
30.07.2011 Die FAZ folgt Ulrike Almut Sandig bereitwillig ins "Dickicht" der Sprache. Die NZZ schluckt in Yu Jians "Akte 0" eine Dosis Bravheitsmedizin. taz- und SZ-Feuilleton lernen von dem Politikredakteur Ralph Bollmann, wie Oper in der deutschen Provinz funktioniert. Außerdem lernt die SZ was von Martin Walser über Malerei, und die taz was von Lev Gudkov und Victor Zaslavsky über das postkommunistische Russland.

29.07.2011 Die FR empfiehlt die Reportagen "Apokalypse Afrika" des unermüdlich reisenden Hans Christoph Buch. Der FAZ gefällt Heidemarie Schumachers Roman "Ein helles und ein dunkles Haus" über das Liebeselend bessergestellter Akademiker. Außerdem lobt sie noch einmal Dave Eggers Roman "Zeitoun".

28.07.2011 Mit Begeisterung liest die taz Manfred Hermes' Buch "Deutschland hysterisieren", das eine ganze Welt rund um Fassbinder und "Berlin Alexanderplatz" entstehen lasse. Yiao Liwus Gefängnischronik "Für ein Lied und hundert Lieder" ist für sie nicht das erste Buch über den Gulag, aber das schrecklichste. Einfach großartig findet die NZZ die bisher kaum besprochenen Reportagen "Afrikanisches Maskenspiel", in denen sich V.S. Naipaul auf die Spur afrikanischer Spiritualität begibt. Die FAZ liest vergnügt Veronique Bizots fabelhafte Novelle "Meine Krönung". Und die Zeit stellt die "Geschichte eines Verschwindens" des lybischen Autors Hisham Matar vor.

27.07.2011 Voller Bewunderung schreibt die
NZZ über den chinesischen Dissidenten und Chronisten
Liao Yiwu, der in "Für ein Lied und andere Lieder" von seinen Gefängniserlebnissen berichtet. Skeptisch nimmt sie
Timothy Snyders große Studie über die "Bloodlands" von Osteuropa auf, in denen Hitler und Stalin ihre schlimmsten Verbrechen verübten (hier unser
Vorgeblättert). Die
SZ liest
Sabine Grubers tragischen
Südtirol-Roman "Stillbach oder Die Sehnsucht". Und die
FAZ empfiehlt
Dieter Hoffmann-Axthelms Buch "Das Berliner Stadthaus" als europäische Geschichte des Wohnens.

26.07.2011 Als ein Meisterwerk der Selbsterkundung preist die FR die mustergültige Edition von Paul Valerys Schreibheften "Ich grase meine Gehirnwiese ab". Wunderglauben und Aufklärung findet die NZZ in Sjons Roman "Das Gleißen der Nacht" über den isländischen Medizinmann, Runenkundler, Zahn- und Hornschnitzer Jonas Palmason. Und die FAZ verspricht intelligenten Grusel mit Sarah Waters Schauerroman "Der Besucher".

25.07.2011 Ai Weiweis Blog ist nun kann man nun auf Deutsch in dem Buch "Macht euch keine Illusionen über mich" nachlesen. Die FAZ hat es getan und versteht, dass der Westen ganz einfach auf Ai Weiwei fixiert sein muss. Sehr beeindruckt ist sie auch von Barbara Honigmanns Roman "Bilder von A.". Die SZ empfiehlt Tina Uebels Roman "Last Exit Volksdorf" als schonungslose Untersuchung einer Wohlstandverwahrlosung. Außerdem lobt sie recht unterschiedslos neue Bücher zum 11. September.

23.07.2011 Der Held in Wilhelm Genazinos Roman "Wenn wir Tiere wären" mag ein wenig deprimierend sein - die Rezensenten von FR und NZZ hat er beglückt! Die FAZ durchlebt mit Chris Cleaves kluger "Little Bee" das Leben einer 16jährigen Asylbewerberin in England. Die FR reist mit Amundsen und Scott an den Südpol. Die NZZ lässt sich von Per Petterson mit "Ist schon in Ordnung" durch das Norwegen der 70er führen.

22.07.2011 Die FAZ begrüßt Ingar Sletten Kolloens Biografie des ebenso grandiosen wie verblendeten Knut Hamsun. Annette Pehnt attestiert sie, mit der vergnüglichen Campussatire "Hier kommt Michelle" ihren Ruf nicht ramponiert zu haben. Sehr gut gefallen haben ihr auch Dragan Aleksics Glücksgeschichten "Vorvorgestern". Die FR empfiehlt gegen orientungsloses Theater Bernd Stegemanns Lektionen über das "Schauspielen".

