
31.07.2007 Die SZ lobt Tomi Mäkeläs Studie zu Jean Sibelius "Poesie in der Luft", die den finnischen Komponisten überzeugend gegen die Nörgler und hämischen Kritiker in Deutschland verteidige. Im Briefwechsel mit Max Horkheimer begegnet die taz einem ziemlich gehässigen Theodor W. Adorno. Der NZZ ist Paula Fox' neuer Roman "Der Gott der Albträume" durch und durch gegangen. Sehr berührt zeigt sie sich auch von der Sprache der Sterblichkeit in Norbert Hummelts Gedichten "Totentanz". Die FAZ begibt sich mit Julien Green in zwielichtige Psycholabyrinthe.

30.07.2007 Das jüngste Gericht, die Menschwerdung Gottes, die stillende Muttergottes mit ihrem Kind - alles Erfindungen der Ägypter, lernt die FR aus Jan Assmanns Band "Erinnertes Ägypten". Die NZZ kommt mit Lektüre von Roberto Savianos spannender Reportage "Gomorrha" Anziehungskraft, Geschäften und Methoden der Mafia auf die Spur. Die SZ empfiehlt Heinrich Deterings kluges Reclam-Heft über Bob Dylan. Die FAZ stellt zwei Bücher aus dem Inneren islamischer Gesellschaften vor: Marina Nemat berichtet in "Ich bitte nicht um mein Leben" von ihrem Leben als verfolgte Christin im Iran. Und Betsy Udink beschreibt in "Allah und Eva" die Unterdrückung der Frauen in Pakistan.

28.07.2007 "Ach Glück" heißt
Monika Marons neuer Roman (
Leseprobe). Statt Leidenschaft gibt es nur noch
Hoffnung auf Momente von Glück, meint die
NZZ, erliegt aber dem Charme der mit Senf bestrichenen
zarten Haxen Eleonore Carringtons. Die
SZ stellt überrascht fest, dass
G.K. Chestertons Pater-Brown-Geschichten
echte Literatur sind. Die
taz empfiehlt die Essays des
strukturalistischen Marxisten Etienne Balibar aus den achtziger und neunziger Jahren: keine leichte Lektüre, aber lohnend. Die
FAZ amüsiert sich über
Lilian Faschingers herrlich
bösen Blick auf Wien in "Stadt der Verlierer".

27.07.2007 Die FAZ begeistert sich für Olivier Adams Romandebüt "Keine Sorge, mir geht's gut", das der französischen Banlieue endlich eine literarische Heimat gebe, wenn auch eine triste. Im "Lexikon des Unwissens" von Kathrin Passig und Aleks Scholz erfährt sie viel über Flussaale und Kugelblitze. Sehr interessant findet sie auch ein Buch von Stanislaw Ciesielskis über die gewaltsame Westverschiebung Polens. Die SZ schwärmt von den Reisereportagen Jan Nerudas, der über München und Berlin die Nase rümpfte, aber bei den Straßenhunden von Konstantinopel Feuer fing. Und die NZZ versinkt in Ashley Kahns Geschichte des Jazz-Labels "Impulse!".

26.07.2007 Souveräne Ironie, Tempo und märchenhaftes Grauen: Die Zeit amüsiert sich prächtig mit Alexandre Dumas' hierzulande verkannter Satire "Kapitän Pamphile". Über F.W. Bernsteins "Superfusseldüse" jubelt sie gar: "Sinnverlust ist Lustgewinn!" Die NZZ preist die Gedichte "Gefährliche Launen" der rumänischen Lyrikerin Nora Iuga und ihre Fährigkeit, "in zwei Himmeln gleichzeitig zu atmen". Die FR empfiehlt Helga Grebings "Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung".

25.07.2007 Viel Neues ist heute nicht zu entdecken: Die FAZ ist von Grigori Paskos russischem Gefängnistagebuch "Die Rote Zone" ebenso beeindruckt wie deprimiert. Die SZ liest mit großem Interesse die Essays "Keiner zu Hause" der kroatischen Weltbürgerin Dubravka Ugresic. Die NZZ würdigt Luc Boltanskis "Soziologie der Abtreibung", die ihr die Augen für einige anthropologische Widersprüche geöffnet hat. Lob geht schließlich auch an Oliver Hilmes für seine Biografie der "Herrin des Hügels", Cosima Wagner.

