
31.10.2009 Die NZZ hört den Tod pochen in Alois Hotschnigs Erzählband "Im Sitzen läuft es sich besser davon". Die SZ stellt nach Lektüre von Armin Thurnhers neuem Roman fest, dass ihr die "Übergänger" doch sympathischer sind als die "Untergeher". Außerdem empfiehlt sie interessierten Laien wie Fachleuten gleichermaßen Thomas Kaufmanns "Geschichte der Reformation". Die FAZ liest Jugendbücher zum Mauerfall.

30.10.2009 Die FAZ liest vergnügt Edo Popovics Satire auf die Zagreber Gesellschaft "Die Spieler". Imke Elliesen-Kliefoths Künstlerinterviews "Bergauf beschleunigen" entnimmt sie die Überzeugung, dass Kunst nicht korrumpierbar ist. Die SZ empfiehlt Jean Daives Erinnerungen an Paul Celan "Unter der Kuppel". Und die FR verehrt Max Goldt.

29.10.2009 Hohen intellektuellen Unterhaltungswert bescheinigt die Zeit dem Schlagabtausch zwischen den beiden Überzeugungstätern Michel Houellebecq und Bernard-Henri Levy "Volksfeinde". Als Bildungsroman der Moderne würdigt sie Charles Taylors "Ein säkulares Zeitalter". Eine neue Sicht auf die Dinge verdankt die SZ Kerstin Ekmans Buch "Hundeherz". Von den Abgründen der Freundschaft und den lichten Höhen der Freiheit liest die FAZ in Geza Ottliks Roman "Die Schule an der Grenze".

28.10.2009 Die SZ verfolgt beeindruckt Peter Altenbergs "Selbsterfindung eines Dichters". Außerdem erfährt sie von Astrid Nunn alles über Mauern. Die FAZ lobt Jürg Acklins bedrückenden Roman "Vertrauen ist gut". Die NZZ verliert nach Lektüre von Tiziano Scarpas "Stabat mater" ein paar deutliche Worte über den italienischen Literaturbetrieb.

27.10.2009 Sehr beeindruckt ist die SZ von Gerard Donovans Roman "Winter in Maine", der von einem Mann erzählt, der die Mörder seines Pitbulls jagt. Tolle Sätze findet die taz in Rainald Goetz' Report "Loslabern", wartet aber noch immer auf seinen großen Gegenwartsroman. Die FR folgt David Wagner freudig in den Supermarkt und durch seinen Roman "Vier Äpfel". Die NZZ empfiehlt Dinaw Mengestus Roman "Zum Wiedersehen der Sterne" und eine Studie zum "Feind-Bild Springer".

26.10.2009 Wie Winter ohne Aussicht auf Frühling wäre Amerika ohne den Soul, seufzt die SZ nach Lektüre von Peter Guralnicks Geschichte der "Sweet Soul Music". Begeistert ist sie auch von Jörg Hubes "Mephisto"-Lesung mit pronociert oberbayrischem R. Der FAZ kann "Dr. Ankowitschs Kleinen Seelenklempner" vor allem der Mittelstandselite empfehlen.

24.10.2009 Die FAZ empfiehlt einen der letzten Meisterdenker: Jean-Luc Nancy, der das "Noli me tangere" nach Jesu Auferstehung philosophisch und kunsthistorisch deutet. Die taz entdeckt den indischen Autor Uday Prakash. Die FR vertieft sich in zwei Übersetzungen des Korans. Und die NZZ zieht die Lehre aus Carl Schmitt.

23.10.2009 Die taz folgt
Gerhard Richter beglückt in den Wald, aber auf keinen Fall in den Forst. Die FAZ liest noch einmal
Romain Garys Huldigung an das
Leben als Paar "Die Liebe einer Frau". Zur
Selbsterkenntnis kann die SZ sehr
Thomas Metzingers "Ego-Tunnel" (Leseprobe
hier) empfehlen, aber auch
Terezia Moras Roman "Der einzige Mann auf dem Kontinent".

22.10.2009 Voll auf ihre Kosten kommt die taz mit dem Comic "Blotch" über so narzisstische wie talentlose Künstler im Paris der dreißiger Jahre. Die SZ empfiehlt Rayk Wielands fröhlichen Roman über die achtziger Jahre im Prenzlauer Berg: "Ich schlage vor, dass wir uns küssen". Die Zeit begibt sich mit Dan Brown in den literarischen Ausnahmezustand. Die NZZ versinkt in P.D. James' neuem Krimi "Ein makelloser Tod". Und die FAZ bespricht sehr eingehend Heinrich August Winklers "Geschichte des Westens".

