
31.08.2017 FAZ, FR und Zeit ziehen den Hut vor Simon Werles neuer Übersetzung der "Fleurs du Mal". Die FR durchlebt mit Ulla Hahn von einmal die Wirren von 1968. Die NZZ vertieft sich in Michael Hagemeisters Rekonstruktion des Berner Prozesses um die "Protokolle der Weisen von Zion". Die Zeit taucht in Jonathan Voges' Kulturgeschichte des Heimwerkens in der Bundesrepublik Deutschland.

30.08.2017 Die FAZ liest gebannt den letzten Teil von Ulla Hahns "Lommer jonn"-Zyklus. In Lewin Westermanns Gedichten rast sie mit Achill durch den Kosmos und begegnet Paul Celan und Marina Zwetajewa. Die SZ erntet in Emmanuel Carreres russischem Roman Lektürefrüchte aus allerhand Ereignisgestrüpp. Ergriffen liest die NZZ Richard Fords Memoir über seine Eltern. Mit Pawel Salzmann beobachtet sie den Menschen am Rander der Menschlichkeit aus den Augen zweier Welpen. Un die taz lauscht den polyphonen Erinnerungen von Jonas Hassen Khemiri.

29.08.2017 Die SZ emfiehlt nachdrücklich, wieder Leonard Gardners Roman "Fat City" zu lesen, dessen Helden es gerademal in die Vorkämpfe schaffen. Anschließend entschleunigt sie mit den Haikus von Ryszard Krynicki. Die FR feiert die dänische Lyrikerin Pia Tafdrup, deren Gedichte nun endlich auch auf Deutsch zu lesen sind. Und selbst die FAZ schwärmt von Virginie Despentes: Ihre Wut ist scharf, echt und analysefrei.

28.08.2017 Die FAZ liest in Angie Thomas' klugem Debütroman über den Fall eines schwarzen Jungen, der von einem weißen Polizisten erschossen wird. Außerdem entdeckt sie ein neues Kinderbuch von Siegfried Lenz. Die SZ erlebt mit Schaudern, wie in Maren Wursters Roman "Das Fell" eine Frau zum Tier wird. Mit Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar-Eisenach begibt sie sich auf eine faktenreiche Reise durch Nordamerika. Und die FR schwelgt in Zeichnungen von Cy Twombly.

26.08.2017 Die Kritiker streiten über den neuen Ferrante: Jahrhundertepos, jubelt die taz, brillant, aber konventionell, meint die NZZ, gefühlsduselig, findet die FAZ. Die Welt lässt sich von Virginie Despentes' lebensprallem "Vernon Subutex" durch die schroffen Abgründe der französischen Gesellschaft führen. Die SZ liest Ismail Kadares Roman "Die Verbannten" als Variation auf Orpheus und Eurydike. Die taz begegnet in Reinhard Kleists Graphic Novel allen Song-Leichen von Nick Cave, gruselt sich mit Tilman Jens vor Stephen Bannon und lernt von MC Jürgen Kaube "Die Anfänge von allem" kennen. Die FR liest die Liebesgeschichte zwischen Theodor Storm und Doris Jensen. Und die NZZ lässt sich von den Gedichten des Bestattungsberaters Charles Berthouzoz sanft erschüttern.

25.08.2017 Die FAZ streift mit Janos Steckovics durch die visionären Gärten von Wörlitz und lässt sich von Bazon Brock über die geistesgeschichtlichen Hintergründe aufklären. Bei Rüdiger Lohlker lernt sie die verschiedenen Strömungen des Salafismus kennen. Die FR findet John Boynes neuen Roman über einen Jungen, der sich von Hitler verführen lässt, unangenehm aktuell. Die SZ lässt sich von Michael Roes die Liebesgeschichte zwischen Hans Hermann von Katte und Kronprinz Friedrich erzählen. Und die NZZ lacht über Christoph Höhtkers böse Abrechnung mit Psychotherapeuten.