24.07.2007 Die SZ jubelt über den Band "Die Simpsons und die Philosophie", mit dessen Hilfe sie endlich den Unterschied zwischen Husserls Epoche und Heideggers Kehre begriffen hat. Auch Howard Zinns sehr linke "Geschichte des amerikanischen Volkes" kann sie empfehlen. Die NZZ freut sich über die Neuauflage von Selma Lagerlöfs Roman "Die Geschichte von Gösta Berling" und P.J. O'Rourkes "Reisen in die Hölle". Und die FAZ findet nach Lektüre von Wolfgang Matz' Essay "1857" Stifter genauso modern wie Flaubert und Baudelaire.

23.07.2007 Die SZ sichtet die mittlerweile mannigfaltige Literatur über den alliierten Luftkrieg gegen Deutschland und kürt einen Gewinner: die instruktiven "Berichte aus der Abwurfzone", verfasst von unbekannten ausländischen Häftlingen bis zu Prominenten wie Edward Murrow oder Kurt Vonnegut. Die FAZ lernt vom Müßiggang-Papst Tom Hodgkinson, wie man genussvoll lebt, und von Hanno Schmidt, wie man richtig schläft.

21.07.2007 Als eine geniale Tragödie der Verkennung preist die FAZ Ian McEwans Roman "Am Strand", in dem eine junge Liebe an Verlangen, Scham, Schuld und Ekel zerbricht. Auch die taz hat das Buch sehr berührt. Uneinigkeit herrscht dagegen über Richard Fords Roman "Die Lage des Landes": Die SZ lobt Klugheit und Sarkasmus, die FAZ findet ihn immerhin noch verdienstvoll, die FR einfach nur unlesbar langweilig. Die NZZ erklärt Armin Senser nach seinem Gedichtband "Kalte Kriege" zum aufregendsten Lyriker unserer Tage. Die taz kann außerdem noch Neil Beltons Roman über das Irland während des Zweiten Weltkriegs "Ein Spiel mit geschliffenen Klingen" empfehlen.

20.07.2007 Als vollmundig und treffsicher lobt die FAZ die in "Gonzo Generation" versammelten Reportagen, Essays und Short Stories von Hunter S. Thompson. Voll und ganz empfehlen kann sie auch Gerhard Amendts anschauliches, kluges und ausgezeichnet erzähltes Buch über "Scheidungsväter". Die SZ begeistert sich für Sean Rowes Debüt "Traumschiff", das von ziemlich viel krimineller Energie angetrieben wird. Und die taz empfiehlt Arnt Cobbers Interviewband mit den Frontfrauen des deutschen Pops "Wir sind jetzt!".

19.07.2007 Zeit und FAZ preisen die Kriegsberichte "Zwischen Erdbeben" des schillernden und ebenso sozialrevolutionären wie reaktionären Schriftstellers Curzio Malaparte, der heute vor fünfzig Jahren starb. Seufzend liest die Zeit auch das nachgelassene Romanfragment "Die Tournee" von Jörg Fauser, der schreiben konnte wie Raymond Chandler! Sehr instruktiv findet die NZZ Marc Angelils kritische Essays zur zeitgenössischen Architektur "Indizien". Die SZ weiß zu schätzen, wie unökonomisch Joyce Carol Oates ihren Roman "Niagara" erzählt.

18.07.2007 Die FAZ goutiert die "Vorlesungen über die Esskunst" des Genussphilosophen Antonius Anthus, würde allerdings nicht unbedingt Kapernsalat zum Wildschwein empfehlen. Die SZ unterstützt Richard Münchs Angriff auf die deutsche Hochschulpolitik "Die akademische Elite". Die NZZ begeistert sich für Julia Voss' Studie über "Darwins Bilder". Und die FR lässt sich von Astrid Paprottas Krimi "Feuertod" ins Herz der Frankfurter Dunkelheit führen.

