
30.10.2017 Die SZ ist ganz erschlagen von Bachtyar Alis kurdischem Epos "Die Stadt der weißen Musiker", das vom Zauber des Flötenspiels erzählt, von Hoffnung, Gerechtigkeit und Schönheit. In der Realität landet sie mit dem Band "Flucht", in dem drei Journalisten der Presse die Flüchtlingskrise aus österreichischer Perspektive rekonstruieren. Die FAZ lernt von Bruno S. Frey und David Iselin den ungezwungenen Umgang mit ökonomischen Theorien.

28.10.2017 Die taz beugt sich gespannt über Pascale Kramers Autopsie eines erst linken, dann rechten Vaters. Die FAZ folgt dem Weg der Tomate von der Aussaat bis auf unseren Teller. Die FR empfiehlt György Dalos' Buch über den "Letzten Zaren". Die Welt freut sich über eine Gesamtausgabe von H. P. Lovecrafts fantastischem Werk.

27.10.2017 Gerührt liest die FAZ, wie Karl Schlögel so liebevoll wie ein Vergil die Sowjetunion wieder ausgräbt. Interessiert liest sie auch einen Sammelband mit Analysen zur Migrationspolitik der Linken in ganz Europa. Die SZ erfährt bei Maurice Philip Remy, wie die Behörden im "Fall Gurlitt" versagten. Außerdem bespricht sie Kinder- und Jugendbücher: Von Peter Wohlleben lernt sie, wie man Kindern den Wald schmackhaft macht. Die NZZ führt mit Florjan Lipus ein seelenruhiges Selbstgespräch über Lust und Leid. Und die FR staunt, wie die Fotografin Mihaela Noroc in ihren Porträts Kulturgrenzen verschwinden lässt.

26.10.2017 Die FAZ katapultiert sich mit Robert Harris' "München" zurück ins Jahr 1938 und mit Ignacy Karpowiczs Roman "Sońka" ins von den Deutschen besetzte Polen. Die SZ lässt sich von Jean Echenozs "Frau in Pjöngjang" umgarnen. Die FR zieht mit Jean-Marie Blas de Robles fröhlich nach Tibet. Die NZZ klärt mit Charles Lewinsky einen Mord im Kreis der "Eidgenössischen Demokraten". Die Zeit lässt sich von Christian Lindner die Zukunft des Liberalismus erklären.

25.10.2017 Die FAZ lernt von Remo H. Largo, wie man Anpassungsdruck widersteht. Die NZZ lässt die Gedanken schweifen mit Sandor Lenards alltagsgeschichtlichen Erinnerungen an das faschistische Rom und Eliot Weinbergers intellektuellen Streifzügen durch die Jahrhunderte. Die SZ schluckt mit Angel Santiestebans Geschichten aus Kuba eine kräftige Dosis harscher Realität.

24.10.2017 Die NZZ arbeitet sich durch Bernd Roecks Trumm "Der Morgen der Welt", mit 1300 Seiten keine leichte Kost, dafür nicht weniger als eine Geschichte der Renaissance nach dem Ende des Eurozentrismus. Die FAZ lernt mit dem Band "Spionage unter Freunden", was alles geht und schon immer ging. Die SZ liest Gedichte von Uwe Kolbe. Und die taz erlebt mit Michael Rutschky noch einmal den großen Aufbruch "In die neue Zeit".

23.10.2017 Erschüttert liest die SZ Ibram X. Kendis Geschichte des amerikanischen Rassismus "Gebrandmarkt". Erhellend findet sie auch Wolfgang Kraushaars "Die blinden Flecken der RAF". Die FR ist hingerissen von all den Knalltüten, gegen die Jean Echenoz "Unsere Frau in Pjöngjang" antreten lässt. Und die FAZ amüsiert sich prächtig mit Clementine Beauvais' witziger Roadnovel "Die Königinnen der Würstchen": Die junge Mireille macht sich darin auf Suche nach ihrem Vater, der die Mutter wegen einer mächtigeren Frau verlassen hat.

21.10.2017 Die Welt verliebt sich in Ernst Haeckels wunderbare Illustrationen von Quallen, Flechten und Mikroben. Die taz gruselt sich mit Hans-Henning Scharsach vor der "stillen Machtergreifung" der FPÖ. Die FAZ vertieft sich in Szilard Borbelys Fragment gebliebenen Roman "Kafkas Sohn". taz und FR empfehlen Doron Rabinovicis Variante der Tribute von Panem, "Die Außerirdischen".

