
31.01.2022 Der Dlf preist Radka Denemarkovas Roman "Stunden aus Blei" über eine tschechische Schriftstellerin in Peking. In der NZZ lobt Hans Christoph Buch noch einmal Bei Daos Jugenderinnerungen "Das Stadttor geht auf". Ein Paradebeispiel der Geschichte von unten sieht die SZ in Michael Wildts "Zerborstener Zeit". Der DlfKultur empfiehlt Richard Rohrmosers nüchterne Bilanz der "Antifa".

29.01.2022 Die FAZ liest bewundernd Guido Mosellis Weltabschiedswerk "Dissipatio", in dem das Ende der Menschheit auf leisen Flügelschwingen daherkomme. Der DlfKultur folgt dem Kartografen Edward Brooke-Hitchings angstfrei durch alle Zwischenreiche, Himmel und Höllen. Die taz verschlingt Sofi Oksanens Leihmütter-Roman "Hundepark" wie einen Thriller. Und die FR lässt sich von Manfred Krugs Tagebüchern in die Vergangenheit schleudern.

28.01.2022 Die SZ bewundert, wie Yasmina Reza das Grauen der irdischen Existenz in Unterhaltung verwandelt. Außerdem empfiehlt sie Kinder- und Jugendbücher: Von Marie Pavlenko lässt sie sich ein typisch französische „Kirsche auf der Torte aller Katastrophen“ kredenzen, mit George Lester findet sie als Drag Queen zu sich selbst. Die FAZ frischt mit Johann Jakob Spreng ihre „Kraft- und Sprüchwörter“ auf. Und der Dlf lauscht Liebling Kreuzberg, wenn Manfred Krug in seinen Tagebüchern Feinde disst.

27.01.2022 Großes Lob in FAZ und Dlf Kultur für Abbas Khiders Roman "Der Erinnerungsfälscher", dessen Hauptfigur mit ihren Selbstzweifeln dem Leser sehr nahe kommt. Die Zeit verbeugt sich vor Liao Yiwus Dokumentarroman "Wuhan" der für sie wahrhafte Dichtung und Geschichtsschreibung zugleich ist. Außerdem lernt sie von David Graebers und David Wengrows Menschheitsgeschichte "Anfänge", was wahre Freiheit ist. Die NZZ ruft nach Lektüre eines Bandes über den "neuen Strukturwandel der Öffentlichkeit" nach einer Ethikkommission zur Bekämpfung des digitalen Wildwuchses.

26.01.2022 Die NZZ spürt mit dem Dokumentarroman des chinesischen Autors Liao Yiwu den Anfängen der Pandemie in Wuhan nach. Die FAZ begibt sich mit einem späten Roman von Aharon Appelfeld auf die Flucht durch die Ukraine. Die FR staunt über die Lakonie, mit der Mieko Kawakami vom Mobbing an einer japanischen Schule erzählt. Die taz empfiehlt wärmstens die von Kurt Scharf und Ali Abdollahi herausgegebene Anthologie persischer Lyrik aus dem 21. Jahrhundert. Und Dlf Kultur kann nicht genug bekommen von Monika Helfers Romanen über ihre Verwandtschaft.

25.01.2022 Grandios findet der
DlfKultur William Melvin Kelleys Roman "Ein Tropfen Geduld", der von einem blinden Jazzmusiker in den Südstaaten der Zwanzigerjahre erzählt (hier ein
"Vorwort" von Angela Schader). Wie einen
Song von Nina Simone genießt die
SZ David Chariandys dunkel-poetische Roman "Francis". Der
Dlf preist Tiefe und Humor von
Abbas Khiders Roman "Der Erinnerungsfälscher". Die Gedichte von
Rainer René Mueller sollten Schullektüre sein, meint die
FR. Und die
FAZ freut sich über die Wiederentdeckung der Reporterin
Alice Schalek.

