
29.11.2014 Für die Welt sind Szilard Borbelys "Mittellosen" ein besonderes Ereignis, schockierend, traurig, aber auch tröstlich. Die FAZ isst sich "Am Beispiel der Gabel" durch die Geschichte des Kochens. Die taz ist bewegt von Judith Vanistendaels Comic "Als David seine Stimme verlor" und streift mit Christa Wolf durch Moskau.

28.11.2014 Als herausgeberische und übersetzerische Großtat feiert die SZ den Band "Mein Taubenschlag" mit sämtlichen Erzählungen Isaak Babels. Brendan Simms arbeitet in "Der längste Nachmittag" den deutschen Anteil an der Schlacht von Waterloo heraus, freut sich die FAZ. Weniger überzeugt ist sie von Jonathan Franzens anekdotischem Kommentar zu Karl Kraus. "Verschwörung in Wien" schließt eine Lücke in der Gesamtausgabe Karl Mays mit lesenswerten Erzählungen aus der Kolportage-Phase, meint die FR.

27.11.2014 Nach der Lektüre von Roberto Zapperis Studie über "Die Päpste und ihre Maler" sieht die FAZ die Papstporträts von Raffael, Tizian & Co mit anderen Augen. Als sinnliche Reiseanleitung empfiehlt sie außerdem Matthias Zschokkes Venedigbuch "Die strengen Frauen von Rosa Salva". Liao Yiwu schildert der NZZ in "Gott ist rot" die Lage verfolgter Christen in China. Und die SZ begibt sich mit J.A. Baker auf die Spur des Wanderfalken.

26.11.2014 Mit Studien über den Wiener Kongress von David King, Thierry Lentz und Adam Zamoyski läutet die FAZ das Gedenkjahr 2015 ein. Roman Ehrlich bereitet der NZZ mit seinem Erzählungsband "Urwaldgäste" einen heilsamen imaginativen Schock. Wichtig und anregend findet die NZZ auch "Existenzweisen", Bruno Latours umfassende Kritik der Moderne. Die FR begibt sich derweil mit Stefan Klein auf eine mitreißende Expedition in unsere Träume.

25.11.2014 Mit dem Erzählband "Mörderische Huren taucht die NZZ noch ein letztes Mal Roberto Bolanos poetischen Kosmos aus Komik und Vitalität, Furor und Präzision. Außerdem liest sie fasziniert Patrice Nganangs Roman "Zeit der Pflaumen". Die FAZ jubelt über Yuri Herreras mexikanischen Narco-Roman "Der König, die Sonne, der Tod". Die SZ erlebt staunend, wie Leonie Treber den "Mythos Trümmerfrau" zerschlägt und ärgert sich höchst fasziniert über Henry Kissinger.

24.11.2014 Die SZ preist John Burnside als menschenkundigen Autor und liest seinen Roman "Haus der Stummen" mit Entsetzen und Genuss zugleich. Mit den "Moskauer Tagebüchern" vergegenwärtigt sich die FR noch einmal, wie Christa Wolf das Jahr 1989 zwischen DDR und Sowjetunion pendelnd erlebte.

22.11.2014 Die
taz lernt von
Ulrike Draesners Gedichten "Subsong nach innen zu hören. Dem
Riot Girl der 1848-Revolution begegnet die
taz in
Barbara Sichtermanns Hommage auf
Louise Astons. Empfehlen kann sie auch
Christian Demands Essays "Die Invasion der Barbaren". Nach Lektüre von
Jack El-Hais "Der Nazi und der Psychiater" denkt die
FAZ noch einmal über
Normalität nach. Ähnlich verstörend, aber grandios findet sie
Szilad Borbelys Roman "Die Mittellosen" (hier unser
"Vorgeblättert"). Und die
Welt liest mit Interesse, aber nicht ganz einverstanden
Jung Changs Biografie der "Kaiserinwitwe Cixi".

21.11.2014 Mit ihrem gründlich recherchierten, packend erzählten Roman "Gebete für die Vermissten" über Mädchenräuber und Drogenkartelle in Mexiko hat Jennifer Clement die FR begeistert. Die FAZ empfiehlt Fadhil al-Azzawis Roman "Der Letzte der Engel" über den Irak der Fünfzigerjahre und die "Geschichte der Russlanddeutschen" von György Dalos. Und die SZ freut sich, dass der Mailänder Dichter Milo De Angelis endlich auch auf Deutsch zu entdecken ist.

20.11.2014 Mit seinem quellensatten Unternehmerporträt des Verlegers Johann Friedrich Cotta lässt Bernhard Fischer die FAZ buchgeschichtlich Feuer fangen. So klug wie beunruhigend findet sie außerdem Achille Mbembes "Kritik der schwarzen Vernunft" über den Zusammenhang von Kapitalismus und Rassismus. Die Zeit ist tief bewegt von Barbara Yelins Comicroman "Irmina" und Finn-Ole Heinrichs "Abeuteuer der Maulina Schmitt".