20.10.2017 Die FAZ legt mit Fethi Benslama den Islam auf die Couch und lernt den Islamismus als Zeichen der Krise des Islam in Konfrontation mit der sündhaften Moderne kennen. Bei Peter Berthold liest sie, warum wir Vögel brauchen und wie wir sie schützen können. Von Andreas Fahrmeir lässt sie sich das Verhältnis der Deutschen zu ihrer Nation erklären. Die SZ wird in Sabrina Janeschs "Goldener Stadt" von der Abenteuerlust gepackt. Und die NZZ wagt mit Lukas Holligers Midlife-Kriselndem den Ausbruch aus Basel.

19.10.2017 Heute könnten alle Buchpreisträger zusammen splitternackt den Huchiguchi tanzen, die Rezensenten würden nicht mal mit ein Auge heben, alle sind in ihren neuen Asterix vertieft. Die Zeit immer hin lässt sich von Karl Schlögel in eine Kommunalka führen und atmet dort den Duft des sowjetischen Jahrhunderts. Die SZ beugt sich mit Patrick Eiden-Offe über den Mythos des Proletariats in der Literatur. Die FAZ empfiehlt Kurt Steinmanns Neuübersetzung der "Ilias".

18.10.2017 Die FR erliegt den Zwischentönen in Angie Thomas' den Rassenhass behandelnden Roman "The Hate U Give". Höchst aufschlussreich findet die FAZ Ulrich Wegeners Erinnerungen an den Aufbau der GSG 9. Die NZZ blickt mit Pascale Kramer auf eine Vater-Tochter-Beziehung. Die SZ lernt mit Klaus Böldl das Verschwinden.

17.10.2017 Ergriffen und erschüttert liest die NZZ Peter Nadas' monumentale Autobiografie "Aufleuchtende Details", die zugleich Seelenwerk, Familiensaga und Schreckensgeschichte des 20. Jahrhundert ist. Mit viel Lob bedenkt die SZ Franziska Meiforts Biografie des großen Soziologen und Liberalen Ralf Dahrendorf. Die FR streift mit einem ganzen Trupp SchriftstellerInnen durch Israel und Palästina. Und die FAZ lichtet mit H.P. Lovecraft die Wirklichkeitsanker.

16.10.2017 Die SZ liest noch einmal Alban Nikolai Herbsts Roman "Meere", der nach langem Verbot nun ganz legal von einer sadomasochistischen Liebesbeziehung erzählt. Mit Begeisterung hört sich die FAZ durch die Mammut-Edition "Der Kreis des Zauberers", die siebzehn Stunden Aufzeichnungen von Thomas Mann und seiner Familie versammelt: etwa Erika Manns Bericht von den Nürnberger Prozessen etwa oder Klaus Manns Interview mit Hermann Göring. Hingerissen lauscht sie auch Peter Simonischeks Lesung von Heimito von Doderers "Strudlhofstiege".

14.10.2017 Die taz wirft mit Elnathan Johns Roman "An einem Dienstag geboren" einen Blick in die Koranschulen Nigerias. Von Arlie Russell Hochschild lässt sich sich ins ebenfalls deprimierende Kernland der amerikanischen Rechten führen. Die FAZ nimmt eine Auszeit in Sven Regeners "Wiener Straße". In der FR preist Otfried Höffe die Gelehrsamkeit Pierre Bourdieus und legt auch Staatstheoretikern seine soziologischen Vorlesungen ans Herz. Und nicht einmal ein toter Immobilienhai im Meer kann der FR das herbschöne Bild vermiesen, das Tanguy Viel von der bretonischen Küste zeichnet.

13.10.2017 Die FR lässt sich von Karl Ove Knausgards Miniessays über Wespen, Äpfel und Fieber verzaubern. Die FAZ begleitet den Leipziger Maler Werner Tübke in seinen Tagebüchern auf der Suche nach sich selbst. Bei Ulrich Körtner lernt sie, dass Gefühl und Moralisierung in Politik und Kirche nichts zu suchen haben. Die NZZ setzt mit Jennifer Ackermans "Genies der Lüfte" zum Höhenflug an. Und die SZ bespricht Kinder- und Jugendbücher.

12.10.2017 FAZ und Zeit feiern die Erinnerungen von Peter Nadas, "Aufleuchtende Details", die die private und die große Geschichte verbinden. Die SZ langweilt sich zu Tode mit Marie N'Diayes Roman "Die Chefin", von dem die Zeit ganz hingerissen ist. Außerdem empfiehlt die Zeit Philipp Thers "Die Außenseiter" über Flüchtlinge im Europa der letzten 500 Jahre, und sie stellt eine Reihe Kinder- und Jugendbücher vor.

