
29.11.2008 Die
taz erkennt mit
Terry Eagleton, worin "Der Sinn des Lebens" besteht: "
Frei sein, freundlich sein". Außerdem stürzt sie sich mit
Ernst Jünger in den Drogenrausch und liest
Abbas Khiders recht ernüchternden Fluchtroman "Der falsche Inder" (hier eine
Leseprobe). Die
FAZ geht begeistert durch
Stephen Frys Schule des Dichtens "Feigen, die fusseln". Und die
SZ sieht von
Michael Bubacks Buch "Der zweite Tod meines Vaters" wichtige Fragen aufgeworfen.

28.11.2008 Die FAZ begrüßt Gerd-Peter Eigners Roman "Die italienische Begeisterung" und den Autor zurück auf der literarischen Bühne. Die SZ steht staunend vor der gewaltigen Bildbiografie "Le Corbusier Le Grand". Die NZZ liest Wirtschaftsbücher.

27.11.2008 Die SZ verneigt sich tief vor dem großen Art Spiegelman und seiner Autobiografie "Breakdowns, dem "Porträt des Künstlers als %@*!". Die FAZ blättert gebannt durch die "Ingmar Bergman Archives" und goutiert Philipp Moogs Angestelltenroman "Lebenslänglich" als zynische Glanzleistung. Die FR feiert den Säufer-Roman "Bombel" des tragischen Wunderkinds Miroslaw Nahacz und freut sich, dass Jonathan Littells "Georgisches Reisetagebuch" jetzt auch als Buch vorliegt.

26.11.2008 Die FAZ begrüßt Patrick Humphries erste Biografie des großen Unbehausten Tom Waits. Die NZZ liest Dorothea Grünzweigs Gedichte "Die Auflösung" und kann auch Roberto Cotroneos Roman "Diese Liebe". Die SZ versucht, Heinz Strunks Humor zu verstehen.

25.11.2008 Großartig und unerbittlich luzide findet die NZZ Vincenzo Consolos Roman über die Mafia und die Politik in "Palermo". Die SZ preist Nik Cohns "Triksta" als bestes Buch, das je über Gangster-Rap geschrieben wurde. Außerdem verschlingt sie John Le Carres neuen Thriller "Marionetten". Ehrfürchtig hält die FR die sechs Kilo schwere Faksimile-Sammlung "Städte der Welt" auf den Knien.

24.11.2008 Fast einen richtig großen Roman über den Terror des Leuchtenden Pfads hat die FAZ gelesen: Santiago Roncagliolos "Roter April". Als episch-theatralisches Rätselspiel liest sie Ivana Sajkos kroatisches Romandebüt "Rio Bar". Einem Theodor Adorno mit fragwürdigen Charakterzügen begegnet die SZ in dessen Briefwechsel mit Siegfried Kracauer.

22.11.2008 Aufschlussreich findet die taz Francois Dubets Buch über empfundene Ungerechtigkeiten am Arbeitsplatz. John Le Carres neuer Roman "Marionetten" über einen muslimischen Terroristen wird heute gleich zwei mal besprochen: die FR findet ihn höchst plausibel und lobt seine lakonische Ironie. Die taz hat sich gelangweilt. Die SZ erfreut sich an Uros Zupans dem Bukolischen zugeneigten Gedichten. Die FAZ empfiehlt dringend die Lektüre von Tom Drurys Roman "Die Traumjäger" über die durchs Leben driftende Patchwork-Familie Darling.

21.11.2008 Die FAZ beschäftigt sich ausführlich mit Neuerscheinungen zur Evolutionsbiologie und zeigt sich besonders von Sean B. Carrolls "Evo Devo" fasziniert. Die NZZ lobt Petra Reskis große Recherche über die Mafia: "Von Paten, Pizzerien und falschen Priestern".

