
31.01.2012 Ein kleines Epos über ein großes Gelage: Die NZZ feiert Arno Camenischs Bündner Erzählung "Ustrinkata". Großartig findet sie auch Dario Ruiz Gomez' Geschichten aus Medellin "Bei den Heiden". Sehr berührt liest die FAZ Günter Anders Buch über Hannah Arendt als das eines traurig gescheiterten Liebenden. Außerdem fragt sie: Ist Charles Dantzig als Junge in einen Kessel Esprit gefallen? Die FR studiert Dante.

30.01.2012 Mit der "Auferweckung der Lärche" liegt nun der letzte Band von Warlam Schalamows "Erzählungen aus Kolyma" vor. Die FAZ liest erschüttert, mit welch poetischer Liebe zum Detail Schalamow über den sibrischen Gulag schreibt. In der SZ begrüßt Adam Krzeminski nachdrücklich, dass Hans-Jürgen Bömelburg einen Blick auf Friedrich II. aus polnischer Perspektive wirft. Ziemlich deprimiert liest sie den Briefwechsel zwischen Carl Schmitt und Jacob Taubes.

28.01.2012 Toller Stoff heute: Die FAZ feiert Sherwood Andersons Erzählungen "Winesburg, Ohio", die es jetzt in gleich zwei hervorragenden Neuübersetzungen vor Mirko Bonne und Eike Schönfeldt gibt. Mit angehaltenem Atem hat sie auch Zeruya Shalevs neuen Roman "Für den Rest des Lebens" gelesen. Die NZZ reist mit den beiden sowjetischen Reportern Ilja Ilf und Jewgeni Petrow durch "Das eingeschossige Amerika" und begibt sich gleich darauf mit Robert Capa und John Steinbeck auf "Russische Reise". In der taz würdigt Stefan Wackwitz Stephen Kings Zeitreise-Thriller "Der Anschlag" in seiner literaturhistorischen Bedeutung. Außerdem empfiehlt sie sehr Thomas Jeiers Geschichte der Indianer "Die ersten Amerikaner".
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27.01.2012 Die FAZ folgt der ägyptischen Autorin Mansura Eseddin nur zu gern ins Nildelta, in das Dorf ihrer Eltern. Bestürzt und beeindruckt liest die FR Ian Kershaws Studie über die letzten Kriegsmonate "Das Ende". Ingeborg Bachmanns jüngerer Schwester begegnet die SZ in Dine Petriks Biografie der Autorin Hertha Kräftner.

27.01.2012 Nur zu gern folgt die FAZ der ägyptischen Autorin Mansura Eseddin ins Nildelta, in das Dorf ihrer Eltern. Bestürzt und beeindruckt liest die FR Ian Kershaws Studie über die letzten Kriegsmonate "Das Ende". Ingeborgs Bachmanns jüngerer Schwester begegnet die SZ in Dine Petriks Biografie der Autorin Hertha Kräftner.

26.01.2012 Als Radfahrer im Nadelstreifenanzug stellt die Zeit den tschechischen Ökonomie-Star Tomas Sedlacek vor, der Wirtschaft und Moral wieder zusammendenken möchte. Nicholson Bakers Sex-Roman "Haus der Löcher" ist ihr dagegen zu harmlos, und sie erkennt auf eine "Verkindergartung der Sexualität". Die FAZ goutiert, mit welcher Leichtigkeit Adaobi Nwaubani in "Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy" Nigerias 419er-Ökonomie beschreibt.

25.01.2012 Nach dem Kompendium "Die Deutsche Seele" von Thea Dorn und Richard Wagner wäre die FAZ gern amerikanischer, um besser deutsch sein zu können. Empfehlen kann sie auch Monika Melcherts Buch über Anna Seghers "Heimkehr in ein kaltes Land". Die NZZ stellt Michael Fischs Foucault-Biografie "Werke und Freuden" vor. Die SZ liest Karl Ove Knausgards Roman "Sterben".

24.01.2012 Die FAZ beobachtet mit Mirjam Kristensen eine weltflüchtige russische Slawistin in Kopenhagen. Die NZZ liest einen tragischen Roman über die Stummfilmschauspielerin Julie Helene Bider und ihren Bruder Oskar. Der SZ gefällt Jacob Burckhardts nüchterner Blick auf Friedrich den Großen.

23.01.2012 Stephen King hat sich sehr angestrengt mit seinem Roman "Der Anschlag". Die SZ hat sich sehr mit Stephen King angestrengt. Aber sein ambitioniertester Roman ist nicht sein bester, findet sie. Die FAZ liest Petrarcas Liebesgedichte in der neuen Übersetzung von Karlheinz Stierle und kämpft den Kampf ums Öl.

