
30.09.2016 Als ein veritables Stück Buchkunst preist die FAZ Vera Dünkels Geschichte der frühen Röntgentechnik. Die Welt findet Harald Lüders' verschwörungstheoretischen NSU-Thriller "Dunkelmacht" allemal glaubhafter als die angebliche Realität. Und die SZ liest mit großem Vergnügen niederländische Kinderbücher: Anke Kranendonks abenteuerlustigen "Käpt'n Kalle" und Annie M.G. Schmidts Reimgeschichten "Ein Teich voll mit Tinte".

29.09.2016 Die FAZ lässt sich von Gerhard Falkner eine Kräftige Portion Phallozentrismus servieren und nimmt Proust und Kafka als Bonus gerne mit. Die SZ lässt sich von Hilary Mantel einen ziemlich düsteren Muttertag ausrichten. Die Zeit nähert sich mit Thomas Melles "Welt im Rücken" Bettina Stangneths "Bösem Denken".

28.09.2016 Die NZZ liest mit Dieter Gosewinkels Studie zur Geschichte des Staatsbürgerrechts in Europa das Buch der Stunde. Die SZ lässt sich von Timothy Garton Ash die Grenzen und Chancen der Redefreiheit im Internet skizzieren. Die FAZ vertieft sich in eine Biografie des Porträtkünstlers Frank Auerbach. Die FR gibt sich dem kräftigen Rhythmus der Bruce-Springsteen-Autobiografie hin.

27.09.2016 Das Buch zur großen Depression in den USA erkennt die Welt in der Bruce Springsteens Autobiografie "Born to Run". In der SZ nickt Richard Ford und ruft: Kunst ist immer auch Krach. Etwas unschlüssig erscheint der NZZ Terry Eagletons "Hoffnungsvoll, aber nicht optimistisch". Die FAZ lobt Evgenij Vodolazkins postmodern verspielten Mittelalter-Roman "Laurus" und empfiehlt außerdem Jose Pirjevecs gewaltige Tito-Biografie.

26.09.2016 Als große Geschichtserzählung über Nationalismus, Gewaltherrschaft und Klassenkampf liest die SZ Ian Kershaws "Höllensturz" über Europa zwischen 1914 und 1949. Mit James Lovelocks "Die Erde und ich" übt sie noch einmal, die Erde als lebendiges Ganzes zu betrachten.

24.09.2016 FAZ und SZ blicken mit Staunen auf die Lebendigkeit römischer Geschichte in John Williams' Roman "Augustus". Die FAZ liest außerdem fasziniert in Edward Timms' monumentaler Studie zu Karl Kraus. Die FR geht ins Harry-Potter-Theater. Die taz amüsiert sich lieber in Sarah Bakewells "Café der
Existenzialisten".

23.09.2016 Als packende Erzählung über die Zersetzung der Gesellschaft von rechts empfiehlt die Welt Horst Eckerts NSU-Krimi "Wolfsspinne". Präzise wie ein Uhrwerk erzählt Friedrich Ani in "Nackter Mann, der brennt" eine Rachegeschichte aus der bayerischen Provinz, staunt die FR. Die taz feiert mit dem von Jonas Engelmann herausgegebenen Band "Damaged Goods" vierzig Jahre Punk. Und die FAZ liest in "Die weiße Straße" Edmund de Waals Familiengeschichte entlang der Geschichte des Porzellans.

22.09.2016 Die FAZ tastet sich staunend durch das komplexe Gebilde von Olga Martynovas "Der Engelherd". Der FR bleibt Ottessa Moshfeghs Geschichte des autoaggressiven Trinkers McGlue fremd. Die NZZ ergibt sich dagegen freudig dem Überwältigungskünstler Cesar Aira. Die SZ freut sich über Andre Kubiczeks so lässigen wie existentiellen Coming-Of-Age-Roman "Skizze eines Sommers". Die Zeit amüsiert sich mit Tomer Gardis "Broken German".

21.09.2016 Die NZZ empfiehlt Goran Vojnovics Roman "Vaters Land", der mit Witz, Schmerz und Wut erzählt, wie ein Sohn den Vater als Kriegsverbrecher entlarvt. Lesenswert findet sie auch einen Band des Historikers Boris Barth über die Krise der Demokratie in der Zwischenkriegszeit. Die FAZ beugt sich über die Romane zweier Kandidaten auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises, Reinhard Kaiser-Mühlecker und Eva Schmidt.