20.11.2008 Die
FAZ lernt bei
Selma Lagerlöf ganz gewaltig das
Gruseln. Höchst angeregt verfolgt die
NZZ den Briefwechsel zwischen
Wjatscheslaw Iwanow und
Michail Gerschenson über die krisenhafte postrevolutionäre Gegenwart des Jahres
1920. Die
SZ lässt sich mit Vergnügen von einigen Thesen des französischen
Althistorikers Paul Veyne provozieren. Die
Zeit hat einen ganzen Schwung hervorragender Bücher gelesen, darunter die Abrechnung
Kurt Drawerts mit der
DDR in seinem Roman "Ich hielt meinen Schatten für einen anderen und grüßte",
Ann Enrights finsteres "Familientreffen" (
Leseprobe) und
Brigitte Hamanns Buch über "Hitlers 'Edeljuden'", den Armenarzt
Eduard Bloch.

19.11.2008 Die FAZ fragt: Geht es Simon Blackburn in seinem Buch über die Wollust um Wollust - oder am Ende um etwas ganz anderes? In der SZ beschäftigt sich der Kunsthistoriker Wofgang Ullrich ausführlich mit den Bildtheorien seines chicagoer Kollegen W. J. T. Mitchell. Die NZZ geht mit Matthias Zschokke auf Reisen.

18.11.2008 Ich höchsten Tönen lobt die SZ Matthew Ecks aus eigener Anschauung gespeisten Anti-Kriegsroman "Das entfernte Ufer". Einblicke in die Mechanismen totaler Herrschaft verdankt die NZZ David Alarcons Roman "Lost City Radio". In der FR verneigt sich Olga Martynova tief vor Warlam Schalamow.

17.11.2008 Beeindruckt, erschüttert und gespannt liest die FAZ den Briefwechsel zwischen den beiden Hyperkritikern Theodor Adorno und Siegfried Kracauer. Sehr erhellend findet sie auch Claudia Schulz' Armutsbericht aus Wilhelmsburg "Ausgegrenzt und abgefunden". Als ein Juwel der Weimarer Klassik preist die SZ den Bericht der Hofdame Louise von Göchhausen von ihrer Italienreise mit Herzogin Anna Amalia "Es sind vortreffliche italienische Sachen daselbst".

15.11.2008 Höchsten Lesegenuss verspricht die taz mit Brock Clarkes "Leitfaden zum Abfackeln von Schriftstellerresidenzen". Es geht um einen Mann, der als Kind aus Versehen das Haus von Emily Dickinson in Brand gesetzt hat. Die FAZ lauscht betört den Briefen der Madame Pompadour und begibt sich mit Tomas Gonzalez in das Medellin der siebziger Jahre. Auch Hugo Hamiltons neuen Roman "Legenden" kann sie sehr empfehlen. Die SZ stürzt sich in die Varusschlacht.

14.11.2008 Keine Magie, sondern viel Realismus findet die FAZ in Gabriel Garcia Marquez' Reportagenband "Dornröschens Flugzeug". Mit Jörg Schwarz' Buch "Stadtluft macht frei" lernt sie, die Freizügigkeit mittelalterlicher Städte zu genießen. Die FR lauscht dem Sound der Jimi-Hendrix-Biografie von Klaus Theweleit und Rainer Höltschl. Und die SZ schwelgt in einer Monografie zu Luchino Visconti.

13.11.2008 Als höchst amüsant und lehrreich kann die Zeit Neil Shubins Evolutionsgeschichte "Der Fisch in uns" empfehlen. Großartig unpapieren findet die SZ Roddy Doyles Roman über die pichelnde Putzfrau "Paula Spencer". Bestnoten vergibt sie auch an die anspruchsvolle Edition von Per Kirkebys Gedichten "Liniertes Papier". Die FAZ lobt Pierre Michons dithyrambischen Essay "Rimbaud der Sohn".

12.11.2008 Alles über Bachmann, Bernhard und misslingende Liebe erfährt die begeisterte NZZ in Margit Schreiners Essays "Schreibt Thomas Bernhard Frauenliteratur?". Großartig findet sie auch Zora del Buonos Debüt "Canitz' Verlagen". Sehr beeindruckt ist die SZ von Slavenka Drakulics Buch über die - selbst erlebte - Güte "Leben spenden". Fasziniert ist sie von Thomas Meyers Panorama der modernen jüdischen Philosophie "Vom Ende der Emanzipation".

