
30.09.2017 Die taz erliegt der Schönheit von Marion Poschmanns "Kieferninsel" und erklimmt mit René Daumal den "Berg Analog". Die FR schaut mit Yanis Varoufakis hinter die Kulissen der internationalen Politik. Die SZ analysiert mit Andreas Bernard das Selbst in der digitalen Kultur und lernt: Verglichen mit der Realität ist Orwells "1984" ein Kinderbuch. Un die FAZ begräbt mit Gerd Koenen den Kommunismus.

29.09.2017 Die FAZ kann Aristoteles' Seelenkunde dank Klaus Corcilius' Neuübersetzung erstmals richtig genießen. Die NZZ lernt in Alan Claude Sulzers Erinnerungen die Jugendzeit der modernen Schweiz kennen. SZ und NZZ besprechen Gerd Koenens Geschichte des Kommunismus: Trotz tausend Seiten zu kurz, meint die SZ. Und die FR freut sich über einen "Kurzen Abstecher" des Altmeister des Hardboiled-Thrillers Irvine Welsh.

28.09.2017 Die Zeit besucht mit Daniel Schönpflug das Kometenjahr 1918. Die SZ wagt sich an Joseph Andras' finsteren Roman über den Algerienkrieg. Die FAZ schwirrt mit Hilary Mantel durchs glaubenskrisengeschüttelte Nordengland der fünfziger Jahre und lässt sich von Edna O'Brien die Auswirkungen einer Affäre mit einem Massenmörder erzählen. Großes Lob heute auch in FR und Zeit für Thomas Lehrs "Schlafende Sonne".

27.09.2017 Die NZZ ist völlig aufgelöst nach der Lektüre von Upton Sinclairs 1928 erstmals erschienenem Roman "Boston" über den Justizmord an Sacco und Vanzetti. Die FR empfiehlt nachdrücklich Peter Walthers Biografie des Schilderers Hans Fallada, denn: Wer zwei Leben lebt, hat mehr zu schildern. Die SZ steigt mit einem Bildband über "The Germans" hinab in den deutschen Partykeller. Die FAZ vertieft sich in die philosophische und populärwissenschaftliche Schriften Hermann von Helmholtz'.

26.09.2017 Die FAZ zerpflückt Geoffrey de Lagasneries Kritik am strafenden Staat "Verurteilen" und nennt den Franzosen einen Ideologen im Philosophenmantel. Ähnlich beherzt verreißt sie Christoph Höhtkers Roman "Das Jahr der Frauen". Die NZZ liest mit verhaltener Begeisterung Orhan Pamuks neuen Roman "Die rothaarige Frau". Die Welt lernt von David Wish-Wilson, sich mit der korrupten Polizei im Perth der siebziger Jahre zu arrangieren. Und die FR vergnügt sich mit Lisa Sandlins Roman "Ein Job für Delpha".

25.09.2017 Die SZ lernt von David van Reybrouck, dass gegen Populismus nur mehr demokratische Partizipation hilft, nicht weniger. Karl-Heinz Roth und Hartmut Rübner erinnern sie daran, dass Deutschland bei Griechenland in der Schuld steht. Zum andächtigen Genießen empfiehlt sie Hilary Mantels Roman "Der Hilfsprediger". Die NZZ steht mit Jonas Lüschers "Kraft" nackt und einsam im Silicon Valley. Und die FAZ schippert mit Davide Morosinottos "Mississippi-Bande" stromabwärts.

23.09.2017 Die FR geht mit Xiao Bai auf Gangsterjagd im Schanghai der 30er Jahre. Die NZZ landet mit Jean Echenoz auf Agentinnenjagd in Nordkorea. Die FAZ folgt Niroz Malek durchs kriegszerstörte Aleppo. Die taz bewundert den Aufstieg Emma Reyes aus einem Slum in Bogota zur gefeierten Malerin. Die SZ lässt sich von Orhan Pamuks "Rothaariger Frau" in einen Vater-Sohn-Konflikt ziehen. Welt und NZZ sind hoch angetan von Emmanuelle Loyers Lévi-Strauss-Biografie.

22.09.2017 FAZ und SZ empfehlen kurz vor den Wahlen Hedwig Richters Studie zur Einführung des Wahlrechts in Preußen und den USA. Die SZ reist mit Uwe Timm nach Ikarien und erkundet das utopische Streben im Nachkriegsdeutschland. Die NZZ lässt sich von Jürgen Kaube die "Anfänge von allem" erklären und verwurstet in Michael Stavarics "Gotland" Gott zu Kondomen und Thunfischpaste. Die FR streift mit Lana Lux' Kukolka durch die Ukraine der Neunziger. Und die Welt liest Gerd Koenens tausendseitigen Essay zur Geschichte des Kommunismus.

21.09.2017 Die Zeit lernt mit Arlie Russell Hochschild die Abgehängten und Trump-Fans in Louisiana kennen und taucht mit Pascal Richmann ins rechte Deutschland. Die FR lässt sich von Uffa Jensen die Zornpolitik der Rechten erklären. Die NZZ lernt mit Bettina Stangneth und Simone Dietz die Kunst des Lügens. Die SZ amüsiert sich mit Sonja Heiss' Porträt einer Ehe in "Rimini".

