
30.09.2021 Die Zeit feiert Jonathan Franzens Roman "Crossroads" als großen Roman, der ihr vor Augen führt, wie protestantischer Gottglaube sich seit den Siebziger in die säkularisierten Identitätsdiskurse von heute verwandelte. Die FAZ lässt sich von Najem Walis "Soad und das Militär" ins Ägypten der Siebziger entführen. Die SZ lernt von Daniel Schreiber das Alleinsein und tröstet sich mit Gedichten von Ulrich Koch. dlf Kultur denkt mit Catherine Malabou die Klitoris.

29.09.2021 Die SZ lässt sich von Nadifa Mohamed in die Docks von Cardiff entführen. Eva Menasse ringt der FR große Bewunderung an mit ihrem Roman "Dunkelblum", der auch noch im tiefsten Abgrund des Burgenlandes den Witz erkennt. Die taz lobt noch einmal Matthias Jüglers Roman "Die Verlassenen", der den Rissen in einer DDR-Kindheit nachspürt. Die FAZ weiß zu schätzen, dass sich Maurus Reinkowski in seiner Geschichte der Türkei den Optimismus bewahrt. Und der DlfKultur nimmt bei Steven Pinker einen Crashkurs in Logik.

28.09.2021 Die FAZ schwärmt von Hans-Ulrich Treichels Roman "Schöner denn je" aus dem West-Berlin der achtziger Jahre. Die SZ lobt Abi Darés kunstvolles Debütroman "Das Mädchen mit der lauternen Stimme". Der Dlf lauscht Botho Strauß' poetischem Monolog einer verlassenen Frau. Und der DlfKultur sieht mit der koreanischen Künstlerin Zo-o einem Vögelchen beim Denken zu.

27.09.2021 Der Dlf plädiert mit der italienischen Philosophin Donatella Di Cesare für ein Menschenrecht der Migration. Die SZ reist mit Bartholomäus Grill durch ein Afrika, das weder korrupter Kontinent noch Zukunftslabor ist. Der DlfKultur wappnet sich mit Byung-Chul Han gegen die "Infokratie". Die taz liest Ulf Erdmann Zieglers Roman "Eine andere Epoche" um ein kleines Licht im Berliner Politikbetrieb. Und die FAZ versinkt ganz selbstvergessen in den Tiefen des Ozeans mit einem Wimmelbuch von Michèle Ganser und Michael Stavaric.

25.09.2021 Die SZ preist Stephan Malinowskis Arbeit über "Die
Hohenzollern und die Nazis" als wegweisendes Werk über Kollaboration und
Unverstand. Die taz lernt von Natascha Strobl, dass sich der
Konservatismus vor allem deshalb radikalisiert, weil er gerade so wenig
Bewahrenswertes findet. Der Dlf bekommt den gnadenlosen Takt der Fließbandarbeit zu spüren in Joseph Ponthus' Aufzeichnungen aus der Fischfarbik "Am laufenden Band". Der DlfKultur preist Tsitsi Dangarembgas Simbabwe-Roman "Überleben". Enttäuscht bis verärgert legen SZ und FAZ Colm Toibins naiven Thomas-Mann-Roan "Der Zauberer" zur Seite.

24.09.2021 Die FAZ schmunzelt mit Günther Rühles Erinnerungen über Thomas Bernhards pickeliges Gesicht und Frankfurter Fassbinder-Skandale. Die SZ erliegt dem Reiz von Aleksandar Hemons bizarren Eltern. Außerdem empfiehlt sie Kinder- und Jugendbücher. Die NZZ blickt mit Erich Keller in die kontaminierte Sammlung Bührle. Und Dlf Kultur hat mit Tomasz und Stanislaw Lem „Zoff mit der Gravitation“.

