
31.05.2017 Experimenteller als Knausgard und dabei wahr und tief findet die FAZ die Autobiografie des Norwegers Tomas Espedal "Biografie, Tagebuch, Briefe". Sehr verdienstvoll erscheint ihr auch Natascha Meusers Studie zur Architektur von Zoos. Die SZ freut sich über den Galgenhumor in Astrid Lindgrens Briefwechsel mit der Berliner Sozialarbeiterin Louise Hartung. Und als kleine Sensation feiert die NZZ Claude Simons konzentrierte Erzählung über den Tod eines Pferdes im Krieg.

30.05.2017 Die FAZ tiriliert vor Freude über "Die Kritik der Vögel", in der ihr die Gebrüder Roth alles über die Abartigkeit der Meisen verraten beziehungsweise über die Affenliebe der Menschen. Mit Spannung Freude verfolgt sich auch die Fortsetzung von Deborah Feldmans Emanzipation aus der Ultraorthodoxie "Überbitten". Die NZZ verfällt Colum McCanns absichtslosem Erzählen. Und die SZ versenkt sich in die Partituren von Richard Strauss.

29.05.2017 Die FAZ bespricht heute Kinder- und Jugendbücher: Besonders empfehlen kann sie Isaac B. Singers osteuropäische Kindergeschichten, die mit Zeichnungen von Maurice Sendak neu aufgelegt worden sind. Die SZ liest lieber Streitschriften: Mit Hans-Peter Siebenhaar rechnet sie mit einem zerrissenen Österreich ab, mit Ralf Fücks kämpft sie für eine offene Gesellschaft. Sehr gelehrt findet sie die wütenden Briefe zwischen Peter Rühmkorf und Peter Wapnewski.

27.05.2017 Die NZZ hat einen dicken Stapel Bücher abgearbeitet und empfiehlt sie alle, am dringendsten "Sweet Occupation" von Lizzie Doron über palästinensische Exterroristen und israelische Kriegsdienstverweigerer sowie Peter Schäfers schmale Studie "Zwei Götter im Himmel" über Gottesvorstellungen in der jüdischen Antike. Die FAZ preist Hisham Maters "Die Rückkehr" als spannungsgeladen und randvoll mit starken Beobachtungen. Die taz stellt Hörfassungen von Thomas Manns "Tonio Kröger" und Olivier Bourdeauts "Warten auf Bojangles" vor. Und die SZ lernt von Remo H. Largo "Das passende Leben" zu leben.

26.05.2017 Ein Roman voller Irrwitz und Musikalität ist Sylvain Prudhomme mit "Ein Lied für Dulce" gelungen, schwärmt die NZZ. Die SZ nimmt sich zum achtzigsten Geburtstag Andrej Bitows die Neuauflage seines "Georgischen Albums" vor. Mit Gewinn liest die FR Karl-Heinz Bohrers autobiografische "Geschichte meines Abenteuers mit der Phantasie". Und die FAZ erschließt mit dem Fotografen Yevgen Nikiforov sowjetische Monumentalmosaike in der Ukraine.

24.05.2017 Auch ein Karl Ove Knausgard hat Skrupel, liest die Zeit im letzten Band des großen Selbstbespiegelungs-Epos'. Außerdem blickt sie mit Barbara und Kai Sichtermann in die Hausbesetzerszene der Siebziger und tanzt mit Clemens Meyers stillen Trabanten. Die FAZ staunt mit Constanze Neumann über einen hochliterarischen "Himmel über Palermo". Und die SZ betrachtet fasziniert Mat Henneks zeitlose Wald-Porträts.

23.05.2017 Saleem Haddads Coming-Out-Roman "Guapa", der vor dem Hintergrund des arabischen Frühlings spielt, hat die SZ tief beeindruckt: Mit den Erfahrungen westliche Homosexueller lasse sich diese Geschichte nicht vergleichen. Die FAZ empfiehlt gleich zwei Übersetzungen eines bisher unbekannten Romans von Walt Whitman. Die NZZ führt ein in das Werk des hierzulande gänzlich unbekannten Genfer Lyrikers Georges Haldas.

22.05.2017 Sehr oft schafft das Gefängnis erst die Gewalt, die es dann bestraft - Thomas Galli sucht laut SZ nach Wegen aus der Hölle des Strafsystems. Ebenfalls in der SZ amüsiert sich Hannelore Schlaffer über den philosophischen Schelm Giorgio Agamben, der beim Denken ohne Beweise auskommt. Die FAZ bespricht neue Hörbücher. Die taz liebt Knausgard jetzt ein bisschen weniger.

