
31.01.2019 Die Zeit lernt von John Lanchesters Brexit-Roman "Die Mauer", wie ein solcher Grenzzaun die Seelen verändert. Die SZ lässt den Roman nur als pfiffiges journalistisches Spekulantentum durchgehen. Die Zeit fühlt sich produktiv unbehaglich bei der Lektüre von Dieter Langewiesches Buch über Europas Kriege in der Moderne, "Der gewaltsame Lehrer". Die FAZ wärmt sich am Frühwerk Peter Hacks'. Wenn im Leben die Gewissheiten fallen, findet die NZZ Trost bei den Gedichten von Klaus Merz.

30.01.2019 T.C. Boyle ist mit seinem neuen Roman "Das Licht" wieder auf der Höhe, freut sich die FAZ. Die NZZ reist mit Kenah Cusanits Roman "Babel" in die Welt wilhelminischer Altorientalisten auf der Suche nach Babylon. Die SZ bestaunt die knapp gefassten Schattenseiten der Hyggelichkeit in Jens Thogers Roman "Ludwig". Dlf Kultur lernt von John Wrays "Gotteskind", wie man zum Gotteskrieger wird.

29.01.2019 Die SZ empfiehlt einen ganzen Stapel Bücher zu Flucht und Migration, darunter Néhémy Pierre-Dahomeys Haiti-Roman "Die Zurückgekehrten" und Hugo Boris' Roman "Polizisten. Harte Gesellschaftskritik erfährt die taz mit Neel Mukherjees Roman "Das Leben in einem Atemzug". Als brillant, aber nicht gerade süffig erzählt feiert der Dlf Matthias Nawrats Roman "Der traurige Gast". Sehr schön findet die FAZ auch Matthias Weichelts Band über den Wortmagier Peter Huchel.

28.01.2019 Die SZ lernt von Frank Bösch, dass die Probleme, die wir heute haben, mit der "Zeitenwende 1979" begannen. Mit T.C. Boyle genießt sie daher noch einmal Cool Jazz, Martinis, LSD und andere Verheißungen der sechziger Jahre. Vergnügt liest die FAZ Ran Flygenrings und Finn-Ole Heinrichs raffinierten Reuberroman "Die Reise zum Mittelpunkt des Waldes". Und der Dlf Kultur empfiehtl Yoko Tawadas heitere Dystopie "Sendbo-o-te".

26.01.2019 Die taz empfiehlt Walter Hönigsbergers Roman "Clos Gethseman" als echtes Leseerlebnis und versichert, dass es nicht nur um Wein geht. Die Welt spürt das ganze Drama einer vertanen Lebenschance in Philippe Bessons Roman "Hör auf zu lügen". Welt und Dlf erkunden zudem mit den Comics von Liv Strömquist und Claus Steffen Mahnkopfs "Philosophe des Orgasmus" die weibliche Lust. Und die FAZ folgt Werner Ruzicka gern, wenn er von der Duisburger Filmwoche, Arbeitermilieu und kulturuellem Aufbruch im Ruhrgebiet erzählt.

25.01.2019 Die SZ empfiehlt Felwine Sarrs "Afrotopia" als Meilenstein der Postkolonialismusdebatte. Die FAZ lernt Sabotage in zwei Handbüchern zur psychologischen Kriegsführung und liest interessiert Frank Böschs Sozialgeschichte des Computers. Dlf Kultur gewinnt mit Hartmut Rosas "Unverfügbarkeit" Gelassenheit und mit Wolfgangs Bauers "Bruchzone" den Glauben an die Reportage zurück. Und die NZZ träumt mit Jürgen Brocans Gedichten vom Wacholder.

24.01.2019 Die Zeit lernt in Kenah Cusanits Debütroman über den Babylon-Gräber Robert Koldewey viel über aktuelle Raubkunstdebatten und dankt Ernst Piper für die Entkitschung der Rosa Luxemburg. Edouard Louis' Hommage an seinen Vater empfindet sie indes als Beleidigung der Literatur; poetisch und präzise, meint hingegen Dlf Kultur. Die FAZ liest Wolfgang Koeppens Gespräche als absurdes Theaterstück. Die SZ amüsiert sich mit Lina Wolffs feministischem Roman über einen unsympathischen Literaturkritiker. Und die taz verbringt mit der Fotografin Benita Suchodrev 48 faszinierende Stunden in Blackpool.