19.11.2014 Dass Regina Schaunig für ihre Darstellung von Ingeborg Bachmanns frühen Jahren Texte aus dem streng gehüteten Nachlass stibitzte, macht "...wie auf wunden Füßen" für die NZZ zu einer kleinen Sensation. Die mitgerissene FAZ kann das Glück und das Grauen, von denen die in "Mein Taubenschlag" gesammelten Erzählungen Isaak Babels berichten, kaum fassen. Und die SZ findet Benjamin Leberts "Mitternachtsweg" als Schauermärchen mehr, als Roman weniger gelungen.

18.11.2014 Als tief bewegendes Werk von geradezu
Rousseauscher Selbstentblößung preist die
SZ Hans Keilsons "Tagebuch 1944" (Leseprobe bei
"Vorgeblättert"). Auch
Günter Müchlers antiromantischen Blick auf "Napoleon hundert Tage" weiß sie zu schätzen. Die
FAZ freut sich über die ersten Bände der Werkausgabe des tscheschichen Schriftstellers und Diplomaten
Jiri Grusa. Die
NZZ liest
Cynthia Ozicks Roman "Miss Nightingale in Paris" und
Franco Morettis Exegesen zum
Bourgeois in der Literatur.

17.11.2014 Mit großer Freude liest die FR Alexandre Dumas' erstmals übersetzten Roman "Ein Liebesabenteuer", besonders gefallen haben ihr die feurigen deutsche Frauen. Die FAZ lobt sich Dominic Wallimans Astrologiebuch "Professor Astrokatz", das Kindern bemerkenswerte Abstraktionsleistungen zugesteht. Und die SZ frohlockt noch einmal über Marlene Streeruwitz' "Reise einer jungen Anarchistin in Griechenland".

15.11.2014 Hellauf begeistert ist die Welt von Günther Rühles fünfzehnhundertseitiger Geschichte des deutschen Nachkriegstheaters. Die NZZ liest neue Biografien über Ludwig Hohl, Richard Strauss und Matthias Claudius. Als leichte Lektüre im besten Sinne preist die taz Kristof Magnussons Arztroman "Arztroman". Sehr empfehlen kann sie auch "Utopie oder Untergang", Benjamin Kunkels kluge Essays zur Krise. Und die FAZ lauscht dem furiosen Sound der Gedichte Albert Ostermaiers.

14.11.2014 Angesichts von Jörg Lausters "Die Verzauberung der Welt" staunt die FAZ, wie spannend sich eine zweitausend Jahre umfassende Kulturgeschichte des Christentums lesen kann. Die FR liest mit großem Gewinn Philipp Thers Studie "Die neue Ordnung auf dem alten Kontinent" über die Reformen und Umbrüche in Polen, Ungarn und Tschechien seit dem Mauerfall. James Freys multimediales Megafantasyprojekt "Endgame" ist für die SZ nichts weiter als eine Verwertungskette mit dürftiger Story.

13.11.2014 Als großes Lesevergnügen und Ermutigung, sich an "Finnegan's Wake" zu wagen, preist die FR die in "Finn's Hotel" gesammelten kleinen Texte von James Joyce. Die FAZ bestaunt "Das grafische Gesamtwerk" und den gewaltigen Interessenhorizont Alexander von Humboldts. In Herta Müllers Gesprächs- und Erinnerungsband "Mein Vaterland war ein Apfelkern" geht der SZ die Identität von Leben und Schreiben auf. Und die Zeit erfreut sich an Klaus Binders hexameterfreier Neuübersetzung von Lukrez' "Über die Natur der Dinge".

12.11.2014 Die syrische Zivilgesellschaft lebt, erfährt die tief beeindruckte FAZ in der von Larissa Bender herausgegebenen Anthologie mit "Innenansichten aus Syrien". Die FR gibt sich dem eigentümlichen Sog von Patrick Modianos Roman "Gräser der Nacht" hin. Mit großer Begeisterung liest die NZZ Iwan Bunins Erzählungen aus dem Jahr 1912. Und die SZ feiert Kjell Westös Roman "Das Trugbild" über Finnland am Rand des Zweiten Weltkriegs als rares Meisterwerk.

