
31.10.2014 Als eine kleine Sensation feiert die taz Petra Reskis packenden Mafiakrimi "Palermo Connection". Die FR genießt andächtig die in "Chefinnen in bodenlangen Jeansröcken" gesammelten grafisch-literarischen Kostbarkeiten von Max Goldt und Martin Z. Schröder. Die FAZ widmet sich Samuel Becketts Briefen zwischen 1941 und 1956. Und die Welt liest am Reformationstag Thomas Kaufmanns Studie über Martin Luthers Antisemitismus.

30.10.2014 Nichts Geringeres als die Geburt der Moderne erlebt die SZ in Robert Warshows Essayband "Die unmittelbare Erfahrung". Außerdem gibt sie sich dem Groove von Marcel Beyers Lyrik hin. Die FAZ liest Alain Felkels Geschichte der Bekämpfung der Seeräuberei und wittert einen Stoff fürs Fernsehen. Und der Zeit begegnet mit Michael Zantovskys Biografie von Václav Havel eines der seltenen wahren Märchen.

29.10.2014 Nach dreimaliger Lektüre atmet die FAZ auf: Michel Houellebecqs Gedichtband "Gestalt des letzten Ufers" ist kein Buch gewordener Trauerflor, sondern bietet auch zarte, heitere Momente. Die SZ ist sehr angetan von Norbert Niemanns Desillusionsroman "Die Einzigen" über den Tod des Pop durch die Hand der Werber und Verkäufer. Und die NZZ lernt in Friederike Hausmanns Biografie die durchsetzungsfähige Monarchin Maria Carolina schätzen.

28.10.2014 Einfach großartig findet die
FAZ Pierre Lemaitres Roman "Wir sehen uns dort oben", in dem zwei
Weltkriegsveteranen auf die schiefe Bahn geraten. Als literarisch vollkommen preist die
NZZ Charles Jacksons Trinkerroman "Das verlorene Wochenende" und liest mit viel Sympathie
Yannick Haenels literarische Revolte "Die bleichen Füchse". Die
FR versenkt sich im Anblick von
Desmond Morris' "Eulen". Und die
taz empfiehlt
Gabriele Weingartners Roman über die Siebziger "Die Hunde im Souterrain" (hier unser
"Vorgeblättert").

27.10.2014 Die SZ preist den großen jugoslawischen Schriftsteller Danilo Kiš, der so wunderbar Reales mit Groteskem, Surreales mit Mythischem verband. Die FAZ freut sich über Orkun Erteners gelunges Krimi-Debüt "Lebt" und fährt bestens mit Franz Doblers Roman "Ein Bulle im Zug".

25.10.2014 Die Welt liest in George Dysons Buch "Turings Kathedrale" nach, wie Mathematik und Militär gemeinsam in Princeton die Digitalisierung ausheckten. Bittere Erkenntnisse über die Intelligenzen von Primaten entnimmt sie Bettina Suleimans Roman "Auswilderung". Die NZZ lässt sich ein bisschen Antiimperialismus in Yasushi Inoues Roman "Die sieben Rosen von Tokyo" gern gefallen. Großes Lob spendet sie auch Andrej Kurkows für "Jimi Hendrix live in Lemberg". Und die taz freut sich über Liza Codys Roman "Lady Bag".

24.10.2014 "Nahrung fürs Herz" entdeckt die FAZ in Tadeusz Dąbrowskis Gedichten "Die Bäume spielen Wald". Sehr gut gefällt ihr auch Ursula Harters lehrreicher und prächtiger Band "Aquaria". Die FR rät dringend zur Lektüre von "Bücherdämmerung". Die SZ liest James Joyces Mini-Epene "Finn's Hotel".

23.10.2014 Genuss und Gewinn der Lektüre des großen Rolling Stone-Interviews mit Susan Sontag von 1978 wird für die FAZ nur von der Bildungshuberei des Gesprächspartners Jonathan Cott gestört. Gar nichts auszusetzen hat sie hingegen an der Interviewtechnik von Giovanni di Lorenzo, dessen im Band "Vom Aufstieg und anderen Niederlagen" gesammelte Gespräche sich ihr zu einem zeithistorischen Roman der jüngeren Vergangenheit fügen. Die Zeit lässt sich indessen von Jim Holt so plausibel wie unterhaltsam auseinandersetzen, warum die Welt existiert.

22.10.2014 Mit großem Vergnügen lässt sich die FR von Malcolm Tait und Olive Tayler Wissenswertes über "Vögel" zusammentragen. Im Kinderroman "Emil und Karl" von Yankev Glatshteyn erkennt die FAZ eine Allegorie der deutsch-jüdischen Geschichte. Die SZ ist beeindruckt von Johanna Holmströms Roman "Asphaltengel". Faszinierend findet sie außerdem, dass der Kunsthistoriker Martin Warnke seine publizistische Karriere mit Berichten vom Frankfurter Auschwitz-Prozess begann, die sich im Band "Zeitgenossenschaft" gesammelt finden.

