
31.07.2009 Die FR liest mit wachsender Begeisterung Julius Schoeps' Biografie seiner Familie "Das Erbe der Mendelssohn". Die SZ schließt mit Daniel Pennacs "Schulkummer" die Versager von der letzten Bank in ihr Herz. Außerdem empfiehlt sie die "Dreißig Gespräche", die Max Dax mit Ikonen der alternativen Kultur geführt hat.

30.07.2009 Großes Vergnügen bereitet der FAZ Gyula Krudys völlig unplausibler Schauerroman "Das Gespenst von Podolin". Die Zeit preist Oleg Jurjews frechen Roman "Die russische Fracht". Die NZZ schätzt den kalten Blick, mit dem Eva Illouz die durchpsychologisierte Gesellschaft analysiert. Und die SZ findet sehr überzeugend, wie Wolfgang Ullrich in "Raffinierte Kunst" die Reproduktion gegen das Original verteidigt.

29.07.2009 Die FAZ liest in Annegret Helds Roman "Fliegende Koffer" von der Liebe einer Flughafenkontrolleurin. Der NZZ eröffnet sich mit Sulaiman Addonias Schmonzette "Die Liebenden von Dschidda" die ganze Bigotterie Saudi-Arabiens. Großes Lob vergibt sie auch an Anjel Memos Roman aus Medellin "Mindeles Liebe". Und die NZZ liest sehr bewegt Andrej Sinjawskijs Aufzeichnungen aus dem poststalinistischen Lager "Eine Stimme im Chor".

28.07.2009 Die NZZ liest neue deutsche Lyrik von Mirko Bonne, Dieter Gräf - und Marica Bodrozic, die sie in historische Tiefen oder erotische Höhen katapultierte. Auch die Korngold-Biografie von Arne Stollberg kann sie loben. Die FAZ goutiert Herzschmerz, Exotik und Kolonialismuskritik in Luis Leantes Roman "Liebst du mich?" Für die SZ ist Andre Kubiczeks Roman "Kopf unter Wasser" etwas zu nah an der Realität.

27.07.2009 Die NZZ erfährt aus Hilde Domins Briefen "Die Liebe im Exil", wie ihr egomaner Mann sie zur Dichterin machte. Als Wagner-Literatur vom Feinsten und Weltgeschichte obendrein empfiehlt die FAZ Stephan Möschs Parsifal-Studie "Weihe, Werkstatt, Wirklichkeit". Gute Noten bekommt auch Konrad Hammanns Biografie des Theologen Rudolf Bultmann. Die SZ liest Robert Walser, kritisch.

25.07.2009 Klug und unterhaltsam findet die FAZ Norbert Zähringers großen, an Pynchon geschulten Weltvernetzungsversuch "Einer von vielen". Aufhören wollte, konnte sie aber nicht mit David Wroblewskis "Geschichte des Edgar Sawtelle". 21 CDs reinstes Hörerglück bescherte ihr schließlich "Lauter Lyrik". Die SZ liest sich an Stefan Mühldorfers Romandebüt "Tagsüber dieses strahlende Blau" satt und empfiehlt auch Walter Muschgs wiederaufgelegte "Tragische Literaturgeschichte".

24.07.2009 Sehr empfehlen kann die FAZ die Essays "Die Blumen von Tarbes" des französischen Literaten Jean Paulhan. Seufzend hält sie auch Liebesbriefe von Antoine de Saint-Exupery in den Händen. Die SZ preist Ernst Halters Roman "Jahrhundertschnee". Und die NZZ schwärmt von Ben Katchors außergewöhnlichem Comic "Der Jude von New York".

23.07.2009 Die FAZ ist entzückt von einer Prachtausgabe von Edward Lears Vogelillustrationen "The Parrots". Die SZ ist hin und weg von H.A. Reys Himmelskunde "Der große Bär im Sternenmeer". Sehr empfehlen kann sie auch Ljudmila Ulitzkajas Roman "Daniel Stein". Die NZZ liest Göran Sonnevis stets aufs Ganze zielenden Gedichte "Das brennende Haus". Ganz verzaubert ist die Zeit von den Erinnerungen Maria Beigs an ihr bäuerliches Leben in Oberschwaben.

22.07.2009 Die NZZ bewundert, wie sich Mirko Bonne mit seinem Roman gegen das Verschwinden des Lebens stemmt. Die SZ begrüßt die Tagebücher Sandor Marais aus den Jahren 1943 bis 1945. Die FAZ liest die Briefe des fürsorglich-gestrengen Schweizer Literaturkritikers Werner Weber. Und die FR reist mit Michael Palin durch das alte Neue Europa.