23.09.2021 Die FAZ träumt mit Wilhelm Raabes "Deutscher Mondschein" in den Sylter Dünen von ungelebtem Leben. Bewunderung hegt sie für die waghalsige Erzählkonstruktion von Norbert Gstreins Roman "Der zweite Jakob". Die FR lässt sich von Alina Bronskys reaktionärem Herrn Schmidt um den Finger wickeln. Die SZ empfiehlt Cecile Wajsbrots assoziationsreichen Roman "Nevermore".

22.09.2021 Die FAZ blickt mit Antje Ravic Strubels europäischem Gesellschaftspanorama in die Abgründe der zerstörten Hoffnungen einer jungen Frau aus Tschechien. Die NZZ lernt in Walter Boehlichs Briefen einen Rebellen der deutschen Literatur kennen. Die SZ findet mit Christine Wunnickes schön anarchischem Roman "Selig & Boggs" das Rüstzeug fürs frühe Kino in Wurstfabriken. Die taz gerät derweil ins Träumen mit Guy Delisles Comic über die Arbeit in einer Papierfabrik. Und Dlf Kultur erfährt bei Armin Nassehi, warum die Gesellschaft es nicht mehr schafft, Probleme zu lösen.

21.09.2021 Die FAZ blickt mit Birgit Jochens auf die soziale Geschichte des Essens und lernt, die Pionierinnen des Kochens zu bewundern. Die SZ verteidigt das menschliche Bewusstsein gegen seine neurowissenschaftlichen Sezierer. Der Dlf erkennt mit Armin Nassehi unsere Unfähigkeit, kollektiv zu handeln. Der DlfKultur vergnügt sich mit Jorge Zepeda Pattersons mexikanischem Politthriller "Spiele der Macht".

20.09.2021 Molières Pointen zünden immer noch, freut sich die FAZ und labt sich an der Hörspiel-Edition mit Will Quadflieg, Bernhard Minetti und Siegfried Meisner. Außerdem berauscht sie sich an den Götterliedern der Àdda. Betroffen liest die NZZ Annie Ernaux' Buch "Das Ereignis", in dem sie von ihrer illegalen Abtreibung im Jahr 1963 erzählt. Die FR erfährt von Natascha Strobl wie sich Konservatismus radikalisiert. Die SZ lernt bei Alexander Gallus die Revolution von 1918 als offene historische Situation kennen und nickt zu Gesine Schwans Plädoyer für eine humanere Flüchtlingspolitk.

18.09.2021 Die FAZ blickt so fasziniert wie irritiert mit Sophie Calle auf Brüste und ausgestopfte Katzen. Von Joe Miller erhält sie spannende Einblicke in die Entwicklung des BioNTech-Impfstoffes. Die SZ liest in Terezia Moras Alltagsskizzen von der schmerzvollen Beziehung der Autorin zu Ungarn. Die taz schaut mit Grit Lemke und der Avantgarde von Hoyerswerda in den Achtzigern noch optimistisch in die Zukunft. Der Dlf entdeckt frühe Lyrik und scharfe Mails in einem neuen Michel-Houellebecq-Cahier. Und Dlf Kultur staunt: Sally Rooney kann auch Tiefgang.

17.09.2021 Die FAZ bricht in Begeisterungsstürme aus mit dem von Luis-Martin Lozano herausgegebenen Frida-Kahlo-Band. Die SZ fiebert mit Uwe Wittstock durch den Winter der Literatur 1933. Außerdem erlebt sie magischen Realismus in Berlin mit Hari Kunzru. Die NZZ lässt sich mit Bachtyar Ali vom Wind durch den Nahen Osten tragen. Dlf Kultur erkennt noch einmal die Kompromisslosigkeit von Christo und Jeanne-Claude mit einem Bildband über die Verhüllung des Arc de Triomphe.

16.09.2021 Die Zeit taucht mit Klaus Pohls Roman "Sein oder Nichtsein" ein in die Prä-metoo-Welt der Hamlet-Inszenierung Peter Zadeks 1999. Und sie feiert die Schärfe von Peter Hamms literarischem Geschmack. Die FAZ irrt mit Beppe Fenoglios Roman "Eine Privatsache" durch das letzte Kriegsjahr 1944. Die die Geschichte einer Radikalisierung liest die FR in den Briefen des Suhrkamp-Lektors Walter Boehlich.