11.11.2008 Die SZ genießt die von Zorn befeuerte und mit gewollten Grobheiten gespickte Sauwaldprosa des Uwe Dick. Die FAZ bewundert Carlos Fuentes und seinen neuen Roman "Alle glücklichen Familien". Die NZZ wirft mit Ismail Kadares Erzählungen "Der Raub des königlichen Schlafes" einen sehr genauen Blick zurück auf den albanischen Realsozialismus. Und die FR liest die Briefe der DDR-Bestsellerautorin Elfriede Brüning.

10.11.2008 Die SZ empfiehlt dringendst Kai Weyands Roman zur Schulmisere "Schieder eröffnet spanisch". Große Achtung zollt sie der Edition von Else Lasker-Schülers Briefen aus dem Exil. Die FAZ hält bewundernd den Prachtband "Vanity Fair Portraits" auf den Knien und lobt den Band "Ich Tarzan" über Menschenaffen in Kino und Wissenschaft.

08.11.2008 Die NZZ entdeckt zwei russische Autoren: Sergej Dowlatow und Anatol von Steiger. SZ und taz besprechen Moshe Zimmermanns Band "Deutsche gegen Deutsche", der die Geschichte der deutschen Juden von 1938 bis 1945 erzählt und damit erstaunlicherweise Pionierarbeit leistet. Die taz bespricht aus gegebenem Anlass eine Neuausgabe von Döblins monumentalem Roman über die Novemberrevolution.

07.11.2008 Die FAZ bewundert Georges-Arthur Goldschmidt nun auch für seine Essays "Die Faust im Mund". Berührt ist sie von Jacek Dehnels Hommage an seine Großmutter "Lala". Die SZ kann Ralph Bollmanns gut gelaunten Band über den deutschen Mythos "Reform" sehr empfehlen. Begeistert ist sie von Marcus Herrenbergers Geschichte "Jahrhundert einer Ratte".

06.11.2008 Die SZ würde nach Ivan Vladislavics Johannesburg-Porträt "Insel aus Zufall" am liebsten die Koffer packen. Enthusiastisch preist sie auch Robert Neumanns Nachkriegsroman "Die Kinder von Wien". Die NZZ empfiehlt Milton Hatoums großen Roman "Asche vom Amazonas". Die Zeit folgt staunend dem schwermütigen Reisenden W.G. Sebald durch seine Gedichte und "Über das Land und das Wasser". Lob geht auch an Volker Schlöndorffs Erinnerungen "Licht, Schatten und Bewegung".

05.11.2008 Die FAZ huldigt einem editorischen Großprojekt, das dem kollektiven Gedächtnis gehörig auf die Sprünge verhelfen sollte: Der von Julius Schoeps herausgegeben Bibliothek Verbrannter Bücher. Dem Begleitband entnimmt sie übrigens, dass der Anstoß zu den Bücherverbrennungen aus der Mitte der Universitäten kam. Die SZ findet lobende Worte für Peter Longerichs Himmler-Biografie.

04.11.2008 Hellauf begeistert ist die NZZ von Eliot Weinbergers poetischen Essays "Das Wesentliche", die sie lehren, die Welt zu hinterfragen. Als neues Standardwerk lobt sie das Foucault-Handbuch. Die FAZ liest Amy Blooms offenbar recht wilde Geschichte "Die unglaubliche Reise der Lillian Leyb".

03.11.2008 Alles über kosmetische Chirurgie und Body-Management lernt die FAZ in dem Band "Schön normal". In der Sammlung "Wie weiter mit...?" lernt sie, wie gegenwartsfähig Marx, Freud und Adorno sind. Einen Karl-May-Moment erlebt die SZ mit Gerhard Seyfrieds Roman über den Boxeraufstand "Gelber Wind". Die taz erkennt in Alice Cooper den Ahasver des "Rock'n'Roll".

01.11.2008 Die FAZ erliegt der Melancholie, Vergeblichkeit und Sehnsuchtsschwere in den Gedichten von Mirko Bonne. Die FR versinkt in Stefan Kleins Schaffensgeschichte Leonardo da Vincis. Die taz lernt in Tobias Moorstedts Buch "Jeffersons Erben" einiges über den surfenden Citoyen. Und mit Volker Brauns Held Meister Flick wandert sie durch das ökologisch aufgemotzte Bitterfeld.