24.01.2022 Der Dlf schwingt sich mit Alexander Kluges "Zirkus"-Buch ganz ohne Netz von Erlebtem zu Gedachtem. Die FR bewundert, wie Yasmina Reza in ihrem neuen Roman "Serge" Abgründe öffnet, um das Unaussprechliche zu befreien. Die NZZ lässt sich von Monika Bolliger die Levante erklären. Die SZ liest Bücher zum jüdischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Die FAZ stellt neue Kinderbücher vor, darunter Linda Wolfsgrubers poetisches Bilderbuch "Der Moment, bevor...".

22.01.2022 Die FAZ empfiehlt zwei Romane aus Kanada: Anne-Marie Garats "Der große Nordwesten", eine komplexe, in den 1930ern spielende Familiengeschichte, und Naomi Fontaines "Kleine Schule der großen Hoffnung" über eine junge indigene Lehrerin zwischen den Sprachen und Kulturen Kanadas. Wer China besser verstehen will, dem empfiehlt die FR nachdrücklich Radka Denemarkovas Roman "Stunden aus Blei". Die taz liest mit Grauen Uta von Arnims Buch über ihren Nazi-Großvater, der ein Institut für Menschenversuche in Riga leitete.

21.01.2022 Dlf und
Dlf Kultur feiern die lakonisch-komische
Miniaturprosa der
Mary Ruefle (mehr zu Mary Ruefle auch in unserer
Tagtigall). Die
FAZ würdigt die feinen Unterschiede, die zwei Bände zu Beutekunst zwischen
osmanischen und europäischen Raubzügen machen. Die
FR lernt von
Shumona Sinha, wie Literatur als Schutzwall gegen Gewalterfahrungen dienen kann. Die
SZ lässt sich von
Lea Schneiders "Scham" ermutigen, Verletzlichkeit zu zeigen.

20.01.2022 Eine begeisterte FAZ durchstreift mit drei Kurzromanen von Cesare Pavese das Turin der fünfziger Jahre. Die FR wird mit Gedichten von Ulrike Draesner gleich "hell & hörig". Die SZ lässt sich von David Mendelsohn gern die Geschichte seiner Identitätsfindung erzählen. Wer noch theoretisches Futter zu Identitätspolitik sucht, dem empfiehlt die Zeit Sally Haslangers philosophische Exkursion "Der Wirklichkeit widerstehen". Der Dlf liest mit Entsetzen Stanislav Aseyevs Aufzeichnungen aus einem ostukrainischen Foltergefängnis.

19.01.2022 Die NZZ vertieft sich in zwei Bücher über die Aufklärung: Sabine Appels "Unser Rousseau" und Corine Pelluchons "Das Zeitalter des Lebendigen". Radikalste Gesellschaftskritik liest die SZ in den "Gedanken, Maximen, Reflexionen" des Moralisten Nicolas de Chamfort. Die FAZ empfiehlt einen Band über den "Tatort Polizei", die taz Monika Helfers Vater-Kind-Geschichte "Löwenherz".

18.01.2022 Die FAZ erlebt mit Susan Taubes Roman "Nach Amerika und zurück im Sarg" noch einmal das wüste 20. Jahrhundert. Die FR versinkt in der flirrenden Hitze von Juan Rulfos Erzählwerk. Die NZZ huldigt mit Philippe Jaccottet und Fabio Pusterla der Schweizer Dichtkunst. Die SZ verschlingt Ayelet Gundar-Goshens Roman "Wo der Wolf lauert". Und der DlfKultur liest mit angehaltenem Atem Sofi Oksanens Thriller um die paneuropäische Fruchtbarkeitsindustrie.

17.01.2022 Der DlfKultur blickt mit Richard Girlings "Der Mensch und das Biest" erschüttert auf die lange Leidensgeschichte der Kreatur. Von Joke Hermsen lernt er dagegen, kreative Kraft aus der Melancholie zu schöpfen. Die SZ liest Bücher zum Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche. Die FAZ fängt heimlich an Pogo zu tanzen, wenn Charly Hübner von seiner ungestümen "Motörhead"-Jugend in Mecklenburg erzählt.

