
28.02.2014 Als philologische Großtat und Musterbeispiel von editorischer Sorgfalt und Hingebung feiern FAZ und FR die achtbändige Gesamtausgabe des Schweizer Schriftstellers Hermann Burger. Die SZ stürzt sich mit Vergnügen in die Fluten: mit Burkhardt Wolfs Studie "Fortuna di mare" über Literatur und Seefahrt und mit den variantenreichen "Wassererzählungen" von John von Düffel.

27.02.2014 In "Marias Testament" stößt Colm Tóibín das Holzfigürchen der Mutter Gottes vom überhöhten Altar und ersetzt es durch eine Frau aus Fleisch und Blut, freut sich die FR. Die Zeit empfiehlt die von Werner Herzog gelesene Hörbuchfassung seines "Fitzcarraldo"-Tagebuchs "Eroberung des Nutzlosen". Keine Bildergeschichte, sondern eine Geschichte der Bilder legt der Comiczeichner Jens Harder mit "Beta" vor, staunt die FAZ. Und die SZ ist tief ergriffen von den hyperrealistischen Erzählungen in Krisztina Tóths neuem Buch "Pixel".

26.02.2014 Stefan Bachmann hat den Fantasyroman "Die Seltsamen" im Alter von 16 Jahren geschrieben - die FAZ ist schwer beeindruckt und freut sich schon gespannt auf die Fortsetzung. Wie ein guter Popsong erscheint der NZZ Kjell Westös Roman "Geh nicht einsam in die Nacht". Und die SZ begegnet in den Briefen des Theologen Julius Wellhausen einem grundehrlichen Menschen und innerlich freien Wissenschaftler.

25.02.2014 Nur eine glückliche Gesellschaft wird auch eine freie sein, lernt die FR aus Jonathan Lethems Roman "Der Garten der Dissidenten". Außerdem reist sie mit Reinhart Wustlich die nordischen Küstenlinien entlang. Die SZ feiert Jean Echenoz' melancholischen Roman "14". Und auch die FAZ jubelt über Martin Lechners Debüt "Kleine Kassa" und seinen immensen Formwillen.

24.02.2014 Mit großer Begeisterung liest die SZ das Buch "Der schwarze General", in dem Tom Reiss nicht von Alexandre Dumas' Vater erzählt, sondern auch die Kolonialgeschichte des revolutionären Frankreichs. Hingerissen ist die FAZ von Sarah Kirschs nachgelassenen Notaten "Juninovember", in der sie sogar gelungene Kalauer findet. Und alle lesen etwas genervt Thilo Sarrazins Schrift "Der neue Tugendterror".

22.02.2014 Jonathan Lethem ruft mit seinem autobiografischen Roman "Der Garten der Dissidenten" bei SZ und taz Begeisterung hervor. Die NZZ ist Christoph Ferber dankbar für den zweisprachigen Band "Was bleibt (wenn es bleibt)" mit Gedichten von Eugenio Montale. George Saunders entpuppt sich in seinem Story-Band "Zehnter Dezember" als Retter der Science-Fiction, staunt die taz. Und die FAZ stürzt sich in den Ersten Weltkrieg: fasziniert von Jean Echenoz' Roman "14", irritiert von Ernst Jüngers "Feldpostbriefen".

21.02.2014 Als unschätzbares Zeitdokument feiert die FAZ Julius Margolins erstmals vollständig ins Deutsche übersetzten Augenzeugenbericht aus dem Gulag "Reise in das Land der Lager". Besser als in David Peaces Roman "GB 84" ist der britische Bergarbeiterstreik von 1984 noch nicht verarbeitet worden, schwärmt die SZ. Empfehlen kann sie auch das Buch "Globalesisch, oder was?", in dem Jürgen Trabant besonnen, kenntnisreich und mit Witz für den Erhalt der Sprachvielfalt in Europa plädiert.

20.02.2014 Mit "Flut und Boden" gewinnt Per Leo dem abgegrasten Feld der Nazi-Opa-Vergangenheitsaufarbeitung noch Neues ab, freut sich die Zeit. Mit großem Gewinn liest sie außerdem Andrew Solomons umfangreiche Studie "Weit vom Stamm" über das Leben mit behinderten Kindern. Die FAZ ist begeistert von Grace Paleys rasanten Storys über "Ungeheuere Veränderungen in letzter Minute". Von Martin Heideggers "Schwarzen Heften 1931-1938" wendet sie sich hingegen mit Grausen ab.

