
30.04.2013 Die NZZ feiert Sergio Pitol, dessen Erzählungen "Drosseln begraben" ihr zeigten, dass der Zufall noch viel bitterer zuschlägt als der Mensch. Die SZ liest mit Begeisterung Szilard Rubins Klassiker "Die Wolfsgrube", der mit kriminalistischen Mitteln im Ungarn der siebziger Jahre ermittelt. Und die FAZ begibt sich auf den Spuren von George Brassens über Jean-Claude Izzo nach Marseille.

29.04.2013 Die Kunst eines großen Erzählers erblickt die SZ in Pierre Michons Novelle "Die Elf" über das berühmteste Bild der Französischen Revolution. Außerdem bereitet sich sich auf langsam auf das 500-jährige Jubiläum der Reformation vor. Die FAZ liest Peter Beinarts Buch "Die amerikanischen Juden und Israel", das unter anderem vorschlägt, Israel in eine undemokratische und eine demokratische Zone zu teilen.

27.04.2013 Schlicht den Atem raubt der FAZ Reinhard Jirgls kosmische Phantasmagorie "Nichts von euch auf Erden". Adam Johnsons allenthalben gefeierter Nordkorea-Roman "Das geraubte Leben des Waisen Jun Do" fällt dagegen bei ihr glatt durch. Berührt liest die FR Miriam Toews' Erinnerung an ihren manisch-depressiven Vater "Mr T., der Spatz und die Sorgen der Welt". Wie eine prallgefüllte literarische Wundertüte erscheint der SZ César Airas "Literaturkongress". Und die taz folgt Tina Uebel freudig durch die "Nordwestpassage für dreizehn Arglose und einen Joghurt".

26.04.2013 Skizzen, Notizen und Erinnerungen dominieren heute die Besprechungen: John Berger führt, sehr zur Freude der FAZ, in "Bentos Skizzenbuch" die Aufzeichnungen Spinozas fort. Christa Wolf schließt mit "Ein Tag im neuen Jahrhundert" ihre Chronik des 27. Septembers ab und vermittelt der SZ die Widersprüche der menschlichen Verfassung. Und die taz lernt in Jeanette Wintersons autobiografischem Roman "Warum glücklich statt einfach nur normal?", dass auch die Zeit nicht alle Wunden heilt.

25.04.2013 Berlin muss froh sein, einen Chronisten wie Eberhard Klöppel zu haben, schwärmt die SZ angesichts des Bildbandes "Berlin - Ecke Schönhauser". Die Zeit würde am liebsten einfach nicht glauben, was sie von Sonia Mikich über das deutsche Gesundheitssystem erfährt. Die FAZ lernt in dem von Philipp Meuser herausgegebenen Prachtband "Architektur für die russische Raumfahrt" die Kosmonautik als Zivilreligion kennen. Und die NZZ ist ein wenig eifersüchtig auf Günter de Bruyn und seine "Gräfin Elisa".

24.04.2013 Richard Wagners Verehrer und Verhohnepipler geben sich seit jeher die Hand, erfährt die FR in der von Bernd Loebe und Norbert Abels herausgegebenen Studie über "Richard Wagner in Frankfurt". Hans-Jürgen Schings zeigt der SZ, wie sich bei Schiller, Goethe und Kleist bereits die Schrecken des 20. Jahrhunderts ankündigen. Die Neuübersetzung von Richard Hughes' Seefahrerroman "In Bedrängnis" beeindruckt die NZZ besonders durch die nüchterne Präzision der nautischen Sprache.

23.04.2013 Zum neunzigsten Geburtstag von Paula Fox feiert die NZZ noch einmal ihren großen, vor Energie berstenden Eheroman "Was am Ende bleibt". Ungebrochen auch ihre Freude an Yves Bonnfoys Gedichten "Streichend schreiben". Der FAZ gefällt die schamhaft Melancholie, mit der Torsten Schulz in seinem Roman "Nilowsky" die DDR-Geschichte vergegenwärtigt. Und die SZ liest mit Interesse Rudolf Schlögls Ideengeschichte "Alter Glaube und moderne Welt".

22.04.2013 Sehr faszinierend für den hart gesottenen Polyhistoriker findet die FAZ Philip Hoares Melville-Buch "Leviathan oder Der Wal", vielleicht nur etwas zu lyrisch-ozeanisch. Die SZ liest ehrfürchtig Michel Foucaults Vorlesungen von 1970 "Über den Willen zum Wissen". Erhellend findet sie auch den Band "Introducing" über Design für Museen und Theater.

20.04.2013 Helen Hessel ist nicht nur die Mutter von Stéphane Hessel, sondern auch das Vorbild für Jeanne Moreaus Figur in "Jules et Jim", erfährt die SZ in Marie-Françoise Peteuils Biografie. Die FAZ begleitet Felix Hartlaub auf eine "Italienische Reise", lernt von Alois Prinz einen "Jesus von Nazaret" zum Anfassen kennen und empfiehlt nachdrücklich Ulrich Woelks Roman "Was Liebe ist". Angesichts ihres Romans "Der gleiche Weg an jedem Tag" wünscht die NZZ der rumänischen Autorin Gabriela Adamesteanu endlich angemessene Bekanntheit.

