
31.05.2010 Jetzt ist es soweit: Die SZ empfiehlt das erste Bilderbuch für Demenz-Patienten , Beate Wolfs "Daran erinnere ich mich gern". Ansonsten hinterlassen die heutigen Bücher eher einen blassen Eindruck. Die SZ empfiehlt noch Ruprecht Polenz' Plädoyer für eine Aufnahme der Türkei in die EU. Die FAZ liest Benjamin Markovits' "Manhattan Love Story" und empfiehlt noch einmal Ludolf Herbsts Studie "Hitlers Charisma".

29.05.2010 Die FAZ annonciert pflichtgemäß Marcel Reich-Ranickis gewaltigen "Hörkanon" mit siebzig deutschen Erzählungen: als einen dank hochkarätiger Sprecher bequem zu bewältigenden Parforceritt durch die Literaturgeschichte. Ehrfürchtig betrachtet die NZZ Lucien Brauns monumentale "Bilder der Philosophie". Die FR stellt ein Buch über das neue Bolivien des Evo Morales vor. Ganz groß findet die SZ John Irvings neuen Roman "Letzte Nacht in Twisted River".

28.05.2010 Die NZZ singt eine Hymne auf den französischen Zeichner
Christophe Blain und seine
Western-Comics "Gus". Die SZ freut sich über
Katharina Hackers rundum gelungenen Fortysomethings-Roman "Die Erdbeeren von Antons Mutter".
Furchtbarste Unausweichlichkeit erfährt die FR in
Daniyal Mueenuddins Roman "Andere Räume, andere Träume" (hier unsere
Leseprobe).

27.05.2010 Fasziniert und fröstelnd zugleich liest Kathrin Schmidt in der Zeit Alawiyya Sobhs epischen Libanon-Roman "Marjams Geschichten". Dringend empfohlen werden auch Sigmund Freuds Briefe an seine Kinder "Unterdeß halten wir zusammen". und Gustav Mahlers Korrespondenzband "Verehrter Herr College!". Zum Bersten voll mit Innenwelt erlebt die NZZ M.J. Hylands Roman "Wie ein Mord geschieht". Und die FR preist Oswald Eggers Gedichtband "Die ganze Zeit".

26.05.2010 Die NZZ feiert begeistert
Richard Flanagans neuen Roman "Mathinna", der von einem
Aborigine-Waisenkind, von
Charles Dickens und vom Begehren erzählt. Beeindruckt ist sie auch von
Sylvie Neeman Romascanos Erzählung "Nichts ist geschehen". Die taz schwärmt von
Daniyal Mueenuddins Roman "Andere Räume, andere Träume", der ziemlich unerbittlich von der Liebe in der
pakistanischen Klassengesellschaft erzählt (hier unsere
Leseprobe). Die SZ stellt
Stefan Rinkes Geschichte der "Revolutionen in Lateinamerika". Und in der FR empfiehlt Hans Mommsen
Tamar Amar-Dahls kritische Biografie des israelischen Präsidenten
Shimon Peres.

25.05.2010 Die SZ preist Ernst Osterkamps gründliche und risikofreudige Stefan-George-Studie "Poesie der leeren Mitte". Fassungslos liest sie bei Gianluigi Nuzzi über die Machenschaften der "Vatikan AG". Die FR freut sich über Katharina Hackers kunstfertig natürlichen Roman "Die Erdbeeren von Antons Mutter". Als große Wahrnehmungskunst rühmt die NZZ Marion Poschmanns Gedichte Geistersehen".

22.05.2010 Die FAZ freut sich sehr über die Erzählung "Der verwilderte Park" des Oulipo-Dichters Jacques Roubaud, der in Deutschland noch immer der Entdeckung harrt. Empfehlen kann sie auch Wolfgang Kemps Buch über Engländer in Deutschland "Foreign Affairs". Als sehr instruktiv lobt die FR Daniel Heller-Roazens Rechtsgeschichte der Piraterie "Der Feind aller". Die SZ liest einen weiteren Band von Peter Zadeks Erinnerungen. Und die taz hat doch noch die guten Bücher über Fußball in Afrika gefunden: Christian Ewers "Ich werde rennen wie ein Schwarzer, um zu leben wie ein Weißer" sowie "Tod den Pavianen!" von Cathrin Hennicke und Claus Stäcker.