15.01.2022 FR und Dlf Kultur empfehlen wärmstens den Briefwechsel zwischen den beiden „Einander-Lesenden“ Christa Wolf und Franz Fühmann. Die FAZ erkennt in Heinz Rudolf Kunzes Autobiografie, wie gut Rock und Intelligenz zusammenpassen. Die taz kann nach der Lektüre von Alba de Cespedes’ verbotenem Notizbuch nicht fassen, wie die kubanisch-italienische Journalistin und Widerstandskämpferin in Vergessenheit geraten konnte. Mit Markus Gabriel erkundet sie die „Macht der Kunst“.

14.01.2022 Die FR bricht mit Birgit Kreipe zu neuen Klangräumen auf. Der Dlf liest in Victoria Wolffs autobiografischem Roman von 1935, wie die Nazi-Ideologie in eine deutsche Kleinstadt sickerte. Die SZ empfiehlt heute Sachbücher für Kinder: Bei Eduardo Muñoz liest sie, welche Pflanzen man essen kann und von Charlie Morland erfährt sie, wie Musik funktioniert. Die taz lernt in den Erinnerungen des Exilforschers Guy Stern einen unermüdlichen Wissenschaftler kennen. Und Dlf Kultur erlernt von Dai Sijie die uralte Kunst der Taubenflötenschnitzerei.

13.01.2022 Die FAZ liest gebannt Nina Bouraouis französischen Selbstermächtigungs-Roman "Geiseln", der lange vor MeToo entstand. Mit Luo Lingyuan frönt sie Luxus und Exzess im Shanghai der Dreißiger. Die NZZ lässt sich von David Graeber und David Wrengow eine neue Geschichte der Menschheit erzählen. Auch die Zeit erliegt der furchtbaren Wucht des neuen Houellebecqs. Und Dlf Kultur liest in Megha Majumdars Debütroman "In Flammen" die Geschichte einer jungen Inderin, die im Gefängnis landet, nachdem sie auf Facebook Kritik an der Regierung äußerte.

12.01.2022 Die FAZ staunt, wie vielschichtig Viktor Jerofejew in seinem Mini-Roman vom "Leben mit einem Idioten" erzählt. Mit einer von Tatjana Petzer herausgegebenen Anthologie denkt sie über Unsterblichkeit nach. Die FR spürt dank Vivien Goldman die ganze Energie des She-Punks. Die SZ folgt Elke Heidenreich durch ein Leseleben mit Sagan, Sontag, Didion und Ernaux. Und Dlf Kultur lässt sich vom zweiten Teil der Graphic Novel zu Yuval Noah Hararis kurzer Geschichte der Menschheit durch die Jahrtausende jagen.

11.01.2022 Der Dlf liest ziemlich vergnügt Christopher Eckers Roman "Herr Oluf in Hunsum" über einen erschlafften Provinzakademiker auf Sinnsuche. Die FAZ vergräbt sich mit Tobias Hürters Wissenschaftsgeschichte "Das Zeitalter der Unschärfe" in die Fundamentaltheorien der Physik. Horrormäßig komisch findet der DlfKultur Liz Nugents Familiengeschichte mit Todesfall "Kleine Grausamkeiten". Außerdem melden sich heute auch mal Michel Houellebecqs Kritiker zu Wort.

10.01.2022 Bereitwillig lässt sich die NZZ von Andrea Scrima in ein Spiegelkabinett der Depressionen führen. Der DlfKultur folgt der aserbaidschanischen Ölbaronesse Banine auf ihren Abenteuern von Baku bis Paris. Die FR unterhält sich prächtig mit Elizabeth Strouts Roman "Oh, William!". Und die SZ empfiehlt Golineh Atais Reportagen über Frauenrechtlerinnen im Iran.