17.07.2007 Very british findet die SZ den Humor in Paul Tordays intelligent-absurdem Unterhaltungsroman "Lachsfischen im Jemen". Die NZZ preist noch einmal Wojciech Kuczoks bereits hochgelobtes Desillusionierungsdrama "Dreckskerl". Die FR blättert in einem Hochglanzband zur Geschichte der Vogue und stellt Volker Hilmes' Biografie der "Herrin des Hügels", Cosima Wagner, vor. Sehr beachtlich findet die FAZ Jürgen Försters Studie "Die Wehrmacht im NS-Staat", die beweise, dass die Wehrmacht nicht nur Stütze, sondern Fundament des NS-Regimes war.

16.07.2007 Die FAZ feiert Michael G. Fritz' deutsch-deutschen Roman "Die Rivalen", wobei sie nicht nur seinen sprachlichen Wohlklang genießt, sondern auch den ihm entspringenden Odeur von DDR-Deo und Stasi. Sehr gelobt werden auch Wilfried Strohs altsprachliches Hohelied "Latein ist tot, es lebe Latein!" und ein Plädoyer für das Faksimile "Bilder der Handschrift". Die SZ empfiehlt Karl Lauterbachs radikale Sozialsystemkritik "Der Zweiklassenstaat" und Anselm Haverkamps Untersuchung der "Metapher".

14.07.2007 Sommerloch. Kaum Besprechungen heute. Immerhin: Die taz las mit großem Gewinn Zvi Yavetz' "Erinnerungen an Czernowitz". Außerdem stimmt sie in den Chor der begeisterten Kritiken für Richard Fords neuen Bascombe-Roman "Die Lage des Landes" ein. Die FAZ erfreut sich an Ingo Arndts atemberaubenden Fotoband "Affen in der Wildnis". Die NZZ feiert die neue Zürcher Bibel.

13.07.2007 Die
FAZ genießt
Paul Tordays sehr komischen Roman "Lachsfischen in Jemen" als ironischen Abgesang auf eine Welt, in der
Fisch und Mensch noch Träume haben (hier eine
Leseprobe). Hin und her gerissen ist sie über
David Helds Versuch, in seinem Buch die
soziale Demokratie als
globales Modell zu etablieren. Die
SZ verschlingt
Jan Costin Wagners neuen abgründigen Krimi "Das Schweigen". Die
FR liest
Imre Kertesz' Essays "Opfer und Henker".

12.07.2007 Als schmalen Roman mit großer Wucht feiert die Zeit Mireille Geus' Jugendroman "Big" über ein wirklich böses Mädchen. Gut gefallen hat ihr auch Tim Wynne-Jones' "Dieb im Haus der Erinnerung". Richard Fords neuer Roman "Die Lage des Landes" enttäuscht dagegen ihre hohen Erwartungen. Die FAZ ist sehr beeindruckt von Yi Chong-Juns allegorischen Roman "Euer Paradies" über die Militärdiktatur Park Chung Hees. Die NZZ ist berührt von Andrew Millers Roman "Die Optimisten". Die SZ findet lobende Worte für Andre Hilles Reisegeschichten aus Schlesien "Erzähl mir vom Land der Birken".

11.07.2007 Die NZZ liest mit großem Vergnügen Martin Mulsows Studie über Libertinage und Blasphemie in der Frühen Neuzeit "Die unanständige Gelehrtenrepublik". Die SZ erkennt in Jachym Topol den interessantesten Autor des gegenwärtigen Tschechiens und in seinem Roman "Zirkuszone" viel dissidente Aufmüpfigkeit. Gefallen hat ihr auch Clare Allans Roman "Poppy Shakespeare". Die FAZ empfiehlt Horst Petri und seine Familienratschläge "Bloß nicht zu viel Liebe". Die FR freut sich über eine Edition von Briefen Nicolas Borns.

10.07.2007 taz und NZZ preisen Jürgen Beckers Gedichtband "Dorfrand mit Tankstelle", der tatsächlich so gut sei wie sein Titel. Die NZZ feiert außerdem Steven Halls fulminanten Roman "Gedankenhaie", in denen unter anderem ein Konzeptfisch eine entscheidende Rolle spielt. Die FR kann Mike Davis' "Geschichte der Autobombe" sehr empfehlen, die mit Budas Rache für den Tod der Anarchisten Sacco und Vanzetti ihren Anfang nahm. Die FAZ liest Briefe von Hermann Broch an Paul Federn, in denen es eigentlich nur um eins geht: "Frauengeschichten". Und die SZ stellt die neusten Comic-Zeichnerinnen aus der Schweiz vor.

