
31.03.2008 Die SZ begrüßt die überfällige Edition von Clemens Eichs "Gesammelten Werken" und schwärmt von Jan Wagners Gedichtband "Achtzhn Pasteten". Den Führer "Berlin für Arme" kann sie vor allem Gesinnungsschwaben empfehlen. Die FAZ unterhält sich mit Rainer Schmidts Abiturienten-Roman "Wie lange noch" und lässt sich von Michael Schröters Band "Der willkommene Verrat" auf den neuesten Stand der Denunziationsforschung bringen.

29.03.2008 Der "Paradiesvogelschiß", der neuste Gedichtband des schwer erkrankten Peter Rühmkorf, zeigt den Dichter in Bestform, applaudiert die FAZ. Die NZZ studiert das Brevier des Trinkers in Raphael Urweiders hervorragendem drittem Gedichtband "Alle deine Namen". Elite ist jeder, der Macht hat, lernt die taz von Michael Hartmann. Und sowohl NZZ als auch taz loben die tolle Neuübersetzung von Bruno Schulz' "Zimtläden".

28.03.2008 Ein schwerer Fall von balkanischem Blues überkommt die FAZ dank Dejan Enevs todtraurigen, aber wunderbaren Geschichten "Zirkus Bulgarien". Wohlwollend bespricht sie auch Kenneth Fords nicht gerade populär gehaltene Geschichte der Quantenphysik "Wie klein ist klein?". Die SZ lobt Yan Liankes Roman "Dem Volke dienen" etwas verhalten als eines der interessantesten Dokumente über das moderne China.

27.03.2008 Die FAZ rühmt Bruno Schulz als Riesen der literarischen Moderne, dessen "Zimtläden" endlich neu übersetzt wurden. Auch Jerzy Ficowskis etwas hagiografische Biografie des galizischen Autor kann sie sehr empfehlen. Die SZ ist zwar mit Daniel Heller-Roazens Theorie über die Sprache "Echolalien" gar nicht einverstanden, das aber mit Begeisterung. Die NZZ lobt John Burnsides Roman "Die Spur des Teufels"

26.03.2008 Die SZ ist voller Bewunderung für das vielfältige Grau, in das Guy Delisle seinen Comic über Pjöngjang taucht. Vor den Mini-Hörspielen "Wurfsendung" des Deutschlandradios muss sie allerdings warnen: Die machen süchtig. Die NZZ preist Margriet de Moors Novelle "Der Jongleur", die mit großer Raffinesse und Menschenkenntnis von dreifach unglücklichen Liebe erzählt. Auch Olga Grushins Debüt "Suchanow verkauft seine Seele" hat ihr gut gefallen.

25.03.2008 Die SZ ist begeistert von der galizischen Familiengeschichte "Die Zimtläden" des großen Bruno Schulz, die Doreen Daume neu und offenbar ganz hervorragend übersetzt hat. Die NZZ liest Lyrik aus der Romandie und unterhält sich mit Michal Vieweghs Krimi "Der Fall untreue Klara" niemals unter Niveau. Die taz begreift mit John Nivens Splattershocker aus der Musikindustrie "Kill your friends" die herrschenden Triebökonomien.

22.03.2008 Die SZ ist begeistert von Deborah Eisenbergs New-York-Roman "Rache der Dinosaurier", in dem Stadt und Bewohner in gleicher Frequenz schwingen. Wichtige Einsichten über das Verhältnis von Judentum und Christentum verdankt sie Michael Wolffsohns Geschichte von "Juden und Christen". Die FAZ preist Rudolf Borchardts Sammlung nie gedichteter deutscher Renaissancelyrik. Auf T.C. Boyle lässt sie eh nichts kommen, erst recht nicht auf seine Erzählungen "Zähne und Klauen".

20.03.2008 Die NZZ ist von Pascal Bruckners Streitschrift "Der Schuldkomplex" überzeugt: Die Europäer brauchen mehr Selbstbewusstsein. Die FR versteht nicht, warum C.W. Cerams "Götter, Gräber und Gelehrte" auf den aktuellen Forschungsstand gebracht werden musste.