08.01.2022 "Vernichten"? Aber ganz und gar nicht! Die deutsche Kritiker liegen Michel Houellebecq zu Füßen. Nicht nur geht sein "Nicht-Stil" mal wieder runter wie Butter. Es gibt auch den altbekannten Sarkasmus. Und Sex. Und dann eine unvermutete Wende: Wird Houellebecq Humanist? Außerdem zwei Empfehlungen aus Italien: Gianfranco Calligarichs Roman-Roman "Der letzte Sommer in der Stadt" und "Die Tschechow-Leserin" von Giulia Corsalini.

07.01.2022 Die taz begibt sich auf einen "wilden Ritt" durch David Bowies frühe Jahre ein mit Reinhard Kleists Graphic Novel. Die SZ staunt, wie zeitgemäß Gabriele Tergits Roman "So war's eben" von 1956 heute noch ist. Die FAZ lässt sich von Niklas Luhmann die Natur "semipermeabler Grenzen zwischen Innen und Außen" in der öffentlichen Verwaltung erläutern. Und Dlf Kultur lernt von Ilma Rakusa, was Audrey Hepburn und Mörikes Gedichte verbindet: Eleganz. Mit Philipp Detter liest sie einen Thriller über unser Immunsystem.

06.01.2022 Haben Sie schon mal von Sigrid Undset gehört? Die norwegische Autorin, die auf Skiern vor den Nazis floh, war 1928 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet worden. Der erste Band ihrer Trilogie um "Kristin Lavranstochter" erzählt von einer sozialen Rebellin im 14. Jahrhundert, die trotzdem gottesfürchtig ist. Erfrischend fremd findet das dlf kultur. Die FR erweitert ihren kulturellen Kanon mit Jonas Engelmanns Geschichte der Außenseiter. Die NZZ liest mit Mia Couto einen der großen Erzähler der lusofonen Welt. Die taz lässt sich von Charlotte Klonk die Bilder vom Sturm aufs Kapitol erklären.

05.01.2022 Die FAZ empfiehlt Wallace Thurmans Harlem-Roman "The Blacker the Berry", auch wenn sie nicht versteht, warum die Übersetzerin das Wort "race" nicht übersetzt. Einen anschaulichen Überblick bietet Richard Ovenden der SZ mit seiner Geschichte der bedrohten Bücher. Die taz findet in Sophia Fritz' Debütroman "Steine schmeißen" ein überzeugendes Porträt der Generation Z. Der Dlf versinkt selig in den Feuilletons von Walter Benjamin.

04.01.2022 Bitteres Lachen hört die taz aus Gary Victors Romangroteske "Die Zauberflöte" klingen und antwortet mit Hymne auf den haitianischen Autor. Der coole Glamour, den Barack Obama und Bruce Springsteen in ihrem Coffeetable-Book "Renegades" verbreiten, beeindruckt sie dagegen nur mäßig. Betört lauscht die SZ, wenn Pierre Loti mit "Ramuntcho" eine Welt der Gerüche, Farben und des Lichts besingt. Der DlfKultur empfiehlt, Mieko Kawakamis radiaklen Roman "Heaven" auszuhalten. Und die FAZ huldigt dem dtv-Grafiker Celestino Piatti.

03.01.2022 Die SZ weiß zu schätzen, dass Canan Topçu mit ihrem lehrreichen Essay "Nicht mein Antirassismus" auch Brücken schlagen möchte. Der DlfKultur lernt vom Geografen Christian Grataloup, wie die Welt einst auf den Kopf gestellt wurde. Die FR sieht die Luft flimmern unter den Wortwunderwerken, die der Lyriker Gerulf Pannach für die Puhdys, Renfft und andere DDR-Combos zündete. Und die FAZ freut sich über die Wiedernentdeckung von Josephine Teys urenglischem Kriminalroman "Nur der Mond war Zeuge".