30.11.2023 Zum bedächtigen Genießen empfiehlt die Zeit Soren Ulrik Thomsens schmalen Band, in dem der dänische Autor sein Leben in der "Store Kongensgade 23" schildert, aber auch das "Dunkel des inneren Raumes" ausleuchtet. Dlf erfreut sich an der abenteuerlich-aufregenden Fabulierlust in Frank Witzels Erzählungsband "Die fernen Orte des Versagens". Dlf Kultur liest mit angehaltenem Atem den Debütroman des georgischen Regisseurs Temur Babluani, der auch etwas für "die große Leinwand" wäre. Außerdem berauscht er sich an der erzählerischen Originalität in Thomas Willmanns historischem Schauerroman "Der eiserne Marquis".
29.11.2023 Die SZ unternimmt mit Orhan Pamuks Skizzenbüchern einen Augen-Spaziergang am Bosporus. Gebannt folgt sie auch Anja Reich, die ergründet, weshalb das "coolste Mädchen aus Lichtenberg" Suizid beging. Dlf Kultur begleitet mit Asne Seierstad zwei Afghaninnen und einen Taliban-Kämpfer. Und die NZZ reist mit Jonathan B. Losos durch die Evolutionsgeschichte der Katze.
28.11.2023 Einen Meilenstein der Paul-Celan-Forschung hält der Dlf mit Bertrand Badious Bildbiographie in den Händen, die den Dichter nicht nur als Schmerzensmann, sondern auch als Bohemien zeigt. Die FR reist in Alex Schulmans Roman mit dem Zug in den schwedischen Fantasieort Malma, der Fluchtpunkt und Sehnsuchtsort zugleich ist. Die FAZ erfährt von Anita Krätzner-Ebert, wie Menschen zu Spitzeln werden. Und die taz blättert gebannt durch Hanneriina Moisseinens Graphic Novel: eine zeitlose Erzählung über die Wunden, die der Krieg schlägt.
27.11.2023 Die FAZ liest Kinderbücher: Den schüchternen Fridi begleitet sie in Julia Bleskens "Hasenherz". Von David Böhm lässt sie sich erklären, dass Zeit relativ ist und man in einer Minute kein Butterbrot essen kann. In Mark Janssens "Träumer" sieht sie Fabelwesen über die Seiten fliegen. Die SZ bekommt von Markus Roth Antworten auf die 101 wichtigsten Fragen über Antisemitismus. Und die FR brennt für Margaret Atwoods Essays.
25.11.2023 Die FR weiß aus Navids Kermanis und Natan Sznaiders Briefwechsel über Israel, dass alles viel schlimmer geworden ist, aber auch wieder besser werden kann. Die taz empfiehlt Juri Andruchowytschs klarsichtige Essays über den Krieg in der Ukraine. Die FAZ liest zwei spannende Bände über den spektakulären Juwelenraub aus dem Grünen Gewölbe in Dresden. Und Dlf Kultur lässt sich von Carlo Rovelli erklären, dass das Universum wahrscheinlich von weißen Löchern ausgespuckt wurde.
24.11.2023 Die FAZ empfiehlt einen Prachtband über Pompeji mit Fotografien von Luigi Spina. Die SZ lernt von Corine Pelluchon: Hoffnung ist das Gegenteil von Optimismus. Mehr Mut macht ihr Verena Friederike Hasel, die aufzeigt, was wir vom finnischen Schulsystem lernen können. Wie schwer es indes als lesbische Künstlerin im Finnland der Siebziger war, erfährt der Dlf von Pirkko Saisio. Außerdem empfiehlt die SZ Kinder- und Jugendbücher: Als besonderer Schatz gelten ihr die schimmernden Verse in Maria José Ferradas "Als du Wolke warst". Die FR lernt von der Integrationsforscherin Naika Foroutan: Besser als Leitkultur wäre eine Vielfalt der Kulturen.
23.11.2023 Die SZ erfährt in Gunnar Deckers neuer Biografie viel über Rainer Maria Rilkes
Liebesleben und kommt ihm dabei so nah wie noch nie. Mit Adam Thirlwells Roman "Die fernere Zukunft" verliert sie sich mit Protagonistin Celine in den Wirren der Französischen Revolution. Von Bruno
Preisendörfer lernt sie, dass "Sätze, die die Welt verändern" meist von jemand anders stammen als gedacht. Mit Lisa Frischemeiers Bildband sieht sie "Vulvas everywhere". Gabriel Wolkenfeld zeichnet mit "Propagandisten" für den Dlf ein "schockierend intensives" Panorama der russischen Vorkriegsgesellschaft. Und die FAZ macht große Augen angesichts der ungeahnten literarischen Kräfte, die Laurent Mauvignier in "Geschichten der Nacht" freisetzt.
