
29.09.2012 Ein Jahrhundertpanorama entfaltet Alan Hollinghurst in seinem neuen Buch "Des Fremden Kind", stellt die FAZ beeidruckt fest. Äußerst angetan ist sie außerdem von Alexander Kluges Fukushima-Hörbuch "Die Pranke der Natur" und einer neuen Brecht-Biografie von Jan Knopf. Die NZZ staunt über den enzyklopädischen Bienenfleiß in Ralph Dutlis "Kulturgeschichte der Biene". Die taz warnt Krimi-Puristen vor kabarettistischem Beiwerk in Horst Evers' "König von Berlin". In Joanne K. Rowlings sozialkritischem Kleinstadtroman "Ein plötzlicher Todesfalle" vermissen alle Harry Potter.

28.09.2012 Große Begeisterung lösen bei der FAZ die Debütromane von David Bezmozgis und Germán Kratochwil aus. Die NZZ gratuliert Donna Leon zum Siebzigsten und zum neuen Krimi "Himmlische Juwelen". Die SZ ist entzückt von den zwischen dem Deutschen und dem Russischen changierenden Gedichten der Bachmann-Preisträgerin Olga Martynova.

27.09.2012 Die FAZ lobt Stefan Krolls Studie über "China und das europäische Völkerrecht" als Musterbeispiel interdisziplinärer Forschung. Die SZ freut sich, dass Nadine Gordimer mit "Keine Zeit wie diese" einen hochpolitischen Roman geschrieben hat. Nicht ganz so spannend und komplex wie die Wirklichkeit findet Stefan Aust den Ulrike-Meinhof-Roman "Theres" von Steve Sem-Sandberg in der Zeit. Herzhafte Verrisse gibt es außerdem von Neil Youngs Autobiografie und Stephan Thomes "Fliehkraft", einem Favoriten auf den Deutschen Buchpreis.

26.09.2012 Die FAZ freut sich über "Notationskunde", Manfred Hermann Schmids anregende Studie über die Geschichte musikalische Schriftlichkeit. Außerdem lernt sie von Charles Duhigg der "Macht der Gewohnheit" zu trotzen. Die NZZ ist begeistert von Sepp Malls ironischer Familiensaga "Berliner Zimmer". Zu viel des Guten!, ächzt die FR über Clemens J. Setz' Roman "Indigo".

25.09.2012 Die taz feiert Reinhard Kaiser-Mühleckers tragischen Roman "Roter Flieder", der konsequent alle Moden des Literaturbetriebs unterlaufe. Die FAZ wirft mit Lisa Randalls "Die Vermessung des Universums" einen Blick in die Physik von morgen und versinkt mit Carol Birchs Roman "Der Atem der Welt" im London des Jahres 1850. Die SZ liest Edmund Stoibers Autobiografie und erkennt in Heinz Buschkowskys Klage "Neukölln ist überall" die Text gewordene Berliner Schnauze.

24.09.2012 Die SZ freut sich über die beißende Politsatire "Drei weiße Särge" des Kolumbianers Antonio Ungar, der Lateinamerika-Romantik und Magischen Realismus weit hinter sich lasse. Andächtig in Händen gehalten hat sie auch den Bildband "Sense of Place" mit europäischer Landschaftsfotografie. Die FAZ liest Adalbert Stifters Erzählungen der Unmöglichkeit "Nachkommenschaften". Außerdem würdigt sie noch einmal Hans-Peter Schwarz' voluminöse Kohl-Biografie.

22.09.2012 Die FAZ verliebt sich in einen Superwurm und anderes zappelndes Getier. Die SZ lässt sich von Christoph Peters' Roman "Wir in Kahlenbeck" in eine katholische Erziehung einführen. Die taz betritt großäugig die prächtige historische Wunderkammer, die David Mitchell mit seinem Roman "Die tausend Herbste des Jacob de Zoet" öffnet. NZZ und FAZ durchleiden an der Seite Salman Rushdies die Fatwa.

