
30.04.2015 Zum vierzigsten Jahrestag der Eroberung Saigons liest die taz tief beeindruckt Bao Ninhs "Die Leiden des Krieges" über die seelische Zersetzung eines vietnamesischen Veteranen. Die SZ ist hingerissen von Jesse Browners Coming-of-Age-Roman "Alles geschieht heute". Große Begeisterung ruft Siri Hustvedt mit ihrem Roman "Die gleißende Welt" bei der FAZ hervor. Sehr interessant findet sie außerdem Karl Corinos kleine Familiengeschichte der Musils.

29.04.2015 Empfindsam und messerscharf schildert Kristine Bilkau in "Die Glücklichen" den sozialen und kulturellen Abstieg eines Paares aus der Kreativszene, staunt die Zeit. Die NZZ bejubelt die Neuausgabe der mittelalterlichen Legendensammlung des Dominikaners Jacobus de Voragine. Die FAZ freut sich, dass Gregory Hickok mit dem Mythos der allmächtigen Spiegelneuronen aufräumt. Tief bewegt ist sie außerdem von Inger-Maria Mahlkes Roman "Wie Ihr wollt" über die kleinwüchsige, bucklige Cousine von Elisabeth I.

28.04.2015 Geradzu weihevoll hält die FAZ die neue Kostbarkeit von Ror Wolf in Händen: "Raoul Tranchirers Notizen aus dem zerschnetzelten Leben". Die SZ bewundert Henri Michaux' Band "Zeichen. Köpfe. Gesten". In Uwe Nettelbecks Gerichtsreportagen erlebt sie das Menschliche vor Gericht. Die FR geht mit Hedin Bru auf Grindwaljagd vor den Faröer-Inseln. Außerdem imponiert ihr Rudyard Kiplings erzählerische Souveränität.

27.04.2015 Die SZ lernt von Andrea Di Nicola und Giampaolo Musumeci, dass unter Menschenhändlern nicht in eine Schleusermafia, sondern eine organische Struktur herrscht. In James Lee Burkes Krimiepos "Sturm über New Orleans" liest sie nach, welche Verbrechen nach Katrina an der verarmten Bevölkerung begangen wurden. Die FR liest etwas unbefriedigt Tahar Ben Jellouns Schrift "Der Islam, der uns Angst macht".

25.04.2015 Bedrückt und beeindruckt liest die SZ eine frühe Erzählung von David Foster Wallace über Depression und lernt aus einem Hörbuch mit Gedichten von William Butler Yeats, wie man Poesie nicht wie Prosa spricht. Davide Longos Roman "Der Fall Bramard" ist viel mehr als ein Krimi, aber nie weniger, schwärmt die FAZ. Die NZZ freut sich über Tor Ulvens Erzählband "Das allgemein Unmenschliche". Und Hugo Hamilton bricht der taz mit seinem Roman "Jede einzelne Minute" das Herz.

24.04.2015 Zum Jahrestag des Völkermords an den Armeniern liest die taz "Tod in der Wüste" von Rolf Hosfeld und "Die Armenierfrage in der Türkei" von Sibylle Thelen. Blendend unterhalten, aber wenig überzeugt ist die SZ von Russell Brands Aufruf zur "Revolution". Und Lizzie Doron verdeutlicht der FAZ in ihrem Doku-Roman "Who the Fuck is Kafka?" den Nahostkonflikt auf einer zwischenmenschlichen Ebene.

23.04.2015 Die FAZ staunt, wie Jürgen Theobaldy in seinem Roman "Rückvergütung" Diskretion und Deutlichkeit unter einen Hut bringt. Von Greg Woolfs "Biografie eines Weltreichs" erfährt sie außerdem, wie das Römische Reich so lange bestehen konnte: mit Gewalt und rohem Expansionswillen. Die Zeit lässt sich von Jürgen Gottschlich die Rolle Deutschlands beim Völkermord an den Armeniern auseinandersetzen.

22.04.2015 Als literarisches Werk eigenen Ranges adelt die FAZ das Reisebuch "69 Hotelzimmer" des vor einem Jahr gestorbenen Dokumentarfilmers Michael Glawogger. In "Irma" verzahnt Tex Rubinowitz pralle Lebensskizzen und Reflexionen übers Schreiben, freut sich die NZZ. Aus Keith Lowes fesselnder Chronik "Der wilde Kontinent" erfährt sie außerdem, dass im Europa der 1940er Jahre von Nachkriegszeit keine Rede sein konnte.

