
29.09.2007 Die SZ ist bestürzt über die brutale Offenheit, mit der Erica Fischer in "Himmelstraße" die Geschichte ihrer Familie erzählt. Die FAZ hat Jan Wagners "Achtzehn Pasteten", seinen virtuosen neuen Gedichtband, mit Genuss verspeist. Die NZZ ist trotz brillanter Passagen enttäuscht von Rüdiger Safranskis Studie über die "Romantik". Die taz lobt Julia Francks "Mittagsfrau" und Tom Segevs Buch über den Sechstagekrieg.

28.09.2007 Die NZZ stürzt sich mit Simon Reynolds in den Postpunk. Melancholische Einblicke in das Leben des Physikers Erwin Schroedinger gewinnt die SZ mit Neil Beltons Roman "Ein Spiel mit geschliffenen Klingen". Sehr gelobt wird auch Christiane Tewinkels "Kurze Geschichte der Musik" - von den Singvögeln bis zur Neuen Musik. Unprofessoral lockere Lyrik findet die FAZ im neuen Gedichtband von Hans Ulrich Treichel. Und mit großem Interesse hat sie Daniel Morats Buch über die Entwicklung des Denkens von Martin Heidegger, Ernst und Friedrich Georg Jünger gelesen: "Von der Tat zur Gelassenheit".

27.09.2007 Die
FAZ empfiehlt
Louis Auchincloss' Roman "East Side Story", eine Familiengeschichte aus der
Oberschicht der amerikanischen Ostküste, geschrieben mit leiser Melancholie und
sprachlicher Eleganz. Für die
Zeit ist "Krieg ohne Fronten",
Bernd Greiners Buch über den
Vietnamkrieg ein Schock - so eindringlich wurde ihr noch nie beschrieben, wie ein militärischer Konflikt in einen
Gewaltexzess mündet. Ein
großes sprachliches Talent bescheinigt die
NZZ Jagoda Marinic nach Lektüre ihres Romans "Die Namenlose" (
Leseprobe).

26.09.2007 Die FR wittert in Chantal Mouffes Streitschrift gegen die Zweite Moderne eine Sehnsucht nach Radikalität. Die NZZ hat ein instruktives Handbuch der Architekten Stefan Breitling und Johannes Cramer über das Bauen im Bestand gelesen. Die SZ begeistert sich für Frederic Chaudieres spannende Geschichte der Gibson-Stradivari. Die FAZ weiß nach der Lektüre von Klaus Wowereits Erinnerungen immer noch nicht, was der Mann politisch will.

25.09.2007 Die
SZ empfiehlt einen Interviewband mit dem
schönsten,
exzentrischsten und
besten Pianisten der Geschichte - nach Swjatoslaw Richter, versteht sich. Die
FAZ geht mit
Fred Vargas auf die Suche nach einem
Jungfrauenmörder. Kaum erträglich, aber unbedingt lesenswert findet die
NZZ Dalia Sofers Roman über ein
jüdisches Schicksal im Iran des Ayatollah Chomeini.

24.09.2007 Die FAZ vertieft sich mit gebannt in das geniale Liebesleben der Tiere, wie es Augustus Brown in seinem Buch "Warum Pandas Handstand machen" beschreibt. Klaus Schröders Buch über "Die veränderte Republik" nach der Wiedervereinigung würdigt sie als umfassende Diagnose. Die SZ saust mit "Zazie in der Metro" durch Paris.

22.09.2007 "Trude, mach keinen Lärm, sonst wirst du aufgenommen!" Die taz hat viele Gründe, ein Hörbuch mit Arnold Schönbergs selbst fabrizierten Aufnahmen zu lieben. Dieser Zwischenruf - eingebettet in einen Vortrag über den Fortschritt in der Musikgeschichte - ist nur einer davon. Die FAZ ist restlos entzückt von Peter Wapnewskis Hörbuch zu Goethes geplantem Drama "Nausikaa" - zumal der Mittelalterforscher das Drama mit 130 eigenen Versen in ein glückliches Ende führt. Die NZZ empfiehlt dringend Warlam Schalamows Erzählungen aus dem Gulag.

