
31.05.2012 Thomas Kistner bestätigt die schlimmsten Ahnungen der Zeit in Bezug auf die Fifa. Die FR liest nigerianische Bücher von gestern und heute: den Klassiker Chinua Achebe und die Newcomerin Chimamanda Ngozi Adichie. Die FAZ freut sich über frühe Lyrik des Schweizer Schriftstellers Klaus Merz. Und die SZ labt sich an Monika Rincks köstlichen "Honigprotokollen".

30.05.2012 Unter dem poetischen Titel "Der Fremde und die schöne Frau" erzählt Pavel Kohout von der Einwanderung asiatischer Emigranten nach Böhmen. Toller Filmstoff, findet die FAZ. Gut gefallen haben ihr auch die überzeichneten Bilderbuch-Sozialisten in Vladimir Zarevs Roman "Feuerköpfe". Die NZZ schluckt bei Valentin Groebners Essay über deutsche Dissertationen: eine Geschichte des Krampfs. Die SZ liest Siddharta Mukherjees Medizingeschichte "Der König aller Krankheiten" über Krebs. Die taz ist beeindruckt, wie unideologisch der ehemalige grüne Umweltpolitiker Reinhard Loske auf seine Kritiker antwortet.

29.05.2012 Israel ist Start-up Nation Nr. 1, lernt die FAZ von Dan Senor und Saul Singer. Außerdem möchte sie, dass Thilo Sarrazin ernst genommen wird. Die NZZ widmet sich zwei Bänden zu Gonzo-Reporter Hunter S. Thompson. Und die SZ reist mit Günter Müchler ins Jahr "1813" zu Napoleon und Metternich.

26.05.2012 FAZ und NZZ sind beeindruckt von Drastik und Zartheit in John Cheevers neu übersetztem Roman "Willkommen in Falconer". Ganz groß findet die FAZ auch Alexander Garcia Düttmanns neues Buch "Naive Kunst". Die SZ guckt Safaa Fathys Film über Derrida. Die taz staunt über Germán Kratochwils spätes Debüt "Scherbengericht", in dem das Wien der Kaiserzeit mit dem Patagonien der Gegenwart verbunden wird.

25.05.2012 Die FAZ taucht mitgenommen aus Stefan Merrill Blocks Roman über seinen bipolaren Großvater auf und verliebt sich mit Peter Goldsworthys 15-jährigen Helden in eine Lateinlehrerin. Die SZ findet die erstaunlichsten Querverbindungen in Marcel Beyers Reisebeschreibungen, Gedichten und ornithologischen Recherchen. Und sie stellt fest: Wer heute über Plagiat und Urheberrecht reden will, muss Philipp Theisohn lesen.

24.05.2012 Aichinger hören, empfiehlt die Zeit. Bei Felicitas Hoppe hält sie sich die Ohren zu: Das klappert. Die SZ stellt eine Alkibiades-Biografie vor. Die NZZ sucht mit Adorno den Konvergenzpunkt von Philosophie und Soziologie. Gründliche Ermittlung bescheinigt die FR dem Reporterteam Koldehoff/Timm im Kunstfälscherprozess Beltracchi. Die FAZ zieht höchste finanzpolitische Autorität heran, um Thilo Sarrazin Unfug vorzuwerfen.

23.05.2012 Die FAZ lässt sich in Fabio Genovesis "Fische füttern" von einem ungeküssten italienischen Jüngling bezaubern und von Andreas Rinke und Christian Schwägerl auf 11 drohende Kriege vorbereiten. Die NZZ liest Thomas Pogges leidenschaftliches politikphilosophisches Werk "Weltarmut und Menschenrechte" und folgt Beatriz Preciado durch das "Pornotopia" Hugh Hefners. Die SZ teilt Esther Kinskys Sehnsucht nach Leben.

