
30.04.2012 In hohen Tönen lobt die FAZ John Freelys Kulturgeschichte "Platon in Bagdad", die sehr schön erzählt, wie die arabische Welt einmal die Wissenskultur zum Explodieren brachte. Die SZ begibt sich mit Jens Mühling auf "Russische Abenteuer" und lässt sich von Ursula Kossers Buch "Hammelsprünge" an die grotesken Gockeleien der Bonner Republik erinnern. Die taz liest Wolfgang Kraushaars Untersuchung der Protesbewegungen des Jahres 2011 "Der Aufruhr der Ausgebildeten".

28.04.2012 Die FAZ liest erstmals die Rohversion von Raymond Carvers Erzählungen "Beginners" und findet sie gar nicht mal schlechter als die berühmte, fettfreie Version seines Lektors. Sehr empfehlen kann sie auch Gerbrand Bakkers Roman "Der Umweg". Die NZZ begeistert sich für Christina Maria Landerls Wien-Roman "Verlass die Stadt". Die SZ lobt die formale Präzision von Dea Lohers Romandebüt "Bugatti taucht auf". Und die taz preist noch einmal Guy Delisles Comicreportage "Aufzeichnungen aus Jerusalem".

27.04.2012 Die SZ freut sich über eine Neuausgabe von Paul Bowles' marokkanischen Reiseberichten "Taufe der Einsamkeit", denen sie absolut keine pädagogische Absichten nachsagen kann. Außerdem arbeitet sie sich beglückt durch Thomas von Aquins
"Quaestiones Disputatae". Die FAZ durchlebt mit Alan Pauls' "Geschichte der Haare" argentinische Traumata.

26.04.2012 Die
Zeit feiert die wunderschönen und gelassenen Erzählungen "Heimsuchungen" der Nigerianerin
Chimamanda Adichie. Sehr empfehlen kann sie auch
David van Reybroucks Geschichte des Kongo (hier unser
Vorgeblättert). Die
NZZ liest beeindruckt
Indra Sinhas Roman "Menschentier". Die
FR begeistert sich für
Stephen Greenblatts elegante Renaissance-Geschichte "Die Wende".

25.04.2012 Als Meisterwerk der japanischen Erzählkunst feiert die NZZ Ogai Moris zarten Liebesroman "Die Wildgans". Sehr verdienstvoll findet sie Werner Fulds "Buch der verbotenen Bücher". Als schwungvollen Schmöker über Philologie, Humanismus und Klosterleben lässt sich die SZ Stephen Greenblatts Renaissance-Geschichte "Die Wende" gefallen. Die FAZ nähert sich mit Gunnar Gunnarssons Roman "Vikivaki" echt isländischem Lebensgefühl.

24.04.2012 Schwer schlucken musste die NZZ bei Antonio Pennacchis Roman "Canale Mussolini", der von ihr verlangt, den Faschismus des Duce zu verachten, aber seine Trockenlegung der Pontinischen Sümpfe zu verehren. In der taz feiert Najem Wali John Freelys Geschichte des arabisch-europäischen Wissenstransfers "Platon in Bagdad". Die FAZ lernt in David Gutersons Satire "Ed King", wie man aus seinem Kind einen milliardenschweren Internet-Tycoon macht.

23.04.2012 Heute muss einfach Samar Yazbeks "Schrei nach Freiheit" gelesen werden, meint die FR, die selbst diesen mutigen Bericht der syrischen Autorin voller Bewunderung aufgenommen hat. Die FAZ empfiehlt Bruno Schulz' traumhafte Erzählungen "Das Sanatorium zur Sanduhr". Die SZ lobt ein neues Adorno-Handbuch und versinkt in Daniel Glattauers Roman "Ewig dein".

21.04.2012 Die FAZ lässt sich von David Vann in Beziehungskämpfe griechischen Ausmaßes vor der Kulisse Alaskas hineinziehen. Die SZ hätte Oliver Storz' Romanfragment "Als wir Gangster waren" gern zuende gelesen. Die taz staunt über Milena Michiko Flasar: dezent, fast scheu, und doch knüppeldick ist ihre Prosa. Die NZZ empfiehlt Dubravka Ugresics "Karaokekultur" als radikale Kritik am postmodernen Kulturbetrieb.