19.02.2014 T.C. Boyle ist zurück, stellt die NZZ bei der Lektüre seines jüngsten Romans "San Miguel" erfreut fest. Außerdem verliert sie sich in der opulenten Optik der im Taschenverlag erschienenen Nürnberger "Weltchronik" von 1493. Die taz ist begeistert von Per Leos Familienroman "Flut und Boden". Und die FAZ liest Thomas D. Seeleys Studie "Bienendemokratie" mit Gewinn, auch wenn ihr darin die Gemeinsamkeiten zwischen Bienen und Menschen überbewertet erscheinen.

18.02.2014 Sehr beeindruckt ist die NZZ von Pat Parkers erdigem Roman über den Ersten Weltkrieg "Tobys Zimmer". Begrüßen kann sie auch die Kolumnen der argentinischen Feministin Alfonsina Storni "Meine Seele hat kein Geschlecht". Die SZ empfiehlt dringend Jaron Laniers Attacke gegen die Monopolisten des Internets "Wem gehört die Zukunft?". Tieren im Zoo begegnet die FAZ bei Sabine Scho.

17.02.2014 Die FAZ lässt sich von dem zum großen Skeptiker gewandelten Internet-Pionier Jaron Lanier erklären, wie Gratissysteme den Monopole der Internetökonomie dienen. Alissa Ganijewa entführt sie dann hinter "Die russische Mauer" und ins wild zusammengewürfelte Dagestan. Die SZ sieht mit Don Winslows "Vergeltung" eine neue Testosteron-Kultur bei Suhrkamp Einzug halten.

15.02.2014 Die SZ ist tief beeindruckt von dem Roman "Flut und Boden", in dem der Historiker Per Leo seiner eigenen Familiengeschichte anachgeht und fragt, wie das kultivierte deutsche Bildungsbürgertum den Judenhass der Nazis unterstützen konnte. Die FAZ begegnet in John Banvilles Roman "Im Lichte der Vergangenheit" einigen Vertrauten wieder. Die NZZ feiert eine Neuübersetzung von William Thackerays "Barry Lyndon".

14.02.2014 Selten hat jemand so unsentimental und klischeefrei über Sterbehilfe geschrieben wie Emmanuèle Bernheim in "Alles ist gutgegangen", stellt die SZ beeindruckt fest. Sehr angeregt liest sie außerdem Frank Trommlers Darstellung der deutschen Kultur-Außenpolitik des 20. Jahrhunderts. Die FAZ lässt sich mit Vergnügen von Tim Krohn "Aus dem Leben einer Matratze bester Machart" erzählen und stellt bei der Lektüre von Ernest Hemingways neuübersetzem Debütroman "Fiesta" fest: So lakonisch schreiben mittlerweile alle Jungautoren.

13.02.2014 Hart und kalt, aber auch eindrucksvoll und faszinierend finden FAZ und SZ Feridun Zaimoglus neuen Roman "Isabel". Die NZZ erklärt Carolin Emckes Essay "Weil es sagbar ist" zur Pflichtlektüre für Journalisten. Hellauf begeistert ist sie außerdem von Jagoda Marinićs Roman "Restaurant Dalmatia". Und die Zeit bejubelt die von Roger Perret herausgegebene Lyrikanthologie "Moderne Poesie in der Schweiz" als editorische Großtat.

12.02.2014 SZ und FR sind sich uneins über "Die Murau Identität": Vollbringt Alexander Schimmelbusch die erfolgreiche Wiederbelebung Thomas Bernhards? Oder taugt sein Roman nicht einmal zur Parodie? Pankaj Mishra erläutert der NZZ, wie wenig Siege über Imperien langfristig wert sind. Und die FAZ erfährt aus Elisabeth Bronfens Studie über "Hollywoods Kriege", weshalb unsere postheroische Gesellschaft nach wie vor nach Heldengeschichten verlangt.

11.02.2014 Die SZ sieht mit dem Band "Verlorene Schätze" die Kunstsammlung Max Liebermanns wiederauferstehen. Roberto Savianos Kokain-Reportage "Zero Zero Zero" schluckt sie dagegen nur widerwillig. Die NZZ preist noch einmal Rafael Chirbes' großen Roman über die spanische Malaise "Am Ufer". Die FAZ befasst sich mit der Streitschrift "Irrweg Bioökonomie" von Theo Gottwald und Anita Krätzer.