21.05.2010 Geradezu unheimlich ist der SZ Michel Matveevs wiederentdeckter Roman "Die Gehetzten" von 1933, der ganz undramatisch von Flucht, Verfolgung und Pogromen berichtet. Eher wohliges Schaudern genießt die FAZ mit Christiane Neudeckers Fantasy-Roman "Das siamesische Klavier", in dem das Internet gruseliger wird als alle schwarze Magie.

20.05.2010 Bewegt und beeindruckt liest die FAZ Peter Manseaus Romandebüt "Bibliothek der unerfüllten Träume". Die taz feiert die Eröffnung der Bibliothek Will Eisner und den ersten Band "Ein Vertrag mit Gott". Als Ort voller Wunder erlebt die SZ den Flughafen Heathrow in Alain de Bottons Chronik "Airport". Die Zeit begrüßt freudigst die Neuausgabe von Walter Muschgs Essays als Kampfansage an die diplomierte Produktion literarischer Mittelmäßigkeit. Außerdem preist sie Robin Lande Fox' Darstellung der "klassischen Welt" als Geniestreich.

19.05.2010 Die FAZ stellt Daniel Heller-Roazens Rechtsgeschichte der Piraterie "Der Feind aller" vor. Die SZ liest Uwe Schultz' Biografie des Machtmenschen und Libertins "Henri IV.". Die NZZ kann zwei Bücher über die asymmetrische Kriegsführung im Mittelalter empfehlen und ist auch sehr bewegt von Maria Angels Angladas Roman "Die Violine von Auschwitz".

18.05.2010 Mit Begeisterung lässt sich die NZZ von Lazlo Krasznahorkais Erzählungen "Seiobo auf Erden" in die Geheimnisse der Existenz, der Barockmusik und muslimischer Baukunst einführen. Hingerissen ist sie auch von der Lebensgeschichte des malawischen Konzeptkünstlers Samson Kambalu "Jive Talker". Die SZ revidiert nach Angela Steideles Buch über die Liebe von Adele Schopenhauer und Sibylle Merten ihr Bild vom Biedermeier. Die FAZ liest in Marcal Aquinos "Flieh. Und nimm die Dame mit" über die herben Sitten in Brasiliens Goldgräberstädten.

17.05.2010 Sehr unschön, aber sehr kunstvoll findet die SZ das Bild, das Paulus Hochgatterer in seinem Roman "Das Matratzenhaus" von einem österreichischen Provinzort zeichnet. Schlauer wurde sie mit Günter M. Zieglers Mathematik-Geschichten "Darf ich Zahlen?" Die FAZ empfiehlt die recht bissige Amtsbilanz "Die USA, Barack Obama und der Amerikanische Traum" des früheren Schweizer Botschafters in Washington, Alfred Defago. Nicht ganz überzeugt liest sie Norbert Leitholds Lebensbeschreibung des "Graf Goertz".

15.05.2010 Die taz reist mit Ibn Battuta durchs Morgenland und erlebt mit Ismail Kadare einen folgenschweren Abend. Die SZ betrachtet mit Michael Hamburger das Ding, das ein Baum ist. Die FAZ findet mit Wulf Kirsten: "Beständig ist das leicht Verletzliche" und lässt sich versorgen in Clemens Bergers Streichelinstitut.

14.05.2010 Meisterhaft findet die FAZ Laszlo Krasznahorkais Erzählband über die Schönheit: "Seiobo auf Erden". Die NZZ hätte gern etwas mehr über Patti Smith als über Robert Mapplethorpe gelesen, aber Smiths "Just Kids" kann sie trotzdem empfehlen. Die SZ bewundert die Musilschen Ambitionen Michael Scharangs.

12.05.2010 Der letzte Band der Gulag-Erinnerungen von Warlam Schalamow ist erschienen. Die FR ist erschüttert von diesem "Kosmos mit Millionen Menschen nahe am Verlöschen". Die NZZ liest beeindruckt Barbara Beuys' Biografie über Sophie Scholl. Die Zeit bespricht Bücher zur aktuellen Wirtschaftskrise.