24.08.2017 Die Zeit liest gebannt den dritten Teil von Elena Ferrantes erstaunlich postmoderner Neapel-Saga. Außerdem freut sie sich, wie Ronen Steinkes "Muslim und die Jüdin" die Nazis an der Nase herumführen. Die FAZ entdeckt in Leila Slimanis Roman "Dann schlaf auch du" ein messerscharfes Sittenbild der französischen Gesellschaft. Mit Tom Drury reist sie nach "Grouse County". Die FR lässt sich von Joseph Andras an die Greueltaten der französischen Armee im Algerienkrieg erinnern. Und die SZ sucht mit Clemens Escher die deutsche Nationalhymne.

23.08.2017 Die FAZ lässt sich von Andreas Mayer in die Psychoanalyse einführen und von Tore Renberg die Liebe erklären. Die FR reist mit Olivier Adam an die Côte d'Azur und verirrt sich in der "Summe aller Möglichkeiten" des Lebens. Bewegt liest sie Briefe von Victor Klemperer. Die NZZ lernt mit Michael Köhlmeier das Denken des Heiligen Antonius von Padua kennen. Und die SZ staunt, wie Thomas Lehr in seinem Roman "Schlafende Sonne" Astrophysik mit Karl Marx verbindet.

22.08.2017 Die NZZ lernt von Lydia Davis, ein Wörterbuch niemals so schlecht zu behandeln wie ein Kind. Die SZ lässt sich von Ijoma Mangold daran erinnern, wie faszinierend deutsche Schalterbeamte einst waren. Nicht neu, aber richtig findet die FAZ, wie Naomi Klein die Markenbildungsstrategie des Präsidenten Donald Trump analysiert. Bedenkenswert findet sie auch Alexander Betts und Paul Colliers Ruf nach einer neuen Flüchtlingspolitik.

21.08.2017 Die FAZ freut sich über eine neue Übersetzung von Gabriel Garcia Marquez' Roman "Hundert Jahre Einsamkeit" und bespricht neue Hörbücher: Am besten gefällt ihr, wie subtil Miss Piggy in Elfriede Jelineks "Am Königsweg" Trump basht. taz und FR sind sich einig: Colson Whiteheads Geschichte einer jungen Sklavin ist ein Meisterwerk, schwärmen sie. Die SZ lässt sich von Peter Hayes den Holocaust erklären. Außerdem liest sie einen raffinierten Anti-Grisham. Die FR folgt lieber Henning Mankells Anti-Wallander durch Afrika.

19.08.2017 Als humane Schwester von Michel Houellebecq feiert die SZ Virginie Despentes, die in einem großen Abstiegsroman vom "Leben des Vernon Subutex" berichtet. Klug, einfühlsam und bedeutend findet die taz Edouard Louis' "Im Herzen der Gewalt". Scharfsinnig findet die taz auch Charlotte Klonks Blick auf die visuelle Logik des Terrors. Die Welt feiert Thomas Lehrs Roman "Schlafende Sonne" als großen poetischen Roman voller Geistesgeschichte. Die NZZ freut sich über die Wiederauflage von Samuel Selvons Klassiker "Die Taugenichtse", die FR liest Iman Humaidans Libanon-Roman "Fünfzig Gramm Paradies".

18.08.2017 Die FAZ taucht in Japans Unterwelt und erfährt: Die Yakuza haben ein Nachwuchsproblem. Mit Albert Schlicht fragt sie: "Gehört der Islam zu Deutschland?" Die SZ lernt Christine Lavant in ihren "Aufzeichnungen aus dem Irrenhaus" als Wiedergängerin von Dostojewski kennen, vor deren Gedichten man sich in Acht nehmen sollte. Die FR staunt über die Schamlosigkeit von Stefanie Sargnagel. Und die Welt verkündet: Nach zehn Jahren gibt es ein Wiedersehen mit Uwe Tellkamps Turmgesellschaft.

17.08.2017 Mit Faszination liest die NZZ Peter Browns "Der Schatz im Himmel", eine zugleich gut lesbare und maßgebliche Studie über die Zeit zwischen Spätantike und Mittelalter. Der Zeit machen Thomas Wagners "Angstmacher" vor allem aus einem Grund Angst: wegen Nähe zwischen den Extremen. Bei Colson Whitheads Roman "Underground Railroad" meldet die Zeit Bedenken an. Die FR bewundert die diskrete Sprachkunst Birgit Vanderbekes.

