
30.11.2010 Als Meisterwerk preist die NZZ Vittorio Magnago Lampugnanis große Geschichte der Stadt im 20. Jahrhundert. Aus der Flut neuer Veröffentlichungen zu Max Frisch kann sie vor allem seinen frühen, düsteren Roman "Die Schwierigen oder J'adore ce qui me brule" empfehlen. Die FAZ stellt eine Biografie des "querköpfigen Liberalen" Friedrich Christoph Dahlmann vor. Und die SZ rechnet mit dem Geheimdienst-Thriller im Allgemeinen und John Le Carre im Besonderen ab.

29.11.2010 Die SZ schaudert vor dem chauvinistischen Nationalismus, den Paul Lendvai in seinem Buch "Mein verspieltes Land" beschreibt. Und nach Lektüre von Franz Rosenzweigs "Hegel und der Staat" fordert sie: Rosenzweig-Werkausgabe, schnell bitte. Die FR würdigt das skeptische Naturell des Dichters Michael Krüger. Die FAZ lobt zwei Bücher über die Automobilindustrie.

27.11.2010 Die FAZ guckt mit Günter Herburger ein Loch in die Landschaft und empfiehlt nachdrücklich die Werke des Freiherren von Knigge. Die FR mag Handke und mag, dass Handkes Biograf Malte Herwig Handke auch mag. Die NZZ empfiehlt Wojciech Jagielskis Reportage "Wanderer der Nacht" über Kindersoldaten in Uganda. Die SZ zweifelt mit Sabine Czerny an unserem Schulsystem. Die taz begibt sich mit Milovan Danojlic und Goran Petrovic in ein traumatisiertes und literarisch verzaubertes Serbien.

26.11.2010 Die FAZ liest mit großem Interesse Martin Pollacks unsentimentale Geschichte der Auswanderer, die im 19. Jahrhundert das verarmte Galizien Richtung USA verließen. Die SZ vertieft sich in Massimo Carlottos autobiografischen Krimi "Der Flüchtling".

25.11.2010 Der Glaube als Bollwerk gegen die menschliche Hybris? FR und Zeit finden gar nicht so übel, was der Papst im Interviewbuch "Licht der Welt" dazu sagt. Die FAZ schlägt mit Janina Wellmann der Natur- und Kulturgeschichte den Rhythmus. Die SZ geht mit dem 11-jährigen Hanns-Josef Ortheil auf Moselreise.

24.11.2010 Etwas Totalitäres erkennt die FAZ nach Lektüre von Thomas Etzemüllers ausgezeichneter Biografie der schwedischen Sozialingenieure Alva und Gunnar Myrdal in den Steuerungsphantasien dieser beiden. Mathias Enards Roman "Zone" ist nicht nur eine Urgeschichte der Gewalt, er ist Weltliteratur, versichert die NZZ. Die SZ versenkt sich in die soziologischen Theorien Gabriel Tardes.

23.11.2010 Die FAZ beißt sich durch Klaus Mainzers "Leben als Maschine", ein Buch über Robotik. Harte Arbeit, aber es lohnt sich, versichert sie. In Rilkes Briefen an seine Mutter findet sie den Schlüssel zu dessen Schaffenskraft. Die FR lässt sich von Wilhelm Schmid "Die Liebe neu erfinden". Die SZ bewundert Tim C. W. Blannings sich über tausend Jahre erstreckende Musikgeschichte "Triumph der Musik". Dass er ausgerechnet die Deutschen der Barbarei bezichtigt, nimmt sie ihm nicht übel: Hieß der größte britische Komponist doch Händel.

22.11.2010 Alles über den neapolitanischen Mann lernt die SZ in Erri De Lucas Roman "Der Tag vor dem Glück". Auch Manuel Boruttas Studie über den Antikatholizismus in Deutschland und Italien im 19. Jahrhundert findet sie aufschlussreich. Die FR überlässt sich willig dem hemmungslos überdrehten Personal in Gaetan Soucys Roman "Die Unbefleckte Empfängnis". Die FAZ nimmt Einblick in die unterschiedlichsten, im Band "Ein halbes Leben" dokumentierten Arbeitsrealitäten.

20.11.2010 Die NZZ empfiehlt ein frühes Beispiel existenzialistischer Prosa: Michel Matveevs 1933 erstmals veröffentlichter Roman "Die Gehetzten" über zwei Volkssänger, die 1919 aus dem revolutionären Russland über Rumänien nach Paris fliehen. Die FAZ bewundert Kim Thuys bildstarken Roman "Der Klang der Fremde" über eine Flucht von Vietnam nach Kanada. Die taz fliegt mit dem Fotografen Alex MacLean über Las Vegas und Venedig.

