
30.11.2015 Die SZ lernt bei Steffen Martus, die Aufklärung nicht nur ideengeschichtlich zu begreifen, sondern auch als raffinierte Medienkampagne gegen gesellschaftliche Defizite. Mit Christian Freitag begegnet sie "Ritter, Reichsmarschall und Revoluzzer" in einer Friedenauer Stadtvilla. Von Javier Sebastian lässt sie sich nach Äquatorialguinea führen.

28.11.2015 Die NZZ lässt sich von Erwin Einzingers kirgisischem Western auf Goldsuche schicken. Die FAZ bewundert Annette Pehnts lakonische Briefe an Charley. Die SZ unterzieht sich Richard Yates' radikaler Desillusionierungskunst. Die Welt schnappt sich ein Bier aus dem Kühlschrank eines Spitzenkochs.

27.11.2015 Stiller, aber nicht weniger faszinierend als die bisherigen Werke von António Lobo Antunes findet die SZ seinen neuen Roman "Mitternacht zu sein ist nicht jedem gegeben". Sehr empfehlen kann sie auch die Kinderbücher "Shackletons Reise" von William Grill und "Achtung, Wolf!" von André Bouchard. Die FR staunt über die differenzierte Betrachtung, der Will Eisner in seiner Graphic Novel "Ich bin Fagin" den jüdischen Hehler aus Charles Dickens' "Oliver Twist" unterzieht.

26.11.2015 Berührend und dramaturgisch raffiniert erzählt findet die FAZ Edwidge Danticats haitianischen Roman "Kein anderes Meer". Die FR begibt sich mit Joseph Kanon "Leaving Berlin" unter die Agenten und Schriftsteller in Ostberlin. Die NZZ genießt Leichenschmaus und Erbschleicherei in Karl-Heinz Otts "Auferstehung". Die SZ bewundert den literarischen Mut der Schriftstellerin Katerina Poladjan.

25.11.2015 Die SZ verschlingt Robert Harris' Schmöker "Dictator". Die Welt begleitet ein dreckiges Dutzend in Tito Topins Polar "Exodus aus Libyen". Dass auch das Christentum eine Geschichte der Gewalt hat, lernt die NZZ von Manfred Clauss. Die FAZ empfiehlt Thomas Sandkühlers Hitlerbiografie als Jugendbuch.

24.11.2015 Völlig umgehauen ist die NZZ von der Wucht und Rasanz in Serhij Zhadans Roman "Mesopotamien", in dem die Jungen Leute von Charkiw besinnungslos lieben, glauben und verzweifeln. Bei Najem Wali liest sie nach, wie Bagdad bereits in den 70er Jahren alle Poesie ausgetrieben wurde. Die FAZ kann Viktor Pelewins postapokalyptischer Satire "Snuff" einiges Kurioses abgewinnen. Die SZ arbeitet sich durch Peter Longerichs "Hitler"-Biografie. Und die taz bekommt von Pawel Szypulski Postkarten aus Auschwitz.

23.11.2015 Die taz freut sich sehr über das Bilderbuch "Im Wirtshaus ist heut Maskenball...', in dem Marieluise Fleißer ihrer Liebe zu Mode und Glamour frönt. Reines Hörbuchglück erlebt die FAZ mit Ulrich Matthes' Lesung von Michail Bulgakows "Das hündische Herz". Genussvoll versinkt sie auch in einer gigantischen Hörbuchedition zur Literatur europäischer Männer. Die FR erlebt in Aharon Appelfelds Roman "Ein Mädchen nicht von dieser Welt" die Urszene allen Fliehens.

21.11.2015 Hymnisch feiert die FAZ Dorothy Bakers Roman "Zwei Schwestern", eine Wiederentdeckung die an Ingeborg Bachmann und Sylvia Plath denken lässt. Die NZZ bespricht neue Bücher über Israel. In der Welt kommt Kästner zurück. Die taz hört Musik mit Michel Serres.

20.11.2015 Von sozialer Kälte und dem Graben, der die französische Gesellschaft durchzieht, erzählt Frédéric Ciriez in seinem brisanten Roman "Auf den Straßen von Paris", staunt die SZ. Steffen Martus präsentiert der faszinierten FAZ eine Geschichte der Aufklärung aus der Perspektive der Unmündigkeit. Und die FR empfiehlt Roland Kaehlbrandts "Logbuch Deutsch" als Pflichtlektüre für alle Deutschen, die ihre Sprache nicht verleugnen wollen.

