
31.07.2010 Als großen Solitär der französischen Nachkriegsliteratur feiert die taz Patrick Modianos Roman "Place de l'Etoile", der vierzig Jahre nach seinem Erscheinen nun auch bei uns zu lesen ist. Empfehlen kann sie auch Dietmar Bärs Lesung von David Foster Wallaces Kreuzfahrtbericht "Schrecklich amüsant - aber in Zukunft ohne mich". Die FAZ feiert John Lawrences Neubebilderung von Robert Louis Stevensons "Schatzinsel". Auch Inger-Maria Mahlkes Debütroman "Silberfischchen" mochte sie sehr gern.

30.07.2010 Als Kafka mit Chandler genießt die FR mit Jedediah Berrys "Handbuch für Detektive". Die Literaturwerdung des Comic schaut sie in Will Eisners Klassiker "Vertrag mit Gott". Die SZ begibt sich mit Andreas Herzau in eine Reihenhaussiedlung. Etwas erschöpft, aber durchaus angeregt empfiehlt die FAZ Betina Gonzalez' Roman "Nach allen Regeln der Kunst".

29.07.2010 Als großes geschichtsphilosophisches Vermächtnis liest die Zeit Wassili Grossmans Roman "Alles fließt", eine Geschichte der Sowjetunion von der Revolution bis zu Stalins Tod. Die FAZ streift mit Patrice Nganangs "Hundezeiten" durch die Straßen Yaoundes. Und die SZ stellt einen Band über Think Tanks vor.

28.07.2010 Die SZ feiert Annika Scheffel frischen Debütroman "Ben". Die FAZ begeistert sich noch einmal für Hans Sahls großen und so feuilletonistischen Emigrationsroman "Die Wenigen und die Vielen". Schön irrsinnig und sehr expressionistisch findet die FR Ernst Kaisers aus den Tiefen des Marbacher Archivs geborgenen Roman "Die Geschichte eines Mordes". Die NZZ empfiehlt Hans Wollers "Geschichte Italiens im 20. Jahrhundert" und ackert sich durch Anton Legners Trumm über den Künstler im Mittelalter "Der Artifex".

27.07.2010 Die NZZ ist absolut hingerissen von
Marketa Pilatovas Roman "Wir müssen uns irgendwie ähnlich sein", der Prags
mythische Schwere mit Brasiliens
anarchischer Leichtigkeit verbindet. Begeistert ist sie auch von
Betina Gonzalez' Roman "Nach allen Regeln der Kunst" (hier unsere
Leseprobe). Die SZ nimmt mit
Nanni Balestrinis "Tristano" Abschied von den
Relikten spießiger Erzählkunst. Und die FAZ liest die Gedichte des chinesischen Exil-Lyrikers
Yang Lian "Aufzeichnungen eines glückseligen Dämons".

26.07.2010 Aufgerüttelt und aufgeklärt fühlen sich FAZ und SZ von dem postum veröffentlichten Buch "Das Ende der Geduld" der Berliner Jugendrichterin Kirsten Heisig. Sehr empfehlen kann die SZ auch Wojciecj Jagielskis Reportage über Joseph Konys ugandische Horrorarmee "Wanderer der Nacht" sowie die Fotografien des Reporters Andri Pol aus Japan.

24.07.2010 Die FAZ hört eine lehrreiche und mit vielen Musikbeispielen illustrierte CD zur politischen und Kulturgeschichte Polens. Die NZZ stellt Michal Witkowskis Roman über den schwulen Kleinganoven "Queen Barbara" vor. Die SZ lernt von Gershom Scholem, wann das "Davidschild" zum Symbol für das Judentum wurde. Außerdem werden zwei Gedichtbände empfohlen: Georgi Gospodinovs "Kleines morgendliches Verbrechen" und Martina Hefters "Nach den Diskotheken".

23.07.2010 Deftig und feinsinnig zugleich, subversiv und melancholisch findet die FAZ Javier Tomeos Roman über zwei falsch programmierte Sexpuppen "Die Silikonliebhaber". Recht reizvoll findet sie auch Annika Scheffels Romandebüt "Ben". Die SZ liest den mittlerweile neunten Band von Harry Graf Kesslers Tagebuch als Kulturchronik und Lehrbuch der Polemik.

22.07.2010 Die NZZ entdeckt Gabriel Chevalliers großen Roman "Heldenangst" über den Ersten Weltkrieg wieder, in dem sie auch lernte, wie sich Soldaten bei Angriffsunlust verhalten. Die SZ reist mit Victor Hugo den Rhein entlang und protokolliert ihre Helmut-Krausser-Lektüre. Die Zeit liest mit verhaltener Begeisterung Paul Austers neuen Roman "Unsichtbar". Und die FAZ liest Sigmund Freuds Briefe an seine Kinder "Unterdes halten wir zusammen".