22.11.2023 Die SZ taucht ein in die Welt der klassischen Musik mit den Geschichten, die ihr der Hornist Ofer Waldman erzählt. Mit Maria Gainza zündet sie ein Feuerwerk in der argentischen Kunstfälscherszene. Außerdem empfiehlt sie den zweiten Teil des großen Jahrhundertstimmen-Projekts. Die FAZ vergnügt sich mit 672 Seiten jungmännlicher Sexbesessenheit im neuen Roman von Hallgrímur Helgason. So hat man Annie Ernaux noch nicht gehört, stellt der Dlf nach der Lektüre des Debütromans "Die leeren Schränke" fest. Und die NZZ annonciert Barbara Beuys' Biografie über die jüdische Widerstandskämpferin Mala Zimetbaum.
21.11.2023 Die FR lacht sich kaputt über Barbi Markovics Buch "Minihorror" – und gruselt sich gleichzeitig ein bisschen. Zadie Smith' Roman "Betrug" über einen Hochstapler, der im England des 19. Jahrhunderts die Massen um den Finger wickelt, lässt die NZZ an Donald Trump denken. Die FAZ erfährt aus Helen Ahners Kulturgeschichte der Planetarien, wie die Sternenmaschinen uns im Zeitraffer die Entstehung von Galaxien nachvollziehen lassen. Der Dlf findet in Jörn Leonhards Thesen "Über Kriege und wie man sie beendet" zwar kein Patentrezept für den Frieden, aber eine kluge Darstellung der möglichen Wege dorthin.
20.11.2023 Die SZ lässt sich von Peter Kemper in "The Sound of Rebellion" die politische Geschichte des Jazz erzählen. Von Richard Overys "Weltenbrand" lernt sie, den Zweiten Weltkrieg als Konsequenz des Imperialismus zu betrachten. "Persepolis"-Autorin Marjane Satrapi zeichnet im illustrierten Sammelband "Frau, Leben, Freiheit" für Dlf-Kultur ein Panorama des Protests gegen die islamische Republik. Die FAZ lauscht andächtig, wenn Edgar Selge und Franziska Walser die "Duineser Elegien" von Rilke rezitieren.
18.11.2023 Die FAZ blickt mit Andreas Heinz in das kolonialisierte Gehirn. Die FAS lässt sich von Natasha Lance Rogoff die verrückte Geschichte erzählen, wie die Sesamstraße nach Russland kam. Die FR meint in Durs Grünbeins Roman „Der Komet“ zu sehen, wie die Streubomben über dem Text einschlagen. Die taz nähert sich mit Laure Adler dem Thema „Altern“. Die Angst davor nimmt der taz Jane Campbell in dreizehn feinfühligen Kurzgeschichten. Der Dlf wundert sich nicht, wenn in Bora Chungs bitterbösen Geschichten auch mal ein Kopf aus der Toilette schaut.
17.11.2023 Der Dlf bewundert, wie gut gelaunt pessimistisch Joann Sfar in seiner Graphic Novel den Geist der französischen Rechten entlarvt. Die FAZ dankt Manfred Görtemaker, dass er mit Mythen um Rudolf Hess aufräumt. Die SZ erliegt dem magischen Realismus von Hayao Miyazaki in dessen Helden-Comic "Shunas Reise". Mit Markus Rottmann lernt sie die außergewöhnlichsten Berufe aller Zeiten kennen. Und Dlf Kultur versucht mit Gedichten von Jan Röhnert in Gegenwart von Gestein und Vögeln der Verzweiflung zu entkommen.
16.11.2023 Durs Grünbein wehrt sich in seinem neuen Roman "Der Komet" gegen die Ästhetisierung des Schreckens der Nazi-Diktatur, weiß die Zeit. Außerdem endeckt sie in "Freiheit, Gleichheit - Sinnlichkeit" die erotische Literatur des 18. Jahrhunderts und lernt: Schlüpfriges und Autoritätskritik gingen bei Goethe und Co. Hand in Hand. Die NZZ empfiehlt Maria Kuncewiczowas Prosaband "Zwei Monde" von 1933, der von unerfüllten Wünschen in der polnischen Provinz erzählt. Und die FR berührt es sehr, wie Britney Spears in "The Woman in Me" ihren Kampf für Selbstbestimmung schildert.