16.08.2017 Die FAZ blättert begeistert durch den Katalog zur Fotoausstellung New Documents von 1967, mit den Aufnahmen von Diane Arbus, Lee Friedlander und Gary Winogrand. Die FR erlebt mit Miljenko Jergovics "Unerhörter Geschichte meiner Familie" den Wechsel Bosniens vom Osmanischen ins Habsburgische Reich und weiter bis in die Gegenwart. Die NZZ liest mit Patrick Flanerys "Ich bin niemand" ein Porträt der Überwachungsgesellschaft Amerikas.

15.08.2017 Die FR lernt mit Jörg-Uwe Albigs, die Plattenbauten der ostelbischen Steppe zu lieben. Auch die FAZ reist mit dem Architekturband "Urban Eurasia" durch postsowjetische Monostädte. Außerdem lässt sie sich vom norddeutschen Blau in Doris Runges Gedichten verzaubern. Muskeln und Sehnen bewundert die taz auf den Fotografien von Maxime Ballesteros. Im neuen Spezial zu Spirou & Fantasio sieht sie schon jetzt einen Klassiker.
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14.08.2017

14.08.2017 Groß, unerreicht und komisch obendrein findet die NZZ, wie Jaan Kross in seinem Klassiker "Wikmans Zöglinge" vom Estland der Zwischenkriegszeit erzählt. Die taz lässt sich von Jürgen Becker daran erinnern, wie Europa zubetoniert wurde. Als großen Schritt zu einer Geschichte des Konsums würdigt die SZ Frank Trentmanns "Herrschaft der Dinge". Die FAZ empfiehlt Wirtschaftsführern die Weisheiten europäischer Fußball-Trainer.

12.08.2017 Die NZZ bespricht vier Aktualisierungen von Shakespeare-Stoffen, darunter Howard Jacobsons "Shylock" und Margaret Atwoods viel gefeierte "Hexensaat". Außerdem entdeckt die NZZ mit Faszination Zia Haider Rahmans Roman "Soweit wir wissen"- Die FAZ feiert Arundhati Roys neuen Roman. Die taz erzählt eine Geschichte der Gewalt in Deutschland und verreißt Simon Strauß' "Sieben Nächte". Die Welt empfiehlt Viet Thanh Nguyens Roman "Der Sympathisant".

11.08.2017 Die SZ tanzt mit Gottfried Benn, Thea Sternheim und ihrer Tochter Mopsa auf dem Pulverfass einer abenteuerlichen Ménage-à-trois. Bei Hari Kunzru erfährt sie, wie man aus dem Thema kulturelle Aneignung einen spannenden Roman macht. Die FAZ lernt den brasilianischen Kulturanthropologen Eduardo Viveiros de Castro als legitimen Erben von Lévi-Strauss kennen. Die FR kann sich den russischen Depressionen von Emmanuel Carrere nicht entziehen. Und die NZZ reist mit Kerstin Preiwuss zu den Abgehängten "Nach Onkalo".

10.08.2017 Die SZ lässt sich von einem Essay Ivan Krastevs mit Osteuropa versöhnen. Die FAZ eilt mit Eva Demski in Regensburg von Erinnerung zu Erinnerung. Die NZZ lobt Gary Fildes' wahrhaft populärwissenschaftliches Buch über die Sterne. Die Zeit liest mit Sympathie Viet Thanh Nguyens postkolonialen Roman über den Vietnamkrieg "Der Sympathisant". Und sie empfiehlt wärmstens Thomas Leinkaufs knapp zweitausendseitigen "Grundriss Philosophie des Humanismus und der Renaissance".

09.08.2017 Die
FR liest begeistert
Rachel Kushners furiosen Roman "Telex aus Kuba", der
vor der Revolution spielt. Die
NZZ empfiehlt mehrere Beispiele für
exzellentes nature writing, darunter
Annie Dillards "Pilger am Tinker Creek". Die
SZ vertieft sich in
Laszlo Földenyis großen Essay über die
ideale Stadt. Der FAZ wird übel bei Leo G. Linders und Franz-Josef Volls Report über die Fleischindustrie "Schweinebande!"
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08.08.2017

08.08.2017 Als grandiose Zumutung und großes Werk über die Russische Revolution preist die SZ Viktor Schklowskijs "Sentimentale Reise". Auch die FAZ liest vor dem sich anbahnenden Großjubiläum erste Bücher über die Revolution von Martin Aust und Stephen A. Smith. Außerdem feiert sie Susan Keller und ihren funkelnden Roman "Pirasol". Die FR stürzt sich mit Arundhati Roy ins große Chaos. Und die Welt geht für "Beton Rouge" vor Simone Buchholz auf die Knie.