21.01.2012 Die NZZ feiert die erstmalige Übersetzung eines Klassikers aus Mexiko: Augusto Monterrosos "Das schwarze Schaf und andere Fabeln", die alle eins gemeinsam haben: Sie sind sehr sehr kurz. Außerdem geht die NZZ mit Niall Ferguson nach Westen. Die FAZ öffnet mit Wonne eine von Alexander Kluge dargebotene Wundertüte. Außerdem werden einige Bücher über den alten Fritz einem kritischen Spießrutenlauf unterzogen.

20.01.2012 Etwas magere Ausbeute heute: nur drei Bücher wurden besprochen. Der FAZ imponiert der moralische Imperativ in Liu Xiaobos Essayband "Ich habe keine Feinde, ich kenne keinen Hass". Die SZ erliegt dem Charme Rene Halketts. Bei Thomas Meineckes "Lookalise" dagegen verweigert sie sich dem Jargon der Uneigentlichkeit.

19.01.2012 Mit Kritiken zu Marlene Streeruwitz: "Die Schmerzmacherin" in der ZEIT, Andreas Maier: "Das Haus" in der ZEIT, Martin Seel: "111 Tugenden, 111 Laster" in der ZEIT, Martin Hartmann: "Die Praxis des Vertrauens" in der ZEIT und Antonio Skarmeta: "Mein Freund Neruda" in der SZ.

19.01.2012 Die Zeit erkundet mit Marlene Streeruwitz die "Übergange von Lust in Gewalt und wieder in Lust" und macht mit Andreas Maier den Sprung vom Grauen zum hübschen Nachbarmädchen. Die SZ betrachtet arabische Fotografie jetzt. Die FAZ liest Bücher zum Arabischen Frühling.

18.01.2012 Die NZZ sucht Trost im Opium der Erzählkunst Eileen Changs. Die FR situiert Friedrich II. zwischen Deutschland und Polen. Die FAZ plädiert mit Herbert Renz-Polster für eine artgerechte Aufzucht der Menschenkinder. Und die SZ bittet um Aufmerksamkeit: Vor Betreten des Stöhnzimmers im "Haus der Löcher" möchten die Samenkandidaten die Peniswaschanlage aufsuchen.

17.01.2012 Die NZZ huldigt dem letzten Wiener Kaffeehausphilosophen und Meister der scheinheiligen Ironie: Franz Schuh. Als Literatur des Überflusses rühmt die SZ Mircea Cartarescus Roman "Der Körper": sinnlich, bildlich, rhythmisch. Sehr loben kann sie auch Jürgen Brokoffs "Geschichte der reinen Poesie".

16.01.2012 Dem Meister der funkelnden Prosa begegnet die SZ in Denis Bertholets Biografie "Paul Valery". Linksreaktionär findet Tanja Dückers den von Eugen Geetz und Martina Wildner propagierten Berliner Schwabenhass. Die FAZ liest sehr berührt Katharina Geisers Roman "Diese Gezeiten" und lernt von Dieter E. Zimmer, dass man doch doof geboren werden kann, aber nur zu drei Viertel.

14.01.2012 Keiner kann Erotik so gut wie Nicholson Baker verkündet die FAZ und begibt sich vergnügt ins "Haus der Löcher". Die NZZ lässt sich von Jürg Bertholds Habil. zur Philosophiegeschichte, "Kampfplatz endloser Streitigkeiten" inspirieren. Die SZ macht mit Karl-Heinz Göttert einen unterhaltsamen Streifzug durch deutsche Dialekte. Die taz liest Wolfgang Ruges düstere Erinnerungen an die Stalinzeit und den Gulag.

13.01.2012 Die SZ gräbt sich durch Arno Bammes 1000-seitige Geschichte der westlichen Rationalität und erfährt, dass der "Homo occidentalis" gerade seinen dritten Quantensprung vollzieht. Mit Grausen liest sie Leon Bloys blutrünstige Erzählungen "Blutschweiß". Die FAZ staunt, mit welcher Eleganz Iwan Bunin über das Elend der russischen Bauern schreiben konnte.

12.01.2012 Die Zeit bewundert Michelle Obama und lernt von Jodi Kantor, ihre Schönheit als Geste an die Wähler zu verstehen. Die SZ jubelt über den dritten Band von Thomas Manns Briefen in der Großen Frankfurter Ausgabe. Außerdem preist sie Anne Enrights Roman "Anatomie einer Affäre". Die FAZ feiert Sergio Alvarez' epischen Roman über den kolumbianischen Bürgerkrieg. Und die FR folgt gefesselt Parker Bilal in die dunklen Straßen von Kairo.