09.07.2007 Berührt und ergriffen ist die SZ von Monika Rincks Essay "Ah, das Love-Ding", der zugleich Roman, Gedicht und Philosophiegeschichte der abendländischen Beziehungslogik sei. Unterhaltsam und lehrreich findet sie auch die "Schriften zur Musik" des Komponisten Manfred Trojahn. Die FAZ übt sich mit Andre de Guillaumes Handbuch zur "Weltherrschaft für Anfänger".

07.07.2007 "Palermo sehen und sterben", ruft Roberto Alajmo und die SZ folgt gerne. Die NZZ reist mit Jan Neruda zum Abschluss der Tschechischen Bibliothek nach Paris, Konstantinopel und Judäa. In Putins Modernisierungsdikatur ist kein Platz für Ziviles, lernt die FAZ von Roland Haugs Porträt der "Kreml AG". Christopher Marlowe als Geheimagent in prekärer Lage versüßt der taz dieses kühl-nasse Wochenende.

06.07.2007 Für einfach sensationell hält die FAZ Richard Pares Band "Verlorene Avantgarde" über Russische Revolutionsarchitektur von Moskau über Baku bis Sotschi. Als "Poesiekrimi" lobt sie Albert Ostermaiers am Film noir angelehnte Gedichte "Polar". Die SZ preist Hilary Spurlings Monografie des Künstlers Henri Matisse als ganz hervorragend geschrieben und verlockend ausgestattet.

05.07.2007 Die FAZ jubelt den Revolutionären der Comicwelt zu: Patrice Killoffer und Paul Hornschemeier, die ihr Genre gerade gehörig umwälzen. Außerdem verteidigt sie den baskischen Autor Bernardo Atxaga und seinen Roman "Der Sohn des Akkordeonspielers" gegen seine spanischen Kritiker. Die NZZ lobt György Konrads "Buch des Kalligaro" als ziemlich lässig. Die SZ liest den "erotische Pepys", wie ihn uns Helmut Krausser präsentiert. Die taz staunt, dass nicht schon vor Luc Boltanski jemand auf die Idee gekommen ist, eine "Soziologie der Abtreibung" vorzulegen. Und die FR empfiehlt Louise Richardsons interessante Studie "Was Terroristen wollen".

04.07.2007 Die FAZ amüsiert sich Frank Kelly Richs Trinker-Handbuch "Die feine Art des Saufens", das in der deutschen Übersetzung allerdings bedeutend derber daherkomme als das amerikanische Original. Die SZ gelangt über Arnold Stadlers Roman "Komm, gehen wir" zu der nüchternen Erkenntnis, dass Liebe und Glück nur ein großer Witz sind. Sehr beeindruckt ist sie auch von Maria Barbals wuchtigem Erstlingswerk "Wie ein Stein im Geröll".

03.07.2007 Hellauf begeistert ist die
NZZ von
Jachym Topols ausgesprochen klugem Roman "Zirkuszone", der vom
Prager Frühling und seiner Niederschlagung als ausweglosen
bösen Karneval erzählt. Sehr gelobt werden auch Theodor Nüssleins Neuübersetzung von
Ciceros Schrift "Über den Redner" und noch einmal
Navid Kermanis subtiler Roman "Kurzmitteilung (hier eine
Leseprobe). Die
SZ preist
Karlheinz Lüdekings Kunstessays "Grenzen des Sichtbaren" und kann auch Klaus Bringmanns Biografie des Kaisers
Augustus empfehlen.

02.07.2007 "Keine Methode, keine Manier. Wie Gott": Die FAZ geht vor den Gedichtband "Heilige Kühe" des Australiers Les Murray schlichtweg in die Knie. Dank Gerd Gigerenzers "Bauchentscheidungen" weiß sie nun, dass einen die Intuition weiterbringt als der Verstand. Die SZ schwelgt in George Meredith' leidenschaftlicher Liebesgeschichte "Die tragischen Komödianten". Außerdem stellt sie Politische Bücher für Jugendliche vor. Die taz liest alte, aber aktuelle Filmkolumnen von Frieda Grafe.