21.07.2010 Die FAZ erlebt noch einmal schaudernd "Die letzten Tage der Ceausescus" in der Version des Milo Rau. Die FR bildet sich über ontologische Differenz in Matt Groenings und Bill Morrisons Comic-Crossover "Die Simpsons - Futurama" weiter. Fasziniert liest sie auch Uwe Johnsons Gespräche mit Fluchthelfern "Ich wollte keine Frage ausgelassen haben". Die NZZ lobt Antony Beevors packende Schilderung des "D-Day".

20.07.2010 Die NZZ besingt die Klugheit und kühne Poesie in Dorothee Elmigers Debütroman "Einladung an die Waghalsigen". Die FAZ präsentiert begeristert den Meister der südafrikanischen Short Stories: Herman Charles Bosman und seine Erzählungen "Mafeking Road". Große Freude hat die taz an Katrin Seddigs lakonisch-munterem Roman "Runterkommen".

19.07.2010 Die FR feiert das Comeback des Comicautors Matthias Schultheiss und seinen Band "Reise mit Bill", in dem sich ein Vater, seine kleine Tochter und ein Kriegsveteran auf die Suche nach einem Schamanen machen. Die SZ freut sich, dass Neil Gaimans tiefsinnige Horror-Fantasy-Saga "Sandman" nun endlich komplett auf Deutsch vorliegt. Die FAZ setzt sich eingehend mit Hubert Damischs Werk über den "Ursprung der Perspektive" auseinander. Als großes Lesevergnügen empfiehlt sie Monique Truongs Roman "Bitter im Mund".

17.07.2010 Die FAZ erlebt in Helen Garners Roman "Das Haus in der Bunker Street" mit, wie sich das moralische Universum einer Familie auflöst. Die FR stellt fest: Freud entpuppt sich auch in seinen Briefen an die Kinder als großer Stilist. Die SZ stellt zwei neue Biografien über Luise von Preußen vor. Die taz empfiehlt Rauf Ceylans Buch über "Die Prediger des Islam" in Deutschland.

16.07.2010 FR und SZ besprechen den neuen und noch druckfrischen Roman von Paul Auster: Die SZ hält "Unsichtbar" für seinen bislang besten und tiefsten. Die FR erkennt beglückt auf unverschämte Maßlosigkeit. Philologie in Vollendung erblickt die FAZ in Jürgen Brockoffs "Geschichte der reinen Poesie".

15.07.2010 Gleich dreifach beglückt fühlt sich die Zeit durch Jiri Kratochvils surrealistisch-fantastisch-grotesken Kriminalroman "Das Versprechen des Architekten". Großartig findet sie auch Elizabeth Strouts in Maine angesiedelten Kleinstadtroman "Mit Blick aufs Meer". Die NZZ begrüßt mit Ingo Schulzes italienischen Skizzen "Orangen und Engel" freudig die neue Literaturgattung des hochsubventionierten Vagabundierens. Und die SZ liest Frida Kahlos Briefe an ihren Arzt.

14.07.2010 Als Großmeister der Literatur gewordenen Lebensuntüchtigkeit preist die FR Richard Obermayr und seinen Roman "Das Fenster". Gleich viel klüger fühlt sich die FAZ nach Pedro Orgambides Romanbiografie des großen argentinischen Tangosängers Carlos Gardel. Die NZZ ist sich nicht ganz sicher, ob sie wirklich mit Ibn Battuta durch Afrika und Asien reist, folgt ihm aber trotzdem freudig zu den "Wundern des Morgenlands". Die SZ lässt sich von Perry Anderson die Geschichte seines Vaters in China erzählen.

13.07.2010 Hellauf begeistert ist die SZ von
Ornela Vorpsis klugen und sehr poetischen Roman "Die Hand, die man nicht beißt". Sehr lehrreich findet sie auch
Tidiane N'Diayes Geschichte des
arabischen Sklavenhandels "Der verschleierte Völkermord" (hier unsere
Leseprobe). Mit wohligem Schaudern liest die FR den Abschlussband "23000" von
Vladimir Sorokins Trilogie über eine
bizarre Sekte. Die FAZ lernt mit Paul Beatty, den
malachitgrünen Klang der Bratsche zu lieben. Und die NZZ empfiehlt
Robert Harrisons feinsinnigen Essay über die "Gärten" und das Wesen der Menschen.

12.07.2010 Als reinste Offenbarung preist die SZ Peter-Alexis Albrechts Großwerk über den Niedergang des Rechts "Der Weg in die Sicherheitsgesellschaft". Die FAZ lernt aus Klaus Liebs Buch über Hirndoping, dass sich Klugheit nicht künstlich erzeugen lässt, wohl aber Psychosen. Alle Achtung hat sie vor Walter Müller-Seidels Großwerk über "Friedrich Schiller und die Politik".