21.04.2015 Die SZ empfiehlt "Atención!", einen Band mit Reportagen aus Südamerika. Allerdings sie versteht nicht, warum Carlo Strenger mit "Zivilisierte Verachtung" die Debatte um Freiheit und Vernunft auf die Ebene negativer Affekte drücken will. Ein bisschen mehr politisches Bewusstsein hätte sie sich von den Neuen Väter Marc Brost und Heinrich Wefing in "Geht alles gar nicht" gewünscht. Als souveräne Darstellung lobt die FAZ Rolf Hosfelds Buch "Tod in der Wüste" über den Völkermord an den Armeniern. Die NZZ liest Gila Lustiger und Hilary Mantel.

20.04.2015 Die FR liest Sämtliche Gedichte von Emily Dickinson und hebt ab. Die FAZ erliegt Robert Seethalers Stimme, der seinen Roman "Der Trafikant" jetzt als Hörbuch eingelesen hat. Gut gefallen hat ihr auch Lars Eidingers Lesung von David Foster Wallace "Der Planet Trillaphon im Verhältnis zur Üblen Sache". Die SZ begibt sich mit Ricardo Piglias "Munk" auf die Spur des Unabombers.

18.04.2015 Die SZ streift mit Steffen Möller begeistert durch Warschau. Die taz feiert Frank Witzels monumentalen Roman "Die Erfindung der Roten Armee Fraktion..." Für die FAZ leuchtet Anne Tylers Roman "Der leuchtend blaue Faden" wirklich. Für die taz versenkt sich Micha Brumlik in den Briefwechsel von Adorno und Scholem. Die NZZ staunt über die Bauten Mies van der Rohes in Carsten Krohns Monografie. Die Welt bringt ein Dossier zum Jahr 45.

17.04.2015 Die FAZ erkundet mit Hilfe des Biologen Michael Ohl die Feinheiten der taxonomischen Systematik. Die SZ begibt sich mit Lisa Moores "Der leichteste Fehler" in die Siebziger, als Drogenschmuggel noch mit Abenteuer und einem Freiheitsversprechen verknüpft war. Allen Zweijährigen empfiehlt sie Chris Haughtons Bilderbuch "Pssst! Wir haben einen Vogel".

16.04.2015 Zum Geburtstag von Sarah Kirsch, die heute achtzig geworden wäre, lesen FAZ, FR und SZ mit großem Vergnügen und leiser Wehmut ihren Südengland-Reisebericht "Ænglisch". Nicolas Mahlers Lyrikband "Dachbodenfund" und die "Unsichtbaren Übungen" von Klaus Johannes Thies versetzen die FAZ in Verzückung. Und die SZ ist hin- und mitgerissen von Antonia Baums Roman "Ich wuchs auf einem Schrottplatz auf".

15.04.2015 Als Wunderwerk der russischen Erzählkunst bejubelt die NZZ das im Band "Mein Taubenschlag" gesammelte Erzählwerk von Isaak Babel. Sehr dankbar ist sie außerdem György Dalos für seine differenzierte "Geschichte der Russlanddeutschen". Die FAZ erfährt von Ayad Al-Ani, dass die Araber schon in der Antike zur westlichen Welt gehörten, und liest mit Interesse und Skepsis Max Tegmarks Theorie über "Unser mathematisches Universum".

14.04.2015 Vergnügt erlebt die FAZ mit James Gordon Farrell und einem grotesk viktorianischen Figurenensemble den Sepoy-Aufstand von 1857 und "Die Belagerung von Krishnapur". Überzeugend und vor allem glasklar findet sie Dan Diners Buch "Rituelle Distanz" über die deutsch-israelischen Beziehungen. Die SZ empfiehlt noch einmal Michael Zantovskys Biografie von "Vaclav Havel". Und die FR liest Simon Wehrles Variationen auf die antike Tragödie "Mythen. Mutanten".

13.04.2015 Die SZ erkundet mit Isabella Straub die österreichische Provinz und feiert freudig mit ihr "Das Fest des Windrads". Außerdem genießt sie Liebeswerben und Donnergrollen im Briefwechsel zwischen Marcel Reich-Ranicki und Peter Rühmkorf. Die FAZ vergnügt sich mit Dave Zeltsermans tiefschwarzem Roman "Killer".

