
30.05.2015 "Virtuos grausam, virtuos schön" erscheint der Welt Maylis de Kerangals Roman"Die Lebenden reparieren" über die Grenze zwischen Leben und Tod. Die FR liest Fassbinder-Bücher. Die FAZ ist in love mit Alfred Hayes' wiederentdecktem Roman "In Love". Die taz öffnet mit Anke Stelling "Bodentiefe Fenster" ins bodenlose Prenzlberg.

29.05.2015 Seit Hemingway hat niemand mehr so prägnant um das Eigentliche herumgeschrieben wie Per Petterson, staunt die FAZ. Mit großem Interesse liest sie außerdem Ralf Konersmanns Kulturgeschichte der Unruhe und Christoph Reuters Studie über den "Islamischen Staat". Die FR ist beeindruckt, wie Ulrike Almut Sandig in ihrem "Buch gegen das Verschwinden" den Verlust verdichtet. Und Péter Esterházy stürzt die SZ in vergnügte Verwirrung.

28.05.2015 In seinen Aufsätzen aus den letzten dreißig Jahren tritt Jaron Lanier der FAZ als ein mit allen Wassern gewaschener Schwejk des digitalen Zeitalters entgegen. Die SZ liest mit großem Interesse Annemarie Webers Roman "Roter Winter" aus dem Jahr 1969. Mit ihren Erinnerungen "Vater, Mutter, Stasi" vergrößert Angela Marquardt den Sprachraum zwischen Verteufelung und DDR-Romantik, freut sich die Zeit. Und die FR ist begeistert von Uwe Kolbes Gedichtband "Gegenreden".

27.05.2015 So lehrreich wie lesenswert findet die FAZ Ibon Zubiaurs Geschichte des Baskenlands. FAZ und SZ lesen Schriften der französischen Ethnologin und Widerstandskämpferin Germaine Tillion, die heute in den Panthéon aufgenommen wird. Cord Aschenbrenner gewährt einen faszinierenden Einblick in "Das evangelische Pfarrhaus", freut sich die NZZ . Tief beeindruckt ist sie außerdem von Barbara Lehmanns Roman "Eine Liebe in Zeiten des Krieges".

26.05.2015 In höchsten Tönen preist die SZ das Buch "Sintflut", in dem der Wirtschaftshistoriker Adam Tooze die internationale Nachkriegsordnung bereist nach dem Ersten Weltkrieg beginnen lässt. Die NZZ feiert die Wiederentdeckung von Lafcadio Hearns Roman "Chita" von 1889. Gut gefallen hat ihr auch, wie Meg Wolitzer in "Die Interessanten" Jugend und Lebenserfahrung nebeneinander stehen lässt. Die FAZ gibt sich William Yeats kraftvoll vorgetragenen Gedichten hin.

23.05.2015 In seinem autobiografischen Roman "Der Ort" beweist Andreas Maier genaue Beobachtungsgabe und sprachliche Meisterschaft, stellt die SZ beeindruckt fest. Die NZZ amüsiert sich prächtig mit "Lucia Binar und die russische Seele" von Vladimir Vertlib. Daniel Gerlach vermittelt der taz höchst beunruhigende Einblicke in den syrischen Bürgerkrieg. Und die FAZ empfiehlt I.J. Kays Roman "Nördlich der Mondberge" als staunenswert spannend und sprachlich stimmig.

22.05.2015 Als höchst gelungene Kombination von zeitgenössischer Lifestyle- und österreichischer Grantel-Literatur preist die FAZ Isabella Straubs Roman "Das Fest des Windrads". Die SZ staunt über die meisterhafte Kunst der Abschweifung auf kleinstem Raum in den Prosaminiaturen von Klaus Johannes Thies. Und Hans Joachim Schädlich gewährt der faszinierten FR Einblick in das Leben zweier Narren im 18. Jahrhundert.

21.05.2015 Mit "Die Welt voran" stürzt László Krasznahorkai die FAZ in einen Strudel aus Spannung, Beklemmung und Komik. Von Mahmoud Bassiouni lässt sie sich außerdem Ansätze zu einer Versöhnung von Islam und modernen Menschenrechten aufzeigen. Carolin Callies lässt in ihrem Gedichtband "fünf sinne & nur ein besteckkasten" den Körper zu seinem Recht kommen, freut sich die NZZ. Und die Zeit ist hin und weg von Zadie Smith und ihrem Essayband "Sinneswechsel".