07.08.2017 Vögel mögen ein kleines Gehirn haben, aber wer so schöne Nester baut, kann gar nicht dumm sein, lernt die SZ aus Jennifer Ackermans "Genies der Lüfte". Ganz bang wir ihr über Philipp Bloms apokalyptischem Essay "Was auf dem Spiel steht". Ebenfalls sehr anregend findet sie Hans-Jürgen Schings "Klassik in Zeiten der Revolution". Die FAZ empfiehlt dagegen George P. Pelecanos' Krimi aus Zeiten der Bürgerrechtsbewegung "Hard Revolution".

05.08.2017 Hinreißend komisch und so größenwahnsinnig wie Rainald Goetz findet die taz Stefanie Sargnagels "Statusmeldungen". Bei Stephan Porombka liest sie einen Papier gewordenen Social Media Post über Liebe in Zeiten des Smartphones. Die Welt liest erschüttert das "Inzest-Tagebuch" einer anonymen Autorin. Baudelaire hätte Übersetzer Simon Werle geliebt, glaubt die SZ. FAZ und Welt entdecken in Marie NDiayes Roman "Die Chefin" eine sinnlich-witzige Éducation sentimentale. Die FR stürzt sich in den lyrisch-melancholischen Mikrokosmos von Antonio Lobo Antunes' "Haus in Flammen". Und die NZZ begibt sich mit Friederike Kretzen auf eine poetische Indienreise.

04.08.2017 Die FAZ ist dankbar, dass Paco Ignacio Taibo II. an den fast vergessenen Völkermord an den Yaqui in Mexiko erinnert. Die FR erkennt in Emilia Smechowskis "Strebermigranten", dass Integration nicht ohne den Verlust der Seele zu haben ist. Die NZZ lässt sich von Doron Rabinovicis "Außerirdischen" europäische Monstrositäten vor Augen führen. Die SZ schwitzt in Marcello Quintanilhas Comic Tungstênio in der Hitze Brasiliens und fragt mit Ted van Lieshouts kraftvollen Gedichten: Wo bleibt das Meer?
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04.08.2017

03.08.2017 Die Zeit findet Arundhati Roys neuen Roman "Das Ministerium des äußersten Glücks" nicht ganz gelungen, aber trotzdem ganz groß. Viel Lob auch für Ivan Krastevs Essay "Europadämmerung". Die FAZ empfiehlt wärmstens Saleem Haddads Roman "Guapa", der erzählerisch mitreißend große Themen wie den arabischen Frühling, Islamismus, Identitätsfragen und Schwulsein in der arabischen Welt verhandelt. Die SZ freut sich am sanften und heiteren Ton der philosophische Miniaturen Giacomo Leopardis.

02.08.2017 Mit Faszination entdeckt die FAZ Eduard von Keyserlings "Fürstinnen" wieder, die seit hundert Jahren ihrem Ende entgegendämmern. Die NZZ bewundert den Mut Riad Sattoufs, der das Leben eines Pariser Mädchens über zehn Jahre nachzeichnen will. Außerdem empfiehlt sie "Traces", Spuren Verstorbener, der Fotografin Tina Ruisinger. Die SZ bespricht Yasmina Rezas "Babylon". Die FR bemüht Heinrich Detering als Medium für eine Séance mit ihrem verstorbenen Hausgott Günter Grass.

01.08.2017 Die FAZ verfolgt staunend, wie Michael Hartmann die Luft aus der globalen Wirtschaftselite lässt: Auch die meisten Spitzenmanager bleiben am liebsten zu Hause, nah an der heimischen Macht. Von Philip Manow lernt sie, dass Politiker in Deutschland am liebsten jede Distinktion vermeiden, und von Martin Winter, wie Martin Schulz das EU-parlament zu einem Machtfaktor ausbaute. Geradezu hymnisch feiert die SZ Helmuth Kiesels Geschichte einer reflektierten Moderne.