11.04.2015 Die taz liest mit großem Vergnügen Riad Sattoufs Comic "Der Araber von morgen", der von einer Kindheit zwischen Libyen, Syrien und Frankreich erzählt. Außerdem enpfiehlt sie dringend, Pierre Michon zu entdecken, von dem wir unter anderem lernen können, dass der Himmel ein großer Mann ist. FR und Welt bewundern noch einmal die literarischen Höhen, in die Mosche Kahn sie mit seiner Übersetzung von Stefano D'Arrigos Großroman "Horcynus Orca" führt. Die Welt feiert Ricardo Piglias "Munk".

10.04.2015 Da lernten die Rezensenten noch was dazu: in Albrecht Schönes Band über den Briefschreiber Goethe und Angela Pabsts Biografie des Kaisers Augustus. Stephan Hermlins geschönte Erinnerungen und David Eggers neuer Roman "Eure Väter, wo sind sie? Und die Propheten, leben sie ewig?" trieben FAZ und SZ dagegen glatt auf die Bäume.

09.04.2015 In der Zeit liest Jürgen Habermas mit großer Sympathie den hauptsächlich um Walter Benjamin kreisenden Briefwechsel Adornos mit Gershom Scholem. Wer wissen will, wie die Gräueltaten des Nationalsozialismus in der Nachkriegs-BRD verdrängt wurden, der muss Götz Aly lesen, meint Per Leo in der SZ. Antonia Baums Post-Pop-Roman "Ich wuchs auf einem Schrottplatz auf..." bescheinigt die Zeit Intellekt und Gefühl. Super findet die FR die Erinnerungen Friedrich Liechtensteins.

08.04.2015 Die FAZ macht sich mit Ayaan Hirsi Ali Hoffnungen auf eine Fortsetzung des Arabischen Frühlings. Die NZZ ist beeindruckt von Carlo Emilia Gaddas Aufzeichnungen aus dem Ersten Weltkrieg und von Terezia Moras Poetikvorlesungen. Die FR entdeckt Lydia Tschukowskaja. Die SZ fragt mit Karl-Heinz Bohrer: "Ist Kunst Illusion?"

07.04.2015 Notwendig im Sinne der Aufklärung findet die SZ Malte Spitz' Buch "Was macht ihr mit meinen Daten?" über die Sammelwut von Unternehmen und Behörden. Nach Lektüre von Wolfgang Schivelbuschs Essay "Das verzehrende Leben der Dinge" fragt sich die NZZ engstrengt und bang, wer wen konsumiert. Und die FR lässt sich Ricardo Piglias Thriller "Munk" über den Unabomber als Compusroman gefallen.

04.04.2015 Die FAZ liest ein kleines großes Buch des zu zehn Jahren Haft und 1000 Peitschenhieben verurteilten saudischen Bloggers Raif Badawi. Die Welt feiert ein glänzendes Debüt: Gesa Olkusz' "Legenden". Die NZZ schlendert vergnügt durch Barbara Honigmanns bunt gemischte Wohnstraße in Straßburg. Die NZZ würdigt die erste deutsche Übersetzung von William Butler Yeats' "Eine Vision". Die SZ stürzt sich begeistert mit Rachel Kushners "Flammenwerfer" ins stürmische New York der Siebziger.

02.04.2015 Willkommen in der Ständegesellschaft 2.0, meint die SZ nach der Lektüre von Julia Friedrichs' "Wir Erben" und Marco Maurers "Du bleibst, was du bist". Außerdem betrachtet sie fasziniert die am Set von Hollywoodfilmen entstandenen Fotografien von Ernst Haas. Die FAZ lässt sich von David J. Hand "Die Macht des Unwahrscheinlichen" vor Augen führen und liest beglückt Heinrich Deterings Gedichtband "Wundertiere".

01.04.2015 Mit großem Respekt vor dem Mut des Autors liest die FR die Texte des saudischen Bloggers Raif Badawi. Die taz ist dem Donat Verlag dafür dankbar, dass er die 1906 gehaltenen Bismarck-Vorlesungen des völlig vergessenen Historikers Max Lehmann ausgegraben hat. Die NZZ erfährt von Anton Tantners Geschichte der "Ersten Suchmaschinen", wie Informationen im analogen Zeitalter organisiert wurden. Und die Zeit liest die Memoiren der Sonic Youth-Gitarristin Kim Gordon.