
31.12.2007 Die FAZ lässt sich von Stefan Schleims Band "Gedankenlesen" auf den beängstigenden Stand der Hirnforschung bringen. Außerdem empfiehlt sie dringend Charles Lewinskys wiederaufgelegten Krimi "Johannistag". Die FR führt sich das nicht ganz vollständige Werk Michelangelos zu Gemüte. Die NZZ freut sich, dass die Hermeneutik bei Hans Krämer wieder einen Zugang zur Wahrheit findet. Die SZ beschäftigt sich mit Barack Obama.

29.12.2007 Selig steht die NZZ im "Roten Regen" von Cees Nooteboom und lässt die hier versammelten Erinnerungen und Reflexionen auf sich einwirken. Die FAZ staunt, wie bildgewaltig die Illustratorin Bernice Eisenstein ihre Erfahrungen als Kind von Holocaust-Überlebenden darstellt. Bilder von Karl May genießt die SZ, und zwar in der opulenten Neuauflage der Bildbiografie "Karl May und seine Zeit".

28.12.2007 Die SZ verliebt sich in die Putten von Venedig, denen Rainer Hoffmann ein enthusiastisches und schön betiteltes Buch gewidmet hat: "Im Himmel wie auf Erden". Die NZZ lernt von Miriam Meckels "Das Glück der Unerreichbarkeit", wie man sich dem Kommunikations-Overkill entzieht. Die FR stellt zwei Bücher über 1968 vor. Die FAZ zieht mit Klaus Heinrich der Aufklärung den Stachel des Negativen.

27.12.2007 Die NZZ schildert die Faszination von Daniel Silvas Geheimdienstthrillers "Der Schläfer" - es geht um einen israelischen Geheimdienstagenten a.D. und einen extremistischen Ziehsohn Yassir Arafats. Der SZ imponiert die reflektierte Direktheit, mit der die albanische Fotografin und Autorin Ornela Vorpsi "Das ewige Leben der Albaner" beschreibt. Angenehm unzeitgemäß findet die Zeit "Kurzer Abriss meines Lebens in der mongolischen Steppe", ein Roman der tschechischen Autorin Petra Hulova über ein mongolisches Mädchen, das aus der Steppe in die Stadt kommt. Sehr gelobt wird auch Torben Lütjens Biografie des SPD-Wirtschafts-Superministers Karl Schiller.

24.12.2007 Die SZ lernt in Hans Försters Buch über "Die Anfänge von Weihnachten und Epiphanias", dass die christlichen Feste nicht auf die heidnische Feier des ägyptischen Sonnengotts zurückgehen. Von Andrei Plesu und Giorgio Agamben lässt sie sich in die Angelologie einführen. Die FAZ liest Alex Capus' Kolonial-Roman "Eine Frage der Zeit".

22.12.2007 Die FAZ findet die Blumenzeichnungen von Anita Albus überhaupt nicht anachronistisch, sondern einfach hinreißend schön. Auch Thomas Gsellas Spottgedichte "Der kleine Berufsberater" kann sie wärmstens empfehlen. Die SZ bewundert die Anmut von Andrea Köhlers Essay über das Warten "LangeWeile". Die taz liest fasziniert die Lebenseinsichten der isländischen Elfenbeauftragten Erla Stefansdottir "Lifssyn min".

21.12.2007 Geradezu Mannsche Ironie entdeckt die SZ in Peter Altenbergs exquisiter Prosa "Wie ich es sehe". Auch Niels Werbers "Geopolitik der Literatur" veranlasst sie zu Lobeshymnen. Als sehr aktuellen Text um Schuld, Verstrickung und Projektion liest die FAZ die "Melusine" und ist auch von Virginia Woolfs Briefen begeistert. Die NZZ empfiehlt den anspruchsvollen Band "Konfliktfeld Islam in Europa".

20.12.2007 Die FAZ entdeckt einen Jahrhundertautor wieder: Den Schriftsteller, Komponisten, Übersetzer und Universalgelehrten Jürgen von der Wense. Die NZZ preist die Neuausgabe von Michail Lermontovs avantgardistischen Kaukasus-Roman "Ein Held unserer Zeit". Die FR empfiehlt Eberhard Straubs "Die Furtwänglers" zwar nicht als Biografie, aber als kluge Abhandlung über das Versagen des Bildungsbügertums.

