FAZ hört Hörbücher nach Feuchtwangers "Jud Süß" und "Erfolg". Die NZZ entdeckt den irischen Lyriker Matthew Sweeney.

25.07.2008 Die FAZ hat ein Meisterwerk gelesen: Kaspar Schnetzlers lakonische, packende Familienchronik und Zürcher Stadtgeschichte "Das Gute". Kunstvoll findet sie auch Ulf Erdmanns Zieglers Autogeografie "Wilde Wiesen". Die SZ bewundert, wie unpathetisch Wilfried Nippel die Athener Demokratie gegen ihre Hobbes, Kant und Burckhardt verteidigt. Die FR lobt Ludger Pries' Studie zur "Transnationalisierung der sozialen Welt".

24.07.2008 Um Längen besser als den bereits sehr gelobten Nathan Englander findet die Zeit Shalom Auslander und seine bitterbösen, absurden und besessenen Geschichten "Vorsicht, bissiger Gott". Existenziellen Furor entdeckt sie in seinen Erinnerungen "Eine Vorhaut klagt an". Ebenso begeistert ist sie von Robert Bracks Krimi "Und das Meer gab seine Toten wieder", der dem Tod zweier Polizistinnen vor Pellworm nachspürt. Die NZZ erlebt in Hans-Jürgen Heises Essays "Rangierbahnhof fremden Lebens" die Moderne als eine Epoche der Neurosen. Die SZ verfolgt fasziniert die Geschichte der Berge in der Kunst.

23.07.2008 Die NZZ hat mit großer Freude Peter Wendes Geschichte "Das britische Empire" gelesen - dank einer flüssigen Prosa und feinen Ironie. Sehr doppelbödig und unbehaglich findet die FAZ Christiane Neudeckers Burma-Roman "Nirgendwo sonst". Großes Lob vergibt sie auch an Sieglinde Geisels Reise-Essay "Irrfahrer und Weltenbummler". Zwischen Lebendigkeit und Melancholie hin und her gerissen wird die SZ von Barbara Frischmuths "Vergiss Ägypten".

22.07.2008 Einem besonders narzisstischem Exemplar von einem Asozialen und Aussteiger begegnet die NZZ in Marlene Streeruwitz' neuem Roman "Kreuzungen": dem Manager. Die FAZ begibt sich mit Ibrahim al-Koni zu den Tuaregs in die Sahara. Die SZ entdeckt Ernst und Schönheit, heitere Gelassenheit und knirschenden Zynismus in Henning Ahrens' Gedichten "Kein Schlaf in Sicht". Außerdem versinkt sie in Liu Heung Shings grandiosem Bildband zu "China".

21.07.2008 Die FAZ liest mit großem Vergnügen Günter Gentschs Biografie der Orientreisenden und Frühfeministin Lady Mary Montagu "Roulette des Lebens". Willig folgt sie Hans Haid auf den "Wegen der Schafe" ins Ötztal. Die SZ genießt mit Sybille Bedford im Bordeaux "La Vie de Chateau". Und die taz findet das ganze kurze, aber intensive Leben der Brigitte Reimann in ihren Briefen "Jede Sorte von Glück".

19.07.2008 Bereits 1959 ist Yusuf Atilgans Roman "Der Müßiggänger" um einen überspannten und antriebsschwachen reichen Erben im Original erschienen. Macht nichts, findet die NZZ, es ist immer noch äußerst lebenswert. Sehr gut besprochen werden auch Anna Lesznais Märchen, die der Arsenal Verlag wiederentdeckt hat. Die SZ stellt nach Lektüre eines Buchs über die "Grundlagen und Grundfragen des Geistigen Eigentums" fest: Urheberrechtsverletzungen wurden schon im 18. Jahrhundert beklagt. Die taz findet Wole Soyinkas Erinnerungen "Brich auf in früher Dämmerung" unwiderstehlich.

18.07.2008 Die FR taumelt vor Begeisterung über die neue amerikanische Zeitschrift n+1 und deren erste Anthologie "Ein Schritt weiter". Zarte Gemüter muss sie vor David Peace warnen: In seinem England des Jahres "1983" herrschen Erbarmungslosigkeit, Korruption und Maggie Thatcher. Die SZ unterhält sich prima mit Fritz von Herzmanovskys boshaftem Österreich-Roman "Scolio Pomo". Die NZZ geht mit Pippin Wigglesworth' "Viertel nach Handgelenk" an Zürichs Goldküste baden. Und die FAZ betrachtet erschüttert Liu Heung Shings "China"-Porträt.