11.05.2010 Wer exzentrisches Personal liebt und einen ähnlichen Geschmack wie Thomas Pynchon hat, kommt mit "Flieg, Hitler, flieg", dem Debütroman des 25-jährigen Briten Ned Beauman, voll auf seine Kosten, verspricht die FAZ. Außerdem fordert sie zusammen mit Eberhard Lämmert: Respekt vor dem Poeten. Die NZZ vertieft sich in Ciorans frühen Essay "Über Frankreich", der laut Klappentext noch gespickt ist mit Ausbrüchen vitalistischen Elans! In der SZ empfiehlt Karl-Markus Gauß Juan Gabriel Vasquez' Roman "Die Informanten", der ein dunkles Kapitel deutsch-kolumbianischer Geschichte behandelt.

10.05.2010 Die SZ schlendert mit Irina Liebmanns Fotobuch in der Hand durch die "Stille Mitte von Berlin" in den Achtzigern. Die taz staunt über die von Florian Möllers dokumentierte Vielfalt wilder Tiere in der Großstadt. Die FAZ folgt einer Hellersdorfer Perle zum S/M-Sex in den Plattenbaukeller.

08.05.2010 Die FR liest mit großer Anteilnahme Gerbrand Bakkers Roman "Juni", der aus der Perspektive einer Fünfjährigen von Schicksalsschlägen auf einem Bauernhof erzählt. Die FAZ vertieft sich in Serge Gainsbourgs kurzen Roman über den Furzkünstler Evgenij Sokolov. Und liest mit Interesse, wenn auch nicht ohne Widerspruch Deborah Blums Buch über den Wissenschaftler Harry Harlow, der mit seinen Affenexperimenten die Mutterliebe entdeckte. Die NZZ ist beeindruckt, wie Magdalena Tulli in ihrem Roman "Dieses Mal" den Holocaust neu erzählt. Die taz blättert glücklich in einem Band mit allen Gemälden, die Proust in seiner "Suche nach der verlorenen Zeit" beschreibt.

07.05.2010 Die SZ freut sich, dass Brigitte Roßbeck mit ihrer Biografie der Marianne Werefkin eine legendäre Unbekannte des Expressionismus würdigt. Die FR liest mit Interesse Eliszabeth Harveys Buch über die Rolle der Frauen in der Germanisierungspolitik der Nazis, "Der Osten braucht dich!". Liebesgeschichte, Dreiecksgeschichte, Katastrophengeschichte - das alles ist Nicol Ljubics Roman "Meeresstille", weshalb die FAZ den Hut zieht. Empfohlen wird außerdem ein Klassiker der Nachkriegsliteratur: Kim Sung-Oks Erzählband "Mujin im Nebel".

06.05.2010 Die
Zeit kämpft sich durch
Tristan Egolfs zornigen, brutalen und verzweifelten Roman "Korngold". Die
FR staunt über die scheinbare Absichtslosigkeit, mit der
Laszlo Krasznahorkai perfekte Erzählungen schreibt. Die
NZZ freut sich über den respektlosen Witz, mit dem
Alain Mabanckou in "Black Bazar" (
Leseprobe) vom Leben in der Pariser
Goutte d'
Or erzählt. Angeregt liest die
FAZ Robert Harrisons Versuch, dem Wesen des Menschen über seinen
Garten näher zu kommen. Dann schwebt sie mit
Rafael Yglesias in eine "Glückliche Ehe".

05.05.2010 Faszinierend findet die NZZ Timothy Snyders Biografie über Wilhelm von Habsburg, der davon träumte, König der Ukraine zu werden und in Stalins Kerkern starb. Außerdem bespricht die NZZ Kinderbücher. Die FR arbeitet sich an nachgelassenen Schriften Reinhart Kosellecks über Sinn und Unsinn der Geschichte ab. Die FAZ erzählt The Story of Stuff.

04.05.2010 Griechenland hat mehr verloren als nur ein paar Milliarden, findet die SZ nach Lektüre von Patrick Leigh Fermors Reisen durch die südliche Peloponnes aus den fünfziger Jahren. Außerdem hat die SZ durch zwei neu edierte Bände wichtigen Aufschluss über Heidegger und die Nazis gewonnen. Die FAZ spekuliert mit Galbraith über Spekulation. Die FR liest einen neuen Krimi von Patricia Duncker.

03.05.2010 Das Rezensionsangebot heute ist überschaubar. Großes Lob geht an Axel Rochs Buch über den Informationstheoretiker Claude E. Shannon, Marko Martins welthaltige Schwulengeschichten, David Granns große Reportage über den 1925 im Amazonas verschwundenen Forscher Percy Fawcett und Ralph Hammerthalers Wenderoman "Der Sturz des Friedrich Voss".