
31.07.2013 Es ist unmöglich, über die Schwere des Lebens mit größerer Leichtigkeit zu schreiben, als es Lars Gustafsson in seinem Roman "Der Mann auf dem blauen Fahrrad" gelingt, schwärmt die FR. Hellmut Flashars übersichtliche Gesamtdarstellung des Werks von Aristoteles erspart dem Leser Regalmeter von Spezialforschung, meint die SZ. Und die NZZ ist berührt von "Am Rande der Welt", Roland Berbigs akribischer Teilbiografie über Günter Eich in den Jahren 1944 bis 1954.

30.07.2013 Gleich drei grandiose Comics werden heute besprochen: Die SZ feiert "Die große Odaliske", in der Vivès, Ruppert & Mulot einen Kunstraub wie eine Sommer-Choreografie inszenieren. Die taz ist ganz hingerissen von Birgit Weyhes Familiengeschichte "Im Himmel ist Jahrmarkt" wie auch von Derf Beckderfs traurig-düsterer Erzählung "Mein Freund Dahmer". Außerdem preist die NZZ Almudena Grandes' Roman "Der Feind meines Vaters" über die Zeit unter Franco. Und die FR liest Colin Crouchs neue Schrift zur Rettung der Sozialdemokratie "Jenseits des Neoliberalismus".

29.07.2013 Die
SZ feiert einen Prachtband, der dem
Wiener Pop endlich
historische Gerechtigkeit angedeihen lässt, und liest
Hans Christoph Buchs Reiseroman "Baron Samstag" (hier unser
Vorgeblättert). Die
FAZ stellt
Frank Lorenz Müllers Biografie des
99-Tage-Kaisers vor sowie eine Recherche zur "Radikalen Rechte in Europa" von
Martin Langebach und
Andreas Speit.

27.07.2013 Die FAZ reibt sich vor Freude die Hände über Silvia Bovenschens Roman "Nur Mut", der in ein furioses Zerstörungsballett mündet. Außerdem begrüßt sie Nikolaus Nützels Anleitung zum Nonkonformismus "Ihr schafft mich!". Die taz feiert den subversiven Comic "Die große Odaliske", für den sich die drei Granden Jerome Mulot, Florent Ruppert und Bastien Vives zusammengetan haben. Und von Alea Torik lässt sie sich gern die Postmoderne gefallen.

26.07.2013 So reich kommt Michail Bulgakows polyphone Prosa in Alexander Nitzbergs Neuübersetzung zur Geltung, dass man "Das hündische Herz" eigentlich laut lesen müsste, meint die SZ. Tief beeindruckt ist sie außerdem von "Deutschland oder Jerusalem", Claus-Steffen Mahnkopfs bewegendem Porträt seiner verstorbenen Frau, der Judaistin Francesca Albertini. Die FAZ staunt, wie der Fotograf Elliott Erwitt in "Personal Exposures" jedem Motiv eine heitere Seite abgewinnt.

25.07.2013 Was könnte es für eine bessere Strandlektüre geben als "Swim", Lynn Sherrs Kulturgeschichte des Schwimmens, fragt sich die SZ. Die Zeit versichert, sie würde Jonas Lüschers Debütnovelle "Frühling der Barbaren" auch ohne ihr zeitgeschichtlich relevantes Thema als die große Entdeckung dieses Jahres feiern. Und die NZZ empfiehlt den Band "Ich bin Henker" mit komischen, klugen und skurrilen Liebesgeschichten von Rajesh Parameswaran.

24.07.2013 Mit seiner Studie über Post- und Telefonüberwachung in der alten Bundesrepublik hat Josef Foschepoth bereits im vergangenen Jahr das Buch zur aktuellen NSA-Debatte vorgelegt, meint die NZZ. Mit Abstrichen gut gefallen hat ihr außerdem Alessandro Bariccos neuer Roman "Emmaus". Die SZ ist angetan von der erzählerischen Ungerührtheit von Angelika Meiers Geschichten in "Stürzen, drüber schlafen". Und die FAZ lässt sich von Markus Gabriel erklären, warum es die Welt nicht gibt.

23.07.2013 Die Literaturkritik lässt es sich heute im Grünen gutgehen: Die FR schwelgt mit Korbinian Aigners "Äpfel und Birnen" in alter Obstherrlichkeit. Außerdem lernt sie von Hans Werner Ingensiep, wie der Affe den Menschen kultivierte. Die SZ entdeckt mit Jürgen Goldstein die Natur, beißt die Zähne zusammen und erstümt Gipfel. Die NZZ lernt mit Maria Sonia Cristoffs Roman "Unter Einfluss", dass Liebe und Kunst einfach nicht zusammengehen.