19.04.2013 Bei der Lektüre des nach sechzig Jahren erstmals veröffentlichten Romans "Claraboia" stellt die FR erfreut fest: der junge José Saramago ist ganz der alte. Catherynne M. Valentes "Wundersame Geschichte von September, die sich ein Schiff baute und das Feenland umsegelte" hält auch für Fantasy-erfahrene Leser noch Überraschungen bereit, staunt die SZ. Die FAZ ist tief beeindruckt von Claire Keegans Erzählung "Das dritte Licht".

18.04.2013 Mehr Frage- und weniger Ausrufezeichen hätte sich die SZ in dem von Alice Schwarzer herausgegebenen Band über "Sexismus im Beruf" gewünscht. Die Zeit begrüßt Allen Frances' Vorstoß "Gegen die Inflation psychiatrischer Diagnosen" und Karen Lauers ungekürzte Neuübersetzung von J. F. Coopers Wildwestroman "Der letzte Mohikaner". Die FAZ betrachtet staunend Renate von Mangoldts Literatenporträts und liest sich mit Gewinn durch 8000 faksimilierte Seiten portugiesisch-osmanischer Geschichte.

17.04.2013 Von griechischen Tragödien, wenn auch nicht im klassischen Sinne, liest die FR in Christos Ikonomous Erzählungsband "Warte nur, es passiert schon was". Die SZ freut sich, dass Martin Mulsow in seiner Studie über "Prekäres Wissen" vergessene Gelehrte und die Gefährdung des Wissenstransfers ins Bewusstsein ruft. Die NZZ staunt über die unerhörte Gelehrsamkeit von Hans Beltings "Geschichte des Gesichts". Und die FAZ entdeckt den schottischen Dichter Robin Robertson in Jan Wagners Übersetzung.

16.04.2013 Die FR feiert Ulli Lusts kraftvolle Comic-Adaption von Marcel Beyers Roman "Flughunde". Außerdem liest sie noch einmal Siegfried Kracauers Roman über den Existenzdienstverweigerer "Ginster". Die SZ preist William Vollmanns "Europe Central" als großen Weltkriegsroman. Und die FAZ lässt sich von Klaus Kempter an den zu Unrecht vergessenen Holocaustforscher Joseph Wulf erinnern.

15.04.2013 Die FAZ liest mit großem Interesse Shereen El Fekis Buch "Sex und die Zitadelle" über das Liebesleben in der arabischen Welt. Außerdem lernt sie von Franz Walter, dass "die Macht der Bürger" eine des pensionierten Diplomingenieurs ist. Die SZ freut sich über "Grimms Märchen ohne Worte" und lobt Saskia Hennig von Langes Novelle "Alles, was draußen ist".

13.04.2013 Ein
Meisterwerk und auch noch hervorragend übersetzt! Die
FAZ hat mit
William T.
Vollmanns "Europe Central" (
Leseprobe) einen hochmusikalischen Roman über die Totalitarismen des 20. Jahrhunderts gelesen. Großes Lob auch für
Jonathan Littells Traumerzählung "In Stücken". Die
FR unterhält sich vorzüglich mit David Gilmours
Geschichte Italiens. Die
NZZ empfiehlt
Nora Bossongs Familientragödie "Gesellschaft mit beschränkter Haftung". Die
taz lässt sich von
Marko Martin durch
Tel Aviv führen.

12.04.2013 Höchste Zeit, dass Christopher Isherwood nicht mehr nur als Autor von "Cabaret" bekannt ist, freut sich die FAZ über die Südamerika-Reisereportage "Kondor und Kühe". Große Begeisterung lösen bei ihr auch Angelika Meiers Kleinsterzählungen und Bühnenstückchen in "Stürzen, drüber schlafen" aus. Die FR staunt, wie es Hilary Mantel in "Falken" gelingt, sich hart an historische Fakten zu halten und gleichzeitig als kühne Erzählerin zu brillieren.

11.04.2013 Benoît Peeters' großartige Biografie lässt der Zeit Jacques Derrida ans Herz wachsen. Außerdem ruft Rainald Goetz angesichts der verhaltenen Resonanz auf Joachim Bessings Poproman "untitled" zu mehr Begeisterung auf. Die NZZ gratuliert Valter Hugo Mãe zu seinem Roman "Das Haus der glücklichen Alten". Die FAZ ist beeindruckt von den Briefen von Thomas Manns Schwiegermutter Hedwig Pringsheim an ihre Tochter Katia. Und die SZ lernt von Peter Ames Carlin: in Sachen Rockstar-Gehabe ist Bruce Springsteen bloß Mittelmaß.

