
31.10.2015 Die Welt lässt sich vom britischen Historiker Thomas Asbridge in die Welt des Turnierritters und Kämpfers Guillaume le Maréchal ziehen. Die SZ blickt mit Helen Macdonalds "H wie Habicht" verstört aus der Vogelperspektive auf Mensch und Leben. Die NZZ springt mit Karl Heinz Bohrer munter durchs Dionysische. Die FAZ folgt gebannt den Affären einer Hausfrau und lässt sich von Lambert Wiesing zum Luxus anstiften.

30.10.2015 Mit seiner Analyse von Nahtod-Erfahrungen und Jenseitsreisen bringt der Ethnologe Hans Peter Duerr Licht in "Die dunkle Nacht der Seele", meint die FAZ. Mit großem Interesse liest sie außerdem die Tagebücher von Michael Eberth, dem ehemaligen Chefdramaturgen am Deutschen Theater in Berlin. Die SZ bereitet sich lieber mit der Studie "Martin Luther - Lehrer der christlichen Religion" von Reinhard Schwarz als mit Heiner Geißlers Buch "Was müsste Luther heute sagen?" aufs Reformationsjubiläum vor.

29.10.2015 Wie ein Gebet liest sich für die SZ Peter Kurzecks Prosa im nachgelassenen Romanfragment "Bis er kommt". Wer Thomas Mann liebt, sollte vielleicht besser die Finger von Tilmann Lahmes erhellender Biografie der Mann-Familie lassen, seufzt die Zeit. Die NZZ lässt sich von Paolo Giardanos "Schwarz und Silber" ins bürgerliche Milieu Turins führen und liest mit Ralph Dutlis "Die Liebenden von Mantua" eine irrlichternde Persiflage auf Historienkrimis.

28.10.2015 Gebannt und entsetzt liest die FAZ den Briefwechsel zweier skrupelloser Karrierejuristen: Carl Schmitt und Ernst Rudolf Huber. Die FR landet mit Fred Vargas' Kommissar Adamsberg bei Robbespierre. Die NZZ rauscht mit Alexander Demandt durch eine Kulturgeschichte der Zeit, und sie bewundert mit Vasari die Vollendung der Grazie in der Renaissance. Die SZ amüsiert sich mit den Briefen der Wolfskehls an Stefan George.

27.10.2015 SZ und FAZ empfehlen Oleg Chlewnjuks Stalin-Biografie, in der ihnen der schlichte Tyrann in seiner ganz eigenen Kombination aus Unerklärlichem und Horror entgegentritt. Die SZ verehrt zudem Hans Magnus Enzensberger und die FAZ stößt in Gerhard Henschels "Künstlerroman" auf die witzigste Zahnarztszene der Literaturgeschichte. Erschüttert liest die taz Steve Sem-Sandbergs Roman "Die Erwählten". Die NZZ liest fasziniert die Fortsetzung von Jan Koneffkes pommerscher Familiensaga "Ein Sonntagskind".

26.10.2015 "Das schmutzige Geschäft mit der Antike" lohnt sich: Die FAZ lernt von Günther Wessel, dass Kunstschmuggler kaum Konsequenzen befürchten müssen. Die SZ liest beeindruckt Norman Maneas Essay "Wir sind alle im Exil". Die taz preist Bora Cosic' Jahrhundertroman "Die Tutoren" als Riesenpalaver.

24.10.2015 Endlich lässt sich auch in Deutschland Hugo Pratts berühmte Graphic Novel um Corto Maltese wiederentdecken, freut sich die taz. Die FAZ amüsiert sich mit Will Selfs "Leberknödel"-Protagonisten sozusagen zu Tode. Und sie empfiehlt Martin Gayfords Chronik der stürmischen Tage van Goghs und Gauguins. Die FR lässt sich in Serhij Zhadans überraschendes Mesopotamien entführen. Und die SZ fragt mit Astrid Lindgren, ob die Menschheit den Verstand verloren hat.

23.10.2015 Wäre Musik ohne ein bisschen Illegalität am Ende nicht frei geworden, fragt die NZZ mit Stephen Witt. Die taz fährt mit Domestiken und auf den neuen Asterix einigermaßen ab. In der FAZ empfehlen Medizinethiker Medizinethiker und Kirchenhistoriker Kirchenhistoriker ähnlicher Provenienz und Observanz.

22.10.2015 Datenleaks, Twittertauben, Wildschweine und Prügelorgien - endlich wieder ein witziger, schwungvoller Asterix, freuen sich die Kritiker. Die FAZ taucht mit Ismail Kadares Erzählband "Die Schleierkarawane" ein in das Albanien unter der osmanischen Herrschaft. Die SZ begleitet mit Richard Flanagans Roman "Der schmale Pfad durchs Hinterland" australische Zwangsarbeiter beim Bau einer Eisenbahnstrecke in Siam. Die taz reist mit Helene Hanffs Tagebuch ins London der Siebziger. Und die Zeit betrachtet die Welt mit Adolph Menzels Augen aus 1,40 Meter Höhe.

