
29.04.2017 Einfach mitreißend findet die SZ Rachel Kushners Roman "Telex aus Kuba", der mit ethnologischem Blick aus dem vorrevolutionären Havanna erzählt. Der FAZ gefällt, wie in Gerhard Henschels Roman "Arbeiterroman" immer wieder die schmutzige Wirklichkeit hereinbricht. Glücklich macht Klaus Böldl die FR mit seinem Roman "Der Atem der Vögel". "Schön experimentell findet die taz Hendrik Otrembas Road Novel "Über uns der Schaum". Und die Welt findet bei Gerhard Staguhn Abhilfe gegen den "Penis-Komplex".

28.04.2017 Als herausforderndes Wortkunstwerk empfiehlt die NZZ Olga Slawnikowas düstere Zukunftsvision "2017". Die FAZ lässt sich von Michael Köhler in "Recht und Gerechtigkeit", von Christian Felber in "Ethischem Welthandel" unterweisen. Der Fotoband "The North Koreans" verschafft der SZ aufregende Einblicke in den nordkoreanischen Alltag. Und die FR liest Christian Bommarius' Geschichte des "Fürstentrusts" als spannenden Wirtschaftskrimi.

27.04.2017 Die SZ bewundert Philipp Schönthalers zwischen Literatur und Essayismus balancierende Erzählungen. Die Zeit verliert sich in Helen Macdonalds Biografie eines fliegenden Räubers. Großes Lob geht auch an Christine Wunnickes hintersinnigen Roman "Katie", der die esoterische Gespenstergläubigkeit im London des 19. Jahrhunderts aufspießt, und an die Bände 6,7 und 8 von Anthony Powells Romanzyklus "Ein Tanz zur Musik der Zeit" über die britische Upperclass kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs.

26.04.2017 Die FAZ erlebt mit Colin Jones die Revolution des Lächelns. Mit polnischem Witz übersteht man auch kräftezehrende slawische Identitätsdebatten, freut sich die SZ und empfiehlt Ziemnowit Szczereks Satire "Mordor kommt und frisst uns auf". Die NZZ lernt mit E.C. Osondu die Familie eines nigerianischen Patriarchen kennen. Die taz wagt sich unter Sachsen.

25.04.2017 Die FAZ liest vergnügt Arno Franks Retro-Reportage "So, und jetzt kommst du". Von Carl Safinas Buch über "Die Intelligenz der Tiere" hätte sie sich etwas mehr Wissenschaftlichkeit gewünscht. Die NZZ tappt in die stählerne Fußangel, die Toni Morrison mit ihrem Roman "Gott, hilf dem Kind" auslegt. Die SZ verfällt Jérôme Ferraris Roman "Ein Gott ein Tier" über einen heimkehrenden Söldner. Und die Welt bejubelt Kanae Minatos "Geständnisse" als allgemeingültige Geschichte der Kaltherzigkeit.

24.04.2017 Als altersweises Werk über Fehlbarkeit und Verantwortung liest die SZ Toni Morrisons neuen Roman "Gott, hilf dem Kind". Von Joachim Wagner lernt sie, dass die Justiz nicht mehr auf Wahrheitsfindung setzt, sondern auf Konfliklösung zu gegenseitigem Nutzen. Die FAZ lässt sich von Tatia Nadareischwili in den Schlaf zaubern und möchte keine Weltgeschichte mehr ohne Madame de Stael und die Pharaonin Hatschepsut lesen.

22.04.2017 Die FR lässt sich vom Witz und der Schärfe des Luftgeists unter den zeitgenössischen Autorinnen, Margaret Atwood, gerne gefangen nehmen - und bespricht gleich zwei Romane von ihr. Die FAZ liest Michael Naumann und Toni Morrision. Die taz amüsiert sich mit Harry Rowohlt und Max Goldt, aber nicht mit Erik Olin Wright.

21.04.2017 Mit ihrem Roman "Der Mantel der Erde ist heiß und teilweise geschmolzen" versetzt Nina Bußmann NZZ und SZ in helle Begeisterung. Die FAZ lässt sich von Natalie Lettner die Malerin Maria Lassnig nahebringen. Die taz liest mit Gewinn Matt Thornes Biografie von Prince und Tim Mohrs Überblick über Punk in der DDR. Und die FR empfiehlt Jérôme Leroys Krimi "Der Block" als Buch der Stunde.