10.04.2013 Relevant, brisant und spannend wie ein Krimi findet die SZ Zülfü Livanelis Roman "Serenade für Nadja" über den Untergang eines Schiffs mit jüdischen Flüchtlingen vor der türkischen Küste 1942. SZ und FAZ widmen sich Stefan Heym, der heute 100 geworden wäre. Gut, dass Karlheinz Deschner auch im zehnten Band seiner "Kriminalgeschichte des Christentums" auf wissenschaftlichen Anspruch verzichtet, meint die FAZ. Die NZZ ist tief ergriffen von Geoff Dyers Roman "Sex in Venedig, Tod in Varanasi". Und die taz würdigt den deutsch-georgischen Autor Giwi Margwelaschwili.

09.04.2013 Um China zu verstehen, muss man dieses Buch lesen, meint die SZ über Richard McGregors "Der rote Apparat". Auch Claudia Kemferts "Kampf um Strom" kann sie sehr empfehlen. Sehr gern lässt sich die FR auch Jonathan Sperbers ideologiefreie Karl-Marx-Biografie gefallen. Sympathisch findet die taz die klugen und bescheidenen Texte von Georg Klein "Schund & Segen". Und die NZZ feiert die Welthaltigkeit und Eleganz von Elizabeth Taylors Roman "Versteckspiel".

08.04.2013 Die FAZ verzweifelt an Italien, kann aber gleich mehrere Bücher zum Bel Paese empfeheln, darunter Giovanni Tizians "Mafia AG" und David Gilmours "Auf der Suche nach Italien". Die taz lernt von Tony Judt und Timothy Snyder, dass Kritik an den Verhältnissen dem Nachdenken entspringen muss, nicht utopischen Träumereien. Die SZ stößt in Wilhelm Klemms "Gesammelten Versen" auf wahre Feuernester. Und die FR feiert Olga Martynovas Roman "Mörikes Schlüsselbein".

06.04.2013 Frauen bringen den Frühling! Die NZZ schwebt noch: zum himmelhochjauchzenden Jubelsprung katapultiert von Valeria Luisellis Roman "Die Schwerelosen". Die FAZ ruft nach der Wiederentdeckung Marchesa Colombis und ihres Romans "Ein Bräutigam fürs Leben": Von dieser Autorin sollte man unbedingt mehr lesen. Schlicht atemberaubend findet die FR Taiye Selasis Roman "Diese Dinge geschehen nicht einfach so". Und die taz empfiehlt Bethan Roberts und georgische Erzählerinnen.

05.04.2013 Die SZ taucht mit Thomas Stangl in die Eigenlogik des Textes ein und lernt bei Jochen Missfeldt den Landsmann Theodor Storm kennen, samt seiner Abneigung gegen Preußen und Affinität für Kindfrauen. Die FR schickt mit Abbas Khider einen "Brief in die Auberginenrepublik". Die taz lernt von Scott Bradfield, dass auch der Kapitalismus poetisch sein kann. Und die FAZ entdeckt im Roman "So etwas wie ein Leben" ganz neue Seiten an Amélie Nothomb: Mitleid mit Dicken!

04.04.2013 Michail Gorbatschows Autobiografie "Alles zu seiner Zeit" und "Falken", der zweite Teil von Hilary Mantels Thomas Cromwell-Trilogie, beglücken die Zeit mit packend verabreichter Weltgeschichte. Die FAZ staunt über den Recherchefleiß und Sensualismus in Jochen Missfeldts Theodor Storm-Biografie. Die NZZ ist tief beeindruckt von Navid Kermanis Reisereportagen aus dem "Ausnahmezustand" des Nahen Ostens. Und die FR lässt sich von Nele Maya Fahnenbruck über "Pferdesport und Politik im Nationalsozialismus" informieren.

03.04.2013 Chris Wares "Jimmy Corrigan" ist nicht nur ein Genuss für den Leser, es hat die Graphic Novel zur ernstzunehmenden Gattung erhoben, schwärmt die NZZ, die sich außerdem von Francisca Loetz in die historische Gewaltforschung einführen lässt. Die FAZ ist beeindruckt von Ismet Prcics semiautobiografischem Roman "Scherben". Die SZ dankt dem Wallstein Verlag für die Werkausgabe von Barthold Heinrich Brockes. Die taz taucht derweil mit Daniel Rysers Biografie der Punkband "Slime" ins linke Hamburg der Achtziger ein.

02.04.2013 Die SZ lernt mit John Lanchester, endlich die bizarren Mechanismen der Finanzwelt zu verstehen. Die taz liest bei Semiya Simsek nach, wie die Familie des NSU-Mordopfers Enver Simsek jahrelang von der Polizei schikaniert wurde. Und die FAZ arbeitet sich durch zwei weitere Aktenjahrgänge zur deutschen Außenpolitik.