15.11.2023 Die FAZ dringt mit Gedichten von Martin Piekar vor in Bereiche jenseits der "hermeneutischen Bequemlichkeit" und entdeckt letzte Zuckungen des Menschlichen. Außerdem stürzt sie sich auf eine neue Edition von Sigfried Giedions "Die Entstehung des heutigen Menschen". Die FR erkennt in Monika Marons Roman "Das Haus", was passiert, wenn alle Gewissheiten verloren gehen. Dlf Kultur empfiehlt Hans-Christian Oesers hervorragende Neuübersetzung von William Thackerays "Jahrmarkt der Eitelkeiten".
14.11.2023 Die SZ schätzt die "stille Neugier", mit der Karl Ove Knausgard in "Der Wald und der Fluss" von seinen Begegungen mit Anselm Kiefer erzählt. Joana Bators Roman "Bitternis", der weibliche Schicksale in Polen schildert, möchte sie am liebsten mit allen Sinnen wahrnehmen. Dlf Kultur wird von Irmgard Keuns tragikomischem Exilroman aus Kinderperspektive zum Nachdenken und Schmunzeln angeregt. Und der Dlf findet Erlösendes in Peter Härtlings späten Gedichten.
13.11.2023 Franci Rabinek Epsteins Bericht über ihre Erlebnisse als tschechische Jüdin in den Konzentrationslagern Auschwitz und Bergen-Belsen bringt Dlf Kultur das Unbegreifliche näher. Die NZZ beglückwünscht Thomas Kramer zu seinem vielschichtigen Essay über Karl May: ein Buch der Versöhnung von europäischer Moderne mit postkolonialen Theorien, frohlockt sie! Die SZ empfiehlt Frank Trentmanns monumentale Mentalitätsgeschichte über die Moral der Deutschen. Die FR lässt sich von Anja Zimmermann über die politische Geschichte der weiblichen Brust aufklären.
11.11.2023 Düster ist Georgi Demidows Roman "Fone Kwas oder Der Idiot" über den Gulag, und dennoch konnte taz-Kritiker Dirk Knipphals ihn nicht aus der Hand legen und empfiehlt die Wiederentdeckung dringend zur Lektüre. Ebenfalls eine Wiederentdeckung: Fanny Lewalds Roman "Jenny", ein Roman über Antisemitismus im Preußen des 19. Jahrhunderts und laut FAS zugleich ein wichtiges literarisches Zeugnis jüdischer und weiblicher Emanzipation. Die NZZ empfiehlt eine Neuausgabre von Rilkes "Duineser Elegien".
10.11.2023 Die FAZ blickt mit Wolfgang Merkel auf die Krise der Demokratie und mit Florian Werner in die Kulturgeschichte der Zunge. Die SZ trifft mit Michael Krüger vergnügt Lyrikerinnen und Lyriker aus aller Welt. Außerdem bewundert sie, wie witzig und klug Ersin Karabulut in seiner Graphic Novel türkische Geschichte seit den Achtzigern festhält. Wie nah Jurij Devetaks Comic-Fassung Boris Pahors "Nekropolis" kommt, erstaunt indes die taz. Dlf Kultur lässt sich von Christopher Clark durch ein Wimmelbild der Revolutionen und von Stefan Mey in die digitale Gegenwelt führen.
09.11.2023 Die FAZ verfolgt in Meryem Alaouis Roman "Pferdemund tut Wahrheit kund" hautnah, wie sich eine junge Frau in Marokko gegen das Patriarchat auflehnt. Die NZZ entdeckt den dänischen Schriftsteller und Nobelpreisträger Henrik Pontoppidan mit dem Band "Kein Tag ohne Spektakel" wieder. Auch der Dlf hebt einen literarischen Schatz: Die Essays der feministischen Aktivistin Suzanne Césaire, die das "unbarmherzige Licht der Ereignisse" auf die Verbrechen des Kolonialismus wirft. Und Dlf Kultur ist verliebt in Chris Lauers Lyrikdebüt "Gut verräumte Sternschnuppen".
