
31.10.2016 Schaudernd taucht die FAZ mit Nicola Lagioias Bari-Roman "Eiskalter Süden" in die mentalen Strukturen des Mezzogiorno. Mit Franz Doblers bemitleidenswerten Kommissar Robert Fallner vergnügt sie sich dagegen ganz prächtig. Die SZ begegnet dem Erzschurken Allen Dulles in David Talbots CIA-Geschichte "Das Schachbrett des Teufels". Und die FR freut sich über den feinen Witz in Gisela von Wysockis Adorno-Roman "Wiesengrund".

29.10.2016 Nach der Lektüre von "Cox" sind SZ und Welt einmal mehr beeindruckt von Christoph Ransmayrs meisterhafter Beschreibungskunst. Die taz verfolgt mit großem Gewinn das Gespräch zwischen J. M. Coetzee und der Psychotherpeutin Arabella Kurtz über Wahrheit und Fiktion. Die NZZ staunt über die sprachliche Verwegenheit von Teresa Präauers Roman "Oh Schimmi". Und die FAZ lässt sich von Hellmut Flashar die anhaltende Aktualität des Hippokrates erläutern.

28.10.2016 Reformatorisch geht es heute zu: Die FR ist weitgehend einverstanden mit der neu revidierten Lutherbibel. Die FAZ liest mit Gewinn Thomas Kaufmanns Reformationsgeschichte "Erlöste und Verdammte" und die Biografie Thomas Müntzers von Siegfried Bräuer und Günter Vogler. Außerdem freut sie sich, dass Catharina Berents und Wolfgang Kemp "Die Steine von Venedig" von John Ruskin wieder ausgegraben haben.
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27.10.2016

27.10.2016 Für die FAZ ist Christoph Ransmayrs Roman "Cox" ein Roman über die Zeit an sich. Außerdem feiert sie die Neuübersetzung zweier Romane Natsume Sosekis. Die NZZ verstrickt sich mit Lust in die raffinierten Vexierspiele der Delphine de Vigan. Die Zeit erfährt von Alec Ash eine Menge über "Die Einzelkinder" Chinas.

26.10.2016 Die FAZ lernt aus zwei Büchern zur deutschen Besatzung Griechenlands, wie schäbig die Entschädigungsfrage geregelt wurde. Mit großem Vergnügen gräbt sie sich durch Jacques LeGoffs Essay über eine "Geschichte ohne Epochen". Die FR liest Ian McEwans Roman "Nussschale" - mit einem Fötus als Erzähler - als aufregend originelle Hamlet-Version. Die NZZ taucht ins Universum Friederike Mayröckers. Die SZ feiert den Glücksfall einer gelungenen Kracauer-Biografie.

25.10.2016 Als tolle Entdeckung feiert die FAZ die Gedichte und Essays der polnischen Dichterin Debora Vogel, die sehr avantgardistisch jiddische Kultur mit neuer Sachlichkeit verband. Bei Judith Butlers "Anmerkungen zu einer performativen Theorie der Versammlung" vermisst sie dagegen den theoretischen Mehrwert. Die SZ liest begeistert und beklommen Richard Flanagans Parabel "Die unbekannte Terroristin". Und die NZZ bewundert John Williams' virtuosen und lebensklugen Roman "Augustus".

24.10.2016 Paul Lendvais scharfer Blick auf "Orbáns Ungarn" jagt der SZ eiskalte Schauer über den Rücken: Europa und die Demokratie werde schwächer, aber Viktor Orban wird immer stärker. Originell und ziemlich erhellend findet die FAZ, wie der Wirtschaftsjournalist Tom Wainwright Lieferketten, Preisgestaltung und Gewaltanwendung im globalen Drogenhandel untersucht. Die Welt wirft mit dem Ex-Junkie Sick einen Blick in die Gosse.

22.10.2016 Die NZZ hat eine neue Bibel: Raoul Schrotts achtbändiges Epos "Erste Erde", das die Entstehung der Welt beschreibt. Die Welt empfiehlt wärmstens Liao Yiwus ersten Roman "Die Wiedergeburt der Ameisen" als Gegenentwurf zur Ära Mao. Großes Lob auch für Michael Hochgeschwenders entmystifizierenden Band über die Amerikanische Revolution. Und dass wir im Zeitalter des Internets auch nicht schlechter schreiben als vorher, lernt die FAZ aus der Studie "Schreiben digital".

21.10.2016 Ganz verzaubert ist die FAZ von Klaus Reicherts Wolkenbuch", das mit Goethe, Turner und Ligeti der Flüchtigkeit huldigt. Auch sehr interessant findet sie, wie Klaus Taschwer den "Fall Kammerer" neu aufrollt. Bestürzt liest die FR Tommy Wieringas Flüchtlingsroman "Dies sind die Namen". Und die SZ empfiehlt Dagmar Leupolds "Witwen" zur Förderung der Geruhsamkeit.