20.05.2015 Intellektuellen Phantomschmerz bereiten die posthum veröffentlichten Bände "Technologischer Totalitarismus" und "Ungeheuerliche Neuigkeiten" von Frank Schirrmacher der SZ. Die taz ist verzückt von Tommi Musturis Comic "Das Handbuch der Hoffnung". In "Die Herrscher der Welt" gewährt Bernhard Kegel einen Blick in die Zukunft der Biologie, staunt die faszinierte FAZ. Außerdem preist sie "42,195" von Matthias Politycki als Meilenstein der Marathonliteratur.

19.05.2015 Die NZZ ist ganz hingerissen von Catherine Safonoffs Roman "Der Bergmann und der Kanarienvogel", in dem sich eine Frau furchtbar in ihren Psychiater verliebt. Die FR staunt, wie wenig sich Hedwig Pringsheim für die Hochzeit ihrer Tochter Katja mit Thomas Mann interessierte. In der SZ lässt Hans-Martin Tillacks Recherche zur "Lobby-Republik" von einem PR-Berater besprechen, der seine Aufgabe mit unschlagbarer Geschmeidigkeit erfüllt. Und die Welt versinkt mit William McIlvanney in Glasgows Tristesse.

18.05.2015 Die SZ lauscht gebannt Thomas Manns altmodisch tönender Stimme, wenn er seine Romane vorträgt oder den "Deutschen Hörern!" die antifaschistischen Leviten liest. Außerdem begrüßt sie, dass Slavoj Zizek mit "Weniger als nichts" Hegel in der Diskussion hält. Geradezu hellsichtig findet die taz Victor Serges Stalinismus-Roman "Schwarze Wasser". Leicht schwindelig wird der FAZ mit Gianrico Carofiglio und "Am Abgrund aller Dinge".

16.05.2015 Die NZZ preist die neuen Übersetzungen von Ismail Kadares osmanischen Erzählungen "Die Schleierkarawane" und Rudyard Kiplings Indien-Roman "Kim". Die Welt huldigt dem Proust der Wetterau, der seine Provinz-Saga mit dem Band "Ort" fortstetzt. Die taz preist Lydia Tschukowskajas Roman "Untertauchen" für seine geistige Freiheit und sprachliche Meisterschaft und freut sich mit Philip Waechter auf den Sommer: "Endlich wieder zelten!"

15.05.2015 Als außerordentlich hellsichtig empfiehlt die FAZ die "Petersburger Tagebücher", die die Dichterin Sinaida Hippius zwischen 1914 und 1919 führte. Ebenfalls sehr lehrreich findet sie Ursula Krechels Essayband "Stark und leise" über Pionierinnen wie Christine de Pizan und Karoline von Günderrode. Die SZ liest mit großem Interesse zwei autobiografische Romane von Max Brod. Und die FR ist schwer beeindruckt von Leif Randts Science-Fiction-Roman "Planet Magnon".

13.05.2015 Nach der Lektüre von Robert Macfarlanes "Karte der Wildnis" geht die FAZ erstmal in einem wilden Gewässer schwimmen. Von Rudi Westendorp lässt sie sich außerdem das Altern in all seiner wissenschaftlichen, gesellschaftlichen und individuellen Komplexität auseinandersetzen. Die SZ staunt, wie Gila Lustiger in ihrem Krimi "Die Schuld der anderen" den Balanceakt zwischen sozialkritischer Doku und Reißer meistert. Und die Zeit trägt von César Airas Novelle "Wie ich Nonne wurde" ein fiktionales Schleudertrauma davon.

12.05.2015 Beglückt verliert sich die NZZ in Friedrich Achleitners "wortgesindel" und stößt dort auf heillose Blödelei wie auf Erkenntnis. Ansonsten wird zurückgeblickt: Die FAZ feiert Rudyard Kiplings optimistischen Roman "Kim". Von Adam Tooze lässt sie sich in "Sintflut" erzählen, wie mit dem Ersten Weltkrieg die alte Ordnung hinweggespült wurde. Wie schön und prächtig diese doch war, liest die SZ noch einmal in Miklos Banffys Siebenbürgen-Trilogie nach, deren dritter Band "In Stücke gerissen" jetzt erschienen ist.