21.10.2015 Tolle Frau, meint Joseph von Westphalen in der FAZ nach Lektüre einer Biografie über Jenny Marx, und das nicht nur, weil sie nicht aus der Familie stammt. Ulrich Raulffs Buch über Pferde eignet sich auch für Schweine-Freunde, findet die NZZ. Dort ist auch Michail Bulgakow am Ende nicht zum Schweigen verdammt. Die SZ fröstelt's in Jörg Baberowskis "Räumen der Gewalt".

20.10.2015 Die FAZ reist mit Karl Schlögel nach Kiew, Charkiw und Donezk und lernt von seinen "Ukrainischen Lektionen", dass auch Städte ermordet werden können. Bei Margarte MacMillan erfährt sie, dass der Versailler Vertrag durchaus ein Erfolg war. Die SZ feiert Bryan Stevenson als einen der größten Bürgerrechtler der USA und empfiehlt vorbehaltlos sein Buch "Ohne Gnade" über die Irrungen der amerikanischen Justiz. Und die FR empfiehlt zur Pflege deutscher Wunden: Lest Eike Geisel!

19.10.2015 Die taz liest Witold Gombrowiczs intimes Journal "Kronos" und erkennt in Promiskuität, Hypochondrie und Depressionen des polnischen Autors die exzentrische Basis für seinen klassisch-intellektuellen Tagebücher. Die FR sucht das Licht in Jan Costin Wagners dunklen Geschichten "Sonnenspiegelung".

17.10.2015 Die FAZ fängt mit Benedetta Craveris Erzählung "Marie Antoinette und die Halsbandaffäre" pornografische Libellen in Paris. In Arthur Miller entdeckt sie den Erzähler. Die NZZ ist ganz higerissen von Zsuzsanna Gahses "elegant aus dem Handgelenk geschüttelten" Texten "Jan, Janka, Sara und ich". Auf ein geteiltes Echo stößt Matthias Nawrat bei taz und FR mit seinem Roman "Die vielen Tode unseres Opas Jurek", der nicht weniger als die Geschichte Polens im 20. Jahrhundert erzählt. Die Welt erfährt bei Peter Pomerantsev, welche Rolle die Medien in Putins postsowjetischem Autoritarismus spielen.

16.10.2015 Einen tiefen Einblick ins Indonesien unter dem Suharto-Regime gewinnt die beeindruckte FR mit Ayu Utamis Roman "Larung". Die SZ empfiehlt Kinderbücher, darunter Jasmin Adams Jugendroman "Felsenmond" und "Wie heißt dein Gott eigentlich mit Nachnamen?" von Jane Baer-Krause und Jan von Holleben. Die FAZ liest den ersten Band von Richard David Prechts "Geschichte der Philosophie" sowie Daniel Fuhrhops Streitschrift "Verbietet das Bauen!"

15.10.2015 Hochaktuell, aber unaufgeregt ist Meral Kureyshis autobiografisch gefärbter Roman über das Heimischwerden einer jungen Kosovarin in der Schweiz, lobt die NZZ. Die FAZ empfiehlt Matthias Nawrats kluge und witzige Geschichte Polens. Die SZ bewundert die intelligente Komposition von Leila Chudoris Roman "Pulang (Heimkehr nach Jakarta)". Die Zeit amüsiert sich über den Hass des 13-jährigen Protagonisten in Frank Witzels preisgekröntem Roman "Die Erfindung der Rote Armee Fraktion..." auf die Spießbürger.

14.10.2015 Fuminori Nakamura ist das nächste große Ding in der japanischen Literatur nach Murakami, prophezeit die Welt. Die FR folgt fasziniert dem Treiben der Prophetin "Tatarinowa" im Petersburg des 19. Jahrhunderts. Die NZZ liest Friedrich Torbergs Roman über das Schicksal eines jüdischen Künstlers in Wien nach dem "Anschluss". Die SZ empfiehlt Paul Noltes leichthändigen Essay über Hans-Ulrich Wehler.

13.10.2015 Wütend, böse und zynisch findet die NZZ Umberto Ecos Roman "Nullnummer" - und hält ihn für einen seiner besten. Transgression ohne Emanzipation erlebt die FR in Charlotte Roches "Mädchen für alles" und fragt, ob das jetzt raffiniert oder reaktionär ist. Bestens unterhält sie sich mit Robert Harris' drittem Cicero-Roman "Dictator". Die SZ wirt Timothy Snyder vor, mit "Black Earth" den Holocaust zur bloßen Chiffre im politischen Diskur zu degradieren. Die heutigen Literaturbeilagen von SZ und taz werten wir in den kommenden Tagen aus.