11.11.2014 Aus Gerbert van Loenens Buch "Das ist doch kein Leben mehr!" lernt die SZ, dass Sterbehilfe nicht immer gleich Selbstbestimmung ist. Werner Fuld erläutert der FR die "Geschichte des sinnlichen Schreibens" und erklärt, warum deutsche Autoren keine erotische Literatur können. Die FAZ informiert sich mit Berthold Unfrieds Studie "Vergangenes Unrecht" über die globale Entschädigungsbewegung der 1990er Jahre. Und die NZZ gratuliert Hans Magnus Enzensberger zum Erinnerungsbuch "Tumult" und 85. Geburtstag.

10.11.2014 Wie auf einer Riesenwelle gleitet die SZ durch Thomas Wolfes schwungvollen Roman "Von Zeit und Fluss" von 1935. Die FAZ lacht sich kaputt mit Max Goldts Hörbuch "Schade um die schöne Verschwendung". Auch das Hörspiel zu Alfred Döblins "November 1918" weiß sie zu schätzen. Die FR lobt Daniel Schreibers Essay über den Alkoholismus "Nüchtern".

08.11.2014 Der SZ graut mit Heike Geißler vor Saisonarbeit bei Amazon und im Grunde vor Arbeit überhaupt. Die FAZ feiert mit Henriette Schroeder weibliche Würde in Zeiten der Not. taz, Welt und SZ freuen sich über einen neuen Modiano für nostalgische Frankophile. Die NZZ stellt die große polnische Intellektuelle Maria Janion vor. Die FR lässt sich von Ken Folletts "Kindern der Freiheit" fesseln.

07.11.2014 Die SZ legt sich fest: Mit seinen Essays, Reportagen und Zeitzeugengesprächen ist Marko Martins Kompendium "Treffpunkt '89" das beste Buch zum Fall der Mauer. In seinem Roman "Kastelau" gelingt Charles Lewinsky der heikle Balanceakt zwischen Banalität und Unterhaltung, meint die FR. Und die FAZ ist unschlüssig, ob Peter Lichts "Lob der Realität" nun Sponti-Spruch-Vademecum, Liedtextsammlung oder ernstzunehmende Reflexionsprosa ist - sie hat sich jedenfalls bestens amüsiert.

06.11.2014 In "Der Letzte der Engel" erzählt
Fadhil al-Azzawi der faszinierten
SZ mit diabolischem Humor ein Epos aus dem Irak (Leseprobe bei "
Vorgeblättert"). Die
taz erlebt in der Graphic Novel "Treibsand" den Berliner
Sommer '89 als surreale Traumsequenz eines US-Reporters. Die
FAZ ist äußerst angetan von
Kai Kauffmanns Biografie über Stefan George. Und die
Zeit lernt in
Bernd Stieglers Studie "Spuren, Elfen und andere Erscheinungen"
Arthur Conan Doyle als überzeugten Spiritisten kennen.

05.11.2014 In "Present Shock" führt Douglas Rushkoff der FAZ eindrücklich die Ungreifbarkeit des Jetzt vor Augen. Mit Gewinn und Verblüffung liest sie außerdem Daniel Hornuffs Kulturgeschichte der Schwangerschaft. Die NZZ erfährt von Rainer Pöppinghege, was "Tiere im Ersten Weltkrieg" durchmachten. Und der Augenzeuge Ulrich von Richental berichtet der SZ über die Gottesdienste, Papstwahl und Außentoiletten beim Konstanzer Konzil.

04.11.2014 Erschöpft, aber glücklich ist die NZZ nach Mircea Cartarescus Roman "Die Flügel", der Ceausescus Herrschaft in kosmische Dimensionen ausweitet. Die FAZ liest mit Vergnügen und Schrecken Roman Ehrlichs Erzählungen "Urwaldgäste" und blickt mit Mojib Latif auf "Das Ende der Ozeane". Die SZ empfiehlt Mark Blyth' Analyse "Wie Europa sich kaputtspart". Die taz erinnert sich mit Rüdiger Esch an die Zeit, als noch Musik aus Düsseldorf kam.

03.11.2014 Die SZ freut sich sehr über Sempés Band "Sturmböen und Windstille", der selbst an weniger sonnigen Herbsttagen allen Trübsinn vertreiben würde. Sehr empfehlen kann sie auch Scholastique Mukasongas Ruanda-Roman "Die heilige Jungfrau vom Nil".

01.11.2014 In der Welt liest sich Annett Gröschner durch die Gesammelten Gedichte von Heiner Müller. Die FAZ lernt mit Georg Stefan Troller einen Journalisten kennen, der noch auf seine Intuition vertraute. Alles Wesentliche über die Liebe lernt sie aus Iwan Bunins Erzählband "Vera". Großartige, atemlose Prosa liest die NZZ in Blaise Cendrars Erzählungen vom Ersten Weltkrieg. Schade, dass er so ein Frauenfeind und Antisemit war. Die taz freut sich über den ersten Thriller der literarischen Postmoderne, John Hawkes' "Die Leimrute".