20.10.2016 Beeindruckende Menschenkenntnis und präzise, nüchterne Sprache machen Daniel Kehlmanns raffinierte Spukgeschichte "Du hättest gehen sollen" für die Zeit zu einem Ereignis. Mit großem Interesse nimmt sie sich auch die ersten drei der auf zehn Bände ausgelegten Aufarbeitung der NS-Vergangenheit des BND vor. Die NZZ liest mit großem Gewinn Romane: "Porträt eines jungen Mannes aus alter Zeit" von Hermann Kinder und "Wiesengrund" von Gisela von Wysocki.

19.10.2016 Die SZ verbringt mit Margriet de Moor eine "Schlaflose Nacht" in Gedanken an einen verlorenen Ehemann. Die FAZ lässt sich von Chinua Achebes Roman "Einer von uns" ins Dickicht nigerianischer Machtpolitik der 60er Jahre führen. Die NZZ lernt von Peter Frankopan, dass der Aufstieg des Ostens unvermeidlich ist, kann das aber nicht ganz so genießen wie der Autor.

18.10.2016 Sehr beeindruckt ist die NZZ von Don DeLillos intellektuell und sprachlich höchst artistischen Roman über das ewige Leben "Null K". Vergnügt und wissbegierig setzt sie sich auch mit Sarah Bakewell ins "Café der Existenzialisten". Die SZ hört beklommen Thomas Heises Feature über den Schauspieler Erwin Geschonnek. Die FAZ liest mit Arnon Grünbergs Roman "Muttermale" gleich auch die Erinnerungen seiner Mutter Hannelore Grünberg-Klein.

17.10.2016 Die SZ lernt von Pierre Posanvallon, dass Meinungsumfragen nur in verkümmerten Demokratien Verantwortung und Teilhabe ersetzen. Außerdem folgt sie mit großer Freude Armin Thurnhers bissigen Feuilletons "Ach, Österreich!" und sehr berührt Saul Friedländers Autobiografie "Wohin die Erinnerung führt". Die FAZ liest Kinderbücher, darunter Susan Krellers Geschichten vom charmanten Monster "Schlinkepütz".

15.10.2016 Klug und wichtig findet die SZ, wie Mithu M. Sanyal in "Vergewaltigung" die verschiedenen Aspekte des Verbrechens beleuchtet. Die taz erhebt Achille Mbembes Postkolonialismus-Essays "Ausgang aus der langen Nacht" zur Philosphie unserer Zeit. Die FAZ feiert John Wrays Zeitreise-Roman "Das Geheimnis der verlorenen Zeit". Die NZZ lernt mit Margriet de Moors Novelle "Schlaflose Nacht" die Kunst der Umkreisung. Von den Literaturbeilagen der Welt und FAZ haben wir erst einen Teil ausgewertet, darunter aber eine Eloge auf Gert Maks alteuropäisches Geschichtspanorama "Die vielen Leben des Jan Six" und Jarett Kobeks wütenden Leserkommentar "Ich hasse dieses Internet".

14.10.2016 Nicht Homogenität bedingt die Stabilität eines Gemeinwesens, sondern die Verletzlichkeit des Einzelnen, lernt die FAZ aus Carolin Emckes Essay "Gegen den Hass". Die SZ empfiehlt empfiehlt Thomas Stangls Essays als Einladung zu einer kraftstrotzenden Ästhetik des Widerstands. Außerdem liest sie Kinder- und Jugenbücher aus den Niederlanden: Erzählungen von Bart Moeyaert und Gideon Samsons Tsunami-Roman "Flutlicht".

13.10.2016 Die NZZ versteht Erik Saties Kunst mit der Biografie Tomas Bächlis besser. Die FAZ zieht den Hut vor Richard Russos Roman "Diese gottverdammten Träume" über zwei in einer Kleinstadt miteinander verbandelten Familien. Die SZ geht mit John Burnside durch die Psychiatriehölle, die NZZ mit Amalie Skram. Die Zeit empfiehlt Kinder- und Jugendbücher. Die Literaturbeilage der Zeit werten wir in den nächsten Tagen aus.

12.10.2016 Die FAZ vertieft sich in Uwe Sonnenbergs Geschichte des linken Buchhandels im Westdeutschland der Siebziger. In der FR empfiehlt Oleg Jurjew einen Band des früh verstorbenen russischen Dichters Dmitrij Venevitinov. Die taz amüsiert sich mit allerlei Verschwörungstheoretischem in der Graphic Novel "Ein diabloischer Sommer" von Alexandre Clerisse und Thierry Smolderen.