08.11.2023 Die FR verkriecht sich mit den Eremiten Matsuo Basho, Kamo no Chomei und Bai Juyi beseelt in die "Klause der Illusionen". Die FAZ lässt sich von Per Leo derweil zu einem äußerst originellen Streifzug durchs Ruhrgebiet einladen. Perfekte Herbstabende verbringt sie mit Christina Viraghs Roman "Montag bis Mittwoch". Dlf Kultur kommt Caspar David Friedrich dank Florian Illies ganz nahe.
07.11.2023 Die SZ liest gerührt die Erinnerungen des kürzlich verstorbenen Schauspielers Peter Simonischek, versammelt im Band "Kommen Sie näher". Die FR schärmt von der Leichtigkeit in den späten Gedichten des Kinderbuchautors Peter Härtling. Die FAZ geht mit dem Protagonisten aus Tim Parks' Roman "Hotel Milano" auf eine Reise nach Italien, die im Angesichts des Todes neues Leben bringt. Und der Dlf ist hin und weg von Joanna Bators Roman "Bitternis" über vier Frauenschicksale in Niederschlesien.
06.11.2023 Die FAZ ist gefesselt von Zoe Becks Thriller "Memoria", in dem die Protagonistin Harriet düstere Visionen plagen. In Gianrico Carofiglios Krimi "Groll" entdeckt sie nicht nur die Realität echter Mafiaprozesse, sondern auch Plutarch und Xavier de Maistre. Helge Schneider schreibt wie er Jazz spielt, freut sie sich außerdem und amüsiert sich köstlich mit seiner neuen Krimi-Satire "Stepptanz". Die NZZ lässt sich von Rainer Hank gerne darüber aufklären "Wie Journalistinnen nach 1945 unseren Blick auf die Welt veränderten".
04.11.2023 Die SZ feiert in Peter Handkes neuem Roman "Die Ballade des letzten Gastes" dessen immense Sprachverliebtheit und originelle Beleidigungen. Die taz entdeckt in Kate Zambrenos Band "Mutter (Ein Gemurmel)" ein reiches Flechtwerk aus literarischen Annäherungen an eine schmerzhafte Abwesenheit. Die FAZ freut sich über eine schön verrückte Geistergeschichte von Alain Mabancko. Über Simon Sebag Montefiores "Familiengeschichte der Menschheit" ist man geteilter Meinung: Ein großer Lesespaß, meint die FR. Zu flapsig, findet Dlf Kultur.
03.11.2023 Die SZ staunt, wie Elisabeth Raffauf in "Wann ist endlich Frieden?" Kindern Fragen zum Krieg beantwortet. Die FAZ empfiehlt Linda Martin Alcoffs Essay aus dem Jahr 1991 als wichtigen Text zur politischen Debatte um den schmalen Grat zwischen Engagement und kultureller Aneignung. Der Dlf Kultur folgt Victoria Kiellands Serienmörderin Belle Gunness durchs Chicago der Jahrhundertwende und lernt in Andreas Pflügers Spionagethriller "Wie Sterben geht".
02.11.2023 Dem Schreibmanschinengeklapper der Erinnerung lauscht die Zeit in Paul Austers neuem Roman "Baumgartner". Außerdem ist sie beeindruckt von Astrid Sys historischem Jugendroman über den niederländischen Widerstand gegen die deutsche Besatzung. Die FAZ arbeitet sich angeregt durch den Gesprächsband von Alexander Kluge und Stefan Aust, der Alltagsgewissheiten radikal in Frage stellt. Der Dlf lobt Hans Haiders großartige Biografie über Ernst Jandl. Und Dlf Kultur beobachtet mit Cal Flyn, wie die Natur "Verlassene Orte" zurückerobert.
01.11.2023 Die Welt geht in die Knie vor der von Mark Davidson und Parker Fishel herausgegebenen Bob-Dylan-Biografie. Als Meisterwerk würdigt die FAZ Deborah Levys Roman „Augustblau“ über eine Pianistin in der Krise. Die FR empfiehlt Armin Nassehis „Glossar der öffentlichen Rede“, um Ordnung ins aktuelle Debattenkarussell zu bringen. Mit Tara M. Stringfellows Debütroman „Memphis“ liest sie ein vielschichtiges „schwarzes Märchen“. Der Dlf entdeckt die Kunst im Inneren des Walbauchs mit George Orwell und Ian McEwan. Und Dlf Kultur preist den neuen Roman von Zadie Smith.