20.04.2017 Beeindruckt bespricht die taz das Fotobuch "Pigeon Hill" mit Jeffrey A. Wolin Porträts aus einer Sozialbausiedlung. Die Zeit feiert Zsuzsa Banks neuen Roman "Schlafen werden wir später" als virtuose Offenlegung weiblicher Befindlichkeit nach Anbruch des fünfzigsten Lebensjahres. Die SZ nimmt mit Staunen das geniale Schlammassel in Claudio Magris' Roman "Verfahren eingestellt" zur Kenntnis. Die Welt empfiehlt nachdrücklich die Krimis des Reginald Hill.

19.04.2017 Die SZ sympathisiert mit Valerio Magrellis "heimlichem Ehrgeiz, ein Bleistift zu sein". Großes Lob auch für Hanns Zischlers Band "Kafka geht ins Kino". Die NZZ bewundert Bjarte Breiteigs Mut, in "Meine fünf Jahre als Vater" einen labilen Mann zwischen zwei Frauen zu porträtieren. Die FAZ informiert sich mit Gilles Kepels "Der Bruch" über die gespaltene französische Gesellschaft.

18.04.2017 Die SZ bespricht die politischen Bücher zur Lage Europas, sehr erhellend findet sie Gabriel Raths "Brexitannia", aber gut gefällt ihr auch Tanja Kuchenbeckers knackiges Marine-Le-Pen-Porträt. Der taz gefällt, dass Jochen Schmidt in seinem Vaterbuch "Zuckersand" auch die Mutter präsent lässt. Die FAZ bespricht neue Hörbücher, etwa zu Marguerite Duras' "Der Liebhaber" und Joseph Conrads "Geheimagent". Und die FR jubelt über den neuen Roman der fantastischen Krimi-Autorin Carol O'Connell.

15.04.2017 Den derben Romanhelden Martin Luther in Feridun Zaimoglus "Evangelio" zieht die FAZ allemal dem freundlichen Jubiläums-Luther vor. Die SZ folgt mit großem Vergnügen Marcel Beyers hellwachen Reflexionen in "Das blindgeweinte Jahrhundert". Die taz lässt sich von Harriet Roth an die Berliner Frühphase des Architekten Richard Neutra erinnern. Und die NZZ nimmt sich schwergewichtige Klassiker vor: "Die Reise in den Westen" von Wu Cheng'en, "Die Drei Reiche" von Luo Guanzhong und "Die Fahnen" von Miroslav Krleža.

13.04.2017 Die FAZ feiert Nico Bleutges knisterfeinen Gedichtband "nachts leuchten die schiffe". Gut gefällt ihr auch der Berliner Alltag in Charlottenburg, wie ihn Ulrike Edschmid in ihrem Roman "Der Mann, der fällt" beschreibt. Die NZZ staunt über den helvetischen Furor des Antikommunismus im Kalten Krieg. Die taz interessiert sich auch nach Lektüre von Anja Rützels Buch nicht für "Trash-TV".

12.04.2017 Die Zeit versinkt in den graziösen, weltzugewandten Gedichten Zbigniew Herberts. Die SZ vertieft sich in einen internationalen Sammelband über die "Die große Regression". Die SZ schwebt durch Rivka Galchens
Erzählband "Amerikanische Erfindungen".

11.04.2017 Vor dreißig Jahren nahm sich Primo Levi das Leben. Voller Verehrung und Zärtlichkeit lesen FAZ und Welt seine bisher unveröffentlichten Zeugnisse "So war Auschwitz". Mit großem Interesse folgt die FAZ auch Alain Demurgers Chronik "Die Verfolgung der Templer". Überfällig findet die SZ Nancy Princenthals Biografie der schizophrenen, aber großen Malerin Agnes Martin. Und die NZZ huldigt der magischen Trostlosigkeit in den Erzählwelten Laszlo Darvasis.