22.07.2013 Die SZ empfiehlt nachdrücklich, wieder einmal Walter Benjamins "Kunstwerk"-Aufsatz zu lesen. An James Ellroys Erinnerungen "Hilliker-Fluchs" fällt ihr auf, wie bequem sich der Thriller-Autor in seinem Hardboiled-Leben eingerichtet hat. Die FAZ befreit sich mit Niels Werbers Hilfe aus der "Ameisengesellschaft". Überzeugt ist sie von Robert Kuwaleks Monografie über das Vernichtungslager Belzec.

20.07.2013 Die FAZ hinkt, leidet, jubelt, trinkt, raucht und kämpft mit Albertine Sarrazin. Und sie lässt sich von der jungen Min bezirzen, die dem Frauenschwarm Ed "43 Gründe" aufzählt, "warum es aus ist". Die NZZ empfiehlt drei Krimis von Dominique Manotti. Die SZ liest mit Vergnügen die "Ausgewählten Übertreibungen" des Peter Sloterdijk. Die taz schließt sich Jürgen Habermas' Plädoyer für eine supranationale Demokratie an.

19.07.2013 Mit seiner Museumsdiebstahl-Rekonstruktion "Die leere Wand" verdeutlicht Sandy Nairne der SZ, wie hoffnungslos naiv die romantischen Verbrechermythen Hollywoods sind. Die FAZ liest gerührt den Briefwechsel zwischen den DDR-Schriftstellern Brigitte Reimann und Siegfried Pitschmann. Die NZZ lässt derweil mit Christoph Wagner "Die magischen Jahre des westdeutschen Musik-Underground" Revue passieren.

18.07.2013 Es ist an der Zeit,
Niklas Frank als brillanten Autor und verdienstvollen Aufarbeiter des deutschen Traumas anzuerkennen, meint die
Zeit. Die bestens unterhaltene
NZZ kommt mit
Hans Christoph Buchs Roman "Baron Samstag" (Leseprobe bei
Vorgeblättert) in der Welt herum und lernt dazu noch etwas.
Dieter Grimm macht der
FAZ die Auswirkungen der Globalisierung auf die Verfassung begreiflich. Und die
SZ liest mit Gewinn
Wayne Gradys und
David Suzukis Biografie einer Douglasie.

17.07.2013 "Putin kaputt!?", fragt sich die NZZ angesichts Mischa Gabowitschs Studie über Russlands neue Protestkultur. Als äußerst aufschlussreich empfiehlt sie außerdem "Shakespeare in Kabul" von Qais Akbar Omar und Stephen Landrigan sowie die ersten beiden der auf zehn Bände angelegten "Ideengeschichte des Christentums" von Jan Rohls. Die FAZ freut sich, den palästinensischen Dichter Taha Muhammad Ali endlich auch auf Deutsch lesen können.

16.07.2013 Sergej Lebedews Roman "Der Himmel auf ihren Schultern" hat das Potenzial, die Mauer des Schweigens über den Gulag zu durchbrechen, glaubt die NZZ. Die SZ ist hingerissen von Raymond Carvers intensiven Gedichten und empfiehlt Jürgen Erbachers "Papst Franziskus" als die beste Biografie von Jorge Mario Bergoglio. Die taz ist schwer beeindruckt von der Novelle "Auflaufend Wasser", dem Duo-Debüt von Astrid Dehe und Achim Engstler.

15.07.2013 Die SZ warnt: Wer heil durch Donald Ray Pollocks brutale Erzählwelt "Knockenstiff" kommen will, braucht viel literarisches Feingefühl. Die FR folgt Hans Stiletts Erinnerungen "Eulenrod" an eine Kindheit in Thüringen in den zwanziger Jahren. Und die FAZ liest Gedichte von Doris Runge.

13.07.2013 Glückstag für die FAZ: nichts als gute Bücher! Darunter die gesammelten Storys von E.L. Doctorow, Fawwaz Haddads erschütternder Islamismus-Roman "Gottes blutiger Himmel" sowie Kinder- und Jugendbücher von Oliver Jeffers und Jacqueline Kelly. Die NZZ erfreut sich am Zynismus und Aberwitz von Ingomar von Kieseritzkys neuem Roman "Traurige Therapeuten" und flaniert mit Ilma Rakusa durch Berlin. Die taz ist hingerissen von Brecht Evens' geistreichem Kunstbetrieb-Comic "Die Amateure".

12.07.2013 Angesichts immer protestantischerer Päpste plädiert Mario Perniola in seiner Studie "Vom katholischen Fühlen" für die Rückkehr zu einem äußerlicheren, ritualisierteren Glauben, erfährt die SZ. Die FAZ reist mit Roman Widders Debütroman "Ibissur" im Tschechow-Tempo durch Kamtschatka. Und Manuele Fior überrascht die begeisterte NZZ mit seiner psychoanalytischen Science-Fiction-Graphic Novel "Die Übertragung".