23.01.2019 Die FAZ begleitet Tomoka Shibasaki in ihrem Roman "Frühlingsgarten" bei ihrer Erkundung der digitalen Moderne Tokios. Die FR liest Josephine Rowes australischen Familienroman "Ein liebendes, treues Tier". Die SZ teilt das schwarze Vergnügen Siegfried Lichtenstaedters an seinen geschichtsprophetischen Skizzen aus der Vorkriegszeit. Der Dlf lobt Henryk Grynbergs spannende autobiografische Geschichte des polnisch-jüdischen Exils im Kalten Krieg.

22.01.2019 Dlf Kultur jauchzt vor Freude über Neal Stephensons neuen Fantasy-Schmöker "Aufstieg und Fall des D.O.D.O.", mit dem die Magie zurück in die Welt geholt werden soll. Der Dlf lernt von Thomas Frank, wie die Linke im Kampf gegen Donald Trump versagt. Die SZ lässt sich von Julian Schüttigs Geschichten "Unter Palmen" entschleunigen. Die FAZ gelangt mit Emmanuel Carrères Tatsachenroman "Der Widersacher" an den Nullpunkt von Fakten und Fiktion und rekapituliert mit Michael Mönninger die Geschichte der Neuen Heimat.

21.01.2019 Die SZ lernt mit Philip Manow das Anna-Karenina-Prinzip des Neoliberalimus kennen: Jede globalisierte Ökonomie ist auf eigene Art unglücklich. Thomas Biebricher erklärt ihr mit der "Geistig-moralischen Wende", dass der Niedergang des deutschen Konservatismus nicht mit Angela Merkel begann, sondern unter Helmut Kohl. Sehr anregend findet die FAZ Roger Willemsen "Musik!" auf CD, auch fürs Hörempfinden. Und mit Hilary Mantels "Brüdern" bläst sie zum Sturm auf die Bastille.

19.01.2019 Die FAZ streift mit Peter Ackroyd durch das queere London von der Antike bis zur Gegenwart und lässt sich von William Heinesen zum Tanz über die Färöer bitten. SZ und NZZ reichen bitterböse Verrisse zu Takis Würgers "Stella" nach. Mehr Milde lassen die Kritiker bei Kristen Roupenian walten, die mit "Cat Person" einen Netzerfolg landete, mit weiteren Kurzgeschichten aber nur Dlf-Kultur überzeugen kann. Als grandiosen Roman über jugoslawische Arbeitsmigranten in der BRD empfiehlt die taz Sead Husics "Gegen die Träume". Und die Welt liest Edouard Louis' neuen Vater-Roman als intime Geschichte der Männlichkeit in der Krise.

18.01.2019 Die SZ staunt, wie Kristen Roupenian in ihren Beziehungs-Erzählungen Poe, King und de Maupassant mixt. Die FAZ versinkt mit Jan Drees' Roman "Sandbergs Liebe" in den toxischen Tiefen des Dating-App-Daseins und empfiehlt Ernst Troeltschs Briefe aus den Jahren 1915 bis 1918. Dlf-Kultur lernt in Martha Nussbaums "Königreich der Angst" Mensch und Meinung, Tat und Täter zu trennen. Die NZZ erfährt in Fahim Amirs "Schwein und Zeit", wie Sperlinge ihre Nester mit Zigarettenkippen desinfizieren. Und die taz tanzt mit Marion Fayolles "Schwebenden Liebenden" durch die Seiten.

17.01.2019 Die FAZ liest mit Franz Josef Czernin die Grimmschen Märchen ganz neu. Die FR trifft in Masha Gessens Buch "Die Zukunft ist Geschichte" auf den weltoffenen Teil Russlands. Die SZ lernt assoziativ denken mit Teresa Präauers Essay "Tier werden". Die Zeit rauft sich die Haare über Takis Würgers Roman "Stella" und wendet sich schnell einem Krimi über die südkoreanischen "Plotter" zu. Der Deutschlandfunk lernt von der syrischen Autorin Dima Wannous, was Angst wirklich ist.