19.11.2010 Die SZ freut sich über die raffinierte Einfalt, mit der Wolfgang Rüb in "Wohnquartett mit Querflöte" die Freundschaft zwischen einem erfolgreichen West-Paar und einem arbeitslosen Ost-Paar beschreibt. Danach liest sie eine mitreißend geschriebene Biografie Mata Haris. Die FAZ amüsiert sich mit einem Buch über die Frauen um Stefan George.

18.11.2010 Ganz in den Bann geschlagen ist die FAZ von Hiromi Kawakamis Liebesgeschichte "Am Meer ist es wärmer". Die Zeit liest zu Tolstois Todestag einen ganzen Stapel neuer Bücher von ihm und Sofja Tolstaja. In den Ehebriefen etwa erlebte sie ein von allen guten Geistern verlassenes Paar, das aber noch bei jeder Zerreißprobe eine gute Figur machte. Ganz hingerissen ist sie auch von Juli Gudehus 3000 Seiten starker Enzyklopädie der visuellen Kommunikation.

17.11.2010 Sehr charmant findet NZZ Annika Scheffels unkonventionellen Debütroman "Ben". Die SZ lässt sich von Pauline de Bok
das brandenburgische "Blankow" schmackhaft machen, allerdings fallen mitunter Maden von der Decke. Die taz liest Neues von und über Peter Handke. Und die FAZ empfiehlt Pedro Mairals argentinischen Roman "Das fehlende Jahr des Juan Salvatierra".

16.11.2010 Die FAZ lässt sich freudig von David Peace in den Bann schlagen, der auch im zweiten Teil seiner Japan-Trilogie "Tokio, besetzte Stadt" einen Massenmörder jagen lässt. Die taz preist Harald Hartungs Gedichte "Wintermalerei". Die SZ fordert nach Lektüre von Christian Welzbachers Schrift gegen den Rekonstruktionswahn mehr Intelligenz und Mut beim Bauen des Neuen.

15.11.2010 Die FAZ begrüßt die neue
virile Literatur aus Israel und besonders
Eshkol Nevos Roman "Wir haben noch das ganze Leben". Sehr interessiert liest sie auch auch zwei Bücher über die
Arktis:
Matthias Hannemanns "Der neue Norden" und
Christoph Seidlers "Arktisches Monopoly". Die SZ genießt
Francis Wyndhams leichten Adoleszenzroman "Der andere Garten" (hier unser
Vorgeblättert)

13.11.2010 Die FAZ ist fasziniert von Ulrich Faes' Roman "Paarbildung", der "geduldig und präzise" die Geschichte einer Liebe erzählt. Für die NZZ setzt Erri De Luca mit seinem Roman "Der Tag vor dem Glück" ein "universales Rufzeichen" von fast biblischer Gültigkeit. Die SZ setzt sich ausführlich mit Yann Martels "Ein Hemd des 20. Jahrhunderts" auseinander: Wie schreibt man einen Roman über den Holocaust? Für die taz wird Haruki Murakami mit "1Q84" zum Nobelpreiskandidaten.

12.11.2010 Die FAZ bricht eine Lanze für Wilhelm Raabe: Der sei alles andere als ein betulichen Erzähler und richtig abgründig sogar seine See- und Mordgeschichte "Stopfkuchen". Außerdem rühmt sie Warlam Schalamow und den inzwischen dritten Band mit Erzählungen aus Kolyma "Künstler der Schaufel". Die FR stellt einen Sammelband über die türkische Bildungsbewegung Gülen vor.

11.11.2010 Statt amerikanischer Highways genießt die Zeit in Wolfgang Herrndorfs Roadnovel "Tschick" die Weiten brandenburgischer Feld- und Holzwege. Euphorisch nimmt sie Ake Edwardsons Krimi "Der letzte Winter" auf. Sehr gern hat die NZZ Habib Selmis tunesischen Roman "Meine Zeit mit Claire" gelesen. Und auch die SZ ist jetzt sehr beeindruckt vom dritten Band von Warlam Schalamows Erzählungen aus Kolyma"Künstler der Schaufel".

10.11.2010 In der taz erklimmt Stephan Wackwitz einen Achttausender unter den autistischen Monumentalkunstwerke: Arno Schmidts "Zettel's Traum". Die NZZ liest H.D. Kittsteiners "Stabilisierungsmoderne" als eine Geistesgeschichte von unten. Die FAZ begegnet in Rahel Varnhagens "Familienbriefen" brünstigen Libertins und grandiosen Heuchlern. Und die SZ folgt Matthias Schultheiss auf seiner "Reise mit Bill" durch das Amerika der 60erJahre.