21.10.2009 Die SZ lässt so gut wie keine Einwände gelten gegen Alex Ross' schwungvolle Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts "The Rest is Noise". Die NZZ liest mit Begeisterung Dieter Richters Geschichte einer Himmelsrichtung "Der Süden". Gewagt, aber geglückt findet die FR, wie Mark Edmundson Sigmund Freud als Hitlers Antipoden erklärt. Die FAZ begrüßt die Lyriksammlung "Der gelbe Akrobat".

20.10.2009 "Die Bibel" nannte Peter Nadas sein Debüt von 1965, das nun erstmals auf Deutsch erscheint und dessen Wucht die NZZ noch immer umwirft. Empfehlen kann sie auch Tymofiy Havrylivs "Wo ist dein Haus, Odysseus?", das Europa als einzige Kommunikationsstörung zeigt, und den Abschluss von Abdalrachman Munifs Salzstädte-Zyklus "Das Spiel von Licht und Schatten". Die FAZ liest Daniel Hopes Wegweiser für Konzertbesucher "Wann darf ich klatschen?"

19.10.2009 Die FAZ ist leicht verblüfft, dass ein altes Schlachtross wie Günter Wallraff mit seinen Reportagen von ganz unten immer noch Wirkung zeitigt. Wer's lieber nostalgisch schön mag, dem empfiehlt sie einen Prachtband mit alten Schiffsplakaten. Die SZ liest zwei Bücher, die sich mit Einwanderung als Erfolgsgeschichte befassen: Armin Laschets: "Die Aufsteiger-Republik" und "Jung, erfolgreich, türkisch" von Erkan Arikan und Murat Ham.

17.10.2009 Die FAZ freut sich über die Wiederentdeckung von Eileen Changs Roman aus dem China der fünfziger Jahre "Das Reispflanzerlied". Die SZ lauscht gebannt Caius Dobrescus "Ode an die freie Unternehmung" und begrüßt Werner Schmitz Neuübersetzung von Philip Roth' "Portnoys Beschwerden". Existenzielle Komik bescheinigt die FR Steven Blooms Roman "Stellt mir eine Frage". Und die NZZ liest fasziniert den Briefwechsel zwischen Thomas Mann und Arnold Schönberg "Apropos Doktor Faustus".

16.10.2009 Maria Beig, 1920 als siebtes Kind von
Bergbauern in Oberschwaben geboren, schildert ihren harten Lebensweg so lakonisch, dass die
FAZ versteht, was
gute Heimatliteratur ist. Für die
FR ist
Edward Saids "Orientalismus" ein Augenöffner - und macht dennoch dumm. Die
NZZ streift mit
Jean Rolin durch die Gegend um den
Pariser "Boulevard Ney" (
Leseprobe). Die
SZ lernt vom
Admiral Francois Beauforts die "Sprache des Windes".

15.10.2009 "Das Ende der Liebe" hat Georg Klein mit voller Wucht getroffen, wie er in der SZ über Sven Hillenkamps Gefühlsweltanalyse schreibt. Die NZZ findet dagegen das Glück in Michael Hampes "Das vollkommene Leben". Die FR liest mit Bestürzung Yang Xianhuis Schrift "Die Rechtsabweichler von Jiabiangou", die in die Falle von Maos Hundert-Blumen-Kampagne gingen. Die Zeit vermisst den glühenden Zorn bei Botho Strauß, findet aber bei Rainald Goetz sehr lebendige Kulturkritik.

14.10.2009 Ehrfürchtig hält die NZZ das "Rote Buch" in den Händen, für das C.G. Jung sechzehn Jahre lang seine Träume und Visionen gedeutet hat. Die SZ empfiehlt zum Start der Buchmesse Rainald Goetz' "Loslabern". Nach Mo Yans epischem Roman "Sandelholzstrafe" fühlt sie sich wie durch alle Höllenkreise Dantes gegangen. Die FAZ begeistert sich für Manjit Kumars Geschichte der Quantentheorie. Die Literaturbeilagen von FAZ und taz werden wir in den kommenden Tagen auswerten.

13.10.2009 Allen, die noch eine Rechnung zu begleichen haben, kann die NZZ Helmut Eisendles geistreiches Brevier über Giftpflanzen "Tod & Flora" empfehlen. Sehr imponiert hat ihr auch Emmanuelle Paganos Roman "Die Haarschublade". Die FR liest mit mäßiger Begeisterung Richard Powers' Gentechnik-Roman "Das größere Glück". Und die FAZ preist noch einmal Amir Hassan Cheheltans "Teheran Revolutionsstraße": Weltliteratur! Die heutige Literaturbeilage von SZ werden wir in den nächsten Tagen auswerten.