20.09.2016 Als hätten sie's geahnt: Rechtzeitig zur Bekanntgabe der Shortlist besprechen SZ und FAZ Philipp Winklers Roman "Hool", allerdings recht uneinheitlich: Die FAZ ist von der Kraft und dem Tempo dieser Hooligan-Prosa schlicht umgehauen, die SZ findet sie etwas betulich. Mit Dana Rangas "Hauthaus" feiert die SZ dagegen das Assoziative. Die NZZ lässt sich von Sibylle Lewitscharoff auf den Flügeln des Dante-Gesangs davontragen. Und für die FR taugt Frank Raddatz' kritiklose Huldigung der "Republik Castorf" kaum als Argument gegen Chris Dercon.

19.09.2016 Viel Gefühl und Melodramatik bekommt die SZ mit Silke Scheuermanns Roman "Wovon wir lebten", der von einem Küchenchef im Frankfurter Ostend erzählt. Von Strafverteidiger Klaus Volk lernt sie, wie schwer die Wahrheit aus den Menschen herauszubekommen ist. Empfehlen kann sie auch Georg Cremers Analyse zur "Armut in Deutschland". Die FR vergnügt sich mit einem Südtirol-Krimi von Elisabeth Florin.

17.09.2016 Ehrfürchtig liest die FR Marcel Proust Briefe, die ihm viel über Ethik und Schreibkunst des großen Meisters verraten. Mit Dirk Liesemers "Lexikon der Phantominseln" in den Händen reist sie außerdem zum Maria-Theresia-Riff im Südpazifik. Die FAZ stapft ein letztes Mal mit Henning Mankell in schwedischen Gummistiefeln durch die Schären. Die SZ versinkt in Arnold Stadlers ironisch-melancholischer "Rauschzeit". Und für die taz liest Wlodzimierz Borodziej die Tagebücher des Weltkriegsdiplomaten und geschassten Stalin-Verehrers Iwan Maiski.

16.09.2016 Die moderne Dienstleistungsgesellschaft sorgt für die Zementierung sozialer Ungerechtigkeit und den Verlust praktischer Alltagskompetenz, erfährt die FAZ aus Christoph Bartmanns "Die Rückkehr der Diener". Äußerst erhellend findet sie auch den Rainer Brunner herausgegebenen Sammelband "Islam". Die SZ empfiehlt Donald R. Pollocks groteske Pulp-Fantasie "Die himmlische Tafel" und "Das Beispiel Palmyra", Horst Bredekamps Analyse der IS-Bildpropaganda.

15.09.2016 Von wegen Salon-Plaudereien! Als "Buchwunderwerk" bejubelt die FAZ die scharfinnigen, witzigen und traurigen Briefe Marcel Prousts. Loben kann sie auch Anna Weidenholzers feinsinnigen Roman über einen Glücksforscher "Weshalb die Herren Seesterne tragen". Großes Welttheater erlebt die SZ mit Fiston Mwanza Mujilas Kongo-Roman "Tram 83". Die Zeit kürt Ernst Wilhelm Händler zum letzten Avantgardisten des Realismus. Die Welt folgt Benjamin Whitmer mit seinem Roman "Nach mir die Nacht" ins rostige Colorado.

14.09.2016 Die taz erklärt Christian Krachts Roman "Die Toten" zum Meisterwerk des raffinierten Realismus. Gut gefallen haben ihr aber auch die politisch absolut eindeutigen Memoiren der italienischen Kommunistin und Manifesto-Gründerin Luciana Castellina "Die Entdeckung der Welt". Die FAZ verschlingt geradezu John Burnsides Memoiren "Wie alle anderen",
in denen er von Schizophrenie und Alkoholexzessen berichtet. Die SZ beobachtet mit François Garde die Erotik der Wale.

13.09.2016 Die SZ feiert J.L Carrs kleine Erzählung "Ein Monat auf dem Land" als ein in
seiner Diskretion überwältigendes kleines Meisterwerk. Die FAZ versenkt sich mit Faszination in Ian Kershaws "Höllensturz". Die FR besucht mit Peter Moore die Pioniere der Meteorologie. Die NZZ durchlebt mit Julia Kissina Tyrannei und Subversion, Komödie und Tragödie, Farce und Litanei.

12.09.2016 In der SZ teilt Hannelore Schlaffer Peter Sloterdijks spürbare Lust an scharfen Sottisen und Pornografie. Außerdem hat die SZ herausgefunden, wer schuld ist am Islamismus: Der Kapitalismus war es gewesen. Die FAZ springt mit Rambharos Jha in tamilische Wasserwelten und sucht sich mit M.G. Leonard einen Käferkumpel. Die taz kann kaum fassen, wie boshaft der Ex-Papst Benedikt in seinen aller- "Letzten Gedanken" ist.

10.09.2016 Die NZZ amüsiert sich mit epistolarischen und erotischen Eskapaden Peter Sloterdijks. Die taz lernt mit Tomer Gardi "Broken German". Die Welt empfiehlt die warmherzigen Prosaminiaturen Matthias Brandts. Die FAZ liest letzte Gespräche mit Benedikt XVI..Außerdem: Kracht und Lewitscharoff und kein Ende.