10.04.2017 Besprechungen gibt es heute nur in der SZ: Sehr empfehlen kann sie einen lehrreichen Band zur deutschen Kolonialgeschichte: Horst Gründers und Hermann Hierys "Die Deutschen und ihre Kolonien". Außerdem liest sie Manfred Geiers nüchterne Doppelbiografie der beiden Philosophen "Wittgenstein und Heidegger" sowie Werner Biermanns milde Adenauer-Biografie.

08.04.2017 Die FAZ fühlt sich von Erika Fatlands Reportage "Sowjetistan" zur Reise durch Turkmenistan, Kasachstan, Tadschikistan, Kirgisistan und Usbekistan ermuntert. Die taz wird durch den Band "So war Auschwitz" noch einmal daran erinnert, was für ein genauer Beobachter Primo Levi war. Die Welt feiert Dieter Borchmeyers "Was ist deutsch?" Die SZ liest drei neue Romane aus Berlin.

07.04.2017 Die von Jochen Meyer kenntnisreich kommentierten Briefe Johannes Bobrowskis aus den Jahren 1937-1965 erfüllen die SZ mit großer Freude. Als perfekte Urlaubslektüre kann sie außerdem Vincent Almendros' Kurzroman "Ein Sommer" empfehlen. Die FAZ erfährt von Vesa Sirén alles über "Finnlands Dirigenten". Claus Peymann hat mit "Mord und Totschlag" ein Theater-Wimmelbuch mit tollen Fotos vorgelegt, freut sich die NZZ. Und die Welt studiert vergnügt Maria Theresias Ehetipps für Marie Antoinette.

06.04.2017 Meisterhaft findet die FAZ Pawel Salzmans Roman "Die Welpen", der den Krieg aus der Perspektive von tieren schildert. Außerdem würdigt die FAZ Karl Hein Bohrers neuen Memoirenband. Die FR begrüßt den ersten Band in der neuen Uwe-Johnson-Ausgabe. Die NZZ ist mit der Rekonstruktion von Ulrich Becks letztem Projekt "Die Metamorphose der Welt" nicht so glücklich. Die Zeit bespricht Kinderbücher und verliebt sich in einen "Hund namens Bär".

05.04.2017 Die FAZ reist erst mit Catherine Merridale und Lenin in die Revolution und kehrt dann mit Shumona Sinha ins kommunistische Kalkutta zurück. Die FR lernt bei Olaf Velte die Faszination von Schafen kennen. Arno Franks Hochstaplerroman "So, und jetzt kommst du" lässt selbst Felix Krull alt aussehen, weiß die SZ. Und die NZZ liest Kinderbücher über schlafende Fische und Kuchen backende Löwen.

04.04.2017 In Feridun Zaimoglus Luther-Roman "Evangelio" erlebt die SZ ein Mittelalter aus Dreck, Blut und Aberglaube und ohne einen Hauch von Transzendenz. Als eine Phänomenologie der Angst liest die NZZ Roman Ehrlichs Roman "Die fürchterlichen Tage des schrecklichen Grauens". Eine rasende Sehnsucht nach Unschuld erkennt die FAZ in Christa Wolfs Briefen "Man steht sehr bequem zwischen allen Fronten". Und die FR begibt sich mit Heike Kleffner und Matthias Meisner unter jammernde Sachsen.

03.04.2017
Die SZ liest fasziniert Jeanette Erazo Heufelders Porträt "Der argentinische Krösus" über Felix Weil, der sein Vermögen der marxistischen Wissenschaft des Institut für Sozialforschung spendete. Als Standardwerk empfiehlt sie auch Michael Walters Geschichte der "Oper". Die Welt und FAZ lesen Krimis und suchen Orientierung beim kritischen Leser T.S. Eliot.

01.04.2017 Geradezu ansteckend findet die FAZ die Lebensfreude in Jan Wagners Prosa-Band "Der verschlossene Raum". Die FR bricht mit Dave Eggers aus der Vorstadt in Ohio auf und reist im Wohnmobil bis zur kanadischen Grenze. Die NZZ liest einen ganzen Stapel Luther-Bücher. Die Welt verfolgt mit Catherine Merridale gefesselt Lenins Zugfahrt von Zürich nach Moskau. Außerdem spürt sie sie in den Bildern des chinesischen Fotografen Ren Hang der Emanzipation einer prüden Gesellschaft nach.