19.11.2015 Die
FAZ wird
richtig wach, wenn ihr
Monika Rincke Idiotie und Risiko des
poetische Denkens erklärt. Die
SZ lässt sich von
Giorgio Fontanas "Tod eines glücklichen Menschen" in die
bleiernen Jahre Italiens ziehen. Die
Zeit lobt
Ulrich Schachts Novelle "Grimsey" als Übung in langsamer Wahrnehmung und
Affektabrüstung. Außerdem hat die
Zeit heute eine kleine
Kinder- und Jugendbuchbeilage. Die
FR unternimmt mit
Felix Gebhard und
Jörn Morisse Exkursionen in die
Vinylkultur.

18.11.2015 Als ganz und gar nicht versöhnlichen Familienroman feiert die FR Anne Enrights "Rosaleens Fest". Oliver Sacks ist nicht nur der nette Neurologe mit Cordhose, lernt die NZZ in seiner Autobiografie "On the Move". Und Schopenhauer war nicht nur heiter und altersweise. Die FAZ blickt schaudernd auf die menschenleeren Parisbilder des Fotografen Serge Ramelli.

17.11.2015 Die NZZ erlebt in Boris Sawinkows Terroristen-Roman "Das fahle Pferd", wie sich bereits im zaristischen Russland Fanatismus und die kalte Erotik des Tötens verbanden. Die FAZ versinkt lieber in Friedrich Kittlers Essays über Drogen, Pop-Art, Freud und Wahnsinn. Die SZ lässt sich von Slavoj Zizek nicht mal mehr irritieren. Und die taz bewundert ein neues dreibändige Kant-Lexikon.

16.11.2015 Mexiko ist gar nicht so weit weg von Europa lernt die FAZ aus Antonio Ortuños vielstimmigem Roman "Die Verbrannten". Für große politische Krimikunst hält sie auch Oliver Bottinis Roman "Im weißen Kreis". In der SZ freut sich Martin Mosebach über Peter Sprengels Biografie des großen Ästheten und Hochstaplers Rudolf Borchardt. Elvis Costello findet sie jetzt auch als Schriftsteller toll.

14.11.2015 Eines Balzac würdig erscheint der Welt, wie Francois Roux in "Die Summe unseres Glücks" von Aufbruchstimmung und Niedergang Frankreichs nach dem Wahlsieg François Mitterrands erzählt. Die FR ist begeistert von Pierre Bosts noch immer hochaktuellem Roman "Bankrott" von 1928. Der überwältigenden Sogkraft von Eimear McBrides "Das Mädchen ein halbfertiges Ding" kann man sich nicht entziehen, staut die taz. Mit großen Interesse liest sie außerdem Fritz Bauers Briefe an Thomas Harlan.

13.11.2015 "Spuren der Begegnung", Anke Fischer-Kattners Analyse europäischer Reiseberichte über Afrika 1760-1860, fügt der gegenwärtigen Forschung eine willkommene Differenzierung hinzu, meint die FAZ. Anregend, wenn auch nicht immer überzeugend findet sie außerdem Norman Ohlers Studie "Der totale Rausch" über Drogenkonsum im Dritten Reich. Die SZ erfreut sich an Giorgio Vasaris Lebensbeschreibungen von seinen Künstlerkollegen in der Renaissance.

12.11.2015 Dieser Autor ist erstaunlich untot, trotz seiner hundert Jahre: Alle schreiben heute über Roland Barthes, Auge in Auge mit dem Eiffelturm murmeln sie Fragmente einer Sprache der Liebe. Und zwar alle noch erstaunlich verliebt. Unter anderen schreibt Barbara Vinken in der Zeit. Außerdem: Westerwelle zwischen zwei Leben.

11.11.2015 Benoit Duteurtres Roman "Vorzimmer zum Paradies" ist so gut wie ein Houellebecq, versichert die FAZ. Die FR durchlebt mit Andrei Mihailescu "Gutem Mann im Mittelfeld" die Schrecken des Ceausescu-Regimes. Die SZ erliegt dem Charme von Anna Baars zwischen Jugoslawien und Österreich pendelndem Debütoman "Die Farbe des Granatapfels". Die Welt schnurrt unter Fred Vargas' "barmherzigem Fallbeil".