21.09.2012 Gleich zweimal setzt sich die FAZ mit Mozarts "Zauberflöte" auseinander, mit Jan Assmanns kundigem "Opernbegleiter" und Eva Gesine Baurs Biografie des Librettisten Emanuel Schikaneder. Für die SZ ist Hans Blumenbergs Analyse der Wassermetaphorik eine Quelle der Inspiration. In Hans-Joachim Maaz' Studie über "Die narzisstische Gesellschaft" lernt die NZZ den Narzissmus als Wurzel allen Übels kennen. Und die taz erfährt aus der Steinbrück-Biografie von Eckart Lohse und Markus Wehner: "Steinbrück kann Kanzler, aber es würde nicht gutgehen" (Theo Waigel).

20.09.2012 Nicht bloß eine Autobiografie, eine Weltgeschichte hat Salman Rushdie mit "Joseph Anton" geschrieben, jubelt die SZ. Die FR stimmt prinzipiell zu, ist aber genervt vom Namedropping. Nach mehrmaliger Lektüre stellt die NZZ fest: Juan Goytisolos "Reise zum Vogel Simurgh" ist eine großartige Zumutung. Die Zeit feiert Kai Vogelsangs "Geschichte Chinas" als großen Wurf und erliegt bei Stefan aus dem Siepen fasziniert dem Sog des suggestiven Sprachklangs. Die FAZ findet den postmodernen Meta-Montageroman "Indigo" von Clemens J. Setz zum Verrücktlachen und stimmt Heinz Buschkowsky begeistert zu: "Neukölln ist überall".

19.09.2012 Die FR ist begeistert von Frode Gryttens heiter-melancholischem Roman über die Entführung des IKEA-Gründers Ingvar Kamprad. Allerdings fehlt der deutschen Übersetzung das letzte Drittel und damit die Pointe, bemängelt die NZZ. Die FAZ lässt sich von Bernhard Maier die "Geschichte und Kultur der Kelten" erklären und erinnert sich anhand der Tagebücher an den russisch-französischen Widerstandskämpfer Boris Vildé. Internetanfängern empfiehlt die SZ Markus Beckedahls und Falk Lükes Einblick in "Die digitale Gesellschaft".

18.09.2012 Die NZZ feiert Ulf Erdmann Zieglers Roman "Nichts Weißes", der sehr elegant und feinfühlig von einer Zwanzigjährigen erzähle. Sehr spannend und sehr relevant findet die FAZ Gilbert Simondons Maschinen-Philosophie "Die Existenzweise technischer Objekte". Außerdem lobt sie Traudl Büngers Debüt "Lieblingskinder". Die SZ empfiehlt noch einmal sehr nachdrücklich Helon Habilas Nigeria-Roman "Öl auf Wasser".

17.09.2012 Die SZ liest Stephan Thomes Roman "Fliehkräfte" als wehmütigen Abschied von der bürgerlichen Lebensform. Die FR amüsiert sich hervorragend mit Veronique Olmis Roman "In diesem Sommer". Sehr beeindruckt ist die FAZ von Michael C. Blumenthals Roman "Alle meine Mütter und Väter". Außerdem bespricht sie zwei Bücher über die Piratenpartei.

15.09.2012 Hellauf begeistert ist die SZ von John Sullivans Geschichten aus Amerika "Pulphead", besonders gut gefallen hat ihr der Essay über den Blues. Die FAZ rühmt die Reportagen der einzigartigen Gabriele Goettle, die nun gesammelt in dem Band "Der Augenblick" erscheinen. Hymnisch feiert sie auch Ludmilla Ulitzkajas Roman über die sowjetische Intelligenzija "Das grüne Zelt". Die taz lobt Clemens Setz' Roman "Indigo", der ihr buchstäblich Kopfschmerzen und Schwindel bereitete. Und die NZZ empfiehlt Daniel Mezgers Debüt "Land spielen".