20.04.2012 Die
FR liest mit Vergnügen
Laurie Pennys Abrechnung mit dem "Fleischmarkt" für
weibliche Körper. Die
NZZ empfiehlt
Bram Stokers "Dracula"-Roman als nach wie vor einprägsame Mischung aus
Pornografie und
Kitsch. Die
SZ lässt sich von
F.
C.
Delius in die heroische Zeit der Gruppe 47 versetzen (hier unser
Vorgeblättert).

19.04.2012 Große Freude hat die FAZ am schrulligen Snobismus, mit der Tom Hodgkinson uns in die "Schöne alte Welt", also auf seinen Bauernhof nach Devon führt. Außerdem rät sie nachdrücklich, Rahel Varnhagens "Buch des Andenkens für ihre Freunde". Die SZ liest berührt Stefan Blocks Roman über seinen manisch-depressiven Großvater "Aufziehendes Gewitter". Die Zeit entdeckt die französische Autorin Hélène Bessette wieder.

18.04.2012 Die
FR feiert
Jaroslav Rudis' magischen Roman "Die Stille in Prag". Die
NZZ verinnerlicht die "Zehn Gebote des Schreibens", wie sie 42 SchriftstellerInnen im gleichnamigen Buch verkünden. Die
SZ sieht mit
Georges-Arthur Goldschmidts Erzählung "Ein Wiederkommen" die
Poesie der Selbstbespiegelung auf neue Gipfel geführt (Hier unser "
Vorgeblättert"). Die
FAZ empfiehlt H
erbert Schnädelsbachs "Was Philosophen wissen".

17.04.2012 Das Scheitern im Jahr 2011 als evolutionäres Phänomen lernt die SZ in Patricia Görgs "Handbuch der Erfolglosen" kennen - und ist hellauf begeistert. Von Martin Walser erfährt sie, wie Rechtfertigung zu Rechthaberei wurde. Sehr berührt liest die NZZ Aharon Appelfelds elegischen Roman "Der Mann, der nicht aufhörte, zu schlafen". Die FAZ bewundert Matthias Göritz' raffinierte Gedichte "Tools".

16.04.2012 Die FAZ wirft mit Robert Laughlin einen Blick in die Energie-Zukunft, in der Roboter unsere untermeerischen Pumpspeicherkraftwerke betreiben werden. Als Buch der Stunde empfiehlt die FR Nihad Siris' syrische Satire "Ali Hassans Intrige". Die SZ stellt eine Monografie des Mietshaus-Architekten Albert Gessner vor und bespricht politische Jugendbücher.

14.04.2012 Die SZ lässt sich von Martin Gayford erzählen, wie es ist, von Lucian Freud gemalt zu werden. Die taz zieht sich mit Tony Judt in dessen Chalet der Erinnerung zurück. Die NZZ liest mit Miguel Syjucos "Die Erleuchteten" einen trickreichen und informativen Roman über die mächtigsten Familien auf den Philippinen. Die FAZ erlebt ganz großes Hörkino mit einer Hörspielversion von Kafkas Roman "Der Verschollene".

13.04.2012 Gut geschrieben ist gut gedacht: Die FR freut sich über Rolf Hosfelds "wunderschöne" Tucholsky-Biografie. Die SZ lässt sich von David Vann in die "Unermesslichkeit" einer Ehehölle ziehen. Als Liebeserklärung an den Schwarzwald liest die FAZ Matthias Nawrat Debütroman "Wir zwei allein".

12.04.2012 Die Zeit empfiehlt sehr herzlich Nedim Gürsels Roman "Allahs Töchter", in dem üppige Göttinnen eine größere Rolle spielen als zornige alte Männer. Inspirierend und ärgerlich, klug und verwirrend findet sie zudem die dreibändige Edition "Europäische Erinnerungsorte". Die NZZ preist den amerikanischen Lyriker Wallace Stevens und seine formvollendeten Gedichte "Hellwach, am Rande des Schlafs". Die SZ mag kaum glauben, wie unbefangen R.M. Douglas in seinem Buch "R.M. Douglas 'Ordnungsgemäße Überführung' über die Vertreibung der Deutschen schreibt.