10.02.2014 In der FAZ feiert Hans Christoph Buch den französischen Weltbürger Patrick Deville, der mit Romanen wie "Pest und Cholera" die Reiseliteratur in eine neue Umlaufbahn katapultiert habe. Sehr nachdrücklich empfiehlt die SZ Binyavanga Wainainas kenianische Erinnerungen "Eines Tages werde ich über diesen Ort schreiben". Die FR lobt Christine Lehmanns psychologisch plausiblen Knastroman "Die Affen von Cannstatt".

08.02.2014 Martin Kordic erzählt in "Wie ich mir das Glück vorstelle" von einer Kindheit in Bosnien - die FAZ singt eine Hymne auf den Roman. Mit großem Vergnügen liest sie auch, wie Sam Lipsytes seinem Roman "Der Spender" Geist und Geld aufeinanderkrachen lässt. Die NZZ erlebt Hanns Eisler in Hollywood. Die taz liest Judith Shklars "Liberalismus der Freiheit" und bewundert Oliver Marchart als den Fred Astaire der Soziologie. Und die FR empfiehlt sehr grundsätzlich die Krimis des Norwegers Jörn Lier Horst.

07.02.2014 Navid Kermanis "Große Liebe" ist kein Groschenroman, sondern die einfühlsame Erkundung eines adolenszenten Ausnahmegefühls, angereichert mit islamischer Liebesmystik, stellen FAZ und SZ fest. Für die Neben- und Nachwirkungen der großen Liebe empfiehlt die FAZ Sytze van der Zees Studie über den "Schmerz". Und die SZ liest mit Schaudern Friedrich Anis düsteren Roman "Die unterirdische Sonne" über verschleppte Jugendliche in einem Kellerloch.

06.02.2014 In seinem Roman "Am Ufer" rechnet Rafael Chirbes gnadenlos mit den Urhebern und Nutznießern der Krise in Spanien ab, freut sich die Zeit. Philipp Schönthaler macht die faszinierte FAZ mit den Schleimern, Schwätzern und Scharlatanen der Großkonzernwelt vertraut. Die NZZ liest gebannt Antonio Callados Reportage "Der Tote im See" von 1953. Yasmina Rezas Roman "Glücklich die Glücklichen" kann die SZ und die Zeit indes nur bedingt überzeugen.

05.02.2014 Zum 100. Geburtstag von William S. Burroughs wäre mehr Sorgfalt bei der Edition seiner Briefe angebracht gewesen, finden SZ und FAZ. Die in "Radiert die Worte aus" gesammelten Briefe selbst lesen sie trotzdem mit Interesse und Vergnügen. Die FAZ weiß an Nick Lanes Evolutionsstudie "Leben" besonders die Abwesenheit von missionarischem Eifer zu schätzen. Und die NZZ lässt sich von Reza Aslan Jesus als religiösen Fanatiker nahebringen.

04.02.2014 Zu den großen Dokumenten der Holocaust-Literatur rechnet die SZ den bericht des polnischen Untergrundkämpfers Witold Pilecki "Freiwillig nach Auschwitz". Fasziniert liest sie auch den unterkühlten Briefwechsel zwischen Alfred Andersch und Max Frisch. Ein echtes Juwel entdeckt die NZZ in Janet Frames neu übersetzten Roman "Auf dem Maniototo". Die FAZ liest Julien Gracqs Roman "Der Versucher" von 1945.

03.02.2014 FR und SZ verteidigen Martin Mosebachs Roman "Blutbuchenfest" gegen seine peniblen Kritiker. Außerdem freut sich die FR über Yoko Ogawas poetischen Roman "Schwimmen mit Elefanten". Die FAZ empfiehlt Klaus Naumanns Bilanz des Afghanisteneinsatzes "Der blinde Spiegel" und Jeremy Scahills Recherche "Schmutzige Kriege". und die taz erkennt Haruki Murakami schon mal den möglichen Nobelpreis ab: Seine Romane seien Literatur des kleinsten gemeinsamen Nenners.

01.02.2014 "Glücklich die Glücklichen" heißt der neue kleine Roman von Yasmina Reza, aber natürlich sind sie unglücklich und machen die FAZ darum noch glücklicher. Die NZZ weiß, wie man Alfred Andersch unglücklich machen konnte. Und Gaito Gasdanow schildert auch in "Ein Abend bei Claire" laut SZ das Unglück des Exils. Die taz begibt sich mit Marie-Luise Scherer an die Hundegrenze.