30.12.2023 Die FAZ verliert sich gerne in den Aufzeichnungen des DDR-Dissidenten Lutz Rathenow, dem es gelang, die Systemwächter zu schikanieren - und nicht andersherum. Die FR ist gefesselt vom zweiten Teil der Amadoka-Trilogie, in dem Sofia Andruchowytsch die Erinnerungen von drei Schwestern an den Holocaust im ukrainischen Butschatsch auffächert. Die taz findet die Begegnungen von Trauernden, die Marlen Pelny in ihrem Roman "Warum wir noch hier sind" schildert, so traurig wie tröstlich. Dlf Kultur ist berührt von Niviaq Korneliussens Roman "Das Tal der Blumen" über eine junge Liebe in Grönland. Und nun wünscht der Perlentaucher allen Leserinnen und Lesern einen guten Rutsch ins Jahr 2024!
29.12.2023 Die FAZ folgt Alexander Bartl in „Der elektrische Traum“ von der Entdeckung der Glühbirne bis hin zu den Umtrieben der Gaslobby. Die SZ erkennt dank Anja Stefan die angeborene Lust an Reimen. Außerdem streift sie mit David Blum durch Kollektorgänge unter Plattenbauten. Die Welt erfährt von Dieter Lamping, was Kafka und Dora Diamant in Berlin trieben. Der Dlf lauscht der unmelodischen Melodie von John Banvilles „Singularitäten“ und erfährt durch Charles Lewinsky von Goethes Verdauungsproblemen.
28.12.2023 Dlf Kultur lässt sich von Balzac erklären, wie schön - und gefährlich - ein Rausch ist. Die FAZ lässt sich von zehn Autoren Schnitzlers "Reigen" weitererzählen. Der amüsierte Dlf zählt mit Eliot Weinberger die Engel. Die FR liest pantheistische Gedichte von Mary Oliver.
27.12.2023 Die FAZ erlebt mit Justyna Bednarek "Neue Socken-Abenteuer", geht mit Igel Jefferson auf die Suche nach einer verschwundenen Häsin und singt Mutlieder mit Wolf Erlbruch und Arne Rautenberg. Die FR begibt sich mit Hans Thill auf einen Roadtrip durch "Neue Dörfer". Die SZ bereist mit Sören Urbanskys "Steppengras und Stacheldraht" den Fluss Argun an der russisch-chinesischen Grenze.
23.12.2023 Die SZ blickt mit Luca Kieser ins Wasser und begutachtet den Süßen, den Blendenden und den Bisschen-Schüchternen - alle vereint in einem Oktopus. Die taz ist hin und weg von Chloe Cruchaudets meisterhafter Graphic Novel "Céleste - 'Gewiss, Monsieur Proust'". Die FAZ lernt "Kochen wie Armen" mit Huguette Couffignal und Dlf Kultur "indigen kochen" mit dem Sioux-Chef Sean Sherman. FAS und Dlf freuen sich, dass Marlen Haushofer mit einer Gesamtausgabe gewürdigt wird. Und der Perlentaucher wünscht all seinen Lesern ein frohes Fest!
22.12.2023 Die FAZ entdeckt in Jaroslav Rudis’ Weihnachtsgeschichte nicht zuletzt eine Liebeserklärung an das alte, ewige Prag. Mit Johannes Saltzwedel blickt sie in Werthers Welt und öffnet eine ganze Informationswundertüte. Die FR packt mit Julian Heißler brennende Themen der amerikanischen Gesellschaft an. Bewegt liest die taz Gerd Steffens’ „Lebensversuch mit Demenz“. Der Dlf folgt mit Janet Hobhouse drei Furien auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben. Und Dlf Kultur rollt mit Giovanni Catelli noch einmal Albert Camus’ rätselhaften Todesfall neu auf.
21.12.2023 Das waren noch Zeiten, als Magazine ihre Autoren und Fotografen ein Jahr durch die Welt reisen ließen für etwas so Abgelegenes wie eine Porträtserie vergessener Autoren des deutschen Expressionismus, seufzt die FAZ angesichts einer opulenten Ausgabe von Jürgen Serkes Artikel-Serie "Die verbrannten Dichter". Außerdem taucht die FAZ mit Andrzej Stasiuk ins besetzte Polen 1941 ein. Der Dlf lässt sich von Juri Andruchowytsch "Den Preis der Freiheit" erklären. Dlf Kultur erliegt dem Charme von Anne Herbauts' Bilder- und Vorlesebuch "Zu Hause bei Hadek und Miezke".
20.12.2023 Die FAZ erweitert ihren Horizont - sinnlich und intellektuell - mit Zoltan Danyis "Rosenroman", der von Jugoslawien erzählt, Krebs und der Arbeit des Rosenzüchtens. Die SZ amüsiert sich mit Stefanie Sargnagel in Iowa. Die Zeit erlebt mit Jaroslav Rudis ein bierseliges und märchenhaftes "Weihnachten in Prag". Die NZZ taucht mit einem Briefwechsel in eins der berühmtesten Dreiecksverhältnisse der Kunstgeschichte ein: Gustav, Alma und Walter.