21.07.2009 Als Meilensteine der Kriminalliteratur empfiehlt die FAZ Friedrich Glausers gesammelte Werke "Studer ermittelt". Prima unterhalten hat sich die SZ mit dem Matias Faldbakkens Roman "Unfun", dem Abschluss seiner Trilogie "Skandinavischen Misanthropie". Die NZZ bedauert den etwas zahnlosen Biss von Carlos Fuentes' Erzählungen "Alle glücklichen Familien". Und die FR liest alles über Charles Darwin.

20.07.2009 Die FAZ liest mit großer Freude die verspielten, entrückten und draufgängerischen Sonette "was spielt der leierkasten eigentlich" und lässt sich von Ismael Kadares märchenhafter Fabulierkunst in den Bann schlagen. Außerdem stellt sie Politische Bücher vor. Die FR attestiert Inge Jens' "Unvollständigen Erinnerungen" eine entwaffnende Klarheit. Und die SZ liest die Tagebücher der 14-jährigen Ana Novac aus Auschwitz "Die schönen Tage meiner Jugend".

18.07.2009 Begeistert stellt die
FAZ einen so prächtigen wie informativen Bildband über
Frida Kahlos Kleider vor. Die
FR empfiehlt "Sozialphilosophie und Kritik", eine Festschrift für
Axel Honneth, die die
Aktualität des Philosophen beweist. Die
NZZ liest mit Vergnügen
Friedrich Christian Delius' Roman "Die Frau, für die ich den Computer erfand" (
Leseprobe). Die
SZ lässt sich von
Michael Stavaric in "Böse Spiele" verstricken. Die
taz ist hochbeeindruckt von
Ben Kiernans Geschichte des
Völkermords, "Erde und Blut".

17.07.2009 Einem nahezu unsterblichen Romanhelden in einem unwahrscheinlichen Land, das Guatemala sein könnte, begegnet die FAZ in Francisco Goldmans höchst komplexen Historienroman "Der himmlische Gemahl". Hell wie ein Nachkriegsneubau leuchtet der SZ Inge Jens' Autobiografie "Unvollständige Erinnerungen". Die FR findet Thomas Stangls Roman "Was kommt" schlichtweg grandios .

16.07.2009 Fasziniert lässt sich die Zeit von Julia Whitty in die Geheimnisse des Meeres einweihen, besonders in die der südpazifischen Korallenatolle. Auch Monika Marons Bericht "Bitterfelder Bogen" bescherte ihr großes Lese- und Entdeckerglück. Sehr lehrreich findet die SZ Sebastian Ullrichs Studie "Der Weimar-Komplex". Die FR liest schockiert Kaushik Sunder Rajans Recherchen zum "Biokapitalismus". Die FAZ empfiehlt Marcel Henaffs Philosophie der Großzügigkeit "Der Preis der Wahrheit" und die Gedichte des Kubaners Gaston Baquero.

15.07.2009 Tief beeindruckt ist die FR von Warlam Schalamows Essays "Über Prosa", der die Schrecken der Lager in die russische Literatur eingeschrieben hat. Die SZ empfiehlt wärmstens Thomas Elsaessers Lob auf "Hollywood heute". Der NZZ gefällt Benjamin Markovits' Roman "Manhattan Love Story" sehr gut. Die FAZ unterhält sich mit Sebastian Horsleys "Dandy in der Unterwelt".

14.07.2009 Die NZZ empfiehlt nachdrücklich das "Buch der Niederlage" des chinesischen Lyrikers Bei Dao. Gern lässt sie sich auch von Peter von Matt erklären, was Lyrik bedeuten kann. Für eine große Leistung hält die FAZ Ines Geipels Buch über unbekannte DDR-Autorinnen, "Zensiert, verschwiegen, vergessen". Und die SZ liest den Briefwechsel zwischen dem Theologen Karl Barth und seiner Geliebten Charlotte von Kirschbaum.

13.07.2009 Die SZ liest noch einmal und sehr fasziniert den einzigen und schlechthin gültigen Arbeiterschriftsteller der DDR, Wolfgang Hilbig. Sehr empfehlen kann sie auch Brigitte Hamanns Buch "Hitlers Edeljude", das vom Armenarzt Eduard Bloch ebenso scharfsinnig erzählt wie von Hitlers Aufstieg und seiner Lieblingsstadt Linz. Die FAZ erfährt aus Henning Ahrens' "Provinzlexikon" alles über Außenjalousie, Wärmedämmung und Mehrzweckhallen.