11.10.2016 Hellauf begeistert ist die FAZ von Emma Braslavskys Roman "Leben ist keine Art, mit einem Tier umzugehen", der sie in die Welt von Molekulbiologen, Bunkerexperten und Kabbalisten führt. Voll auf ihre Kosten kommt sie auch mit dem Abschluss von Pierce Browns "Red-Rising"-Saga. Hellsichtig findet sie auch Bruno Latours Feldforschung im französischen Staatsrat "Die Rechtsfabrik". Elegant und schön findet die NZZ Terezia Mora Erzählungen "Die Liebe unter Aliens". Die taz kommt in Aravind Adigas Roman "Golden Boy" sogar mit Kricket zurecht.

10.10.2016 Gezeichnete Literatur von ungeahnter Tiefe erlebt die taz in Cyril Pedrosas Band "Jäger und Sammler". Die SZ schätzt besonders die Essays im Briefband von Hannah Arendt und Günther Anders "Schreib doch mal hard facts über Dich". Die FAZ folgt Christoph Keese durch "Silicon Germany" und Ernst Mohr zu den sozialen Ränder der Punkökonomie.

08.10.2016 Die Welt liest mit angehaltenem Atem Mario Vargas Llosas Roman um die mediale Vernichtung eines Upperclass-Pärchens. Die SZ ist traurig, weil sie mit "Letzte Freunde" den letzten Teil von Jane Gardams "Old-Filth"-Trilogie gelesen hat. Die taz lernt von Branko Milanovic, wie die Ungleichheit in die Welt kommt und dass noch kein Kraut dagegen gewachsen ist. Die FAZ wühlt sich genussvoll durch 500 Seiten Autobiografie Wolf Biermanns.

07.10.2016 Eine Karriere im Spannungsfeld zwischen Kunst, Idelogie und Rassenverfolgung macht Eva Riegler in ihrer Biografie über die Sopranistin Frida Leider sichtbar, staunt die NZZ. Mit Vergnügen liest sie außerdem den Gedichtband "Helios Transport" von Klaus Merz. Alex Ginos Jugendbuch "George" über einen Zehnjährigen, der sich als Mädchen fühlt, öffnet Augen und Herzen, versichert die SZ. Und die FAZ arbeitet mit Büchern von Jens Westemeier und Ottmar Ette den Fall Hans Robert Jauß auf.

06.10.2016 Die NZZ sucht mit Henri Thomas in London das Unerwartete. Und lässt sich von Frederic Zwicker in ein Altersheim für Demenzkranke führen, wo ein 91-jähriger Spion herumgeistert. Die SZ vermutet mit dem Historiker Peter Frankopan das Zentrum des Weltgeschehens im Osten. Die Zeit gewinnt aktuelle Einsichten aus Ian Kershaws Band über den Höllensturz Europas 1914 bis 1949.

05.10.2016 Die FAZ lernt mit Hamed Abdel-Samad, den Koran säkular und doch spirituell zu lesen. Außerdem begibt sie sich mit Elizabeth Harrowers Roman "In gewissen Kreisen" in die gehobenen Kreise Sydneys in den sechziger Jahren. Die SZ lernt mit Aberto Barrera Tyszkas Roman "Die letzten Tage des Comandante" die literarische Wahrheit über Hugo Chavez. Die taz empfiehlt Thomas Stangls Essays über Literatur in "Freiheit und Langeweile" und die NZZ neue Kinderbücher.

04.10.2016 Die NZZ bewundert, wie John Burnside in seinen Gedichten "Anweisungen für eine Himmelsbestattung" das Diesseits in vibrierende Textur übersetzt. Toll findet die FR, wie Emmanuel Carrére in "Das Reich Gottes" über freakige Frühchristen schreibt: ganz ohne atheistischen Snobismus! Die FAZ empfiehlt Hörbucher, darunter Erich Kästners Geschichten "Der Herr aus Glas" und Sven Regeners rasante Lesung von Kafkas "Prozess".

01.10.2016 Mit "Skandal in Togo" hat Rebekka Habermas einen bahnbrechenden Beitrag zur deutschen Kolonialismusgeschichte vorgelegt, verkündet die taz. Außerdem nimmt sie sich drei Hörbuchadaptionen des "Kleinen Prinzen" vor. Alec Ash gewährt der SZ einen Einblick in die Träume von Chinas junger Generation. Die FAZ freut sich über das Erscheinen von Liao Yiwus erstem Roman. Und die Welt lernt in Martin Sabrows Biografie Erich Honecker als jugendlichen Rebell kennen.