20.05.2017 Heute ist Norwegen angesagt: Aber auch beim finalen Selberlebensbrocken "Kämpfen" von Karl Ove Knausgard kann sich die Kritik noch nicht einigen: Die Welt bringt darum ein pro und contra. Wo der eine "meditative Prosa" ausmacht, zeigt sich die andere erschöpft von dieser Egoliteratur. Vielleicht sollte sie zu Tomas Espedals heute in der taz besprochenem Band "Biografie, Tagebuch, Briefe" greifen, wo es natürlich auch nur um Espedal geht.

19.05.2017 Die SZ nimmt sich Arno Schmidt vor: mit Fanny Esterhazys Bildbiografie, Walter Göddens Hörcollage des Briefwechsels mit Hans Wollschläger und Schmidts Faulkner-Übersetzung "New Orleans". Die FAZ empfiehlt Jean François Billeters "Ein Paradigma" als intellektuelle Ermunterung erster Klasse und Alessandro Bariccos Novelle "Smith & Wesson" als Slapstick und lyrisches Kabinettstück in einem. Und die FR blickt mit dem "Variantenwörterbuch des Deutschen" nach Rumänien, Namibia und in mexikanische Mennoniten-Gemeinden.

18.05.2017 Die FR wird traurig beim Betrachten der "Berlin Heartbeats" in den Neunzigern. Die SZ versteht mit Heinrich Meyer endlich, was Zarathustra sprach. Die NZZ sucht mit Carlos Ruiz Zafón einen verschwundenen Minister im Barcelona der Franco-Ära. Die Zeit empfiehlt Jan Schomburgs Debütroman über den Selbstmord eines Schülers.

17.05.2017 Gute Ausbeute heute! In der FAZ liest Thomas Karlauf nicht ohne Kopfschütteln und doch mit Gewinn Helmut Kiesels Geschichte der deutschsprachigen Literatur von 1918 bis 1933. Der Verlag Matthes & Seitz setzt seine großartige Naturreihe fort : Mit Autorin und Zeichnerin Brigitta Falkner teilt die NZZ "Bewunderung, / in die sich Abscheu mischt" über den Erfindungsreichtum der Natur in punkto Parasitentum. Und die FR lässt sich von Lyonel Trouillot ins postkoloniale Haiti entführen.

16.05.2017 Christian Gerlach erzählt den Mord an den europäischen Juden laut FAZ als eine Sozialgeschichte der Massengewalt und fügt dem Thema wichtige neue Aspekte hinzu. Anschaulich wird das Grauen der KZs Gustav Seibt in der SZ durch Primo Levis Berichte aus Auschwitz, die in einem neuen Band präsentiert werden. Die NZZ liest Texte über das heutige Grauen: Berichte syrischer Dichter über die Gewalt in Aleppo.

15.05.2017 Die SZ weist auf den hierzulande unbekannten Südtiroler Dichter Norbert C. Kaser hin, der 1978 im Alter von nur 31 Jahren gestorben ist - Haymon bringt einen Band über sein "hassgeliebtes Bruneck". Die FR liest "Erzählungen aus Nordkorea" des Autors Bandi, die einen seltenen Einblick in das Land bieten. Die NZZ amüsiert sich mit Marie-Jeanne Urechs Roman "Schnitz".

13.05.2017 Die taz lernt von Eckhard Fuhr das Schaf zu würdigen. Die Welt lässt sich mit Roman Ehrlichs "Die fürchterlichen Tage des schrecklichen Grauens" auf eine sektenähnliche Horrorfilm-Crew ein. Die SZ amüsiert sich mit David Duchovnys Sitcom-Dialogen eines krebskranken Vaters. Die FR lernt mit Lena Anderssons "Unvollkommenen Verbindlichkeiten" das unglücklich Verliebtsein.

12.05.2017 Der Briefwechsel zwischen Gottfried Wilhelm Leibniz und Sophie von Hannover lässt die SZ berührt und beglückt zurück. Empfehlen kann sie auch Javier Cercas' Roman "Der falsche Überlebende" über den Hochstapler Enric Marco. Die NZZ liest mit großem Gewinn neue Biografien über Maria Theresia von Elisabeth Badinter und Barbara Stollberg-Rilinger. Und die FR rät, sich nicht vom dreieinhalbtausendseitigen Umfang von Eilert Herms' Abhandlung über "Systematische Theologie" abschrecken zu lassen.

11.05.2017 Die NZZ lässt sich von Wolf Lepenies Frankreichs Traum von einer Mittelmeerunion erklären. Die SZ lernt von dem Psychiater Mazda Adli, wie gefährlich Stadtstress sein kann. Die Zeit verteidigt Heinz Strunks Roman "Jürgen" gegen seine Kritiker. Die FAZ empfiehlt wärmstens Abo Iaschaghaschwilis historischen Krimi "Royal Mary" über einen Mord in Tiflis.