12.10.2009 Die SZ erfährt von Mark Leonard, wie man in China über Demokratie diskutiert, ohne am Machtmonopol der KP zu kratzen. Eine echte Herzensangelegenheit ist ihr Alexander Kluges "Chronik der Gefühle" in der Hörspielfassung von Karl Bruckmaier. Die FAZ empfiehlt nachdrücklich den Weltentwicklungsbericht der Weltbank und liest mit Vergnügen David Albaharis Künstlerroman-Parodie "Ludwig".

10.10.2009 Etwas penibel liest er, aber insgesamt kommt man Thomas Mann recht nahe, hört man ihn aus seinen Romanen lesen, meint die FAZ über zwei Mann-Hörbücher. Wenig Sympathie für Thomas Mann hat dagegen Maxim Biller, der ihn den "Fritzl der deutschen Literatur" nennt, schreibt die taz, die bei der Vorstellung von Billers Buch "Der gebrauchte Jude" im Deutschen Theater war. Aufschlussreich, auch wenn sie nicht mit allem einverstanden ist, findet die FR Avraham Burgs Buch "Hitler besiegen". Die SZ vertieft sich in Stephan Thomes Roman "Grenzgang".

09.10.2009 Etwas maue Ausgabe der Bücherschau heute. Nur zwei Buchbesprechungen und die handeln beide vom Laster. Für die FR wird Wolfgang Sofsky dem "Buch der Laster" seinem Ruf als Spezialist für die Nachtseiten des Menschen gerecht. Harry Nutts Ausredenbuch für die Lasterhaften wird von der SZ eher verhalten aufgenommen.

08.10.2009 Erstklassiger Psychokrimi und Abgesang auf die deutsche Nachkriegsliteratur - das alles ist Dorothea Dieckmanns Roman "Termini" für die NZZ. Die SZ schwärmt von einem globalen Atlas der Stadt Venedig, "Migropolis"

07.10.2009 "Rozycki sollten alle lesen", ruft die FAZ nach Lektüre von Tomasz Rozyckis Versepos "Zwölf Stationen", das eine Reihe polnischer Vertriebener nach Lemberg begleitet. Danach sollte man auf der Stelle am "Göttlichen Gestank" der Gedichte Otto Tolnais schnuppern. Die FR empfiehlt nachdrücklich Avraham Burgs "Hitler besiegen", die Bilanz eines Zionisten, der keiner mehr sein will. Die SZ vertieft sich mit roten Backen in Keith Devlins "Pascal, Fermat und die Berechnung des Glücks". Die NZZ erlebt die Kulturrevolution in China "An Großvaters Hand".

06.10.2009 Die taz empfiehlt wärmstens Yang Xianhuis Interviewband "Die Rechtsabweichler von Jiabiangou", über ein Umerziehungslager im China der Fünfziger. Der FAZ gefällt Ingo Schulzes emphatischer Literaturbegriff. Die NZZ lobt Robert Menasses Erzählband "Ich kann jeder sagen".

05.10.2009 Die SZ berauscht sich an Frank Schätzings Roman "Limit" - so aufregend fand sie die Gesetze der Energieförderung oder Orbitmechanik noch nie beschrieben. Eher an- als aufgeregt legt sie Hans Blumenbergs "Geistesgeschichte der Technik" zur Seite. Die FR taucht mit Norbert Scheuers Roman "Überm Rauschen" in die Abgründe der Provinz. Die FAZ vertieft sich in Rene Girards "Das Ende der Gewalt".

02.10.2009 Die FAZ geht auf Mörderjagd mit Silvia Bovenschen. Die SZ freut sich über ein Buch, das kleine Befreiungsschläge aus der Misere in Ostdeutschland beschreibt: "Zukunft erfinden". Die taz lässt sich von dem amerikanischen Strafverteidiger Steven Wax erklären, wie schnell man seine Bürgerrechte verlieren kann.

01.10.2009 Die NZZ sieht bewundernd, wie der fast achtzigjährige Schweizer Künstler Urs Jaeggi mit seinem Roman "wie wir" ungesichertes literarisches Neuland betritt. Die SZ bestaunt die Experimentalprosa des fast achtzigjährigen Autors Jürgen Becker in seinem Band "Im Radio das Meer". Die FAZ widmet sich zwei Büchern über das Laster. Die Zeit liest Erinnerungen an 1989.