10.11.2015 In allerhöchsten Tönen preist die NZZ Jean Greniers Buch "Die Inseln", das sie für eines der schönsten überhaupt hält und sich neben Montaigne und Senancour ins Regal stellt. Die FR wiegt sich im feinen Rhythmus von Arno Camenischs Roman "Die Kur". Sehr nachvollziehbar findet die SZ, wie Katja Gloger die Konterrevolution gegen die Moderne in "Putins Welt" nachzeichnet. Klug und lehrreich nennt die FAZ den Band "Normalität und Fragilität" über die Demokratie nach dem Ersten Weltkrieg.

09.11.2015 Spannend und sehr erhellend findet die SZ die Erinnerungen von Beate und Serge Klarsfeld und rühmt noch einmal die Lebensleistung der beiden Nazijäger. Marie Darrieussecqs doppelbödigen Roman "Man muss die Männer sehr lieben" liest sie mit einem schönen kleinen Grundgefühl.

07.11.2015 Wenn Luz in seinem Comic "Katharsis" den Anschlag auf Charlie Hebdo bewältigt, ist das nicht nur tieftraurig, sondern auch hochkomisch, versichert die taz. Außerdem goutiert sie Kalin Terzijskis drastischen Debütroman "Alkohol". Sehr anrührend findet die FAZ, mit welcher Wärme Billy Hutter in "Karlheinz vom Leben eines Gestrandeten erzählt. Die NZZ bewundert, wie aktuell und feinsinnig Rolands Barthes "Fragmente einer Sprache der Liebe" noch immer sind. Die Welt liest Tiphaine Samoyaults Barthes-Biografie auch als Porträt einer intellektuellen Schwellenzeit.

06.11.2015 Als künftiges Standardwerk preist die FAZ Andreas Holzems Studie zum "Christentum in Deutschland 1550-1850". Die FR lernt bei James Carlos Blake den "Pistolero" John Wesley Hardin als äußerst lässigen Mörder mit Publikumswirksamkeit kennen. Die faszinierte SZ rekapituliert mit Yasmina Khadra "Die letzte Nacht des Muammar al-Gaddafi" und lässt sich von Krisztina Tóth ins Ungarn der Nachkriegszeit versetzen. Sehr empfehlen kann sie außerdem die Romane und Kurzgeschichten von Donald Antrim.

05.11.2015 Den Liebhaber langer Romanreisen empfiehlt die Zeit nachdrücklich Anthony Powells Großwerk "Ein Tanz zur Musik der Zeit", das in zehn Bänden - und besser als Balzac, Proust und Knausgard! - vom Leben in der englischen Upperclass erzählt. Eine sehr gelungene Zumutung sieht sie in Giorgio Chiesuras düsterem Roman "Hingabe". Die NZZ begegnet mit Angela Köckritz und Xifan Yang einem zwischen Freude und Schmerz geteilten China. Die SZ preist die Meisterschaft Christoph Meckels. Und die FAZ verschlingt Robert Harris' Cicero-Roman "Dictator".

04.11.2015 Die SZ begibt sich auf Alban Nikolai Herbsts "Traumschiff" in die Transitzone zwischen Leben und Tod. Die FR liest beeindruckt Norman Maneas Essays aus dem und über das Exil. Die NZZ denkt mit Christian Gerhaher über das Singen nach. Die FAZ erkundet mit dem neuseeländischen Autor Lloyd Jones die Mythen der Auswanderung.

03.11.2015 Die NZZ bewundert, wie höllisch nah sich Sprache und Körper in Eimear McBrides Irland-Roman "Das Mädchen ein halbfertig Ding" kommen. Gespannt verfolgt sie auch, wie Stefan Chwin in seinem "Deutschen Tagebuch" das Schöne und Böse erkundet. Die FR liest gefesselt Richard Price' vibrierenden Cop-Thriller "Die Unantastbaren". SZ und FAZ kommen nicht los von Peter Scholl-Latour.

02.11.2015 Die FAZ folgt den Abenteuern der starken und mutigen Prinzessin Kemang im Dschungel von Sumatra. Außerdem bricht sie in Iris Lemanczyks Jugendroman "Ins Paradies?" mit dem 13-jährigen Adnan von Djerba aus nach Europa auf. Die SZ bewundert die reflexive und atmosphärische Kraft, die Tomas Espedals in "Wider die Kunst" entfaltet.