21.09.2007 Faszinierend findet die NZZ ein Buch des kanadischen Politologen Roland Paris über die - oft fehlgeschlagenen - Versuche der Uno, den Frieden mit Demokratie und Marktwirtschaft herzustellen. Nicholas Shakespeares Roman "Sturm" ist ein Teeny-Roman mit Tiefgang, findet die FR. Einfach meisterhaft, wie Alexa Hennig von Lange in ihrem Thriller "Risiko" das aufziehende Grauen in einem Familienidyll beschreibt, meint die SZ. In der FAZ nimmt der Göttinger Islamwissenschaftler Tilman Nagel einen Band über die Koraninterpretation von Christoph Luxenberg auseinander.

20.09.2007 Die
Augstein-Biografie von Peter Merseburger hat Klaus Harpprecht in der
SZ beeindruckt, aber auch ein
bisschen traurig gemacht. Die
Zeit versucht nicht gerührt zu sein über den
Liebesbrief das Philosophen Andre Gorz (
Leseprobe) an seine Frau. Sehr gelobt werden außerdem Ralf Zerbacks Biografie des Politikers und Revolutionärs
Robert Blum und ein Hörbuch mit Gedichten von
Emiliy Dickinson, das Julika Jenkins mit viel
Gespür für die Bindestriche eingelesen hat. Die
FAZ empfiehlt
Andreas Eckerts Studie über die
Entwicklung Tansanias von 1920 bis 1970.

19.09.2007 Den Vergleich mit Tschechow hat der irische Schriftsteller William Trevor nicht nötig, er ist nämlich selbst einzigartig, meint die FAZ nach Lektüre des Erzählbandes "Tod des Professors". Die NZZ empfiehlt Khaled Hosseinis Roman "Tausend strahlende Sonnen" über die Freundschaft zweier Frauen in Afghanistan. Die SZ fragt sich irritiert, ob Knud Romer in seinem Roman "Wer blinzelt, hat Angst vor dem Tod" seine eigene Geschichte erzählt oder nur werbewirksam mit deutsch-dänischen Ressentiments spielt.

18.09.2007 Die NZZ liest mit Bewunderung den letzten genuinen Klassiker der französischen Literatur: Julien Gracq. Unerlässlich findet die SZ Silvia Naefs Studie über das Bilderverbot im Islam. Die FR verteidigt Naomi Klein gegen ihre Kritiker.

17.09.2007 Ruhm und Ehre dem Gruyter-Verlag, der die Herkulesarbeit auf sich genommen hat, die Briefe und Tagebücher Giacomo Meyerbeers herauszugeben, ruft die SZ. Die FAZ vertieft sich in Xenophons "Reitkunst" und findet manch nützliches auch zur Erziehung von Menschenkindern.

15.09.2007 Viel
Großes heute in der der Literatur. "Unfassbar groß" gar und "unheimlich komplex" findet die
NZZ David Albaharis neuen Roman "Die Ohrfeige". Immerhin einen "großen Zeitroman" sieht die
SZ in
Ulrich Peltzers "Teil der Lösung" (
hier eine Leseprobe). Der
FAZ imponiert
Michael Lentz' Roman "Pazifik Exil", der sich mit den
Großen der Literatur in Los Angeles befasst. Und schließlich noch, zauberleicht:
Wann kommt Mama?

14.09.2007 Für die SZ hat sich Georg Klein durch Mark Z. Danielewskis gewaltigen Horror- und Künstlerroman "Das Haus" geackert, fühlt sich am Ende aber reichlich belohnt: "Unser Ego darf stolz sein." Die FAZ ist schockiert von Jacky Laws nüchternem Buch über das große Geschäft mit der Krankheit "Big Pharma". Und die NZZ liest mit Gewinn Jacques Semelins Reflexionen über ethnische Vertreibungen und Völkermord "Säubern und Vernichten".