14.09.2012 Bewegt und beeindruckt ist die FAZ von A. F. Th. van der Heijdens Requiemroman "Tonio" über seinen durch einen Unfall ums Leben gekommenen Sohn. Die SZ begibt sich mit "Indigo" in die Fantasiewelt des literarischen Außerirdischen Clemens J. Setz. Die NZZ schließt sich dem einhelligen Lob für Chad Harbachs Baseball-Roman "Die Kunst des Feldspiels" an. Und die FR gibt sich mit Chris Adrian einer Shakespeareschen Sommernachts-Orgie im San Francisco der Gegenwart hin.

13.09.2012 Die SZ wünscht, München wäre jemals so frivol gewesen wie in Jens Jessens Roman "Im falschen Bett". Jessen wiederum bekennt in der Zeit, Martin Walsers Liebesroman "Das dreizehnte Kapitel" habe ihm masochistisches Lesevergnügen bereitet. Mit großem Gewinn liest die Zeit außerdem Biografien über Helmut Kohl und Bernd Eichinger und lässt sich von Wolf Schmidt erklären, wie junge Deutsche für den Dschihad radikalisiert werden. Die FAZ ergötzt sich derweil an einem Bildband über "Die Diamanten der Queen".

12.09.2012 An Bernd Eichingers erfülltes Leben reicht keiner seiner Filme heran, stellt die FAZ bei der Lektüre seiner von Katja Eichinger verfassten Biografie fest. Die FR freut sich angesichts des ersten Bands von Jan Rohls' "Ideengeschichte des Christentums" über einen Meilenstein der Geisteswissenschaft. Außerdem lässt sie sich von Beqe Cufaj in die entmutigende Welt von UN-Aufbauhelfern im Kosovo entführen. Die NZZ wundert sich über unschweizerischen Furor in den poetischen Tagebucheinträgen des Schweizer Autors Hanjörg Schneider und liest mit Interesse Christina von Brauns Kulturgeschichte des Geldes. Die SZ lässt sich derweil von drei Wirtschaftsprofessoren versichern: "Geld macht doch glücklich".

11.09.2012 Die taz liest staunend, aber doch sehr interessiert Emmanuel Carrères Buch "Limonow", das der laschen Zivilgesellschaft in Frankreich die Manneskraft entgegenstellt. Die FR liest Tom McCarthys Roman "K" gleich dreimal, und zwar mit wachsender Begeisterung. Die NZZ feiert noch einmal Julie Otsukas Roman "Wovon wir träumten". Und die FAZ empfiehlt Ivan Klimas "Stunde der Stille" als Buch der Emanzipation.

10.09.2012 Als anarchischer Essay gefällt Chan Koonchungs Realsatire "Die fetten Jahre" der FAZ sehr gut, als Roman weniger. Zur anschließenden Lektüre empfiehlt sie den Debattenband "Wird China das 21. Jahrhundert beherrschen?" Trunken vor Leseglück feiert die SZ die Vereinigung von Verstand und Gefühl in Martin Walsers "Dreizehntem Kapitel".

08.09.2012 Die SZ feiert Alexander Nitzbergs sprachschöpferische Übersetzung des unzensierten Bulgakow-Meisterwerks "Meister und Margarita". Die NZZ schließt sich Manfred Kochs "Lob der Faulheit" an. Amir Hassan Cheheltan lehrt die FR mit dem letzten Teil seiner Teheran-Trilogie das Fürchten. Liebe, Theologie und Hirnforschung - was will man mehr, seufzt die FAZ beglückt über Martin Walsers Roman "Das dreizehnte Kapitel". Die taz probt mit Wolf Haas die Missionarsstellung. SZ und FR stellen sich der stürmischen Kapitalismuskritik von Rainald Goetz.