11.07.2013 Selbstbewusstsein und Subjektivität sind keine angeborenen Eigenschaften, sondern werden sozial erlernt, lernt die Zeit aus der Studie "Selbst im Spiegel" des Kognitionspsychologen Wolfgang Prinz. Die SZ ist begeistert von Grace Paleys Storys über "Die kleinen Widrigkeiten des Lebens" und freut sich schon auf die angekündigte Gesamtausgabe. Und die NZZ liest neue Biografien zum Büchner-Jahr von Christian Milz, Hermann Kurzke und Jan-Christoph Hauschild.

10.07.2013 In Olga Martynovas Roman "Mörikes Schlüsselbein" begegnet die NZZ Paaren und Patchworkfamilien und gelangt bis nach St. Petersburg und in die Taiga. Tief beeindruckt zeigt sich die NZZ außerdem von Yehuda Bauers Studie über den "Tod des Schtetls". Die FAZ liest erstmals ins Deutsche übertragene Gedichte des israelischen Lyrikers Natan Zach. Und die FR verschlägt es in Benjamin Percys Debutroman "Wölfe der Nacht" in die Wildnis Oregons.

09.07.2013 Die SZ feiert noch einmal Julia Kissinas tragikomischen Roman "Frühling auf dem Mond" über ihre Kindheit in Kiew. Von Oliver Sacks lernt sie über Halluzinationen: Es ist kein Problem, Paraden kleiner Eichhörnchen zu sehen, man darf nur nicht ihren Befehlen gehorchen. Die NZZ preist Pierre Michons semifiktionalen Revolutionsroman "Die Elf". Die FAZ folgt dem abenteuerlich-revolutionären Leben der Caroline Schlegel-Schelling.

08.07.2013 Die FAZ lobt die neue Paul-Klee-Biografie als einen wichtigen Schritt zur Entsakralisierung des großen Modernen. Außerdem empfiehlt sie Mischa Gabowitschs Blick auf die russische Protestbewegung "Putin kaputt?" Die taz begrüßt sehr Mark Fishers Essay zur gegenwärtigen Malaise "Kapitalistischer Realismus ohne Alternative? Und die SZ liest Steven Johnsons Innovationsgeschichte "Wo gute Ideen herkommen" als Plädoyer gegen ein restriktives Patentrecht.

06.07.2013 Unerbittlich, aber nicht herzlos ist das "Karge Leben" im Nordosten Brasiliens, feierlich ist die Kritik dieses brasiliansichen Klassikers von Graciliano Ramos in der FR. Die FAZ und die NZZ freuen sich über die Neuausgabe von Upton Sinclairs Roman "Öl!". Die SZ hat mit Dan Kierans "Slow Travel" das schönste Reisebuch des Jahres gefunden.

05.07.2013 Hellauf begeistert ist die FAZ von Birgit Weyhes und ihrem Comic "Im Himmel ist Jahrmarkt", der subtil, souverän und ungeheuer innovativ die Geschichte ihrer Familie erzähle. Glücklich taumelnd folgt sie außerdem Julien Marets "Tirade". Die übrigen Literaturkritiker sind heute alle am See.

04.07.2013 Der Journalist Andrew Blum vermittelt der Zeit in "Kabelsalat" ein Bewusstsein für die Materialität des Internets. Großes Vergnügen bereiten der Zeit außerdem Grace Paleys Kurzgeschichten über "Die kleinen Widrigkeiten des Lebens". Die SZ freut sich über Matthias Glaubrechts Biografie des Evolutionsbiologen und Darwin-Rivalen Alfred Russel Wallace. Und die FAZ preist Iman Humaidans "Andere Leben" als feinfühligen Roman über Beirut nach dem Bürgerkrieg.

03.07.2013 Genauso interessant wie die im Band "Geschichte als Schlüssel zur Welt" gesammelten Vorlesungen des Historikers Fernand Braudel findet die NZZ deren Entstehungsgeschichte in deutscher Kriegsgefangenschaft. Nicht unbedingt tröstlich, aber unbedingt lesenswert findet die FAZ Günter Kunerts "Tröstliche Katastrophen". Außerdem freut sie sich über Odo Marquardts Würdigung des Humors. Und die SZ lässt sich von Hartmut Rosas Kritik der Beschleunigung überzeugen.

02.07.2013 Als einen "Charakterschöpfer erster Güte" feiert die NZZ den Auor J.G. Farrell für seinen bitterkomischen, tragischen Roman über die "Troubles". Die SZ stellt Steffen Kvernelands Künstler-Comic "Munch" vor sowie Rafael Cardosos Erzählungen "Sechzehn Frauen" aus Rio de Janeiro. Die taz verneigt sich vor dem Poeten Ernst Herbeck. Und die FR liest bewegt Peter Schneider "Die Lieben meiner Mutter".

01.07.2013 Die SZ feiert einen Prachtband über den portugiesischen Architekten Alvaro Siza und lobt auch Manfred Hildermeiers "Geschichte Russlands". Die FAZ folgt Edi Zollingers literarischer Spurensuche "Proust - Flaubert - Ovid" und lässt ausgerechnet Joscha Schmierer zwei Bücher über den Schrecken der Roten Khmer besprechen.