19.03.2008 Die FAZ liest mit Begeisterung Paul Freedmans Kulturgeschichte des Geschmacks "Essen" und weiß jetzt auch warum die deutschen Kochlegenden Maggi, Oetker und Knorr heißen und nicht Careme, Brillat-Savarin und Grimod de la Reyniere. Die NZZ begrüßt Johannes Willms Biografie und Ehrenrettung des letzten französischen Kaisers "Napoleon III.. Die SZ reist mit Martin Leidenfrost in "Die Welt hinter Wien".

18.03.2008 Als Meisterwerk rühmt die NZZ den Debütroman "Der weiße König" des Rumänien-Ungarns György Dragoman, der zurück in Ceausescus beklemmendes Rumänien führt. Die FAZ liest Richard Wagners Roman "Das reiche Mädchen". Die FR ist fasziniert von Patricia Görgs Geschichte "Meier mit y". Die SZ findet Wolfgang Kraushaars Bilanz von "Achtundsechzig" schön ausgewogen.

17.03.2008 Die SZ wird mit zwei Neuübersetzungen von Dezsö Kosztolanyis Roman "Lerche" gleich doppelt glücklich. Die FAZ freut sich über eine neue Übersetzung von Hector Berlioz' "Memoiren". Außerdem rühmt sie Verve und Dynamik in Wolfgang Koeppens "Reisen nach Russland und anderswohin". Aus Paul Davies' "Der kosmische Volltreffer" lernt sie, warum das Universum wie für uns geschaffen ist.
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15.03.2008 Geradezu ungläubig liest die taz die turbulente Biografie "Der Orientalist" des aserbeidschanisch-jüdisch-muslimischen Bestsellerautors Essad Bey alias Lev Nussimbaum. Aufregend, mitreißend und komisch findet sie auch den Roman "Das Walnusshaus" des Kroaten Miljenko Jergovic. Die NZZ lobt Sherko Fatahs Gotteskrieger-Roman "Das dunkle Schiiff" und amüsiert sich mit Kari Hotakainens "Die Leichtsinnigen". Die FAZ liest mit Freude in Helmut Kraussers "Die kleinen Gärten des Maestro Puccini" von Giacomo Puccinis amourösen Abenteuern.

14.03.2008 Zuneigung und Neid empfindet die
FAZ für
A.J. Liebling, dessen Pariser Restaurant-Erkundungen "Zwischen den Gängen" ihr Grundlegendes über
Seezunge und Chateauneuf verraten (Leseprobe
hier). Die
NZZ liest interessiert
Rene Holensteins Balkan-Gesprächsband "Dieses Schicksal unterschreibe ich nicht". Die
SZ wird weder mit
Pascal Bruckner noch mit
Helge Schneider warm.

13.03.2008 Genau die richtige Mischung aus Gebrochenheit und ungebundenem Cowboytum findet die NZZ in den Bari-Krimis von Gianrico Carofiglio, von denen mit "Das Gesetz der Ehre" inzwischen der dritte erschienen ist. Die FAZ versinkt im Briefwechsel zwischen Peter Weiss und Siegfried Unseld. Mit seinem Polit-Roman "Nachricht an alle" hat Michael Kumpfmüller auch die FR nicht ganz überzeugt. Für die heute erschienenen Beilagen von Zeit und taz werden wir noch einige Tage brauchen.

12.03.2008 Freudig vernimmt die NZZ die Standpauke, die Valentin Groebner seinen Mediävistik-Kollegen mit seinem erfrischenden Buch "Das Mittelalter hört nicht auf" hält. Mit Wohlwollen liest sie auch Alaa al-Aswanis Roman "Chicago". Die FAZ leidet mit der unglücklich liebenden Heldin in Sandra Hoffmanns Roman "Liebesgut".

11.03.2008 Zum Debüt des Jahres kürt die FAZ Reinhard Kaiser-Mühleckers Bauernroman "Der lange Gang über die Stationen". Die NZZ liest mit höchster Anspannung Assaf Gavrons israelischen Roman "Ein schönes Attentat". Großes Lob geht auch an Martin Pollack für seine Reportagen "Warum wurden die Stanislaws erschossen?". Die heute erschienenen Literaturbeilagen von SZ und FR werden wir in den nächsten Tagen auswerten.