16.01.2019 Mit unbarmherziger Wucht, so die NZZ, schildert Neel Mukherjee in seinem Roman "Das Leben in einem Atemzug" die Armut in Indien. Die SZ begegnet in Andor Endre Gelleris Erzählband aus den Dreißigern, "Stromern", den Armen Ungarns und der Magie kollektiver Arbeit. Dass der Klassenkampf einer linken Stadtguerilla auch kein besseres Leben bringt, lernt die FAZ mit Christian Geisslers wiederaufgelegtem romantischen Fragment "kamalatta". Und Otar Tschiladse erzählt in "Der Korb" von den Auswirkungen des stalinistischen Terrors auf die georgische Psyche.

15.01.2019 Der
Dlf Kultur blickt seufzend auf die
reiche Literaturlandschaft
des armen
Haitis und bewundert
Néhémy Pierre-Dahomeys Roman "Die
Zurückgekehrten" (Hier unser
Vorgeblättert). Die
FAZ wandelt mit
Tutu Kiladze und
Gaga Nachutsrischwili durch die
Traumlandschaften Georgiens. Dlf und
FAZ besprechen auch Ernst Pipers Biografie der Revolutionärin
Rosa Luxemburg. Die
NZZ erlebt, wie Oswald Egger im "Triumph der Farben" Wissen und Nichtwissen zu
radikaler Poesie verschmilzt. Die
SZ geht mit
Achim Hubel vor dem
Dom zu Regensburg auf die Knie.

14.01.2019 Wärmstens empfiehlt die SZ Ernst Pipers gewissenhafte und empathische Rosa-Luxemburg-Biografie. Auf Größenwahn und Dünnhäutigkeit stößt der Dlf in Arno Schmidts Briefwechsel mit Hans Wollschläger. Die FR vergnügt sich bei aller britischen Verstocktheit mit dem "Weißen Tod" von Robert Galbraith alias J.K. Rowling. FAZ und taz verteidigen mit Thomas Mayer und Thilo Bode die Demokratie gegen die Wirtschaftsdiktatur. Oder war es umgekehrt?

12.01.2019 "Mrs. Calibans Geheimnis" - es handelt sich um ein froschartiges Wesen, das dem Labor entkam und von Rachel Ingall gebannt wurde - hat die Kritikerin von Dlf Kultur zutiefst bezaubert. Die FAZ empfiehlt ein kleines Buch Jan Assmanns über die "Zauberflöte", die NZZ feiert Judith Schalansky und Maria Stepanova, die taz Virginie Despentes.

11.01.2019 Mit Karacho verreißen FAZ, SZ und Dlf den neuen Roman des Spiegel-Reporters Takis Würger über die jüdische Greiferin Stella Goldschlag: Schund, so ihr einstimmiges Urteil. Aber knapp und knackig erzählt, meint Dlf-Kultur. Die FAZ vergnügt sich lieber mit betrunkenen Seidenschwänzen im Bildband "Vögel ganz nah". Die taz empfiehlt Klaus Englerts Architekturführer als perfekte Reisebegleitung für Barcelona. Und Dlf-Kultur lernt dank Jana Revedin die Frau hinter Walter Gropius kennen.

10.01.2019 Die FAZ reist mit Daniel Defoes "Consolidator" zum Mond und lernt die Entstehung des modernen Britanniens kennen. Die NZZ verzichtet künftig lieber auf Fleisch nach der Lektüre von Frederic Lenoirs "Brief an die Tiere". Dlf-Kultur und Zeit verfallen der Bildkraft in Gerald Murnanes "Grenzbezirken". Die Zeit bekommt Lust auf's Zeitunglesen mit dem Bilderbuch "Ein Blatt im Wind". Als literarische Feinkost preist der Dlf-Kultur auch Eckhart Nickels Dystopie "Hysteria". Und der Dlf begibt sich mit Pierre Guyotat auf eine grausam-poetische Reise an den Rand des Wahnsinns.