12.10.2015 Mit großem Vergnügen lauscht die FAZ Christian Vulpius' klassischer Seifenopfer über den Räuberhauptmann "Rinaldo Rinaldini". Die Hörspielversion von Michel Houellebecqs "Unterwerfung" überzeugt sie mit einem starken Sprecherensemble. Die innere Heimatlosigkeit erlebt die SZ in Katharina Hackers Roman "Skip" und kürt ihn zu einem der besten des Jahres. Die FR empfiehlt Alexander Kisslers Schrift "Keine Toleranz den Intoleranten".

10.10.2015 Die taz lässt sich von Ece Temelkuran erzählen, wie die Türkei sich unter Erdogan zu einer muslimisch grundierten Gehorsamsgesellschaft entwickelt. Über die Manns kann man tatsächlich immer noch Neues erzählen, lernen FAZ und Welt von Tilmann Lahmes Familienbiografie. Als very british empfiehlt die NZZ Jane Gardams aus besten Kreisen kommenden "Untadeligen Mann". Und die Welt ist beeindruckt von Silvia Bovenschens Erkundung ihrer Liebe zu Sarah Schumann.

09.10.2015 Mit der "kürzesten Geschichte Europas" hat der australische Historiker John Hirst ein Meisterwerk der Vereinfachung vorgelegt, das jeder heutige und zukünftige Europäer lesen sollte, schwärmt die SZ. Die FAZ freut sich, dass es Werner Busch in seiner Biografie von Adolph Menzel gelingt, die Ambivalenzen im Werk des Künstlers ausgewogen zu behandeln. Mit dem Roman "Alles ist gut" nutzt Helmut Krausser die Literatur als ironisch verkleidete PR in eigener Sache, meint die FR.

08.10.2015 So reines Deutsch und so schön bürgerlich: Die SZ genießt die Erinnerungen des Zeit-Kollegen Ulrich Greiner. Nachdem Timothy Snyder ihr erklärt hat, wie ein Holocaust jederzeit wieder geschehen kann, fühlt sich die FR sehr unwohl. FAZ und FR empfehlen außerdem einen frühen, Fragment gebliebenen Text Hans Joachim Schädlichs über eine Ost-Berliner Taxifahrerin in den Siebzigern. Die heute erschienene Literaturbeilage der Zeit werten wir in den nächsten Tagen aus.

07.10.2015 Die FAZ lernt von Amy Stewart, wie man einen Regenwurm entspannt. Die NZZ vertieft sich in Ralf Nestmeyers Kulturgeschichte "Hotelwelten". Außerdem bespricht sie Kinder- und Jugendbücher, darunter Michael Morpurgos Geschichte über einen kriegsversehrten Großvater und seinen Enkel. Die SZ kentert mit J.J. Abrams' und Doug Dorsts "Schiff des Theseus".

06.10.2015 Der Islamische Staat ist kein Glaubenssystem, sondern eine Propagandamaschine, lernt die SZ von Christoph Reuter. Sehr anregend findet die NZZ Philip Pettits Nachdenken über die "Gerechte Freiheit". Mit seinem Roman "Sophia" gewährt Rafik Schami tiefe Einblicke in die syrische Gesellschaft. Als Dystopie mit Erkenntnisgewinn empfiehlt die FR Heinz Helles Roman "Eigentlich müssten wir tanzen". Die taz liest vergnügt Gerhard Henschels "Künstlerroman".

05.10.2015 Durchaus auf ihre Kosten kommt die FAZ, wenn Christoph Peters in "Der Arm des Kraken" von den Konkurrenzkämpfen zwischen japanischer und vietnamesischer Mafia in Berlin erzählt. Schön unheimlich findet sie auch Jan Costin Wagners Geschichten "Sonnenspiegelung". Die SZ versinkt in Avtar Singhs "Nekropolis" - dem Moloch Delhi.

02.10.2015 Der forensische Psychologe Max Steller offenbart der FAZ die Mängel der deutschen Justiz. Die taz erfreut sich an Doppelbödigkeit und Ambivalenz in Monique Schwitters Roman "Eins im Andern". Für die hingerissene SZ ist Mikael Engströms Kinderbuch "Kaspar, Opa und der Monsterhecht" nicht weniger als ein Kunstwerk. Die Welt ist begeistert von György Dragománs Rumänien-Roman "Der Scheiterhaufen" und Manfred Mittermayers Biografie von Thomas Bernhard.

01.10.2015 In der FR empfiehlt Artur Becker die deutschen Tagebücher Stefan Chwins als eine so ernste wie ironische philosophische Beschäftigung mit den Deutschen. Wer Hammett, Chandler und Highsmith mag, dem werden auch die drei Laidlaw-Krimis des schottischen Lyrikers William McIlvanney gefallen, prophezeit die Zeit. Ebenfalls in Zeit liest ein angeregter und angeregt widersprechender Heinrich August Winkler Udo di Fabios kulturpessimistische Analyse über den "Schwankenden Westen".