11.07.2009 Eine Entdeckung ist für die FAZ Tom McCarthys absurder Roman "8 1/2 Millionen". Und eine Wiederentdeckung ist Detlev von Liliencron wert. Die SZ begibt sich mit Monika Maron nach Bitterfeld. Die taz erkennt in Salvador Plascencias "Menschen aus Papier" Menschen aus Fleisch und Blut

10.07.2009 Die SZ liest einen ganzen Stapel neuer Bücher zu Calvins 500. Geburtstag, besonders empfehlen kann sie Volker Reinhardts "Die Tyrannei der Tugend" und Christoph Strohms "Johannes Calvin". Die FAZ zeigt sich sehr berührt von Aharon Appelfelds wundersamem Roman "Blumen der Finsternis".

09.07.2009 Zeit und SZ preisen die Gedichte der weisßrussischen Lyrikerin Valzhyna Mort: die Kraft eines Walt Whitman hört die Zeit aus ihnen, die SZ auch Schrammelmusik mit Punk- und Kalinka-Elementen. Die Zeit ist zudem beeindruckt von Michal Zamirs Roman "Die Siedlung, der Abschied von Israels Gründergeneration nimmt. Gefesselt liest die NZZ Kim Hoons Roman "Schwertgesang" über Koreas legendären Großadmiral Yi Sunshin.

08.07.2009 Die NZZ bewundert den belesenen Lyriker Pietro de Marchi und seine Gedichte "Der Schwan und die Schaukel". Auch Junot Diaz' beißend-ironischen Roman "Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao" empfiehlt sie noch einmal nachdrücklich. Die SZ lobt die schöne Gedicht-Anthologie "Laute Verse". Die FR begrüßt den neunten und abschließenden Band von Hansers "Sozialgeschichte der deutschen Literatur". Und die FAZ liest Gunnar Deckers Biografie des schillernden Franz Fühmann.

07.07.2009 Die FR feiert Joseph O'Connors sehr irischen Roman über den amerikanischen Bürgerkrieg "Wo die Helden schlafen". Die SZ schwärmt von Yi Munyols Roman "Dem Kaiser!". Die NZZ verfällt der manischen Exzentrik Amelie Nothombs. Und die FAZ sieht von Uwe Timms Roman "Halbschatten" Fragen zu "unserer Nationalgeschichte" aufgeworfen.

06.07.2009 Komisch und abgründig zugleich findet die FAZ die wiederentdeckten Briefe Friedrich Glausers an seine mütterliche Geliebte Elisabeth von Ruckteschell "Man kann so schön mit Dir schweigen". Außerdem wälzt sie das Schimpfwörterbuch zu Karl Kraus' "Fackel". Die SZ findet mit Mathias Schreibers "Das Gold in der Seele" und folgt John Wrays "Retter der Welt" atemlos durch den New Yorker Untergrund.

04.07.2009 Die NZZ sieht mit Georges Anglades Band "Das Lachen Haitis" die Volkserzählungen des Landes in den Stand der Literatur erhoben. Die SZ lässt sich von den fantastischen Erzählungen Susanne Röckels nach Amortortok entführen. Die taz erfährt aus Guy Delisles Comic-Reportage "Aufzeichnungen aus Birma" einiges über die Welt hinter den Schlagzeilen. Mit Interesse liest sie auch autobiografische Texte des Anarchisten Enrico Malatesta.

03.07.2009 Imposant und spannend findet die FAZ Alexandre Adlers Ritterordensgeschichte "Das Geheimnis der Templer". Sehr gut gefallen hat ihr auch Michael G. Fritz' ganz harmlos als Ostsee-Idyll beginnender Roman "Tante Laura". Die FR empfiehlt allen Fernsehprogrammchefs Harald Kellers "Geschichte der Talkshow in Deutschland" zur Selbsttherapie.

02.07.2009 Große Sogwirkung übt die Geschichte eines Sadomaso-Pärchen in Ryu Murakamis Roman "Piercing" auf die NZZ aus. Allen, die an der Schule verzweifeln, ob Lehrer oder Schüler, legt die Zeit wärmstens Daniel Pennacs "Schulkummer" ans Herz. Die FR folgt den unsentimental geschilderten Familientragödien in Jonathan Coes Roman "Der Regen, bevor er fällt". Überzeugend findet die FAZ Ursula Biermanns Buch "Der Alte stirbt doch sowieso" über alltäglichen Skandal im medizinischen Umgang mit älteren Menschen.

01.07.2009 FAZ und NZZ huldigen dem Uruguayer Juan Carlos Onetti, dessen Roman "Für diese Nacht" nun erstmals auf Deutsch erscheint. Auch Mario Vargas Llosas Essay über Onetti wird gelobt. Die taz empfiehlt Catherine O'Flynns Krimi und Sozialdrama aus dem britischen Überwachungsstaat "Was mit Kate geschah". Und die SZ lernt von Michael Wuliger, dass man mit Juden auch einfach über Fußball reden kann.