07.09.2012 Umwerfend komisch findet die FR Martin Walsers neuen Roman "Das dreizehnte Kapitel" über die Amour fou eines älteren Schriftstellers und einer Theologin. Deutlich verhaltener nimmt die FAZ Rainald Goetz' "Johann Holtrop" auf, stößt darin aber immerhin auf eine der komischsten Szenen der deutschen Literatur. Großes Lob gibt es außerdem für Ulf Erdmann Zieglers Typografie-Roman "Nichts Weißes". Die SZ ist beeindruckt von den in "NarcoZones" versammelten Studien über Drogenkartelle in Lateinamerika. Die von Harry Rowohlt übersetzte Autobiografie von Monty Pythons Graham Chapman erscheint ihr hingegen nur mäßig geglückt.

06.09.2012 Die Zeit feiert Ferdinand Beneke, dessen umfangreiche Tagebücher eine vollständige Geschichte des deutschen Bürgertums zwischen Französischer Revolution und Vormärz bieten. Gleich zweimal bespricht die Zeit außerdem "Johann Holtrop", den neuen Gesellschaftsroman von Rainald Goetz, ohne sich dabei zu einem klaren Urteil durchzuringen. Die NZZ wirft mit Lars Henrik Gass einen Blick auf "Film und Kunst nach dem Kino". Die SZ liest mit Interesse, wie Moshe Idel jüdischer Mystik im Denken europäischer Intellektueller nachforscht. FR und FAZ stimmen ins Lob für Chad Harbachs Baseball-Roman "Die Kunst des Feldspiels" ein.

05.09.2012 Die FR liest begeistert Joachim Zelters verblüffenden Neuentwurf von Heinrich Manns "Untertan". Die FAZ mag Andreas Engelhardts Argumenten für die verheerende Umweltbilanz der Baumwolle mehr, Manfred Spitzers These über "Digitale Demenz" weniger folgen. Außerdem liest sie Francisco Suniagas melancholischen Krimi über einen toten deutschen Hahnenkampfexperten auf der venezolanischen Ferieninsel Margarita. Die SZ begegnet in Dietrich Fischer-Dieskaus Nachlass noch einmal einer wahren Kunstreligion.

04.09.2012 Schmiss und stellenweise Brillanz attestiert der Historiker Norbert Frei in der SZ der Helmut-Kohl-Biografie seines Kollegen Hans-Peter Schwarz. Robert Gottliebs Lebensgeschichte der göttlichen Sarah Bernhardt liest sie immerhin mit Vergnügen. Die FAZ preist Julia Schochs neuen Roman "Selbstporträt mit Bonaparte". Und die FR versinkt in Cornelia Funkes neuem Reckless-Schmöker "Lebendige Schatten.

03.09.2012 Die SZ preist die Wucht und die Zartheit, mit der A.L. Kennedy von der Liebe zweier Totenbeschwörer erzählt. Auch stürzt sie sich freudig in die wilde Welt Ottos des Großen, die Matthias Becher in seiner Biografie "Kaiser und Reich" anschaulich macht. Die FAZ freut sich über die schöne Anthologie schottischer Lyrik "Beredter Norden". Außerdem empfiehlt sie Toralf Stauds und Johannes Radkes Recherche "Neue Nazis".

01.09.2012 Die FAZ ist schwer beeindruckt von "Gerechtigkeit für Igel", dem Opus Magnum des amerikanischen Philosophen Ronald Dworkin. Außerdem begrüßt sie eine - wenn auch stark gekürzte - Hörbuchfassung von Hans Falladas "Ein Mann will nach oben" und freut sich über einen neuen Roman von Wolf Haas. Christoph Peters etabliert sich mit seinem Internatsroman "Wir in Kahlenbeck" endgültig als grandioser Erzähler, meint die taz. Die FR gratuliert António Lobo Antunes zum 70. Geburtstag und zu seinem neuen Roman "Der Archipel der Schlaflosigkeit". Die NZZ liest mit Interesse Philipp Theisons Studie über "Literarisches Eigentum" und Verantwortungslosigkeit im digitalen Zeitalter. SZ und NZZ sind begeistert von Ljudmila Ulitzkajas Sowjet-Roman "Das grüne Zelt".