20.09.2017 Die NZZ empfiehlt wärmstens Kazuo Koikes Manga "Lady Snowball", allein schon wegen der wunderbaren, an französische Modezeichnungen erinnernden Bilder von Kazuo Kamimura. Außerdem empfiehlt sie Susan Cheevers Sammelbiografie des amerikanischen Bloomsbury-Kreises um Ralph Waldo Emerson. Die FAZ liest ein Stück deutscher Kulturgeschichte mit den Erinnerungen des Kraftwerk-Musikers Karl Bartos. Die SZ begleitet Mathieu Riboulet durch die Betten des revolutionären Paris in den Siebzigern.

19.09.2017 Die FAZ liest beeindruckt Souad Mekhennets Reportagen über den militanten Islamismus im Nahen Osten. Von Eric Vuillard lässt sie sich mit Buffalo Bill den Begründer des modernen Massenspektakels vorstellen. Die FR freut sich über einen Band mit sämtlichen Gemälden Schieles. Die SZ bewundert Fotografien von Guy Bourdin. Mit Selja Ahava beobachtet sie in Finnland "Dinge, die vom Himmel fallen".

18.09.2017 Die taz erfreut sich an den Doonesbury-Strips über Donald Trump aus den letzten 50 Jahren. Die SZ liest einen Debattenband über Verteilungskonflikte zwischen Eltern und Kinderlosen, und sie empfiehlt die Erinnerungen Klaus Bades an seine Arbeit als Migrationsforscher.

16.09.2017 Die taz ist hin und weg von Robert Menasses EU-Roman "Die Hauptstadt", der Brüssels Bürokratie endlich literaturfähig mache. Auch sehr empfehlen kann sie Petros Markaris' Griechenland-Krimi "Offshore". Die FAZ zieht den Hut vor Pietro Bartolo, dem Leiter der Poliklinik von Lampedusa. Die FR lässt sich von Ulrich Bröckings "Gute Hirten führen sanft" die Mechanismen subtiler Herrschaft erklären. Und die SZ amüsiert sich köstlich in Sven Regeners schönem alten West-Berlin, auf der "Wiener Straße", mit H. R. Ledigt und P. Immel in der ArschArt Galerie.

15.09.2017 Die NZZ folgt John Clare zunächst auf seiner bewegenden Flucht aus der Heilanstalt in Essex und wiederholt die Wanderung mit Iain Sinclair 150 Jahre später noch einmal. Die SZ wandert lieber mit Marion Poschmann zu den japanischen "Kieferinseln". Außerdem bespricht sie politische Jugendbücher. Die FAZ lässt sich von Hans Mathias Kepplinger erzählen, was Journalisten über ihre eigenen Fehler denken. Und die FR freut sich über ein Wiedersehen mit Herrn Lehmann in Sven Regeners "Wiener Straße".

14.09.2017 Die NZZ versenkt sich in die sehr deutschen Bilder des Fotografen Andreas Mühe und lernt mit Charles Pépin die Schönheit des Scheiterns kennen. Die Zeit swingt zum frischen Sound von Sasha Marianna Salzmanns Debütroman "Außer sich" und findet das Wesen der Wirklichkeit in Marion Poschmanns "Die Kieferninseln". Von Kenneth Goldsmiths Plädoyer für "Uncreative writing" möchte sie dagegen lieber nichts wissen.

13.09.2017 Die taz segelt mit Comiczeichner Herve Tanquerelle Richtung Grönland. Die NZZ feiert die menschliche Hoffnung in Anuk Arudpragasams "Geschichte einer kurzen Ehe". FAZ und FR bewundern Handwerkskunst, Witz und die Konstruktionsenergie Robert Menasses. Die FAZ versucht beim Denken übers Internet mit Geert Lovink mitzuhalten.

12.09.2017 Wunderschön, rätselhaft und subversiv findet die NZZ Georges Perecs Traumbuch "Die dunkle Kammer". Die SZ feiert noch einmal die Wortkünstlerin und Menschengestalterin Elena Ferrante. Spannender als jeden Abenteuerroman nennt die FAZ die Erinnerungen des Kulturanthropolen Reimar Schefolds an seine Zeit bei den Sakuddei in Indonesien. Freudig folgt sie auch Diedrich Steen und Jürgen Tautz in die "Wunderwelt der Bienen". Interessiert, aber nicht überzeugt liest die FR Olivier Roys Dschihadisten-Studie "Ihr liebt das Leben, wir lieben den Tod".

11.09.2017 Ganz hingerissen ist die FR von Marion Poschmanns Roman "Die Kieferninseln", der zart und leise von einem Desaster erzählt. Als radikal disparat lobt die SZ Sasha Marianna Salzmanns Roman "Außer sich". Als prima Einstiegsdroge in die deutsche Revolutionsgeschichte empfiehlt die Welt Peter Mathews Biografie des Freiheitshelden "Harro Harring". Und die FAZ rät einmal mehr zu Karl Popper.