21.07.2011 Die FAZ preist Wladimir Makanins ingeniösen Roman über den Tschetschenienkrieg "Benzinkönig" und lobt auch Tim Krohns postmodernes Märchen "Der Geist am Berg" sehr. NZZ und FR lesen Bücher von und über den Medienpropheten Marschall McLuhan. Die SZ freut sich sehr über James Woods wenn auch etwas altmodisches Plädoyer für den Realismus "Die Kunst des Erzählens".

20.07.2011 Die
SZ ruft mit Nachdruck dazu auf,
Michail Schischkins Roman "Das Venushaar"
(Leseprobe) zu lesen. Von
Cioran hat sie nach seinen Aufsätzen "Über Deutschland" erst einmal genug. Die
NZZ genießt die
ruppige Negativität, Depression und Weltekel in
Laszlo Vegels Roman "Bekenntnisse eines Zuhälters" (
Leseprobe). Sehr beeindruckt liest sie auch
Anna Reids Geschichte der Belagerung von
Leningrad "Blokada".

19.07.2011 Als große Kunst und ein Monument der Selbstbehauptung gegenüber einem kannibalistischen Gesellschaftssystem preist die SZ Liao Yiwus Bericht aus chinesischen Gefängnissen "Für ein Lied und hundert Lieder". Sehr gut gefallen hat der NZZ Peggy Mädlers kluger Debütroman "Die Legende vom Glück des Menschen". Die FAZ liest recht kritisch Maja Haderlaps in Klagenfurt ausgezeichneten Roman "Engel des Vergessens".

18.07.2011 Die SZ ruft dazu auf, den feinsinnigen und humanen Denker Stanley Cavell zu entdecken, der seine Moralphilosophie anhand von Hollywoods Screwball-Komödien entwickelt. Außerdem stellt sie eine Reihe politischer Jugendbücher vor, darunter Francesco D'Adamos Flüchtlingsodyssee "Die Geschichte von Ismael". Die FAZ empfiehlt Dominic Johnsons Buch "Afrika vor dem großen Sprung", dessen positive Sicht sie aber durchaus gewöhnungsbedürftig findet.

16.07.2011 Heute stürzen sich alle auf die amerikanischen Erzähler: Die taz versteht Gary Shteyngarts "Super Sad True Love Story" als Buch zur "Krise des US-Imperiums". Andrew O'Hagans Roman "Leben und Ansichten von Maf dem Hund und seiner Freundin Marilyn Monroe" liest die FAZ als brillantes Panorama des intellektuellen Amerikas um 1960. Beeindruckt ist die SZ von Thomas Wolfes atmosphärischem Roman über die Roaring Twenties "Die Party bei den Jacks". Und die NZZ beißt sich an Henry James' Novelle "Die Drehung der Schraube" die Zähne aus.
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16.07.2011 Mit Kritiken zu Gary Shteyngart: "Super Sad True Love Story" in der TAZ, Albrecht Selge: "Wach" in der FAZ, Rahel Levin Varnhagen: "Rahel" in der SZ, Thomas Wolfe: "Die Party bei den Jacks" in der SZ und Arno Bamme: "Homo occidentalis" in der NZZ.

15.07.2011 Die FAZ verfolgt freudig, wie James Wood in seiner "Kunst des Erzählens" die Wunderkammern der realistischen Literatur öffnet. Beeindruckt hat sie auch die gemeinsame "Russische Reise" von John Steinbeck und Robert Capa. Die SZ folgt Marc Schweska "Zur letzten Instanz" und in die DDR-Szene der Elektriker, Bastler, Tüftler. Die FR liest interessiert Susan Buck-Morss' Revolutionsgeschichte "Hegel und Haiti".

14.07.2011 Die Zeit feiert William Makepeace Thackerays neuübersetztes "Buch der Snobs" als viktorianisches Meisterwerk. Mit gemischten Gefühlen wird Martin Walsers Roman "Muttersohn aufgenommen: Die Zeit freut sich über das Glück gnädiger Vernebelung, die SZ erkennt auf Menschenkitsch. Gut gefallen hat der SZ aber Maja Haderlaps in Klagenfurt ausgezeichneter Roman "Engel der Erinnerung". Die FAZ lernt in Silvia Avallones Roman "Ein Sommer aus Stahl", was die Italiener vor Berlusconis Fernsehen trieb. Sehr loben kann sie auch Merle Hilbks Reportage aus der Ukraine "Tschernobyl Baby".

13.07.2011 Die SZ liest seufzend Indridi Thorsteinssons traurigschöne Liebesgeschichte "Taxi 79 ab Station" aus dem Reykjavik der fünfziger Jahre. Die FAZ staunt über die kühle Klarheit, mit der Nina Jäckle in "Zielinski" die Geschichte eines Wahns erzählt. Und die NZZ freut sich, in den Brautbriefen nachlesen zu können, wie Martha Bernays aus Sigmund Freud einen herzensmilden Mann machte.