21.10.2014 Die SZ geht mit Daniel Alarcon auf Theatertournee durch Peru. Die FAZ lernt bei Tanguy Viel alles über den amerikanischen Roman und "Das Verschwinden des Jim Sullivan". Die NZZ verliert sich mit Ulf Erdmann Ziegler im London der Achtziger und verneigt sich vor Felix Philipp Ingold, der mit "Leben und Werk" sein eigenes Monument errichtet hat. Und die FR empfiehlt Wolfgang Schieders kurze, aber präzise Mussolini-Biografie.

20.10.2014 Die Erfolge von Menschrechtspolitik lassen sich allenfalls in Graustufen messen, lernt die taz von Jan Eckel, der ihr mit "Die Ambivalenz des Guten" einen guten Überblick über Idealismus, Rhetorik und Kalkül verschafft. Als eine Geschichte der Niedertracht nimmt die SZ Stephanie Barts Roman "Deutscher Meister" auf.

18.10.2014 Die Welt stimmt ein in den großen Lobgesang auf Brendan Simms "Kampf um Vorherrschaft" und durchlebt mit Johannes Willms Tugend und Terror der Französischen Revolution. Die FAZ will sich Martha Nussbaums Kopftuch nicht überziehen. Die SZ ist bewegt von Hape Kerkelings Kindheitserinnerungen. Die FR feiert Barbara Yelins Comicroman "Irmina". Und die taz will mit Tania Witte "Bestenfalls alles".

17.10.2014 Nicht ohne Wehmut liest die FR "Nackt", den letzten Teil von Jean-Philippe Toussaints Romanzyklus um Marie Madeleine Marguerite de Montalte. Die FAZ begegnet mit "Der Tramp und die Bombe" einem nie realisierten Filmprojekt von James Agee für Charlie Chaplin. Die SZ ist schwer beeindruckt von Sven Beckerts Kapitalismusgeschichte "King Cotton". Von Martijn Icks lässt sie sich außerdem den vermeintlich faszinierenden römischen Kaiser Elagabal entzaubern.

16.10.2014 François Gardes Debütroman "Was mit dem weißen Wilden geschah" ist zugleich packende Robinsonade und profunde Reflexion über Fragen nach Identität und Zivilisation, staunt die NZZ. Die SZ liest ergriffen den Roman "Der Himmel meines Großvaters", in dem Stefan Hertmans den Ersten Weltkrieg aus belgischer Perspektive schildert. Und die Zeit informiert sich mit Jan Eckels Studie "Die Ambivalenz des Guten" über die Geschichte der Menschenrechte in der internationalen Politik.

15.10.2014 Statt schwarzer Austria-Folklore verhandelt Wolf Haas im neuen Brenner-Krimi "Brennerova" gesellschaftliche Realitäten, ansonsten ist zur Freude der NZZ aber alles beim Alten. Die SZ erinnert sich mit dem Band "Liebling, ich bin im Kino" wehmütig an die unglaubliche Lässigkeit des Filmkritikers Michael Althen. Und die Welt verfolgt vergnügt, wie Ingrid Noll in "Hab und Gier" einen Mittelstandsbürger in ihre literarische Mangel nimmt und all die Schlechtigkeit aus ihm herauspresst.

14.10.2014 Die FR liest nach langer Zeit mal wieder die Gefängnisbriefe von Antonio Gramsci und staunt über seinen unaufhörlichen Drang, wissen zu wollen. Die NZZ bewundert Rainer Stach für seine sorgsame, diskrete und doch schwingende Kafka-Biografie, deren dritter Teil "Die frühen Jahre" nun vorliegt. Die FAZ sucht im "Labor der Moderne" Auswege aus der europäischen Nachkriegsarchitektur. Außerdem geht sie vor dem "Riesenstaatsmann" Winston Churchill in Habacht.

13.10.2014 bestens unterhalten und viel küger fühlt sich die SZ dank Peter Burkes Kulturgeschichte "Explosion des Wissens". Unerbittlich, aber großartig findet die FAZ Sally Nicholls Jugendbuch über die Pest im englischen Mittelalter. Sehr empfehlen kann sie auch Cao Wenxuans dunkles konfuzianisches Märchen "Bronze und Sonnenblume".

11.10.2014 Die SZ beobachtet Postmoderne in Bewegung in Ulf Erdmann Zieglers London-Roman "Und jetzt du, Orlando". Die Welt versenkt sich in Stimmung und Klang von Marcel Beyers neuen Gedichten. Die FAZ liest in Jennifer Clements Roman "Gebete für die Vermissten" über knallharte Frauenschicksale in der indigenen Bevölkerung Mexikos. Die FR freut sich über Ruckzucksätze und finnischen Humor in Mooses Mentulas Eheroman "Nordlicht - Südlicht". Unsagbar souverän findet die NZZ Nino Haratischwilis Roman "Das achte Leben (Für Brilka)".