10.05.2017 Die NZZ nimmt über Oleg Jurjews "Unbekannte Briefe" Kontakt zu längst verstorbenen Autoren auf. Die SZ macht mit Mirko Bonne noch einmal Ferien auf Fehmarn. Die taz taucht mit Cixin Lius SF-Roman "Die drei Sonnen" in die Zukunft der Kulturrevolution. Candice Fox' "Fall" lässt die Welt hinter jedem hübschen Gesicht eine Mörderin wittern.
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09.05.2017

09.05.2017 Bewegt liest die NZZ Giovanni Tesios Gespräche Primo Levis, der bis zum Schluss das gelebte Leben in Erinnerung zu bannen versuchte. Die FAZ sucht in Heinrich Geiselbergers Sammelband zur "Großen Regression" linke Antworten auf Populismus, Globalisierung und Entzivilisierung. Außerdem feiert sie feiert Olga Slawnikowas Roman "2017" als hellsichtige Parabel aus Putins Russland. Die SZ bittet mit Hendrik Groen ins Altresheim zum "Tanztee".

08.05.2017 Mit Michaela Murgias sardischem Roman "Chiru" verfällt die FR der Verführungskraft jugendlicher Unverschämtheit. Die SZ liest gefesselt Molly Brodaks Geschichte über ihren Vater, einen notorischen Lügner und Bankräuber. Die taz ist bewegt von Emmanuelle Pirottes Roman "Heute leben wir". Und die FAZ begibt sich mit Tom Bouman unter waffenvernarrte Hillbillies in Pennsylvania.

06.05.2017 So schmucklos, aber auch so existenziell wie Brechts Galilei findet die FAZ Odafe Atoguns Roman "Tadunos Lied" über Fela Kuti. Bewegt und bestürzt verfolgt die SZ in Peter Esterhazys "Bauchspeicheldrüsentagebuch" den Kampf des Schriftstellers gegen den Tod und den Realismus. Die Welt liest Emmanuel Carrères "Russischen Roman". Die taz rühmt noch einmal die Erzählungen "Denunziation" des Nordkoreaners Bandi und freut sich über die Wiederauflage von Tardis "Hier Selbst".

05.05.2017 So fremdartig und realistisch zugleich ist Anne Kuhlmeyers Roman "Drift", dass sich die Welt seiner Sogkraft nicht entziehen kann. Die NZZ folgt Karl-Markus Gauß nach Osteuropa. Die FR reist mit Paul Theroux "Ein letztes Mal in Afrika". Und die FAZ lässt sich von Hans Blumenbergs Schriften zur Literatur aus den Jahren 1945 bis 1958 zum Lesen verführen.

04.05.2017 Mit Faszination liest die SZ die Erzählungen des nordkoreanischen Autors "Bandi", die einen Einblick in das düstere Regime Kim Il-Sungs geben. Die FAZ muss in Christoph Heins neuem Roman "Trutz" zusehen, wie die Wucht der Historie die Literatur besiegt. Die FR setzt sich mit Ludwig Fischer in die "Brennesseln". Die NZZ spottet über den Reader "Die große Regression", in dem berühmte Intellektuelle dem üblichen Verdächtigen Neoliberalismus hinterjagen. Die Zeit erliegt dem Charme von Eva Menasses "Tieren für Fortgeschrittene".

03.05.2017 Wilden Mut zum bürgerlichen Mittelweg bescheinigt eine irritierte FAZ dem französischen Philosophen Tristan Garcia. Da lässt sie sich doch lieber von Josef Kraus zur Revolte gegen Bildungspolitiker anstacheln. Die FR empfiehlt Nava Ebrahimis Roman "Sechzehn Wörter". Die NZZ studiert eine charmante Anregung für Neunjährige, sich mit dem Ökosystem der Erde zu befassen.

02.05.2017 Die FR spürt in Asli Erdogans Essays "Nicht einmal das Schweigen gehört uns noch", wie traumatisierend der Krieg des türkischen Staates gegen die Kurden ist. Die FAZ lässt sich von Asfa-Wossen Asserate die Logik des Misslingens erklären, die Afrika in ihrem Klammergriff hält. Die SZ wirft mit Roman Ehrlich und Michael Disqué einen Blick in das Bundeswehr-Lager von Masar-i-Scharif. Mit Simone Meier Roman "Fleisch" komtm sie auf die seltsamsten Gelüste.