11.05.2015 Montags möchte die Literaturkritik lieber nicht mehr. Immerhin liest die FR Jan Brandts lakonische Literaturbetriebssatire "Tod in Turin", findet sie aber überhaupt nicht komisch, sondern todtraurig. Die FAZ verabreicht sich mit dem Jahrbuch "Ordo" die Mindestdosis Ordoliberalismus.

09.05.2015 Die Welt erlebt mit dem Debattenband "Technologischer Totalitarismus" noch einmal Frank Schirrmachers katastrophisches Sensorium. Als Dokufictionthrilleressayroman feiert sie Merle Krögers Mittelmeer-Roman "Havarie". Die SZ lauscht Michael Degens Nachtgespräch mit dem "traurigen Prinzen" Oskar Werner. Die FAZ streift mit Clemens Wimmers "Lustwald, Beet und Rosenhügel" durch die Geschichte der Gartenkultur. Die taz kapituliert vor Stefano D'Arrigos Großwerk "Horcynus Orca".

08.05.2015 So karg und schön wie die piemontesische Bergwelt findet die SZ Davide Longos Roman "Der Fall Bramard". Die FR bewundert die Präzision von Lydia Davis' Miniaturen "Kanns nicht und wills nicht". Und die FAZ durchlebt mit Daniil Granins Roman "Mein Leutnant" noch einmal den Zweiten Weltkriegs und die Belagerung Leningrads.

07.05.2015 Als wunderbares Mittel gegen die Gemeinheiten des Lebens feiert die NZZ den Band "Entweder bin ich unsterblich" der italienischen Dichterin Anna Maria Carpi. Die SZ staunt, wie Anthony Phelps seine Liebe zu Haiti und Baudelaire in seinem Roman "Der Zwang des Unvollendeten" verbindet. Die Zeit möchte lieber nicht mit Herfried Münklers "Macht in der Mitte" Europa nur noch geostrategisch denken. Von Carol O'Connells Krimi "Kreidemädchen" ist sie dagegen vollauf begeistert.

06.05.2015 Die FR ist menschlich und literarisch sehr berührt, wenn Barbara Honigmann vom Schreibtisch-Balkon aus die Chronik ihrer Straße in Straßburg schreibt. Die SZ lässt sich von Michael Casey und Paul Vigna das Rätsel der Bitcoins erklären. Als große Wiederentdeckung feiert die FAZ Heinz Reins Roman "Finale Berlin" über die letzten Kriegstage. Die NZZ lernt bei Florian Huber, wie die Deutschen am Ende Opfer ihrer selbst wurden.

05.05.2015 Wer Andreas Doraus Erinnerungen "Ärger mit der Unsterblichkeit" nicht komisch findet, findet gar nichts komisch, glaubt die taz. Köstlich amüsiert hat sich auch die FAZ mit den satirischen und tragikomischen Erzählungen Fjodor Dostojewskis. Die FR liest das Polarreisetagebuch des jungen Arthur Conan Doyle. Und die NZZ schwelgt in den Reflexionen, Traumaufzeichnungen und Reiseeindrücken von Philippe Jaccottet.

04.05.2015 Als fulminante Kulturgeschichte und eindrucksvolle literarische Lektion preist die SZ Mark Thompsons Biografie über Danilo Kiš. Die FR liest fasziniert Marc-Antoine Mathieus experimentellen Comic "Die Verschiebung". Die FAZ empfiehlt Kinderbücher, darunter eine Neuauflage von Annie M. G. Schmidts Klassiker "Pluck mit dem Kranwagen" und Chris Haughtons preisverdächtig vielschichtiges Bilderbuch "Pssst, wir haben einen Vogel".

02.05.2015 Die NZZ durchlebt das Erblühen einer Viererbeziehung mit Katharina Geisers Roman "Vierfleck oder Das Glück". Die FAZ empfiehlt Kristine Bilkaus Debütroman "Die Glücklichen", der den sozialen Abstieg einer Familie Sorglos beschreibt. Die Welt taucht bestürzt aus Dacia Marainis auf Polizeiberichten basierenden Erzählungen über Beziehungsdelikte auf. Die FR feiert den zweiten Band von William McIlvanneys "Laidlaw"-Krimitrilogie. Die taz lernt von Thomas Urban die Hintergründe über das Massaker in Katyn 1940.