22.05.2012 Heute ist
Thilo Sarrazins Buch "Europa braucht den Euro nicht" erschienen.
FR und
taz warnen: widerlich, nationalistisch,
gefährlich! Die
SZ ignoriert Sarrazin und beugt sich schaudernd über
Marc Hansmanns Geschichte des
deutschen Schuldenstaats. Die
FAZ interessiert sich mit
Franzobel mehr dafür, was die Männer so treiben, wenn die
Frauen im Badezimmer sind. Die
NZZ lässt sich von
Maria Sonia Cristoff erzählen, was Menschen mit Tieren machen (
Leseprobe).

21.05.2012 Handfeste Aufklärung darüber, wie Demokratie heute (nicht) funktioniert, findet die
SZ in
David Graebers "Inside Occupy". Tief beeindruckt ist sie von
A.
F.
Th.
van der Heijdens Roman "Tonio" über den
Tod seines Sohnes. Der
FAZ fällt zu
Joachim Kalkas Essayband "Die Katze, der Regen, das Totenreich" (
Leseprobe) nur dies ein:
einfach wunderbar!

19.05.2012 Die FAZ lässt sich von Monika Rincke höhnende Honigprotokolle vorsummen. Die SZ bewundert die schrägen Reime Derek Walcotts. Die NZZ reist mit Mark Z. Danielewskis experimentellem Roman "Only Revolutions" durch Amerika. SZ und NZZ haben sich außerdem durch zwei neue Fichte-Biografien gelesen.

18.05.2012 Ein magerer Tag, nur die FAZ bespricht heute Bücher: Patrick Roths Roman über Joseph von Nazareth bringt ihr den Ziehvater Jesu auf faszinierende Weise näher. Rudolf Habringers "Engel zweiter Ordnung" kann hingegen nicht recht überzeugen.

16.05.2012 Den Büchnerpreis bekommt Felicitas Hoppe erst im Oktober, aber die taz feiert sie und ihr autobiografisches Husarenstück "Hoppe" schon heute. Nach der Lektüre von Helon Habilas Nigeria-Thriller "Öl auf Wasser" hat man bei FR und NZZ künftig noch weniger Vergnügen am Tanken. Und die FAZ mag sich dem Beifall für David Graebers Schuldengeschichte nicht so recht anschließen.

15.05.2012 Die NZZ ist tief beeindruckt von Alaine Polcz' Zeitzeugenbericht aus Siebenbürgen während des Zweiten Weltkriegs, der jetzt endlich auf Deutsch erschienen ist. Die FAZ geht mit Jacques Rancière ins Kino und reist mit Sten Nadolny zurück in die Zukunft - aber tiefsinnig! Die SZ feiert derweil den "Tag des Königs".

14.05.2012 Die FAZ stellt zwei Bücher über Posttraumatische Belastungsstörungen bei Afghanistanveteranen vor und begibt sich mit Norbert Millers Porträt des Dandys und Exzentrikers William Beckford ins England des 18. Jahrhunderts. Von Paul Krugman lässt sie sich zum Geladausgeben ermuntern. Die SZ lernt in Tim B. Weiners "FBI" die USA als Überwachungsstaat kennen.

12.05.2012 Zum hundertsten Todestag August Strindbergs liest die FAZ einige Neuübersetzungen und amüsiert sich vor allem mit dem erstmals angemessen ins Deutsche gebrachten Roman "Das rote Zimmer". Die SZ seufzt unter der Last von 5000 Jahren Schulden, aber mit Wohlgefallen, denn sie werden von David Graeber nacherzählt. Die taz kann mit Alain Badious säkularisiertem Messianismus nicht viel anfangen.

11.05.2012 Die FAZ besteht darauf, dass "Die steinernen Götter" ein Science-Fiction-Roman ist - Widerstand von Autorin Jeanette Winterson ist zwecklos. Die SZ liest sich mit Gewinn durch Peter Vogts 700 Seiten lange Ideen- und Begriffsgeschichte der Kontingenz. Und die NZZ wirft mit Ville Rantas Comic einen entzückten Blick ins Paradies.