10.07.2010 Gabriel Chevalliers Roman "Heldenangst" ist zwar kein Meisterwerk, aber einer der klassischen Antikriegsromane aus Frankreich, meint die FAZ. Die NZZ liest den Gemeinschaftsroman "Und die Nilpferde..." von Burroughs und Kerouac. Die taz empfiehlt den frühen Kapuscinski. FAZ und SZ feiern mit der "Freiheit des Verlegers" Klaus Wagenbachs achtzigsten Geburtstag.

09.07.2010 Von einem
gemeinen, kleinen Wunder kündet die FR: vom Roman "Harold" eines anonymen
Einzlkinds. Die SZ amüsiert sich mit
Roger Schmelzers Abenteuern eines
pummeligen Pechvogel "Die besten zehn Sekunden meines Lebens". Sehr empfehlen kann sie auch den Band "Südafrikanische Fotografie". Und die FAZ freut sich über
ZZ Packers grandiose Geschichten von der
inner blackness "Kaffee trinken anderswo" (
Leseprobe) erzählt.

08.07.2010 Als intellektuelles Lesevergnügen mit Lubitsch-Qualitäten feiert die Zeit Shahriar Mandanipurs Roman "Eine iranische Liebesgeschichte zensieren". In den Bann geschlagen hat sie Christian Krachts somnanbule Lesung von David Schalkos Roman "Weiße Nacht". Sehr beeindruckt ist sie auch von Katarina Baders Buch "Jureks Erben". Glänzende Geschichten der Unrast findet die FAZ in Aleksandar Hemons "Liebe und Hindernisse". Die taz empfiehlt Bücher über Romuald Karmakar, den Randgänger aus Überzeugung.

07.07.2010 Die FR erliegt der
Poesie fremder Orte in
Jose F. A. Olivers Gedichten "Fahrtenschreiber". Die FAZ folgt gebannt
Richard Yates' unangenehmen Trinker-Helden in die
Entziehungsklinik (hier unsere
Leseprobe). Die NZZ stellt
Christian Meiers Schrift "Das Gebot zu vergessen" vor und liest einen ganzen Stapel
Kinderbücher, darunter
Linzi Glass' bedrückenden Jugendroman "Im Jahr des Honigkuckucks".

06.07.2010 Die NZZ preist noch einmal Tony Judts wachen Sinn und seine Intellektuellenporträts "Das vergessene 20. Jahrhundert". Auch Stefana Sabins Essay über Theodor Herzl "Der Schriftsteller als Politiker" kann sie empfehlen. Die SZ huldigt Juan Carlos Onetti, und die FR goutiert poetische Leckerbissen von Kurt Bartsch, Johannes Boborwski und Christa Reisig.

05.07.2010 Die SZ rät wieder zu Adolph Freiherr Knigge, der ihr in seinen Werken als Aufklärer und Humanist und ohne jeden Dünkel begegnete. Außerdem bespricht sie politische Jugendbücher. Die FR staunt über Margherita von Brentano, die sich in ihren Schriften "Das Politische und das Persönliche" so streitlustig, links und elegant zeigte. Bewundern kann sie auch die schöne Altersweisheit der Ilse Helbich und ihre Erzählungen "Fremde".

03.07.2010 Was für ein Debüt! Die FAZ jubelt über
Marketa Pilatovas zwischen
Prag und Sao Paulo munter hin- und herfabulierienden Roman "Wir müssen uns irgendwie ähnlich sein". Die taz ist verzaubert von
Mariana Lekys märchenhafter Liebesgeschichte "Die Herrenausstatterin", die
auf einem Zahnarztstuhl beginnt. Sehr empfehlen kann sie auch
Olivier Roys Analyse "Heilige Einfalt" (
Leseprobe) über die Wandlung des Religiösen. Die SZ zollt dem Dichtungs- und Dramaturgie-Denker
Peter Hacks Respekt. Genuss ohne Reue verspricht die FR mit
Marc Males' Noir-Comic "Die Packard Gang".

02.07.2010 SZ und FAZ feiern zum hundertsten Geburtstag H.G. Adlers die Neuausgabe seines Jahrhundertromans "Panorama" und den möglichen Beginn einer Renaissance des großen deutsch-jüdischen Prager Schriftstellers und Historikers. Für reine Musik und besser als Rilke hält die SZ außerdem Laszlo Krasznahorkais Erzählungen "Seiobo auf Erden". Die FR stellt Horst Peiskers bittere Balladen "Dillingers Blues" vor.

01.07.2010 Feine britische Untertreibung findet die FR in James Barries Abenteuerroman "Kleiner weißer Vogel". Die FAZ blättert angeregt in einem Band über neues afrikanisches Kino. Die SZ liest Reportagen Ryszard Kapuscinskis aus dem Polen der 60er Jahre. Die Zeit erklärt nach Lektüre von Domenico Losurdos großer Nietzsche-Biografie: ex Italia lux.