11.01.2012 Die NZZ macht eine Entdeckung: die Erzählungen "Strichcode" der ungarischen Dichterin Krisztina Toth. Eine dringende Leseempfehlung gibt die FAZ für Sophus Claussens Klassiker "Antonius in Paris" aus. Ein Essayband über Becketts Filmarbeiten lehrt sie: In der Kargheit liegt sein Reichtum. Und die SZ verehrt den literarischen Freischärler Daniil Charms.

10.01.2012 Die NZZ preist A. F. Th. van der Heijdens Requiem auf seinen Sohn "Tonio", das sich ebenso herzzerreißend wie schonungslos der Verzweiflung hingibt. Das Buch "Meine Zeit der Trauer", in dem Joyce Carol Oates an ihren verstorbenen Mann erinnert, hat die SZ auch sehr berührt. Die FAZ rühmt die "Muqaddima", Ibn Khalduns Betrachtungen zur Weltgeschichte. Die FR widmet sich dem Fall des Herbert Selpin. Und die taz feiert Jaques Tardis Comic-Adaption von Jean-Patrick Manchette kaltem Thriller "Im Visier".

09.01.2012 Mit angehaltenem Atem folgt die SZ Jeanette Heufelder auf ihrer Reise durch den "Drogenkorridor Mexiko". Dan Franck erzählt ihr von der Pariser Boheme zwischen "Montparnasse und Montmartre". Als niederländischen Houellebecq empfiehlt die FAZ Herman Koch und seinen Roman "Sommerhaus mit Swimmingpool" als Thriller mit Mehrwert.

07.01.2012 Die FAZ feiert Alex Capus' Neuübersetzung von John Kennedy Tooles beißendem Südstaaten-Klassiker "Die Verschwörung der Idioten". Bestens amüsiert sie sich auch mit Helge Schneiders "Satan Loco". Die NZZ windet sich beim Lesen von Elias Canettis hartherzigen Briefen an seine Geliebte Marie-Louise von Motesiczky "Liebhaber ohne Adresse". Die SZ liest beeindruckt Wolfgang Sofskys Untersuchung von Bilder der Gewalt "Todesarten". Die taz findet mit dem Sammelband "Generation Facebook" einen Ausweg aus dem System Smile or Die.

06.01.2012 Die FAZ liest mit Vergnügen Gabriele Kögls Roman "Vorstadthimmel" über einen Wiener Narzissten. Außerdem begrüßt sie Uwe Wittstocks Auseinandersetzung mit dem "Fall Esra" und berichtet auch gleich vom Fall "Da-Da-Da-Sein". Die taz verteidigt den starken Staat gegen Ian Bremmer und dessen Streitschrift "Das Ende des freien Marktes".

05.01.2012 Schier überwältigen lässt sich die Zeit von Antonio Munoz Molinas monumentalem Roman über den Spanischen Bürgerkrieg "Die Nacht der Erinnerungen". Sehr empfehlen kann sie auch Mike Nicols Thriller "Payback". Die FAZ begrüßt die neu herausgegeben Schriften von Simone Weil, die einige der großen Essays des 20. Jahrhunderts enthalten. Außerdem verehrt sie Umberto Eco. Die SZ liest fasziniert Drago Jancars frühen Roman "Nordlicht".

04.01.2012 Die taz lobt Nino Haratischwilis mutigen, weil leidenschaftlichen Roman "Mein sanfter Zwilling". Die NZZ begibt sich mit Peter Ackroyd auf eine kurzweilige Reise durch die Geschichte Venedigs. Die SZ bewundert in Walter Benjamins "Kritiken und Rezensionen" Unerschrockenheit und aphoristisches Talent. Außerdem entdeckt sie zarte Seiten in Josef Winklers obsessivem Text "Die Realität so sagen, als ob sie trotzdem nicht wär".

03.01.2012 Als furchtlos, authentisch und berührend preist die NZZ Nadeschda Mandelstams Erinnerungen an Anna Achmatowa, die nun endlich auch auf Deutsch erscheinen. Eine ganz neue Lakonie entdeckt die SZ in Antonio Lobo Antunes' Roman "An den Flüssen, die strömen". Und die taz reist mit dem Fotografen Peter Bialobrzeski ins urbane Herz der Gobalisierung.

02.01.2012 Wie subversiv die Filmkritik einmal sein konnte! Seufzend liest die taz Uwe Nettelbecks gesammelte Essays "Keine Ahnung von Kunst und wenig vom Geschäft". FR und SZ lassen sich freudig von Gary Snyder "Lektionen der Wildnis" erteilen. Annie Proulx' Erinnerungen "Ein Haus in der Wildnis" mochte die SZ gern, allerdings erst nach Lösung der Bauherrinnenprobleme.