17.07.2008 Die Zeit stürzt sich begeistert mit Ekkehard Eickhoff in die dunkel-pompösen Welten des Hochbarocks, als "Venedig, Wien und die Osmanen" um die Vorherrschaft in Südosteuropa kämpften. Als orpheischen Sänger empfiehlt sie außerdem den hierzulande noch zu entdeckenden Henri Thomas und seinen Roman "Das Vorgebirge". Die SZ bescheinigt Nathan Englander für seine Erzählungen "Zur Linderung unerträglichen Verlangens" echtes Talent. Und die NZZ liest Viktoria Tokarjewas Erzählungen "Liebesterror".

16.07.2008 Den Kampf um Gerechtigkeit und die Seele einer Frau erlebt die FAZ in J.M. Coetzees "Tagebuch eines schlimmen Jahres". Von Gesine Junker lässt sie sich erklären, wie "Urbanismus auf Chinesisch" funktioniert. Die SZ bekommt dank Dorothea und Georg Franck immerhin ein Gefühl für "Architektonische Qualität". Die NZZ reist mit Christiane Neudecker nach Burma - "Nirgendwo sonst".

15.07.2008 Die NZZ bewundert die Ernsthaftigkeit von Roberto Bolanos Erinnerungen "Exil im Niemandsland" und ist sehr beeindruckt von Elliot Perlmans Roman "Sieben Seiten der Wahrheit", in dem ein Literaturwissenschaftler den Sohn seiner Ex entführt. Die FAZ liest mit Freude Rishi Reddis Erzählungen aus dem Leben indischer Amerikaner "Karma". Höchstens zu sublim findet die FR Henri Thomas' Roman "Das Vorgebirge" in der Übersetzung von Paul Celan. Und die SZ stellt Mercedes Bunz' kurze Geschichte des Internets "Vom Speicher zum Verteiler" vor.

14.07.2008 Großartig, schnoddrig und brillant übersetzt findet die SZ Hugo Claus' Roman "Der Kummer von Belgien" über Loyalität und Verrat. Die FR preist Hans Jansens heiter-gelassene Mohammed-Biografie. Loben kann sie auch Christiane Hoffmanns Bericht "Hinter den Schleiern Irans". Die FAZ moniert gewisse ideologische Einfärbungen in Gisela Elsners Roman "Otto, der Großaktionär".

12.07.2008 Was der psychopathische Serienkillerheld in Jonny Glyns "Sieben Tage" mit einem Tannenzapfen anstellt, will die SZ erst nicht und dann doch sehr gerne wissen. Die FAZ versteht jetzt, warum sich auch Gwyneth Paltrow gerne bereit erklärt, in den monumental künstlichen Tableaus des Fotografen Gregory Crewdson aufzutreten. Ein Kulturjournalist als Callboy - das Feuilleton der taz hält Norbert Krons "Begleiter" ganz unvoreingenommen für plausibel, gut beobachtet und ausreichend tiefgängig.

11.07.2008 Ganz hervorragend gefällt der FAZ die Interpreten-Sammlung "PianistenProfile" von Ingo Harden und Gregor Willmes. Die FR bewundert die Schriften "Zivilisation und Gefahr" des Universalgelehrten Franz Baermann Steiner. Die SZ lernt, J.M. Coetzees "Tagebuch eines schlimmen Jahres" als dreistimmige Partitur zu lesen. Informativ und lesenswert findet die NZZ Steve Colls Biografie der Familie "Bin Laden", der absoluten Gewinnerin des Kriegs gegen den Terrors.

10.07.2008 Höchst verdienstvoll findet die Zeit, wie Sun Shuyun mit den Legenden von Maos Langem Marsch aufräumt. Hingerissen ist sie vom zärtlichen Witz in Tony Ross' und Jeanne Willis' Büchlein "Kopf hoch, Fledermaus!". Schön schaurig findet sie die Donaufahrt in Algernon Blackwoods "Die Weiden". Die NZZ liest Frido Manns Autobiografie "Achterbahn" vor allem als Befreiungsbewegung. Empfehlen kann sie auch Abdourahman Waberis "In den Vereinigten Staaten von Afrika".