10.03.2008 Die FAZ hat schon das gefährlichste und bezaubernste Sachbuch der Saison gelesen: Sonia Simmenauers Buch "Muss es sein" über das Leben im Streichquartett. Bewundern kann sie auch, mit welch schwebender Leichtigkeit Karl Ove Knausgard in "Alles hat seine Zeit" die FAZ den großen Fragen nach dem Fall der Engel nachgeht. Die SZ liest sehr beeindruckt Jan Philipp Reemtsmas Studie "Vertrauen und Gewalt". Die FR lobt Marcel Beyers Roman "Kaltenburg".

08.03.2008 Begeisterte Kritiken für zwei Romane, die sich mit der jüngeren deutschen Geschichte beschäftigen: In Marcel Beyers Roman "Kaltenburg" spricht ein alt gewordener Ornithologe über die Bombardierung Dresdens und sein Leben in der DDR. Beyer zeigt hier auf sehr komplexe Weise verschiedene Arten des Erinnerns, rühmt die NZZ. Und Jenny Erpenbecks Roman "Heimsuchung", die Geschichte eines Hauses und seiner Bewohner von den zwanziger Jahren bis heute, lässt die taz ausrufen: Jahrhundertroman! Für die SZ hat Tilman Nagel die für die nächsten fünfzig Jahre maßgebliche Mohammed-Biografie geschrieben. Die NZZ begeistert sich für "Eine neue Geschichte der deutschen Literatur".

07.03.2008 Raoul Schrott verstört die FR mit seiner Bemerkung, Homers "Ilias" sei das "typische Erstlingswerk eines ehrgeizigen Schriftstellers". Brian Wansinks "Essen ohne Sinn und Verstand" räumt mit Mythen rund ums Essen auf, lobt die FAZ. Gut informiert über die finsteren Insidergeschäfte des Kunsthandels fühlt sich die taz mit Lee Seldes Buch "Das Vermächtnis Mark Rothkos".

06.03.2008 Die NZZ liest in Carlos Eugenio Lopez' beklemmenden Erzählungen "Bordell der Toten", wie der europäische Humanismus an der Wirklichkeit scheitert. Die SZ bewundert Horace Engdahl für seine geradlinigen Gedanken. Die FAZ lässt sich von Jonathan Barnes wohlig schaudernd in das viktorianische London und das "Albtraumreich des Edward Moon" führen. Die Zeit muss leider noch immer auf die Rückkehr des politischen Romans warten: In Michael Kumpfmüllers "Nachricht an alle" geht es nur um einen Politiker.

05.03.2008 Nur bewundern kann die FR die Leidensfähigkeit Bill Bufords, der sich für seine phänomenale Reportage "Hitze" als Küchensklave, Sous-Chef, Pastamacher und Metzgerlehrling verdingt hat. Feuer gefangen hat sie auch über Feridun Zaimoglus Roman "Liebesbrand". Die SZ schwärmt von Alexander Demandts Kulturgeschichte "Über die Deutschen". Die FAZ empfiehlt Norbert Abels Biografie des Komponisten Benjamin Britten.

04.03.2008 In der FAZ zeigt sich Tilman Jens erschüttert über die Verdrängungsstrategien moralischer Autoritäten angesichts der von Alfred Neven Dumont gesammelten Erinnerungen des "Jahrgang 1926/27". Geradezu unheimlich real findet die NZZ Hamid Skifs Roman "Geografie der Angst" über einen illegalen Flüchtling. Die SZ preist Sherko Fatahs Roman "Das dunkle Schiff". Sehr empfehlen kann sie auch Edward Lucas' Russland-Buch "Der Kalte Krieg des Kreml".

03.03.2008 In höchsten Tönen lobt die FAZ die Heisenberg-Biografie "Die Unbestimmtbarkeit der Welt" von David Lindley, der ihr nicht nur die Quantenmechanik erklären konnte, sondern auch die darauf gründenden Debatten zwischen Heisenberg, Bohr und Einstein. Alessandro Novas kunsthistorisches "Buch des Windes" hat ihr ebenfalls gut gefallen. Die taz leidet mit alternden Männern.

01.03.2008 Aufregend viele Erstbesprechungen heute. So preist die NZZ Hiromi Kawakamis kulinarisch-schöne Liebesgeschichte "Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß". Hubert Manias Biografie des Mathematikergenies Karl Friedrich Gauß findet die SZ viel besser als Daniel Kehlmanns Bestseller über den gleichen Mann. Die taz kann von Clemens Meyer und seinen Stories in "Die Nacht, die Lichter" gar nicht genug bekommen.