11.10.2017 Die FAZ reist, von Anne Hartmann angeleitet, mit Lion Feuchtwanger ins Moskau der dreißiger Jahre und mit Rebecca Hunt in die Antarktis. Die NZZ feiert Daniel Kehlmanns Erzählkunst in "Tyll". Die Welt klärt mit Volker Kutscher ein Attentat im Gefängnis von Berlin-Moabit.

10.10.2017 Geradezu widerstandsunfähig zeigt sich die FAZ gegenüber Tristan Garcias Roman "Faber", der von einem jungen verführerischen Rebellen und Zerstörer erzählt. Schön findet sie auch, dass Robin Lane Fox in seiner Biografie Augustinus mal nicht als egozentrischen Ehrgeizling, sondern als Suchenden beschreibt. Die SZ erkennt mit Norbert Scheuer in der Eifel das "Zentrum des großen Welttheaters".

09.10.2017 Die FR liest Orhan Pamuks neuen Roman als Meistererzählung über Liebe und Tod, Hoffnung und Verrat und das Leben in einem autoritären Land. Die SZ bewundert noch einmal die intellektuelle Kraft des Historikers Tony Judt und lässt sich von Josef Foschepoth darlegen, dass nicht die KPD, sondern ihr Verbot verfassungswidrig war. Die FAZ greift zu John Stuart Mill.

07.10.2017 Die Buchmesse steht bevor und damit bricht auch eine Woche französischer Literatur an: Die taz liest Leila Slimanis Roman "Dann schlaf auch du" als brillantes Sittenbild der modernen französischen Gesellschaft. Die FAZ empfiehlt Didier Fassins "kritische Gebrauchsanweisung" für das Leben. Die FR möchte unterdessen das Buch "Klassikkampf" des Musikproduzenten Berthold Seliger - einen polemische Blick auf den gegenwärtigen Musikbetrieb - zur Pflichtlektüre für Kulturpolitikerinnen machen. Die Welt feiert Daniel Kehlmanns neuen Roman "Tyll".

06.10.2017 Die FAZ begibt sich mit Jean-Christophe Bailly auf einen poetischen und erkenntnisreichen Streifzug durch die französische Provinz. Dank Jan Rüger kann sie sich auch für Helgoland erwärmen. Die NZZ reist lieber mit Marion Poschmanns zu den "Kieferninseln": Eine Hymne auf das Zwielicht, schwärmt sie. Die SZ attestiert Andrea de Carlos liebevoller Satire auf die internationale Kulturszene einen "Flutscheffekt". Die FR würdigt Norbert Abels Britten-Biografie als Standardwerk. Und die taz lernt von Milena Glimbovski, wie man ohne Müll lebt.

05.10.2017 Die SZ lernt von Ute Frevert hochnotpeinliche, die Zeiten überdauernde Techniken der Demütigung. Die Zeit lässt sich von Oliver N. erzählen, wie er als 16-Jähriger beim IS in Syrien landete. Die FAZ gruselt sich auf das Wunderbarste mit deutschen Schauergeschichten aus der Romantik. Die taz taumelt durch das Textgebirge von Thomas Lehrs "Schlafende Sonne".

04.10.2017 Die
FAZ besichtigt mit
Marie Luise Knott die Trümmer des Jahres
1930 (hier unser
Vorgeblättert). Die
FR folgt
Yaa Gyasis Geschichte einer
aus Ghana in die Sklaverei verschleppten Familie über acht Generationen. Die
NZZ feiert "Die
Königinnen der Würstchen". Die
FAZ lobt das didaktische Sightseeing in
Dan Browns neuem Thriller "Origin".
SZ und
Welt winken ab, die
taz greift lieber zu
Sven Heucherts "Dunkels Gesetz".

02.10.2017 Die SZ lässt sich von Edna O'Brien erzählen, wie sich ein ganzes irisches Dorf vom Wolf verführen lässt. So nachdenklich wie uneitel findet sie Eva Demskis Memoiren "Den Koffer trag ich selber". Außerdem liest sie Andreas Fahrmeirs kurze, bemerkenswert postideologische "Deutsche Geschichte". Die FAZ liest Krimis von Grame Macrae Burnet, Antnonin Varenne und Lisa Sandlin.