19.12.2023 Die FAZ vertieft sich mit Sören Urbanskys Studie in die wechselvolle Geschichte der Grenze zwischen China und Russland am Fluss Ussuri. Außerdem verschlingt sie den Roman "Ufo 78" über die gesellschaftlichen und politischen Verwerfungen in Italien der 1970er: das Autorenkollektiv Wu Ming hat hier mal wieder ein Wunderding geschaffen, jubelt sie. Die FR freut sich, in den Tagebüchern Sarah Kirschs noch einmal ihrem Humor und ihrer Lebensklugheit zu begegnen. Die SZ empfiehlt Yavuz Ekincis Erzählung "Das ferne Dorf meiner Kindheit", die selbst das Grauen des Völkermordes an den Armeniern in Sanftheit zu hüllen vermag.
18.12.2023 Die FAZ kommt mit Ringelnatz-Gedichten, vorgelesen von Matthias Matschke, in Weihnachtsstimmung. Gar nicht weihnachtlich ist Manfred Görtemakers Biografie über Rudolf Hess - dafür sehr informativ und fesselnd, findet die SZ. Dlf Kultur wirft mit Lucy Cooke einen feministischen Blick auf die Tierwelt. Dlf begleitet Elise Gravel in "Pilzparade" auf einen Waldspaziergang und lernt, dass der Schwefelporling wie Brathähnchen schmeckt.
16.12.2023 Den Rezensenten wird schon etwas weihnachtlich ums Herz: Die SZ meditiert mit Elliot Weinberger über "Engel und Heilige". Deutschlandfunk und taz lesen und lieben Jaroslav Rudiš' "Weihnachten in Prag". Etwas weniger friedlich ist die FAZ drauf, die mit Judith Mackrell Frauen an die Front begleitet. Die taz feiert außerdem Barbara Yelins Graphic Novel "Emmie Arbel - Die Farbe der Erinnerung".
15.12.2023 Die FAZ lernt in Michael Schwarzbach-Dobsons Buch über verschwundene Wörter des Mittelalters so schöne Begriffe wie "griezwart" kennen. Außerdem cruist sie mit Mark Arax entlang der Spuren von Wasser und Staub in Kalifornien. Die SZ lässt sich lieber von Erik Wegerhoff im Cabrio durch die Architekturgeschichte chauffieren. Die NZZ muss sich die Nase zuhalten bei der Lektüre von Roman Kösters Geschichte des Abfalls. Und Dlf Kultur findet eine Geschichte von Schuld und Scham in Norbert Freis Buch über die NS-Vergangenheit der Bundespräsidenten.
14.12.2023 Die FAZ begleitet mit Pirkko Saisios "Rotem Buch der Abschiede" die Selbstfindung einer unkonventionellen Frau im Finnland der 60er Jahre. Außerdem zieht sie den Hut vor Tom Kristensens "Absturz", die Anatomie eines umfassenden Besäufnisses. Die FR lernt mit Marlen Hobracks "Schrödingers Grrrl" eine shoppingsüchtige Hochstaplerin kennen. Die SZ graust es bei Katja Lembkes Bericht über die Zustände auf der "Haifischinsel", wo das erste deutsche Konzentrationslager für die Herero stand.
13.12.2023 FAZ und SZ feiern den neuen Roman von Bernhard Schlink über einen Mann in seinen letzten Lebenswochen, der uns lehrt: Philosophieren heißt sterben lernen. Vom Leben nach dem Tod eines geliebten Menschen erzählt Paul Auster voller Intensität, lobt die taz. Eines der "schönsten und bewegendsten" Bücher des Jahres hält allerdings die NZZ mit Orhan Pamuks "Erinnerungen an ferne Berge" in den Händen. Der Dlf folgt Shehan Karunatilakas Helden, der sieben Monde Zeit hat, um zu erfahren, wer ihn im Bürgerkrieg in Sri Lanka getötet hat.
12.12.2023 Die
SZ überlässt sich dem Rausch der Sprache in
Jon Fosses Roman "Ein neuer Name". Die
FAZ ist beflügelt von
Emma Braslavskys Buch "Erdling", in dem Sahra Wagenknecht von Aliens gekidnappt wird. Außerdem lässt sie sich von
Michiko Aoyamas lebens- und literaturbewanderter Bibliothekarin Frau Komachi gerne den Weg aus der Sinnkrise weisen. Der
Dlf besucht mit einem Fotoband von
James Catchpole japanische Jazzkneipen, in denen der Traum von der Ferne und die Utopie des Jazz überlebt haben. Außerdem haben wir die
Winterbeilage der
FR ausgewertet.
11.12.2023 Die Welt lässt sich von Dagmar Herzogs Studie "Cold War Freud" darüber aufklären, warum deutsche Psychoanalytiker Überlebenden der Shoah ihre Traumata absprachen. Die NZZ will sich vom neuen Duden nicht vorschreiben lassen, welche Wörter sie wann benutzen darf. Die FR blickt mit einem Erinnerungsband des Stuttgarter Staatsballetts zurück auf das Leben und die Schrullen von John Cranko. Die SZ lernt von Christian Mölling, was Deutschland für seine Sicherheit tun muss.