12.07.2011 Großes Leseglück beschert
Rosa Matteucci der
NZZ mit ihren bitterbösen Romanen "Lourdes" und "Mutterherz". Tränen lacht sie mit
Astrid Rosenfelds Roman "Adams Erbe". Die
FAZ freut sich über Karl Lippegaus' farb- und kraftvolle Biografie
John Coltranes. Und die
SZ betrachtet hingerissen
Gerd Danigels Ost-Berliner Fotografien "Schöner unsere Paläste". Gefesselt liest sie auch
Richard Cobbs Selbstmörderstudien "Tod in Paris" (hier unser
Vorgeblättert).

11.07.2011 Mit Begeisterung liest die SZ William Gibsons intelligenten, witzigen und lässigen Roman "Systemneustart". Sehr überzeugend findet sie auch James Sturms Comic "Markttag", der von den Mühen eines Teppichknüpfers erzählt, seine Kunst zu verkaufen. Die FAZ reist mit William Dalrymple ins spirituelle Herz Indiens. Harald Hartung ruft dazu auf, wieder die Gedichte Oskar Loerkes zu lesen. Und die taz erinnert seufzend an die Zeiten, als The Clash noch Widerstand und Glamour verbanden.

09.07.2011 Ganz ergriffen ist die FAZ von Martin Walsers jüngstem Roman "Muttersohn", wo es um einen Parsifal geht, der keinen Vater hat. Und zwar von Anfang an. Aber das Buch des Tages ist dennoch Alice Munros Erzählungsband "Zu viel Glück". Nein, nie genug!, rufen die Kritiker zugleich in FAZ, NZZ und SZ und schildern einen Leserausch aus nüchternen und traurigen Geschichten. Die taz würdigt eine Großtat des Verbrecher Verlags: die neu edierten Tagebücher Erich Mühsams.

08.07.2011 Wenig los heute. Nur die FR bietet Lesestoff für die Bücherschau. Nach der Lektüre des Bandes "Armut in der Kunst der Moderne" stellt sie sich Fragen über Ethik und Ästhetik. Und mit Jochen Hörisch findet sie: Vernunft sollte unrein sein.

07.07.2011 Der NZZ wird kalt bei der Besprechung von Yoko Ogawas "Das Ende des Bengalischen Tigers". Die SZ bewundert die undogmatische Freiheitsliebe Erich Mühsams. Die beste Kleist-Biografie ist von Günter Blamberger, ruft die FAZ. In der Zeit reist Clemens J. Setz mit Johannes Kepler zum Mond.

06.07.2011 Die FAZ rümpfte kürzlich noch die Nase über Jörg Schellers Vorschlag, Bodybuilder als Künstler anzuerkennen. Die SZ findet das heute dagegen ganz überzeugend. Ganz melancholisch wird die FR über James Sallis' "Der Killer stirbt". Friedrich Wilhelm Graf bescheinigt Matthias Matusseks katholischer Lebensbeichte in der FAZ Talkshowtauglichkeit.

05.07.2011 Trotz enthaupteter griechischer Banker hat sich die FAZ mit Petros Markaris' Krimi "Faule Kredite" eher gelangweilt. Wunderbar amüsiert sich dagegen die NZZ mit Thomas Wolfe auf einer Party der Finanzwelt vor dem Börsencrash 1928. Die SZ wünscht sich zwar, die Strozzis hätten nicht so oft geheiratet, findet sie aber wunderbar porträtiert von Ingeborg Walter.

04.07.2011 Einfach brillant findet die FAZ Henry Kissingers China-Buch. Wer wissen möchte, was Hedgefonds sind, dem empfiehlt sie Sebastian Mallabys "Mehr Geld als Gott". Die SZ lernt von Jim Al-Khalili, wie groß die arabische Wissenschaft im 9. Jahrhundert war. Die FR hat nach der Lektüre des ersten Bandes von Erich Mühsams Tagebüchern glänzende Augen: 14 weitere folgen noch.

02.07.2011 Fast alles Hemingway heute. FAZ, NZZ und SZ überhäufen Werner Schmitz' Neuübersetzung von Hemingways "Paris - ein Fest fürs Leben" mit Lob. Die FAZ reicht außerdem noch einen Bildband, eine Hörbuchedition und einen Roman über Hemingways erste Frau Hadley bei. Die SZ schreibt Katja Kullmann ins Stammbuch: Zur Freiheit gehört auch die Möglichkeit zu scheitern.

01.07.2011 War früher nicht alles viel schöner? Die SZ blättert wehmütig durch einen Katalog mit Grafikdesign im Jugendstil. Außerdem stellt sie einige Kinder- und Jugendbücher vor. Die FAZ fühlt sich mit Johannes Schenks nachgelassenem Abenteuerroman "Jo Schattig" in das Westberlin der Achtziger zurückversetzt. Und sie freut sich über das Happy End eines Sklavinnenlebens in Andrea Levys Roman "Das lange Lied eines Lebens".