13.09.2007 Die
NZZ begeistert sich
Roberto Alajmos Anti-Reiseführer "Palermo sehen und sterben", der sehr gelungen die Ängste vor der Stadt schüre. Auch
Andrea Levy jamaikanische Einwanderergeschichte "Eine englische Art von Glück" hat ihr sehr gut gefallen. Die
Zeit erfährt in
Robert Aldrichs globaler Geschichte der
Homosexualität "Gleich und anders" alles von chinesischer Pornoliteratur über sodomitische Indianer bis zur lesbischen Liebe in Westafrika. Die
SZ genießt in vollen Zügen
Abe Opincars persönliche Kulturgeschichte des guten Essens und Lebens "Am Abend, als ich meine Frau verließ, briet ich ein Huhn" (hier eine
Leseprobe).

12.09.2007 Derb und todtraurig findet die FR den Liebesroman "Böse Schafe" von Katja Lange-Müller, der auch mit einigen "ekelhaft großartigen" Szenen aufwartet. Die FAZ reist mit Ignacio Martinez de Pison und einer Deesse über die Spaniens Landstraßen. Als Werk vollendeter Selbstironie preist die NZZ Thomas Glavinics Roman "Das bin doch ich" über den depressiven hypochondrischen Schriftsteller Thomas Glavinic. Und die SZ findet Jonas Hassen Khemiris Einwandererroman "Montecore, ein Tiger auf zwei Beinen" nicht nur komisch und tragisch zugleich, sondern auch noch klug.

11.09.2007 Bestnoten vergibt die
SZ an
Bruno Preisendörfers von
tragischer Unausweichlichkeit vorangetriebenen Roman "Die Vergeltung". Große Stücke hält sie auch auf die liberale Ironie
Christopher Hitchens', dessen Generalangriff auf die Religion "God is not Great" als "Der Herr ist kein Hirte" demnächst auf Deutsch erscheint.
Richard Dawkins'
"Der Gotteswahn" hält sie dagegen für eine
biologistische Hasspredigt. Die
NZZ versinkt in
Michael Köhlmeiers Roman "Abendland" über einen Spion und Mathematiker und liest Gedichte von
Pablo Picasso. Sehr beeindruckt ist sie auch von
Ulrich Peltzers berührender Liebesgeschichte "Teil der Lösung" (hier eine
Leseprobe).

10.09.2007 Zwei Großautoren fallen heute bei der Kritik durch: In Naomi Kleins Abrechnung mit dem Neoliberalismus "Die Schock-Strategie" erkennt die SZ vor allem doppelt verschanzten Dogmatismus. An Richard Dawkins Atheismus-Manifest "Der Gotteswahn" missfällt der FAZ der erzengelgleiche Furor. Als "Biologie der Freiheit" feiert sie dagegen Sharon Begleys Buch "Neue Gedanken - neues Gehirn". Bestens amüsiert hat sie sich bei Petri Tamminens dickblütigem Roman "Mein Onkel und ich". Die SZ lobt wortreich Ross Kings Buch "Zum Frühstück ins Freie" über die Ursprünge der modernen Malerei Frankreichs.

08.09.2007 Die kosmopolite NZZ empfiehlt lateinamerikanische Autoren, die sich den dunklen Kapiteln des Kontinents widmen, darunter Paulo Fonteles mit einem Gedichtband über seine Folterung während der brasilianischen Militärdiktatur und Alonso Cuetos Roman "Die blaue Stunde", der der blutigen Spur des Kampfs gegen den Sendero Luminoso folgt. Die FAZ stellt zu Rüdiger Safranskis Geistesgeschichte der "Romantik" klar, dass es hier um Großes geht. Jan Costin Wagners Krimi "Das Schweigen" attestiert sie philosophische Qualitäten. Die FR freut sich, dass sich Michael Ondaatje in seinem Roman "Divisadero" nicht um Wahrscheinlichkeiten kümmert. Die SZ preist Brigitte Kronauers "wachen, sorgsamen, empfindlichen" Roman "Errötende Mörder" und lobt Misha Asters Studie zu den von den Nazis ebenso instrumentalisierten wie privilegierten Berliner Philharmonikern.