09.12.2023 Als perfektes Weihnachtsgeschenk empfiehlt die FAZ Jonathan B. Losos’ Evolutionsgeschichte der Katze. Die FR wird von allem, was Michael Krüger in seinen Erinnerungen schreibt, restlos umgehauen. Die SZ lernt in Annette Mingels' neuem Roman einen Unsympathen schätzen. Erschüttert liest die taz Stanislaw Assejews Erinnerungen an die brutale Zeit im Gefängnis Isoljazija in Donezk. Und Dlf Kultur lernt von Hannes Bajohr: KI hat Humor, aber noch dichtet der Mensch besser.
08.12.2023 Eine kleine Sensation ist für den Dlf Kultur, wie zukunftssicher Theodor Fontane den Begriff der Short Stories füllte. Außerdem empfiehlt er Charlotte Mullins’ Geschichte der Kunst, in der endlich auch Frauen ihren Platz finden. Ein paar Frauen hätte sich hingegen die NZZ in Michael Krügers lesenswerten Begegnungen mit Dichtern gewünscht. Die Welt blickt mit Frank Trentmann auf die Moral in der deutschen Nachkriegsgesellschaft. Und die FAZ liest bewegt Walter Sperlings Geschichte der Stadt Grosny.
07.12.2023 Dlf Kultur macht in Camille Laurens' "So wie du mich willst"
Bekanntschaft mit den multiplen Identitäten einer Frau. Und denkt mit
Annie Dillard über den Sinn des Lebens nach. Die FAZ liest Gunnar Deckers Rilke-Biografie mit gemischten Gefühlen. Die FR amüsiert sich mit Paula Rodriguez' "Dringlichen Angelegenheiten". Die NZZ stimmt in den Lobgesang auf Joanna Bators Generationenroman "Bitternis" ein. Die Zeit empfiehlt Eva Rottmanns Skater-Jugendroman "Kurz vor dem Rand".
06.12.2023 Der Dlf liest begeistert mit Michael Kleebergs "Dämmerung" die boshaft-präzise Studie einer alternden Gesellschaft. Die FAZ begegnet Göring, der Dietrich und Remarque in Uwe Fleckners Roman "Im Schatten der blauen Pferde" über ein verschwundenes Gemälde von Franz Marc: So spannend kann Provenienzforschung sein, staunt sie. Die SZ amüsiert sich mit dem Übersinnlichen in Robert Galbraiths Krimi "Das strömende Grab".
05.12.2023 Die SZ bekommt von den Memoiren der Komponistin und Suffragette Ethel Smyth Appetit auf mehr. Dlf verfolgt erfreut, wie Christoph Geiser in "Das Gefängnis der Wünsche" den Marquis de Sade auf Johann Wolfgang von Goethe prallen lässt - und gleichzeitig aus der Berliner Schwulenszene erzählt. Außerdem stellt er fest: Ein bisher unveröffentlichter Roman des deutsch-jüdischen Autors Georg Hermann ist seit 1939 um keinen Tag gealtert. Dlf Kultur liest interessiert, wie Amitav Gosh vierhundert Jahre Globalgeschichte anhand einer kleinen Muskatnuss erzählt.
04.12.2023 Die SZ ist empört darüber, was sie aus Peter Seiberts Buch über den Umgang
mit dem jüdischen Kulturerbe in den deutschen Nachkriegsjahrzehnten erfährt. Außerdem lernt sie von Thomas Schüller, warum die "Unheilige Allianz" von Staat und Kirche endlich aufgelöst werden muss. Dlf Kultur umarmt mit Anton Artibilovs Erzählungen das Sonderbare. Die FR freut sich darüber, wie Dror Mishanis israelischer Ermittler in "Die schwere Hand" jedes Krimi-Klischee umgeht.
02.12.2023 Die FAZ freut sich über eine neue Gotthelf-Ausgabe, die den Schweizer Autor, der so gut über die Machtverhältnisse auf den Bauernhöfen im Berner Emmental schreiben konnte, hoffentlich breiter bekannt macht. Die Welt empfiehlt Anna Metcalfs Debüt "Chrysalis" über die radikale Verwandlung einer jungen Frau. Der Dlf versenkt sich in die Rauschliteratur des Schweizer Autors Ludwig Hohl. Und von Jan Kuhlbrodt lernt sie beschämt, wie wenig wir darauf vorbereitet sind, Menschen im Rollstuhl zu begegnen.
01.12.2023 Die NZZ rät nach der Lektüre der Briefe dringend Warlam Schalamow zu entdecken. In Olaf B. Raders reicher Biografie lernt sie Leben und Wirken von Karl IV. kennen. Die FAZ horcht auf, wenn ein gelehrter Katholik wie Thomas Schüller loslegt, um die Trennung von Kirche und Staat zu fordern. Die SZ empfiehlt Winter- und Weihnachtsbücher für Kinder. Der Dlf staunt, wie zart Michael Spyra über Männer dichtet. Als spätexpressionistisches Meisterwerk feiert Dlf Kultur Peter Flamms Roman "Ich?" aus dem Jahr 1926.