09.01.2019 Die NZZ liest mit Vergnügen Gerard Mortiers Essays über Oper, Kunst und Politik. Außerdem empfiehlt sie zwei Jugendbücher, die das Fantastische für die Erkundung der menschlichen Natur nutzen. Die SZ zieht mit Larry Browns "Joe" in einen Trailerpark im Mississippi-Delta. Die FAZ lernt durch Herbert Blank und Inge Thöns Ferdinand Ostertag kennen, den Besitzer der ersten Exilbuchhandlung im Vor-Vichy-Paris. Dlf Kultur erliegt dem Charme einer Tangramkatze.

08.01.2019 Die SZ lässt sich von Vladimir Sorokin zum Book'n'Grill mitnehmen, bei dem Klassiker verfeuert werden, um der russischen Dekadenzija Filets und Steaks zu servieren (wenn auch ohne Blattgold). Die FAZ erlebt mit Yu Huas Roman "Schreie im Regen" eine Kindheit zur Zeit der Kulturevolution. Die NZZ bewundert die Zartheit, mit der Daniel Wisser in "Königin der Berge" über den Tod schreibt. Und Dlf Kultur lässt sich von Didier Fassin erklären, warum eine rigide Strafpraxis der Demokratie schadet.

07.01.2019 Mit dem letzten Schwung an Houellebecq-Besprechungen spürt die taz heute sogar einen feministischen Geist durch "Serotonin" wehen. Die FAZ lobt Anne Goldmanns feinsinnigen Gewaltroman "Das größere Verbrechen". Mit Tito Topins dystopischen Roman "Tanzt! Singt! Morgen wird es schlechter gehen" amüsiert sie sich dagegen ganz prächtig. Der Dlf Kultur lässt sich Jessa Crispins wildes Manifest "Warum ich keine Feministin bin" gern gefallen. Und die SZ würdigt Andrej Angricks Dokumentation "Aktion 1005".

05.01.2019 Die SZ ruft dazu auf, Maya Angelou zu lesen, die in "Ich weiß, warum der gefangene Vogel singt" mit Wucht von ihrer Kindheit in den Südstaaten erzählt. In Guillermo Arriagas "Der Wilde" erkennt sie den großen Mexiko-Roman. Die NZZ lernt D.H. Lawrence als großen Lyriker kennen, sieht bei David Foster Wallace, was intellektuell tiefsinnige Essays sind, und freut sich, dass der Comics jetzt auch Geschichte kann. Und FAZ, SZ und Welt bestätigen mit höchst unterschiedlichen Reaktionen: Der neue Houellebecq ist ein echter Kracher.

04.01.2019 Die taz liest bewegt Juan Pablo Villalobos' Erzählungen "Ich hatte einen Traum" über Jungenliche aus Mittelamerika, die sich allein in die USA geschlagen haben. Der Dlf stellt sich mit Svein Jarvolls "Australienreise" einem Monstrum der klassischen Moderne. Der Dlf Kultur preist Helen Oyeyemis zwischen Komik und Magie flirrenden Erzählungen "Was du nicht hast, das brauchst du nicht". Und die SZ lernt von A.J. Steigers Buch "Jeder von uns ist ein Rätsel", außergewöhnliche Persönlichkeiten nicht vorschnell zu labeln.

03.01.2019 Viel Literarisch-Autobiografisches heute: von Tomas Espedal aus dem norwegischen Bergen, von Yves Bonnefoy über die französische Sprache, von Sergej Lebedew über den deutschen Zweig seiner Familie und von Andrea Camilleri aus dem faschistischen Sizilien und seine Zeit als Theaterregisseur. Außerdem: Peter Jakubowski und Robert Kaltenbrunner entwerfen "Die Stadt der Zukunft".

02.01.2019 Die FAZ hält heute allein die Stellung: Leicht enttäuscht bespricht sie Eduardo Albinatis Roman "Die katholische Schule". Aber von Ethel Matala de Mazza lernt sie einiges über den Anteil populärer Forman an der Entstehung der Moderne, und bei Eva Illouz sucht sie Antwort auf die Frage: "Warum Liebe endet".