10.10.2014 Mit "Nagars Nacht" haben Astrid Dehe und Achim Engstler einen verstörenden Roman über den Henker Adolf Eichmanns geschrieben, meint die FR. Die SZ liest Barbara Yelins Graphic Novel "Irmina" über eine Mitläuferin im Nationalsozialismus. Und die FAZ lässt sich von Konrad Paul Liessmann und Julian Nida-Rümelin das Ausmaß der Bildungsmisere erläutern, bleibt aber skeptisch hinsichtlich der aufgezeigten Auswege.

09.10.2014 Nach der Lektüre des vom finnischen Filmhistoriker Peter von Bagh herausgegebenen Bandes "Kaurismäki über Kaurismäki" möchte die FAZ am liebsten gleich einen Film von Aki Kaurismäki sehen. Die Regisseurin und Schauspielerin Lena Dunham versetzt die SZ mit ihrem Essaybuch "Not That Kind of Girl" in Verzückung. Dirk von Petersdorff begegnet der NZZ auch in seinem neuen Lyrikband "Sirenenpop" als verlässlicher Sprachartist und Formkönner. Und die Zeit reist in "Der Junge muss an die frische Luft" in die Kindheit Hape Kerkelings.

08.10.2014 Einen unschätzbaren Einblick in "Die Lebenswelt des europäischen Spätmittelalters" gewährt Arnold Esch der FAZ mit seiner Sammlung von Bittschriften an den Papst im 15. Jahrhundert. Die NZZ ist begeistert von Patrick Chamoiseaus Robinsonade "Die Spur des Anderen" und dem Sardinien-Roman "Zwischen den Zeiten" von Marcello Fois. Und die SZ würdigt die empirische Großtat von Thomas Pickettys Studie über "Das Kapital im 21. Jahrhundert".

07.10.2014 Einen tiefen Blick in die haitianische Seele gewährt Lyonel Trouillot der SZ mit seinem Roman "Die schöne Menschenliebe". Begeistert ist sie auch von Saskia Hennig von Langes Roman "Zurück zum Feuer". Die NZZ freut sich über die Wiederbegegnung mit dem Nomaden Bruce Chatwin. Die FAZ liest Erzählungen von Haruki Murakami und den Band, der das "Lager" als ein Herrschaftsinstrument der Moderne beschreibt.

06.10.2014 Das bestürzende Dokument einer Ehe- und Schaffenskrise erlebt die FAZ mit Scott und Zelda Fitzgeralds "Wir waren furchtbar gute Schauspieler". Von Wolf Haas lernt sie, dass die Weg zur Wahrheit mit Knacklauten gepflastert sind. Die Welt lernt mit "Erwarten Sie Wunder" einen erstaunlich erregten Kent Nagano kennen.

04.10.2014 Als wunderbar furchtlos preist die SZ Franco Morettis Großessay "Der Bourgeois". Ganz verzaubert ist die NZZ von Nadja Küchenmeisters Gedichtband "Unter dem Wacholder". Geradezu kleinlaut wird die Welt angesichts der lebensklugen Heldin in Thomas Pynchons neuem Roman "Bleeding Edge". Außerdem entdeckt sie in Peter Burke ihren Universalgelehrten. Die taz liest Anne Wizoreks "Ein Aufschrei reicht nicht" und lässt sich den neuen vorlauten Feminismus gern gefallen.

02.10.2014 Gar nicht so weit von der Realität wähnt sich die FAZ beim Lesen von Jörg Albrechts bitterböser Zukunftsvision "Anarchie in Ruhrstadt", in der das Kreativitätscredo groteske Züge annimmt. Anregend und überzeugend findet die NZZ Hans Küngs Beharren auf der Freiheit zur Selbstbestimmung in "Glücklich sterben?" Und die SZ begibt sich mit Neil Gaiman auf eine "verrückte Ballonfahrt mit Professor Stegos Total-locker-in-der-Zeit-Herumreisemaschine".

01.10.2014 Zart begruselt legt die FR Chloe Hoopers Thriller "Die Verlobung" aus der Hand. Die Welt überlegt dagegen nach Lektüre von Carl-Johan Vallgrens "Schattenjunge", ein schwedenkrimifreies Jahr einzulegen. Die NZZ empfiehlt wärmstens Holm Sundhaussens farbig erzählte Geschichte der Stadt Sarajewo. Die SZ erkennt das Potenzial von Thomas Melles Roman "3000". Die FAZ bespricht einen Band zu der von Jan Assmann im Perlentaucher initiierten Monotheismus-Debatte.