15.09.2021 Der Dlf taucht mit Kiran Jarmyschs Roman "Dafuq" ein ins russische Dissidentenmilieu von heute. Die FAZ gewinnt dank Steffen Maus "Sortiermaschinen" interessante Einsichten zu heutigen Grenzen. Von Fernanda Melchor lässt sie sich in ein von Gewalt, Pornos und Drogen gezeichnetes mexikanisches Dorf führen. Die taz lernt Methoden der Noise-Reduktion von Daniel Kahneman. Die SZ sucht bei Wolfgang Streeck vergebens eine überzeugende Alternative zum Kapitalismus und versinkt in John Mairs klassischem Politthriller "Es gibt keine Wiederkehr".

14.09.2021 Der Dlf lernt von Eva Illouz und Dana Kaplan, wie sexuelles Kapital in der Ökonomie der Affekte wirkt. Der DlfKultur lernt von F.C. Delius "Die sieben Sprachen des Schweigens". Die FAZ spürt die existenzielle Wucht hinter der burlesken Komik von Jean-Philippe Toussaints EU-Roman "Die Gefühle".

13.09.2021 Die FAZ lernt von der Soziologin Elizabeth Currid-Halkett, wie der faire Konsum zur Prestigefrage der gebildeten Stände wurde. Die FR übersteht mit Alix Shulman die "Erfahrungen eines schönen Mädchens" in den siebziger Jahren. Die SZ entwickelt Verständnis für Andreas Voßkuhles harsche Urteile gegen die EU. Der DlfKultur verfällt mit Karl Heinz Bohrers Essays "Was alles so vorkommt" der Erotik des Schönen.

11.09.2021 Grandios findet der Dlf, wie Ulf Erdmann Ziegler vom politischen Leben in Berlin zu Beginn der Zehnerjahre erzählt. Die taz begrüßt Dilek Güngörs Roman "Vater und Ich", der sensibel Entfremdung und Sprachlosigkeit thematisiert. Außerdem fragt sie sich, warum die Kritiker Maxim Billers "Falschen Gruß" so umstandslos durchwinken. Die Welt macht den Hype um Sally Rooney nicht mehr mit. Dagegen lobt sie Felicitas Hoppes subtile Meta-Erzählung der "Nibelungen".

10.09.2021 Die FAZ schwelgt in vier Bänden mit Vorlesungen von Adorno aus den 50er und 60er Jahren. Dlf Kultur liest zwei anregende Biografien: über den "Schönen Deutschen" Gottfried von Cramm und über den irischen Antarktis-Entdecker und Abenteurer Tom Crean. Die SZ empfiehlt Nadine Schneiders "Wohin ich immer gehe", ein Roman über einen Rumänienrückkehrer. Die FR lernt aus Robin Robertsons Roman "Wie man langsamer verliert", wie gespalten Amerika schon in den 50er Jahren war.

09.09.2021 Die Zeit erfreut sich an den charakteristisch melodiösen Sätzen Georg Kleins, der ihr als einer der bedeutendsten deutschen Gegenwartsautoren gilt. Die FAZ lernt mit Sebastian Guhrs Roman über "Mr. Lincoln & Mr. Thoreau" die beiden als junge Käuze kennen. SZ und FAZ tauchen mit Sven Regeners "Glitterschnitter" erneut ein ins Berlin der 80er Jahre. In ein eher unbekanntes Berlin tauchen FR und SZ mit "Nastjas Tränen" von Natascha Wodin. Inspirierend findet die SZ außerdem Gaspard Koenigs Buch über Künstliche Intelligenz, "Das Ende des Individuums".