09.09.2016 Charmant, sentimental, boshaft und frech wie seine Filme begegnet der Regisseur Helmut Dietl FAZ und SZ in seinen unvollendeten Memoiren "A bissel was geht immer". Auch Matthias Brandts Erinnerungen an seine Bonner Kindheit und Michael Angeles Essay "Der letzte Zeitungsleser" kann die FAZ sehr empfehlen.

08.09.2016 Die FAZ reist begeistert mit dem Syrer Hanna Diyab von Aleppo nach Paris, an den Hof Ludwig XIV.. Auch die NZZ findet sich in Aleppo wieder - mit Mathias Enards "Kompass". Die Zeit erliegt dem endlosen inneren Monolog von Teresa Präauers Schimmi. Außerdem staunt sie, was Heinrich Detering alles aus einem Bob-Dylan-Songtext herausholt. FR und taz lesen Christian Kracht.

07.09.2016 Virtuos findet die FAZ Thomas Jonigks Porträt eines gebildeten, reflektierten Vergewaltigers. Die FR liest voller Bewunderung Thomas Melles "Hammer"-Literatur über seine Depressionen. Die SZ bewundert Cesar Airas monströse Einbildungskraft. Die NZZ bespricht Jugendbücher. Die taz reist mit Gerhard Falkners Roman "Apollokalypse" durch West-Berlin.

06.09.2016 Reinstes Leseglück erlebt die SZ mit Dmitrij Kapitelmans "Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters". Sehr empfehlen kann sie auch den Roman "Outline" über das Scheitern einer Ehe, mit dem sich Rachel Cusk in Britannien herzlich unbeliebt machte. Die FAZ begibt sich freudig mit Yann Martel auf spirituelle Reise zu den "Hohen Bergen Portugals". Die FR bleibt mit Silke Scheuermanns "Wovon wir lebten" in Offenbach. Und die NZZ erkennt mit Katja Lange-Müller, dass das Leben unvollendetes Stückwerk bleibt.

05.09.2016 Hautnah erlebt die SZ in Patrick Kingsleys Reportagen "Die neue
Odyssee" Fluchtgeschichten mit. Pragmatisch erscheinen ihr
auch Kristin Helbergs Ratschläge zum deutsch-syrischen Zusammenleben. Geradezu meisterlich findet sie schließlich, wie Colm Toibin in seinem Roman "Nora Webster" von einer doppelten Emanzipation in Irland erzählt. Die FAZ liest noch einmal mit Joachim Starbatty die englischen Klassiker der Nationalökonomie.

03.09.2016 Mit seinem Roman "Apollokalypse" schlägt Gerhard Falkner ein ganz neues Kapitel Berlin-Literatur auf, jubelt die SZ. Die FAZ plädiert bei Christian Kracht für eine Trennung von Autor und Erzähler. Im Email-Roman "Das Schelling-Projekt" lernt die taz die prickelnde Seite Peter Sloterdijks kennen. Und Francoise Frenkels Lebens- und Fluchtgeschichte "Nichts, um sein Haupt zu betten" hat laut Welt das Zeug, uns den Glauben an das Gute im Menschen zurückzugeben.

02.09.2016 Warum Kleidergeschichte Wirtschaftsgeschichte ist und alle Welt nur noch in Leasure-Klamotten herumläuft, erfährt die FAZ in Anja Meyerroses Geschichte des Herrenanzugs. Gebannt liest sie auch James Romms Darstellung des Diadochenzeitalters und Annette Weinkes Studie über über deutsche Staatsverbrechen im 20. Jahrhundert. Die SZ feiert Carla Maia de Almeidas Kinderroman "Bruder Wolf" als literarisches Ereignis und freut sich, dass Benjamin Carter Hett den Fall Reichstagsbrand wieder aufrollt.

01.09.2016 Die Zeit begibt sich mit Christian Krachts "Toten" auf vermintes Terrain und erkundet die Filmkultur der Dreißiger in Berlin, Tokio und Hollywood. Bei Peter Sloterdijk sucht sie nach Schelling und findet einen philologischen Porno. Die FAZ bewundert die Poetik des Authentischen in Thomas Melles schmerzhaftem Roman "Die Welt im Rücken". SZ und Zeit entdecken bei Eugen Ruge den blanken Horror im China des Jahres 2055. Die NZZ reist mit Mosche Ya'akov Ben-Gavriel lieber nach Jerusalem und Tel Aviv anno 1917. Und die FR liest Bodo Kirchhoffs tragisch-ironische Novelle "Widerfahrnis".