19.12.2007 Die Zeit liest Engelbücher: Von Giorgio Agamben erfährt sie, dass Engel keine lieblichen Geschöpfe, sondern bürokratische Handlanger der Macht sind. Von Andrei Plesu lernt sie, dass man nicht versuchen sollte, sein eigener Schutzengel zu sein. Bei der FAZ schlägt Meir Shalevs Roman "Der Junge und die Taube" ein wie eine "Stahlkugel in einem Marshmellow", und auch die SZ bescheinigt ihm Präzisionsarbeit. Ironie und Melancholie entdeckt die NZZ in György Dalos' Roman einer Jugend im Ungarn der sechziger Jahre "Jugendstil".

18.12.2007 Die FAZ muss vor Mordecai Richlers Roman "Die Lehrjahre des Duddy Kravitz" warnen: Aussteigen schlicht unmöglich. Die SZ befindet zu Frank Göhres wiederaufgelegtem Roman "St. Pauli Nacht": nichts für Leser in kugelsicheren Ohrensesseln. Die NZZ liest einen der ersten Angestelltenromane der Weltliteratur, Italo Svevos neu übersetztes Debüt "Ein Leben". Sehr loben kann sie auch die von Khalid Al-Maaly herausgegebenen Gedichte aus dem Irak "Rückkehr aus dem Krieg".

17.12.2007 Als eigenwilligstes Werk der türkischen Avantgarde preist die SZ Sabahattin Alis Roman aus dem Istanbul der dreißiger Jahre "Der Dämon in uns". Brutalität und Romantik findet die FAZ in Michal Zamirs Roman "Das Mädchenschiff", ein "Asyl der Poesie" in Peter Rühmkorfs "Märchen". Und mit großer Freude nimmt sie Bruno Latours Plädoyer für "Eine neue Soziologie" auf.

15.12.2007 "oberkünftig herles in der grand-/ iche ruchekitt schefft ein nille. der hauret link": Diese Gedichte sind ein Affront, schwärmt die SZ von Ulf Stolterfohts "holzrauch über heslach". Die FAZ preist Elizabeth Bowens Short Stories "Sommernacht", die allerdings eine für die Autorin ungewöhnliche Tendenz zum aufmüpfigen Charakter aufweisen. Die NZZ empfiehlt Ferdinand Schmatz' Roman "Durchleuchtung" als Monument der Sinnlichkeit und des Sinns.

14.12.2007 Die
FAZ liest berührt
Andre Gorz' Geschichte seiner Liebe und seines Lebens "Brief an D." (hier eine
Leseprobe). Die
NZZ verbringt gespannt mit
Abdellah Hammoudi eine "Saison in Mekka". Die
FR fühlt sich erfrischt von
Aurel Kolnais freiem Geist und bestens aufgeklärt von seiner Phänomenologie feindlicher Gefühle "Ekel Hochmut Hass". Die
SZ liest Neues über
Celine.

13.12.2007 FAZ und Zeit freuen sich über Detlef Kuhlbrodts Feuilletons "Morgens leicht, später laut", die von Berlin erzählen und dabei nicht Mitte, sondern Kreuzberg meinen. Sehr bewegend findet die Zeit auch Peer Hultbergs Roman "Eines Nachts". Die SZ attestiert György Dalos' Roman "Jugenstil" moralische Tiefgründigkeit und literarische Höhe. Außerdem liest sie den inzwischen siebten Band von Harry Graf Kesslers Tagebüchern.

12.12.2007 Melancholie und Trauer findet die NZZ in Richard Swartz Anthologie südosteuropäischer Autoren "Der andere nebenan". Restlos begeistert ist die FAZ von Martin Cruz-Smith' Thriller "Stalins Geist", der das Russland der Tschetschenienkriege heimsucht. Und die SZ amüsiert sich bestens mit Ali Magoudis "Mitterrand auf der Couch".

11.12.2007 Die SZ schätzt nicht nur die liebevolle Nüchternheit von Zvi Yavetz' "Erinnerungen an Czernowitz", sondern auch seinen deftigen Humor. Jörg Friedrichs Buch über den Koreakrieg "Yalu" fällt dagegen bei ihr als Hohltransport auf ganzer Linie durch. Die NZZ liest gespannt Salim Alafenischs Roman "Die Feuerprobe" und Arno Schmidts Briefwechsel mit Kollegen.