07.09.2007 Die FAZ ist sich sicher: Ein besseres Buch als Sam Apples "Schlepping durch die Alpen" ist noch nie über einen österreichischen Wanderhirten, der seinen Schafen jiddische Lieder vorsingt, geschrieben worden. Einen glückhaften Aufenthalt verbringt sie mit Walter Kappachers Roman "Der lange Brief". Die SZ liest Mike Davis' "Geschichte der Autobombe" als Thriller und militärgeschichtliches Grundlagenwerk zugleich. Und die NZZ lernt von Louise Richardsons Buch "Was Terroristen wollen", genau dies mit den stärksten Waffen des Westens zu verhindern.

06.09.2007 Scharfsinn, Belesenheit und Sprachkraft findet die begeisterte Zeit in Rüdiger Safranskis zudem spannend erzählter Geistesgeschichte über die "Romantik". Die SZ beeindruckt an Martin Amis' Abrechnung mit Stalin "Koba der Schreckliche" vor allem der humane Unwille, sich mit den Schrecken der Vergangenheit abzufinden. Mehr Spaß hat die FAZ mit Rob Sheffields "Love is a Mix Tape", in dem sie ein ernstes Buch über den Pop, ein leichtes über den Tod und ein kluges über die Liebe sieht. Sehr gut amüsiert hat sie sich auch bei Alexander McCall Smith' Satire auf das deutsche Gelehrtenleben "Die verschmähten Schriften des Professor von Igelfeld". Die NZZ preist Michael Ondaatjes einzigartig schönes Buch "Divisadero". Und die FR findet Michael Kleebergs Roman "Karlmann" einfach grandios.

05.09.2007 Die SZ erkundet mit Jörg Magenau die Dorf- und Stammesstrukturen der taz und mit Christoph Schmidt dessen "wichtigste Körperfunktionen". Die FAZ liest Annette Mingels' Geschichten von der Liebe "Romantiker" vor Begeisterung gleich zweimal. Die FR begibt sich mit Georges-Arthur Goldschmidts Erzählung "Die Befreiung" ins Sodom des Internatslebens. Die NZZ entdeckt Astrid Lindgrens "Ur-Pippi".

04.09.2007 Ziemlich mitreißend und witzig findet die NZZ den Depro-Rap "Die Reiherkönigin" der jungen Polin Dorota Maslowska. Die FAZ hat sich mit Freude von Alexa Hennig von Langes Roman "Risiko" in die Abgründe der neuen Familienidylle ziehen lassen. Die FR lobt Heinz Schlaffers Studie zu Nietzsches Stil "Das entfesselte Wort". Die taz hält John J. Mearsheimers und Stephen Walts Buch über die angebliche "Israel-Lobby" nur für ein "gutes schlechtes Buch". Und die SZ deklassiert Paula Fox.

03.09.2007 Mit Lust an der Apokalypse lässt sich die FAZ von Alan Wiseman vorführen, wie "Die Welt ohne uns" aussehen würde. Mindestens genauso imaginativ und aufschlussreich ist ihrer Meinung nach auch Carol Loeb Shloss' Biografie von "Lucia Joyce". Peter Henisch ist chronisch unterschätzt, wie er mit seinem großen Roman über "Eine sehr kleine Frau" wieder einmal beweist, stellt die SZ mit einem Seufzer fest. György Konrads "Buch Kalligaro" gerät ihr dagegen etwas zu präpotent.

01.09.2007 Warum vor Michael Lentz noch niemand auf die hervorragende Idee gekommen ist, über das "Pazifik Exil" von Thomas Mann & Co einen Roman zu schreiben, kann die NZZ nach diesem Lesegenuss gar nicht verstehen. Dieter Richter versammelt zu ihrer Freude außerdem alles Bedeutende, was über den Vesuv zu sagen ist. Rüdiger Safranskis Studie zur "Romantik" wird von der SZ gar nicht liebevoll behandelt. Die taz bemerkt erstaunt, dass der Erzironiker Jay McInerney auch ernsthafte Romane schreiben kann, wie er mit "Das gute Leben" beweist.