09.07.2008 Für das reinste Glück hält die SZ die Erinnerungen des Insektenkundlers Jean-Henri Fabre "Ich aber erforsche sie mitten im Leben". Viel über Bienen und Kupferkopfschlangen gelernt hat sie in Sue Hubbells "Ein Jahr in den Ozark Mountains". Einem ganzen Panoptikum skurriler Gestalten begegnet die FAZ in Josh Emmons' Debütoman "Leon Meed beschließt zu gehen". Die NZZ kann Pia Reinachers Essays zur literarischen Dreifaltigkeit "Liebe, Lüge Libertinage" empfehlen.

08.07.2008 Bestechend schön findet die NZZ, wie Ivan Vladislavic in seinen Prosastücken von Johannesburg, der Insel aus Zufall, erzählt. Die SZ liest hervorragende Comic-Biografien zu Martin Luther King, Che Guevara und Houdini. Empfohlen werden auch Politische Jugendbücher. Erschreckendes Denunziationsvokabular entdeckt die FAZ in Anna Seghers Briefen. Die FR ist aufgewühlt von Tom Segevs Geschichte einer Staatenbildung "Die ersten Israelis".

07.07.2008 Als berührendes Dokument des Freiheitswillens und der Mutterliebe liest die FR Ingrid Betancourts Brief aus der Gefangenschaft "Meine liebe Maman". Ehrfürchtig hält die FAZ David Attenboroughs Prachtband "Wunderbare seltene Dinge" mit Naturdarstellungen aus den Sammlungen des britischen Königshauses in den Händen. Mit Spannung liest sie Margrit Schribers Doku-Roman "Die falsche Herrin" gelesen, in dem die Wäscherin Inderbitzin wegen Schelmerei zum Tod verurteilt wird.

05.07.2008 Die FAZ liest mit großem Vergnügen John O'Haras neu übersetzte Satire über New Yorks Upperclass "Butterfield 8". Als literarisches Ereignis feiert sie Roland Barthes' "Die Vorbereitung des Romans". Die taz lobt Olivier Schrauwens Comic "Mein Junge". Sehr empfehlen kann sie auch Luciano Canforas Schrift "Die Freiheit exportieren" und Tom Segevs Geschichte "Die ersten Israelis".

04.07.2008 Unbekümmerte Wildheit entdeckt die SZ in William Blakes satirisch-lyrischer Prosa "Eine Insel im Mond". Von Hanns-Josef Ortheil und Klaus Siblewski erfährt sie, wie Romane entstehen. Die FAZ lobt Geradlinigkeit und Klugheit von Oskar Bätschmanns Monografie "Giovanni Bellini". Die NZZ empfiehlt Robert Kagans neues Buch "Die Demokratie und ihre Feinde" über das Rückkehr der Autokraten.

03.07.2008 Alle huldigen Franz Kafka, dem lachenden Heiligen. Und Reiner Stach für den zweiten Teil seiner Kafka-Biografie "Jahre der Erkenntnis": Die Zeit hat sie atemlos gelesen, die FR ertappte sich sogar dabei, auf ein gutes Ende zu hoffen. Gelobt wird auch Louis Begleys Kafka-Buch "Die ungeheure Welt, die ich im Kopf habe. Sehr empfehlen kann die Zeit außerdem Linda Bilmes' und Joseph Stiglitz' Bilanz des Irakkriegs "Die wahren Kosten des Krieges". Die FAZ liest Will Selfs Groteske aus dem London der achtziger Jahre "Dorian".

02.07.2008 Tapfer steckt die NZZ die Schläge weg, die Roger Sablonier dem freiheitlichen Gründungsmythos der Schweiz versetzt. Echten theoretischen Mehrwert verspricht die FR mit W.J.T. Mitchells "Bildtheorie". Über Udo Pollmers und Susanne Warmuths Report zur Nahrungsmittelindustrie "Pillen, Pulver, Powerstoffe" vergeht der FAZ fast der Geschmack an Kaffee. Im Streit um Reinhard Kaiser-Mühleckers Romandebüt "Der lange Gang über die Stationen" schlägt sich die SZ auf die Seite der Anhänger.

01.07.2008 Die SZ warnt nach Oliver Sacks Buch über Musik und das Gehirn "Der einarmige Pianist": Blitzschläge können nach Klaviermusik süchtig machen. Als unbedingt zwingende Lektüre empfiehlt sie Friedrich Dieckmanns Goethe-Interpretationen "Geglückte Balance". Die NZZ folgt mit "Anatolin" Hans-Ulrich Treichel in die leeren Weiten Wolhyniens und der Seele. Die FAZ liest Jean Giraudoux' "Doppelmemoiren".