09.11.2010 Gegen Klischees und zerebrale Mauern empfiehlt die FR Monika Marons Essay "Zwei Brüder". Die SZ liest Wojciech Kuczoks Roman "Lethargie" und Michel Foucaults politische Schriften "Kritik des Regierens". Die NZZ freut sich über Ermanno Cavazzonis "Kleines Buch der Riesen". Und die FAZ nimmt etwas verhalten Joumana Haddads zornige Bekenntnisse "Wie ich Scheherazade tötete" auf.

08.11.2010 Die SZ lernt von
Detlev Arens alles über den "Deutschen Wald", und zwar systematisch,
kulturgeschichtlich und pflanzensoziologisch. Sehr empfehlen kann sie auch einen Sammelband über die eher
kostenträchtige "Ökonomie im Kalten Krieg". Die FAZ stellt
Michael Tomassellos Studie "Warum wir kooperieren" vor. Die Aufzeichnungen des Leuchtturmwärters
Jean-Pierre Abraham lehren sie den
Respekt vor den Elementen (hier unsere
Leseprobe).

06.11.2010 Die NZZ versinkt in den Tagebüchern von Samuel Pepys, Staatsdiener, Geschäftsmann, Gourmet und Zecher. Bewegt und beeindruckt ist sie von Else Lasker-Schülers Briefen aus dem Exil in Jerusalem. Ganz hingerissen ist die SZ von Peter Careys Bildungs- und Abenteuerroman "Parrot und Olivier in Amerika". Die FR liest die "Algerischen Skizzen" des Ethnologen und Dichters Pierre Bourdieu. Mit gemischten Gefühlen nimmt die FAZ Malte Herwigs sozusagen autorisierte Biografie Peter Handkes auf. In seinem neuen Roman "Immer noch Sturm" erlebt sie dann den jungen Handke im Nahkampf gegen den alten.

05.11.2010 Die SZ preist Eberhard Klöppels klassisch-schöne Fotografien von einer sozialistischen Mustersiedlung "Berlin - Ecke Greifswalder". Die FAZ lobt noch einmal Vladimir Sorokins Ljod-Trilogie und ihren Abschluss "23000". Und die FR lernt bei Sven Reichardt und Detlef Siegfried alles über "Das alternative Milieu".

04.11.2010 Als literarisches Wunder und einzigartiges Monument der Weltgeschichte preist die Zeit die Tagebücher des Londoner Barock-Politikers Samuel Pepys. Nach Büchern von Peter Maass und Jeff Rubin hofft sie darauf, dass uns bald das Öl ausgeht. Mitgerissen ist die NZZ von Oksana Sabuschkos Gesellschafts-, Familien- und Liebesroman "Museum der vergessenen Geheimnisse". Sehr beeindruckt ist die FAZ von Annette Mingels' Roman "Tontauben".

03.11.2010 Die FR verfällt der möndänen Victoria Ocampo, Autorin und Verlegerin der einst besten Kulturzeitschrift der Welt. Großes Lob vergibt die FAZ an Sabrina Janeschs Roman "Katzenberge". Die SZ betrachtet Heinrich Hausers Fotografien aus dem einst "Schwarzen Revier" und lotet mit Martha Nussbaum die "Grenzen der Gerechtigkeit" aus.

02.11.2010 Die FAZ jubelt über Tim Blannings etwas ahistorische, nie faktengraue Kulturgeschichte "Triumph der Musik". Die SZ reist mit Joseph Roth ins kakanische Galizien, auf den Balkan und ins mittägliche Frankreich. Die FR geht freudig John Le Carre und seinem neuen Roman "Verräter wie wir" ins Netz. Die NZZ preist Michael Köhlmeiers Roman "Madalyn" und Hilary Mantels "Wölfe".

01.11.2010 Die FR rühmt Tanizaki Jun'ichiros großen Essay "Lob der Meisterschaft", der sehr elegant, aber auch hart mit dem westlichen Wille zur Kunst ins Gericht geht. Ganz hingerissen ist sie von Bastien Vives' Liebesgeschichte "In meinen Augen". Die FAZ lernt von Keith Richards alles über die Logik der Drogen und den Humanismus des Rock'n'Roll. Auch den Ratgeber "Privatrenten und Lebensversicherungen" der Verbraucherzentrale NRW kann sie sehr empfehlen.