10.12.2007 Dringend empfehlen muss die SZ die Erinnerungen des Schriftstellers Ivan Ivanjis an seine Zeit als "Titos Dolmetscher". Sehr schön findet sie auch Anita Albus' Pflanzenbuch "Das botanische Schauspiel". Die FAZ schwärmt von Michael Schneiders Roman über den hinreißendsten Hochstapler des 18. Jahrhunderts "Das Geheimnis des Cagliostro".

08.12.2007 Noch ist Polen nicht erklärt, wenn man dem "Alphabet der polnischen Wunder" und der taz glauben darf, die das Lexikon abseits aller Klischees wärmstens empfiehlt. Die FAZ begibt sich mit Jan Siebelink in die Niederlande der Siebziger, die es so nicht mehr gibt. Die NZZ lässt ihr Zwerchfell durch P.G. Wodehouses autobiografischen Ausschweifungen erschüttern. Und die SZ ist dankbar, endlich aus erster Hand etwas über Alexander von Humboldts Reise durch Deutschland im Herbst 1789 zu erfahren.

07.12.2007 Die SZ hält zwar Stendhals "Kartause von Parma" für einen schlechten Roman, aber großartig neuübersetzt von Elisabeth Edl. Von Kim Christian Priemel fühlt sie sich dagegen sehr präzise über die schmutzigen Geschäfte des Flick-Konzerns informiert. Die FAZ lobt Niels Werbers kreative Lektüren in "Die Geopolitik der Literatur". Und die NZZ beschäftigt sich mit Schweizer Schokolade.

06.12.2007 Die
FAZ lobt
Peter Webers Roman "Die melodielosen Jahre", der ganz und gar nicht nostalgisch vom Fall der Mauer und dem Verschwinden der Melodien im neuen Europa erzählt. Die
SZ stellt nach dem neuen Roman "Die Offenbarung" erleichtert fest, dass
Robert Schneider doch keine reine Kitschnudel ist. Unsere Auswertung der heutigen
Zeit-Literaturbeilage finden Sie
hier in Kürze.

05.12.2007 Die FR hat parfümierte Prosa und humorfreie Ironie gehört - in der zehn CDs umfassenden Audioversion von Thomas Manns "Doktor Faustus" mit Musik von Hermann Kretzschmar. Die FAZ begibt sich mit Peter Hobbs' "Am Ende eines kurzen Tages" in die Zinkminen von Cornwall. Und die NZZ folgt gespannt Kirsten Boie ins Jahr 1492 und mitten in die "Alhambra".

04.12.2007 Als Buch von hoher Intelligenz und seltener Schönheit preist Kurt Flasch in der NZZ Andrea Köhlers Meditation über das Warten "Lange Weile". Die FAZ erlebt in Robert Grays Gedichten "Schwindendes Licht" einen schockierenden Frieden. Zur Wut aufgerufen fühlt sich die FR von Dorothee Beck und Hartmut Meine, die in "Armut im Überfluss" auch den oft verschleierten Reichtum in Deutschland enthüllen. Die SZ liest mit Hingabe "Das Buch der vierzig Hadithe".

03.12.2007 Vor 150 Jahren wurde Joseph Conrad geboren. Die SZ empfiehlt Elmar Schenkels Biografie "Fahrt ins Geheimnis", die Conrad zwischen Kafka und Kipling verortet. Auch die Lesung von "Herz der Finsternis" durch Extremschauspieler Manfred Zapatka hat ihr gut gefallen. Für seine "Bekenntnisse" attestiert sie Nicolas Sarkozy Esprit und einen passablen Stil. Die FAZ begeistert sich für das "Störfeuer der Synkopen" in Gerlind Reinshagens Buch über Gertrud Kolmar "Die Frau und die Stadt". Von David Buss' "Der Mörder in uns" lernt sie, dass wir rein genetisch aufs Töten programmiert sind.

01.12.2007 "Wahre die Wahrnis, / denn sie ist die Sparnis" - einiger Aussetzer zum Trotz kann Heinz Schlaffer in der SZ den Gedichten Martin Heideggers viel abgewinnen. Georg Klein stellt nach Lektüre des Briefwechsels von Arno Schmidt fest: großer Schriftsteller, großes Ekel. Die FAZ findet Überraschungen in Reclams großem Buch der deutschen Gedichte. Die taz verfolgt begeistert den endgültigen Niedergang des Berliner Großbürgertums in Philipp Tinglers Debütroman "Fischtal".