11.04.2012 Die SZ lernt von Atiq Rahimi, Dostojewski als Stimme der Hoffnung zu lesen. Herzzerreißend und hochpoetisch findet die FR Janet Frames Roman "Wenn Eulen schreien". Die NZZ empfiehlt Wells Towers Erzählungen "Alles zerstört, alles verbrannt". In der FAZ übst sich Jochen Schimmang mit Thierry Paquot in der Kunst des unproduktiven Mittagsschlafs.

10.04.2012 Die NZZ freut sich über Matthias Nawrats gelungenes Debüt "Wir zwei allein". Sehr schön findet sie auch die Wiederbegegnung mit Georges Perros und seinem Gedichtroman "Luftschnappen war sein Beruf". Die FAZ feiert Ernst Augustins Roman "Robinsons blaues Haus". Und die SZ lässt sich von Corine Defrance und Ulrich Pfeil die deutsch-französische Gemengelage ausleuchten.

07.04.2012 Pardon für die Verspätung! Irgendjemand da oben hat was gegen Samstagsarbeit und nutzt alle technischen Tricks, sie zu torpedieren. Wer jetzt noch Zeit hat, sich ein Buch zu besorgen, findet hier noch einige Tipps: Die FAZ grölt mit Jägerwürstchen unanständige Lieder auf die Mohnschnecke Eloise von Piroggen. Die NZZ lernt von Lisa Elsässer "Die Finten der Liebe". Die taz amüsiert sich im "Hotel Nirgendwo" über den urban arroganten Humor der Heldin Ivana Bodrozics. Die SZ lernt von den Fitzgeralds, wie man die 10 Gebote und sich den Hals bricht. Allen Lesern friedliche Ostertage!

05.04.2012 Die FAZ gratuliert Bora Cosic, der heute achtzig wird, und liest seine Erinnerungen an seine Kindheit in Zagreb und an seine Zeit mit den Surrealisten in Belgrad. Die NZZ vergnügt sich mit John Kennedy Tooles "Verschwörung der Idioten" und läutet mit Alexander Demandts Pontius-Pilatus-Biografie die Osterfeierlichkeiten ein.

04.04.2012 In der Zeit entdeckt Clemens Setz mit John Burnsides Roman "In hellen Sommernächten" einen neuen rätselhaften Literaturkontinent. Mit Begeisterung hat sie auch Adam Zamoyskis Geschichte von Napoleons Russlandfeldzug "1812" gelesen. In der taz feiert Stephan Wackwitz Heinz Schlaffers Geschichte der Lyrik "Geistersprache". Großartig findet die FAZ Tim Weiners spannende Geschichte des FBI.

03.04.2012 Die NZZ lässt sich kundig und weise von Anita Albus durch die Kathedrale von Prousts "Recherche" führen. Fröstelnd begibt sie sich zudem in Tom McCarthys unterkühltes Romanuniversum "K". Die FR begegnet Peter Berling in seinen Erinnerungen "Hazard & Lieblos" als begnadetem Bohemien. Die SZ verfolgt interessiert, wie Linda Maria Koldau den Mythos Titanic re- und dekonstruiert. Die Euro-Norm der Paarbeziehung zu fürchten, lernt die FAZ von Christiane Rösingers Bilanz "Liebe wird oft überbewertet".

02.04.2012 Die FR empfiehlt Kathrin Hartmanns wütendes Buch über die gesellschaftliche Spaltung in Deutschland "Wir müssen leider draußen bleiben". Ziemlich ausgefuchts findet sie auch Franziska Gerstenbergs Roman über ein verschwundenes Mädchen "Spiel mit ihr". Die SZ freut sich, wie klar und gelehrt ihr der Philosoph Herbert Schnädelbach die Grundprobleme der Erkenntnis, der Sprache und des Handels erklärt.