10.05.2012 In Afghanistan kräht kein Hahn nach einer ermordeten alten Frau, lernt die beeindruckte FAZ aus Atiq Rahimis Roman "Verflucht sei Dostojewski". Die FR freut sich über die Bösartigkeiten der Stadtgärtnerin Germaine Greer. Die SZ hätte sich von Werner Fuld in seiner Geschichte der verbotenen Bücher etwas mehr Distanz gewünscht. Die Zeit lernt von Elijah Wald, wie weiße Musiker den schwarzen Bluesgitarristen Robert Johnson romantisierten.

09.05.2012 Der Neuseeland-Schwerpunkt der Buchmesse wirft seine ersten Schatten voraus: Die FAZ ist sehr beeindruckt von Janet Frames erstem Roman "Wenn Eulen schreien", der jetzt in neuer Übersetzung herauskommt. Außerdem empfielt sie ein schwergewichtiges Schubert-Liedlexikon. Die FR empfiehlt Tanja Dückers als Lyrikerin und eine Reportage über Gazprom. Die NZZ liest mit Begeisterung Claude Levi-Strauss über Japan und Adam Zamoiskis Band über Napoleons Russland-Desaster.

08.05.2012 Bettina Balakas Roman "Kassiopeia" hat die NZZ bestens amüsiert. Und außerdem: Er spielt in Venedig. Die SZ lobt Sigrid Damms Roman "Wohin mit mir?" als Blick auf Rom und Caravaggio und empfiehlt eine wagemutige Biografie über den Gestalter Otl Aicher. Die taz begibt sich mit "NarcoZones" in die gewalttätigen Märkte Lateinamerikas.

07.05.2012 Sieben Monate lang fotografierten Mathias Braschler und Monika Fischer
jeden Tag einen Chinesen. Das Ergebnis sieht man im Fotoband "China", den die
SZ wärmstens empfiehlt. Auch
Joachim Kalkas Essay "Die Katze, der Regen, das Totenreich" (
Leseprobe) hat ihr ungemein gefallen. Die
FR feiert den
Sieg der Poesie über den Realismus in
Ivan Klimas in der tiefsten
Ostslowakei spielendem Roman "Stunde der Stille". Für die
FAZ liest sich
Matthias Baths Geschichte des
dänischen Widerstands gegen die deutsche Besatzung wie ein Agententhriller.

05.05.2012 Die NZZ und die taz genießen mit Henry D. Thoreau "Wilde Früchte" in einer neuen und prachtvollen Ausgabe. Die FAZ und die SZ suchen mit Robert Spaemann Argumente gegen die Französische Revolution und die Ladenöffnung am Sonntag. Außerdem: Ambrose Bierce, Gerbrand Bakker und die "Hobbits" in einer wissenschaftlichen Edition.

04.05.2012 Die FAZ feiert Katrin Seddigs Eheroman als lebenskluges, unsentimentales Buch über die Abnutzungserscheinungen der Liebe. Die SZ überlegt mit Miguel Abensour, wieviel Staat eine Demokratie verträgt.

03.05.2012 Die SZ bekommt mit Padgett Powells klugem "Roman in Fragen" wieder richtig Lust nachzudenken. Die Neuauflage von Arthur Koestlers Bürgerkriegsreportage "Ein spanisches Testament" begrüßt sie, allerdings nur mit Einschränkungen. Als poetisches Manifest feiert die FR Felicitas Hoppes Traumbiografie "Hoppe". Die Zeit liest Robert Spaemanns Autobiografie "Über Gott und die Welt" und empfiehlt zur Aufheiterung Carol O'Connells Thriller "Tödliche Geschenke".

02.05.2012 In der taz singt Jochen Schimmang eine Hymne auf Patricia Görg und ihr "Handbuch der Erfolglosen": Hinreißend so viel Klugheit, findet er. Die FAZ entdeckt viel Lebensweisheit in Stephane Hessels Rückblick "Meine Empörung". Außerdem liest sie die Neuerscheinungen zu Axel Springers Hundertstem.