08.09.2021 Die FAZ lässt sich von Hwang Sok-yong in eine gänzlich unvertraute "Vertraute Welt" ziehen - zu den Randexistenzen auf eine Müllkippe im Korea der 70er Jahre. Die SZ vertieft sich in Eva Maria Leuenbergers Essay "kyung" über die 1982 in New York ermordete koreanisch-amerikanische Dichterin und Künstlerin Theresa Hak Kyung Cha. Außerdem liest sie mit großem Interesse die Reportagen Stig Dagermans aus dem kriegszerstörten Deutschland 1946 und gibt sich erhellender Meta-Lektüre hin mit Marcus Steinwegs "Quantenphilosophie".

07.09.2021 Erschüttert liest die FAZ Michael Buselmeiers Buch über die Demenzerkrankung seiner Frau. Von Rüdiger Safranski erfährt sie viel über den gesteigerten Selbstbezug unserer Zeit. Der DlfKultur durchlebt nach zwanzig Jahren noch einmal mit Ellis Averys "Die Tage des Rauchs". Die NZZ kapituliert freudig vor der Nichtnacherzählbarkeit von Georg Kleins Roman "Bruder aller Bilder". Und die SZ rühmt noch einmal Horst Bredekamps unkonventioneller Michelangelo-Biografie.

06.09.2021 Wenn Susanne Saygins Immobilienthriller "Crash" nicht so intelligent wäre, glaubt die FAZ, könnte er glatt ein Bestseller werden. Die taz weiß den Humor zu schätzen, den Alejandro Zambra in seinem Chile-Roman "Fast ein Vater" aufbringt. Der Dlf begrüßt die Neuauflage von Nella Larsens hochaktuellem Roman "Seitenwechsel" von 1929. Und der DlfKultur wappnet sich mit Katharina Wesselmann für die Frauenfiguren in antiken Mythen.

04.09.2021 Zum Abschied verschwindet die"Literarische Welt" in Kafkas Welt der Kaffeehäuser und Nachtlokale. Überhaupt Prag: In der NZZ feiert Alena Wagnerova zwei Neuübersetzungen des tschechischen Nationaldichters Karel Hynek Mácha
. FAZ und SZ lauschen unterdessen der aparten Geschwätzigkeit Sally Rooneys, die in ihrem neuen Roman fragt: "Schöne Welt, wo bist du". Und in der FAZ feiert Hans Christoph Buch Uwe Wittstrocks düsteres Protokoll des "Februars 33".

03.09.2021 Die FAZ empfiehlt die Wiederentdeckung Friedrich Karl Forbergs, eines Klassikers des Atheismus und der radikalen Aufklärung. Die SZ legt ihren Slim-Fit-Anzug an und erforscht mit einem Sachbuch und einem Roman das Regime des Sebastian Kurz. Die FR hat mit Christoffer Carlssons "Unter dem Sturm" einen Schwedenkrimi ohne grotesk zugerichtete Frauenleichen und dafür mit Reflexionen und Emotionen gefunden. Dlf Kultur empfiehlt den finsteren, aber faszinierenden Roman "Paradais" der mexikanischen Autorin Fernanda Melchor.

02.09.2021 Die FAZ stöbert unter einem Feigenbaum durch einen Band mit Erzählungen aus Georgien und Abchasien. Großes Lob auch für Ling Mas Kapitalismussatire "New York Ghost". Die NZZ grübelt mit George Packer
über "Die letzte beste Hoffnung" der USA nach. Dlf empfiehlt den Roman "Überleben" der simbabwischen Autorin und designierten Friedenspreisträgerin Tsitsi Dangarembga. SZ und Zeit lassen sich von Angelika Klüssendorf und einem ermordeten Ehemann durch die Wende in einem ostdeutschen Dorf führen.

01.09.2021 Die NZZ nimmt mit Hervé Le Tellier den Flug 006 von Paris nach New York und lässt sich von der dann eintretenden "Anomalie" oulipoetisch amüsieren. Ebenfalls die NZZ übt mit Rüdiger Safranski und einigen seiner Protagonisten von Pico della Mirandola bis Hannah Arendt "Einzeln sein". Und die FAZ lernt "Mathematik für die Platonlektüre".