09.09.2017 Viele glückliche Kritiker heute: Die FAZ freut sich über "Außer sich", den Debütroman der Dramaturgin Sasha Marianna Salzmann, der hochaktuell mit Identitätsfragen und dem Crash der Kulturen spielt. Salman Rushdie kassiert für "Golden House" ein dickes Lob von SZ und taz. Die SZ empfiehlt überdies Robert Menasses EU-Roman "Die Hauptstadt", der ganz ohne Thesen auskommt. Die Welt liest Thomas Middelhoffs Gefängnisbuch "A 115" als Fortsetzung von Rainald Goetz' Middelhoff-Roman "Johann Holtrop".
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09.09.2017

08.09.2017 Die FAZ feiert die beiden biografischen Comics der Berliner Zeichner Reinhard Kleist und Ulli Lust: Literaturpreis-Kandidaten, meint sie. Außerdem liest sie einen Sammelband zur Wohnraumfrage in Deutschland. Die SZ amüsiert sich über Oskar Roehlers gnadenlosen Wutmonolog über die deutsche Filmszene und die eigene Käferhaftigkeit. Die NZZ streift mit Robert Menasse durch Brüssel und deckt die Verhältnisse in der europäischen Fleischindustrie auf. Und die FR liest mit Ingo Schulzes "Peter Holtz" ein zeitgenössisches Schelmenstück.

07.09.2017 Die FAZ feiert Ingo Schulzes neuen Wenderoman "Peter Holtz" als hochamüsantes Lustspiel, die Zeit hat sich weniger amüsiert. Lachen musste sie aber mit Robert Menasses halbernster Komödie "Die Hauptstadt". Peter Böthigs "Sprachzeiten" weckt in der FAZ wehmütige Erinnerungen an den literarischen Salon von Ekke Maaß in Ostberlin.

06.09.2017 Mit zwei Graphic Novels über Nick Cave hat sich Reinhard Kleist wieder als "einer der besten Comiczeichner Deutschlands" bewiesen, meint die FR. Die FAZ lernt mit José Eduardo Agualusas Roman "Eine allgemeine Theorie des Vergessens" die von Gewalt geprägte Geschichte Angolas kennen. Die NZZ staunt über die Metafiktionalisierung des Fanfiction-Genres in Rainbow Rowells Roman "Fangirl". Und die SZ verschwindet mit Petra Morsbach im "Justizpalast".

05.09.2017 Alle besprechen heute Salman Rushdies Roman "Golden House" um einen New Yorker Immobilienhai namens Nero. Die FR liest mit pumpenden Herzen, FAZ und NZZ äußern sich gespalten, und die SZ verzeiht dem kraftlosen Erzähler am ehesten noch den Hochverrat an seinen Figuren. Die FAZ lässt sich außerdem von Ulla Lachauer das gute Leben des slowenischen Bienenkönig Franc Šivic erzählen und erinnert sich wehmütig mit Käthe Kruse an die Tödliche Doris. Mit Christiane Rösinger lernt sie außerdem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

04.09.2017 Voller Bewunderung liest die SZ Gerald Murnanes Roman "Die Ebenen", der Australiens Innerstes klar und rätselhaft zugleich erfasst. Raffiniert findet sie auch Lana Lux' Debütroman "Kukolka", der die Geschichte der postsowjetischen Ukraine als Stationendrama erzählt. Die FAZ liest Krimis: Besonders gut gefallen ihr Ottessa Moshfeghs Roman "Eileen" und Estelle Surbranches Thriller-Debüt "So kam die Nacht".

02.09.2017 Die FAZ begibt sich mit Sabrina Janesch auf die Spuren von Agusto R. Berns und entdeckt Machu Picchu. Die FR liest in Anuk Arudpragasams "Geschichte einer kurzen Ehe" vom brutalen Schicksal tamilischer Zivilisten in Sri Lanka. Nicht als Krimi, sondern als unheimliche Milieustudie über Faschismus in Frankreich liest die taz Jerome Leroys "Block". SZ und taz sind sich uneinig über Jose Eduardo Agualusas Roman "Eine allgemeine Theorie des Vergessens", der von der angolanischen Revolution 1974 erzählt. Vor Ottessa Moshfeghs in allen Genresäurebädern gewaschenem Noir "Eileen" hätte selbst Hitchcock den Hut gezogen, glaubt die Welt. Und die NZZ taucht mit Giacomo Leopardis neu übersetzten "Opuscula moralia" in die Untiefen der Gesinnungsethik.

01.09.2017 Die FAZ lernt beim Judaisten Karl E. Grözinger die Geschichte der jüdischen Wundermänner kennen. Thomas Wagners Studie über die Neuen Rechten liest sie mit Erkenntnisgewinn. Die FR begibt sich mit Norbert Scheuer zum "Grund des Universums" in die Nordeifel: Heimatliteratur at its best, findet sie. Die NZZ staunt, wie Michail Schischkin die eigene Biografie mit Turgenjew und Tschechow verschränkt und den russischen Roman auf eine neue Stufe hebt. Die SZ liest Edouard Louis' sprachmächtigen autobiografischen Roman "Im Herzen der Gewalt". Außerdem bespricht sie Kinderbücher.